www.wikidata.de-de.nina.az
Orgueil MeteoritTyp ChondritKlasse kohligGruppe CI1Land FrankreichRegion Midi PyreneesDatum Fall 14 Mai 1864Datum Fund 1864Masse total 14 kgOrgueil auch Montauban genannt ist ein Meteorit der 1864 im Sudwesten Frankreichs auf ein Feld in der Gemeinde Orgueil Tarn et Garonne Frankreich sudlich von Montauban niederging 43 8833 N 1 3833 O 43 883333333333 1 3833333333333 Sein Fall wurde von Tausenden von Menschen von Nordfrankreich bis Nordspanien verfolgt uber den Boliden der mit einem lauten Knall explodierte wurden damals zahlreiche Berichte in Zeitungen und akademischen Blattern veroffentlicht 3 Er ist ein wissenschaftlich bedeutender kohliger Chondrit vom Typ CI1 mit einer Gesamtmasse von 14 kg 4 Man nimmt an dass er von einem Kometen der JFC Familie stammt 1 5 Orgueil ist erste Meteorit in dem extraterrestrische Aminosauren gefunden wurden was die Panspermie Theorien stutzen konnte 6 Die Untersuchungen ab 1972 ergaben allerdings ein vollig anderes Aminosaurespektrum als bei den Meteoriten Murchison und Murray 7 was darauf hindeutet dass diese Meteoriten von einer anderen Art von Mutterkorper stammen 8 9 Zeichnung eines einzelnen Frag ments des Orgueil MeteoritenBruchstuck des Orgueil Meteoriten auf der Ausstellung Meteorites 18 Oktober 2017 10 Juni 2018 Museum national d histoire naturelle MNHN Grande Galerie de l Evolution Paris 1 Bruchstuck des Orgueil Meteoriten im Musee de Mineralogie Museum fur Mineralogie der Ecole des Mines Berg bau schule Paris 2 Die Bruchstucke des Meteoriten werden heute an verschiedenen Orten aufbewahrt darunter befinden sich neben dem Naturkundemuseum Victor Brun in Montauban 10 einige der fuhrenden Naturkundemuseen der Welt so etwa das Natural History Museum in London das American Museum of Natural History AMNH in New York und das Nationalmuseum fur Naturgeschichte Museum national d histoire naturelle MNHN in Paris Letzteres bewahrt auch das grosste Bruchstuck auf mit einem Gewicht von uber 10 kg 11 Inhaltsverzeichnis 1 Beobachtung und Fund 2 Zusammensetzung und Klassifizierung 2 1 Fruhe Analysen 2 2 Klassifizierung 2 3 Detaillierte Analysen 3 Irrtumer und Falschungen 3 1 Organisierte Elemente 3 2 Ein Schwindel 4 Siehe auch 4 1 Angebliche Fossilien 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBeobachtung und Fund BearbeitenDer Orgueil Meteorit fiel am 14 Mai 1864 wenige Minuten nach 20 00 Uhr Ortszeit in der Nahe von Orgueil in Sudfrankreich Fur den Eintrittspunkt des Meteoroiden in die Atmosphare wurde in eine Hohe von etwa 70 Kilometern bestimmt wobei der Bolide bei seinem Eintritt eine helle Spur uber eine Entfernung von 150 Kilometern in einem Winkel von 20 hinterliess Seine Geschwindigkeit wurde auf 20 km s geschatzt eine typische Geschwindigkeit fur einen Meteoroiden 5 Etwa 20 Teilstucke gingen auf einer Flache von 5 10 Quadratkilometern nieder Zusammensetzung und Klassifizierung BearbeitenFruhe Analysen Bearbeiten Ein Bruchstuck des Meteoriten wurde im selben Jahr von Francois Stanislaus Cloez Chemieprofessor am Musee d Histoire Naturelle analysiert wobei er sich auf die in diesem Meteoriten gefundenen organischen Stoffe konzentrierte Er stellte fest dass der Meteorit die chemischen Elemente Kohlenstoff Wasserstoff und Sauerstoff enthielt und in seiner Zusammensetzung wegen seiner organischen Bestandteile dem Torf aus dem Somme Tal oder der Braunkohle bei Kassel sehr ahnlich war Es folgte eine intensive wissenschaftliche Diskussion bis in die 1870er Jahre uber die Frage ob die organische Substanz einen biologischen Ursprung haben konnte 12 Klassifizierung Bearbeiten Orgueil ist einer von sieben bis neun bekannten Meteoriten aus der sehr seltenen Grupe der CI Chondrite und ist mit seinen 14 kg Gesamtmasse der grosste dieser Art Stand Juli 2021 13 Diese Gruppe zeichnet sich durch eine Zusammensetzung aus die im Wesentlichen mit der der schwereren Elemente in der Sonne identisch ist d h ohne die gasformigen Elemente wie Wasserstoff oder Helium Bemerkenswert ist aber dass der Orgueil Meteorit hochgradig mit fluchtigem Quecksilber angereichert ist das in der solaren Photosphare nicht nachweisbar ist Quecksilber Paradoxon englisch mercury paradox 14 15 Detaillierte Analysen Bearbeiten Aufgrund seiner ausserordentlich primitiven Zusammensetzung und seiner relativ grossen Masse ist Orgueil einer der am besten untersuchten Meteoriten Eine bemerkenswerte Entdeckung war eine hohe Konzentration von isotopisch anomalem Xenon 132 132Xe genannt Xenon HL Der Trager dieses Gases ist extrem feinkorniger Diamantstaub der alter ist als das Sonnensystem selbst so genanntes prasolares Mineral Eine Analyse der Isotopenzusammensetzung der mikroskopisch kleinen Korner des Orgueil Meteoriten zeigt einen Uberschuss des Isotops Chrom 54 54Cr was ebenfalls auf ihre prasolare Herkunft hindeutet D h sie entstanden bei der Explosion einer nahen Supernova kurz vor der Geburt der Sonne Diese Supernova konnte eine derjenigen gewesen sein deren Schockwelle zur Kondensation des prasolaren Nebels und damit zur Geburt der Sonne beigetragen hat 16 17 Irrtumer und Falschungen Bearbeiten Organisierte Elemente Bearbeiten 1962 gaben Nagy et al die Entdeckung von organisierten Elementen en organised elements bekannt die in den Orgueil Meteoriten eingebettet waren und bei denen es sich angeblich um biologische Strukturen ausserirdischen Ursprungs handelte 18 Spater stellte sich heraus dass es sich bei diesen Elementen entweder um Kontamination von Pollen u a von Kreuzkraut und Pilzsporen oder um Kristalle des Minerals Olivin handelte Fitch amp Anders 1963 19 Ein Schwindel Bearbeiten 1965 wurde in einem Fragment des Orgueil Meteoriten das seit seiner Entdeckung in einem versiegelten Glasgefass in Montauban aufbewahrt wurde eine Samenkapsel gefunden die in das Fragment eingebettet war wahrend die ursprungliche glasartige Schicht auf der Aussenseite scheinbar ungestort war Nach grosser anfanglicher Aufregung stellte sich heraus dass die Samenkapsel von einer europaischen Binsenart stammte die in das Fragment eingeklebt und mit Kohlenstaub getarnt war Die aussere Schmelzschicht war in Wirklichkeit Klebstoff Der Tater ist nicht bekannt aber es wird vermutet dass der Schwindel die Debatte des 19 Jahrhunderts uber die Spontanzeugung beeinflussen sollte indem er die Umwandlung von anorganischer in biologische Materie demonstrierte 20 21 Siehe auch BearbeitenListe von MeteoritenAngebliche Fossilien Bearbeiten Richard B Hoover von der NASA hat behauptet dass der Orgueil Meteorit Fossilien enthalt von denen einige bekannten irdischen Arten ahneln 22 Hoover hat zuvor auch die Existenz von Fossilien im Murchison Meteoriten behauptet Die NASA hat sich jedoch offiziell von Hoovers Behauptungen angesichts fehlender Expertengutachten Peer Reviews distanziert 23 Literatur BearbeitenI Gilmour I Wright J Wright Origins of Earth and Life In The Open University 1997 ISBN 0 7492 8182 0Weblinks BearbeitenDavid Darling Orgueil meteorite The Encyclopedia of Astrobiology Astronomy and Spaceflight 2016 Alex Boese The Orgueil meteorite in Museum of Hoaxes 2002 Memento im Webarchiv vom 29 Mai 2013 Orgueil In Smithsonian Institution National Museum of Natural History 14 Marz 2019 abgerufen am 14 August 2021 englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b Ausstellung Meteorites 18 Oktober 2017 10 Juni 2018 Museum national d histoire naturelle Grande Galerie de l Evolution Paris Begleittext des ausgestellten Bruchstucks Musee de Mineralogie Homepage des Musee de Mineralogie Museum fur Mineralogie der Ecole des Mines Berg bau schule Paris Joseph Seckbach Hrsg Genesis In The Beginning Precursors of Life Chemical Models and Early Biological Evolution Springer 2012 S 551 Orgueil Meteoritical Bulletin Database The Meteorological Society Lunar And Planetary Institute LPI 17 Dezember 2016 a b Matthieu Gounelle Pavel Spurny Philip A Bland The orbit and atmospheric trajectory of the Orgueil meteorite from historical records in The Meteoritical Society Meteoritics amp Planetary Science Band 41 Nr 1 Januar 2006 S 135 150 Epub 26 Januar 2016 doi 10 1111 j 1945 5100 2006 tb00198 x Alain Carion La chasse aux meteorites in Ciel et Espace vom 3 September 2009 franzosisch Murray The Meteoritical Society MetSoc Pascale Ehrenfreund Daniel P Glavin Oliver Botta George Cooper Jeffrey L Bada Extraterrestrial amino acids in Orgueil and Ivuna Tracing the parent body of CI type carbonaceous chondrites in PNAS Band 98 Nr 5 27 Februar 2001 S 2138 2141 doi 10 1073 pnas 051502898 Pascale Ehrenfreund New findings on amino acids in meteorites show the potential of Rosetta for astrobiology in esa rosetta vom 1 Marz 2001 letzte Aktualisierung 1 September 2019 Orgueil fete les 150 ans de la chute de la meteorite in La Depeche du Midi vom 28 April 2014 franzosisch 150 ans de la chute de la meteorite d Orgueil retour sur l histoire d une roche exceptionnelle Veranstaltung des Nationalmuseums fur Naturgeschichte vom 5 Mai 2014 John G Burke Cosmic Debris Meteorites in History University of California Press Berkeley and Los Angeles California 1986 ISBN 0 520 05651 5 S 168 169 oup com Stephen G Brush Hrsg The American Historical Review Band 93 Nr 3 1 Juni 1988 S 665 doi 10 1086 ahr 93 3 665 Orgueil meteorite Montauban meteorite Orguell meteorite Orgueil Montauban Tarn et Garonne Occitanie France auf midat org Hudson Institute of Mineralogy Dante S Lauretta Bertrand Devouard Peter R Buseck The cosmochemical behavior of mercury In Earth and Planetary Science Letters Band 171 Nr 1 15 August 1999 S 35 47 doi 10 1016 S0012 821X 99 00129 6 Matthias M M Meier Christophe Cloquet Bernard Marty Mercury Hg in meteorites Variations in abundance thermal release profile mass dependent and mass independent isotopic fractionation In Geochimica et Cosmochimica Acta Band 182 1 Juni 2016 S 55 72 doi 10 1016 j gca 2016 03 007 La meteorite d Orgueil livre un nouveau secret cnrs Pressemitteilung vom 10 September 2010 Memento im Webarchiv vom 10 Juni 2015 franzosisch Nicolas Dauphas Laurent Remusat James Chen Mathieu Roskosz Dimitri A Papanastassiou Julien Stodolna Y Guan C Ma J M Eiler Neutron rich chromium isotope anomalies in supernova nanoparticles in The Astrophysical Journal Band 720 nr 2 10 Septembre 2010 S 1577 1591 doi 10 1088 0004 637X 720 2 1577 Bart Nagy G Claus D J Hennessy Organic Particles Embedded in Minerals in Orgueil and Ivuna Carbonaceous Chondrites In Nature Band 193 Nr 4821 1962 S 1129 Frank W Fitch Edward Anders Organized Element Possible Identification in Orgueil Meteorite In Science Band 140 Nr 3571 7 Juni 1963 S 1097 1100 doi 10 1126 science 140 3571 1097 The Orgueil Meteorite 1864 The Museum of Hoaxes abgerufen am 16 April 2014 Paul C W Davies The Origin of Life Penguin UK 6 Februar 2003 Paperback 304 Seiten ISBN 9780141013022 Hier S 221 Richard B Hoover Fossils of Cyanobacteria in CI1 Carbonaceous Meteorites Implications to Life on Comets Europa and Enceladus In Journal of Cosmology 13 Jahrgang 2011 sdcc3 ucsd edu Memento des Originals vom 4 Oktober 2018 im Internet Archive abgerufen am 11 April 2012 Kerry Sheridan NASA shoots down alien fossil claims In ABC News Australia 7 Marz 2011 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Orgueil Meteorit amp oldid 237706765