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Die Nebeltruppe auch Werfertruppe war eine Truppengattung des Heeres der deutschen Wehrmacht und der Waffen SS welche ursprunglich zur chemischen Kriegsfuhrung aufgestellt worden war Unter Beibehaltung dieser Bezeichnung umfasste die Nebeltruppe auch die Nebelwerfer genannte Raketenartillerie des Heeres Standarte der Nebeltruppe in der Waffenfarbe bordeauxrot Der Einsatz sowjetischer Katjuscha Raketenwerfer regte die Aufstellung der Werfertruppe anZum Einsatz kam sie hauptsachlich wahrend des Zweiten Weltkriegs von 1939 bis 1945 Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Nebelwerfertruppe 2 1 Einsatzgeschichte 2 2 Waffensysteme 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenDer taktische Auftrag der Nebeltruppe bestand in dem Ausbringen von Nebel und chemischen Kampfstoffen dem Gasspuren und der Dekontamination von Soldaten Ausrustung und Gelande Die Ausbildung der Nebeltruppe erfolgte an den Einrichtungen der Heeresgasschutzschule in Berlin und der Nebeltruppenschule in Celle spater auch an den Heeresgasschutzschulen in Bromberg und Thorn Fur den taktischen Einsatz von Gas und Nebelgeschossen entwickelte die Wehrmacht Werferwaffen Adolf Hitler ordnete zwar personlich die Produktion von Kampfstoffen zur Vorbereitung eines Gaskrieges an 1 militarische Uberlegungen und die bestehende Rohstoffknappheit 2 hielten jedoch das Oberkommando der Wehrmacht davon ab Kampfstoffe einzusetzen Da auch von alliierter Seite keine Gaswaffen verwendet wurden kam es wahrend des Zweiten Weltkrieges in Europa zu keinem nennenswerten militarischen Einsatz von Gas und anderen Kampfstoffen Nebelwerfertruppe BearbeitenBesondere Bedeutung gewann dagegen der Einsatz von Raketenwerfern nachdem 1941 an der Ostfront erstmals Wehrmachteinheiten in das Feuer sowjetischer Katjuscha Raketenwerfer gerieten und durch die vernichtende Wirkung dieser bis dahin unbekannten Flachenfeuerwaffe schwere Verluste erlitten Diesen von deutschen Soldaten als Stalinorgeln bezeichneten mobilen und schlagkraftigen Raketenwerfern hatte die Wehrmacht nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen Man entschloss sich daher die ursprunglich als Rauchspurgerate zum Abfeuern von Nebel und Kampfstoffmunition gedachten Werfer der Nebeltruppe weiterzuentwickeln und planmassig fur den artilleristischen Einsatz zur Verfugung zu stellen Der Name Nebelwerfer wurde als Tarnbezeichnung fur die neuartigen Raketenwerfer beibehalten nbsp Montage eines schweren Wurfrahmens 40 an Sd Kfz 251 der 24 Panzer Division und Beladen mit Wurfkorpern Woronesch Sommer 1942 nbsp Leichter Zugkraftwagen 3 t Sd Kfz 11 mit schwerem Wurfgerat 41 Ostfront 1942 nbsp Leichter Zugkraftwagen 1 t Sd Kfz 10 Ostfront Sommer 1943 nbsp Laden eines 15 cm Nebelwerfers Ostfront Sommer 1942 nbsp Feldwebel bei der Zundung eines Werfers nbsp Vorbereitung der Abschussgestelle nbsp Abfeuern eines Raketenwerfers schweres Wurfgerat 41 mit 28 cm Wurf Korper Spreng gegen Aufstandische in Warschau 1944Einsatzgeschichte Bearbeiten Zum ersten Grosseinsatz der neuen Nebelwerfer Regimenter kam es im Sommer 1942 bei den schweren Kampfen um Sewastopol Die schweren Werferregimenter 1 und 70 und die Werferabteilungen 1 und 4 unter dem Sonderstab Niemann nahmen unter Einsatz von 21 Batterien mit 576 Rohren die belagerte Festungsstadt unter Feuer Eingesetzt wurden Spreng und Flammolraketen mit einem Kaliber bis zu 32 cm Ab Anfang 1943 wurden auch in Tunesien Nebelwerfer eingesetzt unter anderem bei der Operation Fruhlingswind am Kasserine Pass Nebelwerfer bildeten fortan eine willkommene Verstarkungskomponente der Armee oder Korpsartillerie Deren besonderer Gefechtswert ergab sich aus der hohen Feuergeschwindigkeit der uberfallartigen flachendeckenden Wirkung und der Zerstorungswucht durch die Mischung von Spreng und Brandmunition Der Feuerschlag eines Werferregiments mit uber 300 Raketengeschossen pro Sekunde erzielte erhebliche Vernichtungskraft und eine demoralisierende Wirkung vergleichbar mit der von Stukaangriffen Allein eine Salve einer Batterie von 15 cm Nebelwerfern deckte eine Zielflache von 350 m Breite und mehreren hundert Metern Tiefe ab in der jede Feindbewegung augenblicklich gelahmt wurde Der technische und logistische Aufwand fur die Nebelwerfereinheiten war relativ gering Allerdings war die Reichweite begrenzt und setzte die Werfer damit der Gefahr direkten Feindfeuers aus die aus sechs Werfern bestehende Batterie musste daher nach jeder Salve einen Stellungswechsel durchfuhren da die Rauchspur der Raketentreibsatze die Flugbahn und die Feuerstellung verrieten Erst ab Herbst 1942 wurde ein Treibsatz unter Verwendung von Diglykol eingefuhrt der keine verraterischen Rauchfahnen beim Abfeuern hinterliess Fur den Werfereinsatz war somit hohe Mobilitat erforderlich Probleme bereitete daher angesichts von Fahrzeug und Betriebsstoffknappheit die zwingend notwendige Motorisierung der Truppe Im Heimatkriegsgebiet kam die Nebeltruppe erstmals beim Schutz der Hydrierwerke Politz zum Einsatz Die ersten vollstandigen Vernebelungen dieses riesigen Fabrikgelandes stellten an die Einheitsfuhrer besondere Anforderungen an Improvisationsfahigkeit zumal weder hinreichende Erfahrungen vorlagen noch irgendwelche Richtlinien existierten Der Erfolg der Nebeleinheiten war in der Hauptsache von der Beschaffenheit des jeweiligen Schutzobjektes im Besonderen aber von den ortlichen meteorologischen Verhaltnissen abhangig Allgemein stellte sich als Vorteil bei Vernebelungsaktionen eine hohe Luftfeuchtigkeit heraus 3 Waffensysteme Bearbeiten Hauptartikel Nebelwerfer Kaliber Typ Reichweite V0 Einfuhrung Lafette Bemerkung10 cm Nebelwerfer 35 3 000 m 193 1939 Granatwerfer modifizierter Granatwerfer 34 mit grosserem Kaliber15 cm Nebelwerfer 41 5 500 m 340 1940 Spreizlafette der 3 7 cm Pak 35 36 sechs Rohre pro Werfer von den alliierten Soldaten als Moaning Minnie bezeichnet21 cm Nebelwerfer 42 7 850 m 320 1942 Spreizlafette der 3 7 cm Pak 35 36 Bundel von funf RohrenSchweres 28 cm Wurfgerat 40 1 925 m 145 1940 Abfeuern aus holzernen ab 1941 Stahl Packkisten30 cm Nebelwerfer 42 4 550 m 230 1943 Abfeuern aus Packkisten aus schwerem Wurfgerat oder aus schweren Wurfrahmen 40 Landserbezeichnung Stuka zu Fuss oder Heulende Kuh 30 cm Raketenwerfer 56 1944 Lafette der 5 cm Pak 38 als Einheitswerfer fur alle Munitionsarten8 cm Vielfachwerfer Himmler Orgel 6 000 m 335 1944 Gw Somua 303 f bei SS Vielfachwerfer Batterien 521 und 522Ausserhalb der eigentlichen Nebeltruppe wurden Werfer auch von anderen Truppengattungen eingesetzt Die Pioniertruppe verwendete schwere Werfer zum Schiessen von Minengassen und Zerstoren feindlicher Feldstellungen oder Bunker Die Panzerpioniere verwendeten den mittleren Schutzenpanzerwagen 251 als Waffentrager fur den Wurfrahmen 40 im Landserjargon als Stuka zu Fuss bezeichnet bei denen die Werfergranaten direkt aus der Transportverpackung vom SPW oder vom Boden aus abgefeuert wurden Die Panzertruppe erhielt ab 1944 Panzerwerferabteilungen Zehn Rohre des 15 cm Nebelwerfers 41 wurden mit einem drehbaren Sockel auf einen gepanzerten 3 t Halbketten LKW vom Typ Maultier ab 1945 gefolgt vom schweren Wehrmachtschlepper als Panzerwerfer eingesetzt Die Luftwaffe setzte ab 1943 21 cm Werfergranaten zur Bekampfung von US Bombern von Jagdflugzeugen der Typen Messerschmitt Bf 109 Focke Wulf Fw 190 und Messerschmitt Bf 110 ein Die einmotorigen Abfangjager wurden mit zwei die zweimotorigen Bf 110 mit vier Rohren ausgerustet Die Werfergranate 21 wurde auch von Schlachtfliegern erfolgreich zum Beschuss von Bodenzielen eingesetzt Die Kriegsmarine erprobte unter dem Tarnnamen Projekt Ursel erfolgreich in der Ostsee den Einsatz von 28 cm Wurfgranaten gegen Landziele U 511 unter Kapitanleutnant Steinhoff feuerte vor Peenemunde am 4 Juni 1942 erstmals von Bord eines getauchten U Boots Raketen ab Es kam jedoch zu keinem kriegsmassigen Einsatz Siehe auch BearbeitenRaketenartilleriebataillon Raketenartillerie der Bundeswehr Artillerietruppe von Wehrmacht und Waffen SS ABC Abwehrtruppe Seeckt Kaserne Celle mit Nebel Lehr und Versuchsabteilung sowie HeeresgasschutzschuleLiteratur BearbeitenJoachim Engelmann Horst Scheibert Deutsche Artillerie 1934 1945 Starke Verlag Limburg 1974 Hans Rielau Die Geschichte der Nebeltruppe Bundesministerium der Verteidigung Hrsg Koln 1966 Militarische Vorschrift H Dv 210 Ausbildungsvorschrift fur die Nebeltruppe 1938 1944 Militarisches Merkblatt geheim Merkblatt uber die Nebeltruppe 1943 ISBN 978 3 75 686014 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Nebelwerfertruppe der Wehrmacht Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Bordeauxroten Kameradschaft der ABC Abwehr und Nebeltruppe e V Abgerufen am 1 Mai 2020 Einzelnachweise Bearbeiten Hubatsch Hrsg Kriegstagebuch des OKW Bd III I 1963 S 112 Florian Schmaltz Kampfstoff Forschung im Nationalsozialismus Zur Kooperation von Kaiser Wilhelm Instituten Militar und Industrie Wallstein Verlag Gottingen 2005 S 30 f Erich Hampe Der zivile Luftschutz im Zweiten Weltkrieg Bernard amp Graefe 1963 S 357 566 Normdaten Sachbegriff GND 102995769X lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nebeltruppe amp oldid 236987450