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Paul Nikolaus Cossmann 6 April 1869 in Baden Baden 19 Oktober 1942 im KZ Theresienstadt war ein deutscher politischer Schriftsteller und Redakteur Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenCossmann wurde 1869 als Sohn des judischen Cellisten Bernhard Cossmann geboren 1905 konvertierte er zum Christentum und liess sich katholisch taufen 1 Ab 1887 studierte er an der Friedrich Wilhelms Universitat Berlin Nach dem Ende seiner Studien liess er sich 1893 als Privatgelehrter in Munchen nieder wo er freundschaftliche Bande zu Geistesgrossen der Bayernmetropole wie Oswald Spengler knupfte Er war auch mit dem Komponisten Hans Pfitzner befreundet 1898 erschien ein vielbeachteter Band Aphorismen der das Lob von Kritikern wie Karl Emil Franzos und Lou Andreas Salome sowie des jungen Rilke das geistreichste Buch dieser Art das seit langem erschienen fand Seit 1904 fungierte Cossmann als Herausgeber der von ihm mitbegrundeten Suddeutschen Monatshefte Auf dem Titelblatt der Zeitschrift waren seit mindestens 1905 u a Joseph Hofmiller Friedrich Naumann und Hans Pfitzner als standige Mitarbeiter verzeichnet Daneben steuerte Cossmann Artikel fur die Munchener Neuesten Nachrichten bei Politisch stand er in der Zeit des Kaiserreiches nationalliberalen Positionen nahe Ab 1914 war der mit ihm befreundete Karl Alexander von Muller Mitherausgeber der Monatshefte Mit Beginn des Ersten Weltkrieges baute Cossmann mit Muller die Zeitschrift zu einem fuhrenden Organ des militanten Nationalismus aus Er unterstutzte die kriegstreibenden Krafte um Alfred von Tirpitz und Erich Ludendorff und bekampfte die gemassigten Krafte in Politik und Militar so auch den Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg 2 Wahrend des Krieges wandte sich Cossmann unter dem Einfluss der Kriegspropaganda von seinen fruheren liberalen Uberzeugungen ab um sich mit der Zeit immer weiter radikalisierende konservativ monarchistische Anschauungen zu vertreten Nach der deutschen Kriegsniederlage im Herbst 1918 und dem Zusammenbruch der Monarchie durch die Novemberrevolution trat Cossmann bald als einer der energischsten publizistischen Verfechter der Dolchstosslegende in Erscheinung Diese historisch heute als widerlegt geltende in der Zeit von 1919 bis 1945 weithin verbreitete Behauptung besagte dass die deutsche Kriegsniederlage nicht die Folge einer militarischen Unterlegenheit des Deutschen Reiches seinen Gegnern gegenuber gewesen sei sondern durch den Verrat von heimtuckischen vornehmlich sozialdemokratisch kommunistisch gewerkschaftlich judischen Kraften in der Heimat herbeigefuhrt worden sei die dem unbesiegten Heer in den Rucken gefallen seien also durch die Opposition im Reichstag und durch den Streik der Arbeiter in den Munitionsfabriken Anfang 1918 Wahrend der Zeit der Weimarer Republik trat Cossmann als einer der scharfsten Kritiker der Kriegsschuldfrage des Friedensvertrages von Versailles sowie der Staatsform der demokratischen Republik uberhaupt auf Niewyk weist in seiner Studie zum Judentum in der Weimarer Republik mit besonderer Betonung auf den Umstand hin dass Cossmann der einzige prominente deutsche Jude der Weimarer Zeit war der sich auf die Seite der radikalen Gegner der Republik von rechts stellte Ausserdem vermerkt er das paradoxe Phanomen dass Cossmann trotz seiner judischen Abstammung antisemitische Auffassungen vertrat also die Ausnahmeerscheinung eines judischen Antisemiten darstellte 3 Fur reichsweites Aufsehen sorgte der Dolchstossprozess vom Oktober November 1925 in dessen Mittelpunkt Cossmann und der sozialdemokratische Journalist Martin Gruber standen Gruber hatte die von Cossmann in den Suddeutschen Monatsheften verbreitete These von der deutschen Kriegsniederlage infolge von Verrat durch die Heimat in einem Zeitungsartikel als Geschichtsverfalschung attackiert woraufhin Cossmann Gruber wegen Beleidigung verklagte In dem Verfahren das sich zu einer Generaldebatte uber die Grunde der Kriegsniederlage von 1918 ausweitete wurde Gruber fur schuldig befunden und mit einer Geldbusse von 3000 Reichsmark belegt Hitler und den Nationalsozialismus lehnte Cossmann aufgrund seiner katholischen Uberzeugungen strikt ab In den spaten 1920er und fruhen 1930er Jahren unterstutzte er den publizistischen Kampf der Munchner Neuesten Nachrichten gegen die aufstrebende NSDAP In den ersten Monaten nach der nationalsozialistischen Machtubernahme in Berlin strebte Cossmann danach einer regionalen Machtergreifung in Bayern durch eine Ruckkehr zur monarchistischen Verfassung unter einem als Konig eingesetzten Kronprinzen Rupprecht den Riegel vorzuschieben Dieser Plan zerschlug sich durch die staatsstreichartige Einsetzung von Franz von Epp als Reichsstatthalter in Munchen Als unliebsamer politischer Opponent des NS Staates und Jude wurde Cossmann am 5 April 1933 wahrend eines Aufenthalts in Bad Worishofen von der Gestapo in Haft genommen Cossmann wurde die Leitung der Suddeutschen Monatshefte entzogen Ein Teil seiner Freunde und politischen Weggefahrten darunter Hans Pfitzner und Franz Gurtner setzten sich anfangs fur ihn ein konnten sich aber gegenuber der NSDAP und Reinhard Heydrich nicht durchsetzen die in den monarchistischen Bestrebungen eine Gefahr fur den Nationalsozialismus sahen Der Historiker Karl Alexander von Muller behauptete spater dass er auch zu den Helfern Cossmans gehort habe wofur es nach Ansicht seines Biographen keinen Beleg gibt 4 Die Freunde liessen ihn dann fallen und machten in der Zeit des Nationalsozialismus ausserordentliche Karrieren 5 Nachdem Cossmann im Jahr 1934 freigekommen war zog er sich vollstandig zuruck 1938 wurde Cossmann bei den Novemberpogromen erneut verhaftet 1941 wurde er in das Sammellager Berg am Laim eingewiesen und 1942 ins KZ Theresienstadt deportiert wo er im Oktober desselben Jahres im dortigen Krankenhaus starb Schriften BearbeitenAphorismen 1898 Als Neuausgabe Hrsg und mit einem Nachwort von Yannik Behme Wehrhahn Verlag Hannover 2015 ISBN 978 3 86525 441 2 6 Elemente der empirischen Teleologie 1899 Hans Pfitzner 1904 Ein Jahr russische Revolution 1918 Mit Maxim Gorki Kriegsgefangen in Skipton 1920 mit Fritz Sachse Die deutschen Traumer Gesammelte Aufsatze von Paul Nikolaus Cossmann und Karl Alexander von Muller 1925 Der Dolchstossprozess in Munchen Oktober November 1925 1925Literatur BearbeitenKarl Alexander von Muller Cossmann Paul Nikolaus In Neue Deutsche Biographie NDB Band 3 Duncker amp Humblot Berlin 1957 ISBN 3 428 00184 2 S 374 f Digitalisat Wolfram Selig Cossmann Paul Nikolaus In Wolfgang Benz Handbuch des Antisemitismus Band 2 1 Personen A K Berlin 2009 ISBN 978 3 598 24072 0 Wolfram Selig Paul Nikolaus Cossmann und die Suddeutschen Monatshefte von 1914 bis 1918 Ein Beitrag zur Geschichte der nationalen Publizistik im Ersten Weltkrieg Verlag A Fromm Osnabruck 1957 Cossmann Paul Nikolaus In Lexikon deutsch judischer Autoren Band 5 Carmo Donat Hrsg vom Archiv Bibliographia Judaica Saur Munchen 1997 ISBN 3 598 22685 3 S 272 277 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Paul Nikolaus Cossmann Quellen und Volltexte Literatur von und uber Paul Nikolaus Cossmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Cossmann Paul Nikolaus In Theresienstadt Lexikon Einzelnachweise Bearbeiten Selig Cossmann S 63 Hans Christoph Kraus in Historisches Lexikon Bayerns s Literatur Donald L Niewyk The Jews in Weimar Germany 2001 S 99 George C Avery Hrsg Feinde in Scharen Ein wahres Vergnugen dazusein Karl Kraus Herwarth Walden Briefwechsel 1909 1912 Wallstein Gottingen 2002 S 641 Matthias Berg Karl Alexander von Muller Historiker fur den Nationalsozialismus Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2014 ISBN 978 3 525 36013 2 S 204 Wolfram Selig in Handbuch des Antisemitismus Band 2 1 S 150 Rezension der Neuausgabe durch Michael Pilz mit dem Titel Liebe als Leerstelle 1 Normdaten Person GND 118677012 lobid OGND AKS LCCN no2016009527 VIAF 45096333 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Cossmann Paul NikolausALTERNATIVNAMEN Cossmann Paul N Cossmann NikolausKURZBESCHREIBUNG deutscher Journalist und KulturphilosophGEBURTSDATUM 6 April 1869GEBURTSORT Baden BadenSTERBEDATUM 19 Oktober 1942STERBEORT KZ Theresienstadt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paul Nikolaus Cossmann amp oldid 232151490