www.wikidata.de-de.nina.az
Otto Ulitz 28 September 1885 in Kempten Allgau 28 Oktober 1972 in Borgholzhausen war ein deutscher Politiker In der Zwischenkriegszeit war er als Prasident des Deutschen Volksbunds und als Abgeordneter im Schlesischen Parlament der fuhrende Vertreter der deutschen Minderheit in Ostoberschlesien In der Bundesrepublik war er langjahriger Sprecher der Landsmannschaft der Oberschlesier Otto Ulitz Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auszeichnungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenOtto Ulitz wurde in Bayern geboren Sein Vater war Beamter bei der Bahn und stammte aus Breslau 1 Otto Ulitz wuchs zusammen mit seinem Bruder Arnold im oberschlesischen Kattowitz auf 1 Er war dort von 1902 bis 1920 Mitglied der Polizei Ostoberschlesien wurde infolge des Versailler Vertrags und der Aufstande in Oberschlesien an Polen abgetreten Zusammen mit dem Sanitatsrat Max Bloch aus Beuthen war Ulitz fur die Deutsche Demokratische Partei Mitglied im Deutschen Plebiszitausschuss zur Vorbereitung des Plebiszits am 20 Marz 1921 2 Nach der Abtretung Ostoberschlesiens an Polen wurde im November 1921 der Deutsche Volksbund fur Polnisch Schlesien Volksbund gegrundet Von der Grundung an bis 1939 war Ulitz Prasident des Volksbunds der die Dachorganisation der deutschen kulturellen karitativen und wirtschaftlichen Organisationen in Ostoberschlesien und bis zu 35 000 Mitglieder stark war Von 1922 bis 1935 war Ulitz ausserdem fur die Deutsche Partei Abgeordneter der deutschen Minderheit im Schlesischen Parlament in dessen erster bis dritter Legislaturperiode Er war damit der fuhrende Vertreter der deutschen Minderheit in Ostoberschlesien 3 1927 wurde Ulitz von offizieller polnischer Seite der Beihilfe zur Fahnenflucht beschuldigt er hatte Deutschen in Oberschlesien geholfen der Wehrpflicht in der polnischen Armee auszuweichen Durch seine Immunitat als Abgeordneter konnte gegen Ulitz kein Verfahren eroffnet werden jedoch wiederholte der polnische Aussenminister Zaleski 1928 die Anschuldigungen vor der Kommission des Volkerbundes Nachdem 1929 ein erneuter Antrag des oberschlesischen Wojwoden Michal Grazynski auf Aufhebung der Immunitat von Ulitz vom Schlesischen Parlament abgelehnt worden war loste Prasident Moscicki das Schlesische Parlament kurzerhand auf Wenige Stunden spater wurde Ulitz verhaftet und auf Basis gefalschter Dokumente zu funf Monaten Gefangnis verurteilt 4 Ulitz soll an den Vorbereitungen fur den fingierten Uberfall auf den Sender Gleiwitz beteiligt gewesen sein der als einer der Vorwande fur den Uberfall auf Polen diente 1 Am 1 September 1939 marschierte die Wehrmacht in Polen ein und begann damit den Zweiten Weltkrieg Nach dem Ende der Kampfhandlungen in Polen am 6 Oktober 1939 erhielt Otto Ulitz obwohl damals noch nicht Mitglied der NSDAP 1 am 18 Oktober 1939 das Goldene Parteiabzeichen der NSDAP fur Verdienste um das Deutschtum 5 Ostoberschlesien wurde wieder dem Deutschen Reich zugeschlagen und mit dem deutschen Teil Schlesiens zum Reichsgau Oberschlesien vereinigt Da Ulitz erst durch die Annexion seiner Heimat Oberschlesien wieder deutscher Staatsburger geworden war hatte er fruhestens im Herbst 1939 der Partei beitreten konnen 6 trat tatsachlich aber erst zum 1 Oktober 1941 in die NSDAP Mitgliedsnummer 8 712 129 ein 7 Die Hauptstadt des Reichsgaus war Kattowitz Ulitz wurde zum Ministerialrat ernannt und hatte in der Gau Regierung als Abteilungsleiter die Verantwortung fur das Schulwesen bevor er in das Innenministerium des Reichsgaus wechselte 8 Ulitz habe sich so Michael Schwartz Historiker am Institut fur Zeitgeschichte dem NS Regime zwischen 1939 und 1945 bewusst und aktiv zur Mitarbeit zur Verfugung gestellt In seiner Funktion als Leiter der staatlichen Schulverwaltung der Region Oberschlesien sei Ulitz zwar fur keine konkreten Verbrechen verantwortlich gewesen habe aber die NS Bildungspolitik umgesetzt die zwangslaufig auf eine rassistisch orientierte Germanisierungspolitik hinauslief Zudem seien politische motivierte Massregelungen von Lehrern und Schulern in seinem Aufgabenbereich rigide durchgefuhrt worden 9 Nach Kriegsende wurde Ulitz 1945 vom NKWD festgenommen und erst in Polen und dann in der SBZ DDR inhaftiert 1952 wurde er in die Bundesrepublik entlassen wo er 1953 zum Sprecher der Landsmannschaft der Oberschlesier gewahlt wurde und dezidiert rechtskonservative Positionen vertrat 1 1956 wurde er vom nordrhein westfalischen Ministerprasidenten Karl Arnold fur das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen Nach Bekanntwerden des Goldenen Parteiabzeichens der NSDAP wurde der Vorschlag zuruckgezogen 5 Ulitz verfasste 1957 den schmalen Band Aus der Geschichte Oberschlesiens der 1962 und 1971 in zweiter und dritter jeweils erweiterter Auflage erschien 10 1960 unterlag Ulitz in einer Kampfabstimmung gegen Hans Kruger um den Vorsitz des Bund der Vertriebenen 11 Unter Hinweis auf seine vorgebliche Beteiligung an der Planung des Uberfalls auf den Sender Gleiwitz wurde Ulitz zusammen mit 1800 Wirtschaftsfuhrern Politikern und fuhrenden Beamten der Bundesrepublik im 1965 herausgegebenen Braunbuch der DDR aufgelistet 12 Zwei Jahre nach Ulitz Tod erschien 1974 im Oberschlesischen Heimatverlag eine Ulitz Biographie 13 Er war Mitglied der Historischen Kommission fur Schlesien 14 Auszeichnungen Bearbeiten1969 Ehrenplakette des Bundes der Vertriebenen 1939 Goldenes Parteiabzeichen der NSDAPLiteratur BearbeitenMatthias Stickler Ulitz Otto In Neue Deutsche Biographie NDB Band 26 Duncker amp Humblot Berlin 2016 ISBN 978 3 428 11207 4 S 563 Digitalisat Richard Blanke Orphans of Versailles the Germans in western Poland 1918 1939 University Press of Kentucky Lexington KY 1993 ISBN 0 8131 1803 4 Michael Schwartz Funktionare mit Vergangenheit Das Grundungsprasidium des Bundes der Vertriebenen und das Dritte Reich Oldenbourg Munchen 2013 ISBN 978 3 486 71626 9 Ministerialrat Dr h c Otto Ulitz Eine Biographie In W Majowski 100 Jahre Stadt Kattowitz 1865 1965 Salzgitter Bad Oberschlesischer Kurier 1965 S 259 261 Fritz Wertheimer Von deutschen Parteien und Parteifuhrern im Ausland 2 Auflage Zentral Verlag Berlin 1930 S 135 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Otto Ulitz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Otto Ulitz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Otto Ulitz in den Historischen Pressearchiven der ZBWEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e Manfred Kittel Vertreibung der Vertriebenen Der historische deutsche Osten in der Erinnerungskultur der Bundesrepublik 1961 1982 Oldenbourg Munchen 2007 S 17 ISBN 3 486 58087 6 Erschienen in einer Schriftenreihe des Instituts fur Zeitgeschichte Munchen Walter Gruenfeld Ruckblicke Paperbackshop Echo Library 2006 ISBN 978 1406810158 Memoiren im BoD Verlag Richard Blanke Orphans of Versailles the Germans in western Poland 1918 1939 University Press of Kentucky Lexington KY 1993 S 57 ISBN 0 8131 1803 4 Richard Blanke Orphans of Versailles the Germans in western Poland 1918 1939 University Press of Kentucky Lexington KY 1993 S 16 17 ISBN 0 8131 1803 4 a b Otto Ulitz In Der Spiegel Nr 11 1956 S 48 online 14 Marz 1956 Michael Schwartz Funktionare mit Vergangenheit Das Grundungsprasidium des Bundes der Vertriebenen und das Dritte Reich Oldenbourg Munchen 2013 S 525 Michael Schwartz Funktionare mit Vergangenheit Das Grundungsprasidium des Bundes der Vertriebenen und das Dritte Reich Oldenbourg Munchen 2013 S 525 u S 582 Richard Blanke Orphans of Versailles the Germans in western Poland 1918 1939 University Press of Kentucky Lexington KY 1993 S 238 ISBN 0 8131 1803 4 Michael Schwartz Funktionare mit Vergangenheit Das Grundungsprasidium des Bundes der Vertriebenen und das Dritte Reich Oldenbourg Munchen 2013 S 530 Otto Ulitz Aus der Geschichte Oberschlesiens Bundesverband der Landsmannschaft der Oberschlesier e V Bonn 1957 Zweite erweiterte Auflage 1962 Dritte stark erweiterte Auflage 1971 unter dem Titel Oberschlesien Aus seiner Geschichte Manfred Kittel Vertreibung der Vertriebenen Oldenbourg Munchen 2007 S 16 ISBN 3 486 58087 6 Norbert Podewin Hrsg Braunbuch Kriegs und Naziverbrecher in der Bundesrepublik und in Westberlin Staat Wirtschaft Verwaltung Armee Justiz Wissenschaft Edition Ost Berlin 2002 ISBN 3 360 01033 7 Reprint der 3 Auflage von 1968 Eintrag zu Otto Ulitz Memento vom 5 Oktober 2010 im Internet Archive Gerhard Webersinn Otto Ulitz ein Leben fur Oberschlesien Oberschlesischer Heimatverlag Augsburg 1974 Der Autor Gerhard Webersinn stammt selbst aus Schlesien und wandte sich nach seiner Pensionierung als Richter am Oberverwaltungsgericht von Nordrhein Westfalen in Munster 1969 der schlesischen Geschichte zu Funfzig Jahre Historische Kommission fur Schlesien In Jahrbuch der Schlesischen Friedrich Wilhelms Universitat zu Breslau Band 17 1972 Mitgliederverzeichnis S 416Normdaten Person GND 119392682 lobid OGND AKS VIAF 59893225 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ulitz OttoKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker Sprecher der Landsmannschaft der OberschlesierGEBURTSDATUM 28 September 1885GEBURTSORT Kempten Allgau STERBEDATUM 28 Oktober 1972STERBEORT Borgholzhausen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Ulitz amp oldid 234563620