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Das Pelzgurteltier Dasypus pilosus ist eine Art der Langnasengurteltiere und verfugt als einziger Vertreter dieser Gattung uber ein dichtes den Ruckenpanzer bedeckendes Fell aus borstenartigen Haaren Es kommt endemisch in Peru vor wo es ein kleines Verbreitungsgebiet in den Nebelwaldern der Anden besiedelt Uber die Lebensweise der Gurteltierart ist kaum etwas bekannt Ihr Bestand wird als gefahrdet angesehen genaue Daten liegen aber nicht vor PelzgurteltierPelzgurteltier Dasypus pilosus Holotyp ExemplarSystematikOrdnung Gepanzerte Nebengelenktiere Cingulata ohne Rang Gurteltiere Dasypoda Familie DasypodidaeUnterfamilie DasypodinaeGattung Langnasengurteltiere Dasypus Art PelzgurteltierWissenschaftlicher NameDasypus pilosus Fitzinger 1856 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Habitus 1 2 Skelettmerkmale 2 Verbreitung und Lebensraum 3 Lebensweise 4 Systematik 5 Bedrohung und Schutz 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksMerkmale BearbeitenHabitus Bearbeiten Das Pelzgurteltier weist eine Gesamtlange von 59 3 bis 75 cm auf der Schwanz nimmt davon 24 5 bis 26 8 cm ein und erreicht somit 65 bis 76 der Lange des restlichen Korpers Die Kopf Rumpf Lange wird mit 40 bis 44 cm angegeben Das Gewicht variiert von 1 4 bis 2 3 kg Mannchen sind durchschnittlich etwas Grosser als Weibchen Die Gurteltierart ist somit vergleichbar zu mittelgrossen Vertretern der Langnasengurteltiere Der Kopf ist wesentlich grosser als bei diesen und wird 11 2 bis 12 5 cm lang Er besitzt eine in der Seitenansicht eiformige Gestalt mit einer lang herausgezogenen und walzenformigen Schnauze Die Augen sind klein die Ohren werden 3 5 bis 5 cm lang und sind damit sehr gross Sie haben eine loffelartig breite Gestalt und stehen dicht beieinander Die Stirn wird von einem Kopfschild aus unregelmassigen vieleckigen regellos angeordneten Knochenplattchen bedeckt Er ist langgestreckt und rhombisch im Umriss hinten endet er spitz Der Rumpf hat eine eher niedrige und gestreckt walzenformige Gestalt Der typische Korperpanzer besitzt einen festeren Schulter und Beckenteil wobei letzterer langer ist als ersterer Zwischen diesen beiden festen Schilden befinden sich acht bis zwolf haufig elf bewegliche Bander von denen die vordersten vier jedoch starker miteinander verankert sind Insgesamt besteht der Panzer aus mehreren Reihen von kleinen Knochenplattchen am Schulterpanzer sind es etwa 18 wobei jene des festen Panzers eine eher rundliche Form aufweisen die der beweglichen Bander dagegen eine viereckige Die Oberflachengestaltung der einzelnen Plattchen weicht von den sonstigen Langnasengurteltieren ab Sie zeichnet sich durch fehlende Furchen aus dafur sind zahlreiche rundliche Offnungen Foramina ausgebildet die an den Knochenplattchen der festen Panzerteile zirkular eine zentrale Musterung umgeben Jedes Plattchen besitzt 30 bis 35 dieser Foramina An den Schildchen der beweglichen Bander sind die Offnungen eher langlich angeordnet Der Panzer ist gelblich weiss gefarbt und wird von einem dichten rotlich bis gelbbraun gefarbten Fellkleid bedeckt so dass dieser nur im vordersten Bereich sichtbar ist Die einzelnen Haare entspringen dabei den kleinen Offnungen der Knochenplattchen Eine deutliche Behaarung kommt ansonsten bei Langnasengurteltieren nicht vor und ist hier auch ausgepragter als bei den Borstengurteltieren Die Lange der Haare betragt ungefahr 5 cm Die Bauchseite die von sechseckigen Knochenplattchen bedeckt wird und die Vorderseiten der Beine weisen eine weniger dichte Behaarung auf ebenso die Wangen Der lange Schwanz wird wiederum in den vorderen zwei Dritteln von 7 bis 11 wirtelformigen Knochenringen umschlossen jeder bestehend aus zwei Reihen von Knochenplattchen Aus den hinteren Enden der jeweiligen Ringe spriessen sparlich verteilte kurze Haare Die Gliedmassen sind kurz und enden vorne in vier hinten in funf Strahlen Alle Zehen besitzen Krallen in Kegelform nur die mittleren der Vorderfusse sind lang und schmal Die Hinterfusslange schwankt von 7 1 bis 8 cm 1 2 3 4 5 Skelettmerkmale Bearbeiten Der Schadel wird 10 bis 11 1 cm lang und an den Jochbogen 3 2 bis 3 6 cm breit Auffallig erscheint das sehr lange in Seitenansicht gerade verlaufende Rostrum das zwischen 6 5 und 7 5 cm einnimmt und das verhaltnismassig langste aller Gurteltiere darstellt Auf dem Scheitelbein ist manchmal ein leichter Scheitelkamm ausgebildet eine ahnliche Knochenbildung kommt bei den Langnasengurteltieren sonst nicht vor Das Gaumenbein nimmt bis zu 74 der Schadellange ein was vor allem durch die Verlangerung des Oberkiefers und des Zwischenkieferknochens erreicht wird Das Mittelohr ist im Innern abweichend von den anderen Langnasengurteltieren teilweise stark verknochert Der Unterkiefer weist eine spangenartige Form auf mit nur wenig aufsteigenden Gelenkasten und zeigt dadurch einen deutlich grazileren Bau als bei den weiteren Vertretern der Langnasengurteltieren Seine Lange betragt 8 bis 9 1 cm Das Gebiss weicht im Zahnaufbau von anderen Saugetieren ab Es besitzt nagel oder pflockartig geformte molarenahnliche Zahne ohne Zahnschmelz Im Oberkiefer befinden sich 7 bis 8 im Unterkiefer 7 bis 9 Zahne je Kieferast insgesamt besteht das Gebiss somit aus 28 bis 34 Zahnen 4 Verbreitung und Lebensraum Bearbeiten nbsp VerbreitungsgebietDas Verbreitungsgebiet des Pelzgurteltiers umfasst einen nur schmalen Streifen entlang der Anden im Westen und Norden von Peru wo es in Hohen von 500 bis 3000 m uberwiegend aber von 2600 bis 3400 m uber dem Meeresspiegel vorkommt Die Ausdehnung des Gebietes ist sehr begrenzt und wird mit 53 000 Quadratkilometern angegeben wobei insgesamt nur funf Lokalitaten aus verschiedenen Departamentos des Landes bekannt sind an denen die Art in den letzten Jahren beobachtet wurde An einer weiteren wurden einzelne Tiere im Jahr 2016 mittels Kamerafallen aufgespurt 6 Alle bisher beobachteten Individuen befanden sich in der Nahe von Wasserstellen Fruhere Annahmen uber eine weit nach Suden reichende Verbreitung erwiesen sich als falsch sie beruhten vor allem auf fehlerhaften Kartierungen der 1980er Jahre Wie gross das Verbreitungsgebiet in historischer Zeit war ist unbekannt Berichten aus dem 18 und 19 Jahrhundert zufolge kam das Tier moglicherweise in Chile und Ecuador vor 1 2 Angaben zur Grosse der Population liegen nicht vor Das bevorzugte Habitat stellen die Yunga Walder der Andenhange dar subtropische bis tropische Bergwalder und Bergnebelwalder Dabei findet man das Pelzgurteltier in Gebieten mit dichter Untergrundvegetation und kalksteinreichem Untergrund 7 8 4 5 Lebensweise BearbeitenDa das Pelzgurteltier aufgrund des seltenen und begrenzten Vorkommens nur schwer zu beobachten ist gibt es praktisch keine Informationen zur Lebensweise 7 Die verlangerte Schnauze lasst eine starker auf Insekten basierende Ernahrung annehmen Bei einem weiblichen Museumsexemplar wurden vier Embryos in der Gebarmutter nachgewiesen ein weiteres wies eine Zecke der Gattung Ixodes im Fell auf 4 5 Systematik BearbeitenInnere Systematik der Gurteltiere nach Gibb et al 2015 9 Dasypoda Dasypodidae Dasypus kappleri Dasypus septemcinctus Dasypus hybridus Dasypus mazzai Dasypus sabanicola Dasypus novemcinctus Dasypus pilosus Chlamyphoridae Euphractinae Euphractus Chaetophractus Zaedyus Chlamyphorinae Chlamyphorus Calyptophractus Tolypeutinae Priodontes Tolypeutes CabassousVorlage Klade Wartung StyleDas Pelzgurteltier wird als eigenstandige Art meist zu Gattung der Langnasengurteltiere Dasypus gestellt die sechs weitere Arten umfassen Die Langnasengurteltiere bilden wiederum einen Teil der Gruppe der Gurteltiere Dasypoda Dabei formt die Gattung Dasypus eine eigene Familie die Dasypodidae Ebenfalls in die Dasypodidae werden mehrere ausgestorbene Gattungen eingerechnet Dazu gehoren Stegotherium das aus dem Miozan nachgewiesen ist und mehrere Arten umfasst 10 11 und Propraopus aus dem Pleistozan von dem ebenfalls mehrere Arten bekannt sind 12 Die Dasypodidae trennten sich laut molekulargenetischen Untersuchungen bereits im Mittleren Eozan vor rund 45 Millionen Jahren von der Linie der anderen Gurteltiere ab die zur Familie der Chlamyphoridae zusammengefasst wird und alle anderen rezenten Vertreter der Gurteltiere enthalt 13 14 9 nbsp Zeichnerische Darstellung von Praopus hirsutus nach Hermann Burmeister 1862Die Erstbeschreibung erfolgte im Jahr 1856 durch Leopold Fitzinger als Cryptophractus pilosus Grundlage der Beschreibung bildete ein Museumsexemplar aus Wien 15 Das Tier war aber offensichtlich schon 1782 von Juan Ignacio Molina in seiner Abhandlung uber die Naturgeschichte Chiles als Dasypus octocinctus beschrieben worden allerdings gab er die Anzahl der frei beweglichen Bander falsch an und der Name ist heute nicht mehr anerkannt 1 Nur wenige Jahre nach Fitzinger 1862 beschrieb Hermann Burmeister die Gurteltierart erneut und benannte sie Praopus hirsutus was heute als Synonym fur Dasypus pilosus gilt In der gleichen Publikation merkte er an dass die nachstverwandte Art seiner Meinung nach das Neunbinden Gurteltier Dasypus novemcinctus sei womit er das Pelzgurteltier in die Nahe der Langnasengurteltiere einordnete Burmeisters Beschreibung erfolgte anhand zweier weiblicher Exemplare die er im Nationalmuseum in Lima wahrend seines Sudamerikaaufenthaltes 1860 vorfand und die aus Guayaquil in Ecuador stammten wo das Tier heute nicht mehr vorkommt 2 Die von Fitzinger gepragte Bezeichnung Cryptophractus stellt heute zusatzlich den Untergattungsnamen des Pelzgurteltiers dar nach Meinung einiger Forscher sollte er jedoch wieder als wissenschaftlicher Gattungsname gefuhrt werden 8 3 Phylogenetische Untersuchungen anhand von anatomischen Merkmalen die Anfang 2015 vorgenommen wurden ergaben eine sehr basale Stellung des Pelzgurteltiers im Vergleich zu den Langnasengurteltieren Die teils etwas abweichenden Charakteristika im Bezug auf aussere Morphologie Fell unterschiedliche Gestaltung der Knochenplattchen und innere Anatomie Schadel und Skelettmerkmale unterstutzten die Zuweisung der Gurteltierart in die eigene Gattung Cryptophractus Einschrankend wurde darauf hingewiesen dass einige dieser unterschiedlichen Merkmale auch als eine spezielle Anpassung an den Lebensraum angesehen werden konnen 4 Die in der Studie angeforderten genetischen Untersuchungen zur Uberprufung der anatomisch basierten Ergebnisse wurden im gleichen Jahr veroffentlicht widersprachen aber der Schlussfolgerung dass das Pelzgurteltier eine eigene Gattung bilden wurde 9 Bedrohung und Schutz BearbeitenDas Pelzgurteltier wird lokal gejagt es gibt aber keine Informationen uber die Intensitat und den Grad der daraus entstehenden Bedrohung fur den Artbestand Weiterhin sind die Abholzung der Regenwalder und das dadurch bedingte Verschwinden der naturlichen Lebensraume gefahrdend fur das Tier Die IUCN stufte die Gurteltierart anfanglich als gefahrdet vulnerable ein aufgrund fehlender Informationen zur exakten Verbreitung zur Grosse der moglichen Bedrohung und zur Population allgemein wird sie seit 2014 unter unzureichende Datenlage data deficient gefuhrt Bedeutendstes Vorkommen des Pelzgurteltiers ist jenes vom Rio Abiseo Nationalpark in Peru 16 7 Literatur BearbeitenC M McDonough und W J Laughry Dasypodidae Long nosed armadillos In Don E Wilson und Russell A Mittermeier Hrsg Handbook of the Mammals of the World Volume 8 Insectivores Sloths and Colugos Lynx Edicions Barcelona 2018 S 30 47 S 46 ISBN 978 84 16728 08 4Einzelnachweise Bearbeiten a b c Leopold Joseph Fitzinger Die naturliche Familie der Gurteltiere Dasypodes Sitzungsberichte der Methematisch Naturwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften Wien Abteilung 1 64 1871 S 209 276 und 329 390 a b c Hermann Burmeister Beschreibung eines behaarten Gurtelthieres Proapus hirsutus aus dem National Museum zu Lima Abhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft zu Halle 6 1862 S 147 150 a b Mariella Superina Biologie und Haltung von Gurteltieren Dasypodidae Universitat Zurich 2000 S 1 248 a b c d e Mariela C Castro Martin R Ciancio Victor Pacheco Rodolfo M salas Gismondi J Enrique Bostelmann und Alfredo A Carlini Reassessment of the hairy long nosed armadillo Dasypus pilosus Xenarthra Dasypodidae and revalidation of the genus Cryptophractus Fitzinger 1856 Zootaxa 3947 1 2015 S 30 48 doi 10 11646 zootaxa 3947 1 2 a b c C M McDonough und W J Laughry Dasypodidae Long nosed armadillos In Don E Wilson und Russell A Mittermeier Hrsg Handbook of the Mammals of the World Volume 8 Insectivores Sloths and Colugos Lynx Edicions Barcelona 2018 S 30 47 S 46 ISBN 978 84 16728 08 4 E Daniel Cossios und Pedro Huanca Foroca Nuevos registros en Huanuco Peru y distribucion potencial del armadillo peludo Dasypus pilosus Edentata 20 2019 S 22 25 a b c Mariella Superina und Agustin M Abba Dasypus pilosus Edentata 11 2 2010 S 162 a b Edentate Specialist Group The 2004 Edentata species assessment workshop Belo Horizonte Minas Gerais Brazil December 16 17 2004 Edentata 5 2004 S 3 26 a b c Gillian C Gibb Fabien L Condamine Melanie Kuch Jacob Enk Nadia Moraes Barros Mariella Superina Hendrik N Poinar und Frederic Delsuc Shotgun Mitogenomics Provides a Reference Phylogenetic Framework and Timescale for Living Xenarthrans Molecular Biology and Evolution 33 3 2015 S 621 642 Timothy J Gaudin und John R Wible The phylogeny of living and extinct armadillos Mammalia Xenarthra Cingulata a craniodental analysis In Matthew T Carrano Timothy J Gaudin Richard W Blob und John R Wible Hrsg Amniote Paleobiology Phylogenetic and Functional Perspectives on the Evolution of Mammals Birds and Reptiles Chicago 2006 University of Chicago Press S 153 198 Laureano Raul Gonzalez Ruiz und Gustavo Juan Scillato Yane A new Stegotheriini Mammalia Xenarthra Dasypodidae from the Notohippidian early Miocene of Patagonia Argentina Neues Jahrbuch fur Geologie und Palaontologie Abhandlungen 252 1 2009 S 81 90 Ascanio D Rincon Richard S White und H Gregory Mcdonald Late Pleistocene Cingulates Mammalia Xenarthra from Mene De Inciarte Tar Pits Sierra De Perija Western Venezuela Journal of Vertebrate Paleontology 28 1 2008 S 197 207 Maren Moller Krull Frederic Delsuc Gennady Churakov Claudia Marker Mariella Superina Jurgen Brosius Emmanuel J P Douzery und Jurgen Schmitz Retroposed Elements and Their Flanking Regions Resolve the Evolutionary History of Xenarthran Mammals Armadillos Anteaters and Sloths Molecular Biology and Evolution 24 2007 S 2573 2582 Frederic Delsuc Mariella Superina Marie Ka Tilak Emmanuel J P Douzery und Alexandre Hassanin Molecular phylogenetics unveils the ancient evolutionary origins of the enigmatic fairy armadillos Molecular Phylogenetics and Evolution 62 2012 S 673 680 Leopold Joseph Fitzinger Tageblatt der 32 Versammlung Deutscher Naturforscher und Arzte in Wien 1856 S 123 1 Mariella Superina und Agustin M Abba Dasypus pilosus In IUCN 2012 IUCN Red List of Threatened Species Version 2012 2 2 zuletzt abgerufen am 15 April 2015Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dasypus pilosus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Dasypus pilosus in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2013 Eingestellt von Superina amp Abba 2006 Abgerufen am 15 April 2015 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pelzgurteltier amp oldid 228905323