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Die Diamantschildkrote Malaclemys terrapin ist eine mittelgrosse Wasserschildkrote aus der Familie der Neuwelt Sumpfschildkroten die in Nordamerika die Kustenregion von Cape Cod Massachusetts im Norden bis nach Corpus Christi Texas besiedelt Anders als andere im Wasser lebende Schildkroten die entweder ausschliesslich in Susswasser oder in Meereswasser vorkommen ist diese Art an ein Leben in Salzmarschen sowie Flussmundungen und Mangrovensumpfen angepasst und toleriert einen schwankenden Salzgehalt des sie umgebenden Wassers Die Diamantschildkrote bevorzugt Brackwasser kommt jedoch auch in Susswasser oder Meeresgewassern vor DiamantschildkroteDiamantschildkrote Malaclemys terrapin WeibchenSystematikOrdnung Schildkroten Testudines Unterordnung Halsberger Schildkroten Cryptodira Familie Neuwelt Sumpfschildkroten Emydidae Unterfamilie DeirochelyinaeGattung MalaclemysArt DiamantschildkroteWissenschaftlicher Name der GattungMalaclemysJ E Gray 1844Wissenschaftlicher Name der ArtMalaclemys terrapin Schoepf 1793 Noch im 18 Jahrhundert war diese Schildkrotenart so zahlreich dass sie in einigen Kustenregionen der USA ein preisgunstiges Grundnahrungsmittel war Heute gelten einige der insgesamt sieben Unterarten als stark bedroht Zu dem Bestandsruckgang haben neben der Fischerei unter anderem Habitatverluste sowie eine vermehrte Nachstellung durch zum Teil eingefuhrte Fressfeinde beigetragen Inhaltsverzeichnis 1 Erscheinungsbild 1 1 Grosse und sekundare Geschlechtsmerkmale 1 2 Der Panzer 1 3 Ubrige Merkmale 2 Verbreitung und Unterarten 3 Lebensraum 4 Nahrung 5 Lebensweise 5 1 Anpassungsmechanismen an ein Leben in Salz und Brackwasser 5 2 Anpassungen an Temperaturschwankungen 6 Fortpflanzung 6 1 Paarungsverhalten 6 2 Das Gelege 6 3 Geschlechterverhaltnis 6 4 Die jungen Schildkroten 6 5 Erreichen der Geschlechtsreife 6 6 Lebensalter 7 Bestand 7 1 Erhohter Druck durch Fressfeinde 7 2 Bestandseinflusse durch den Menschen 7 2 1 Vom Grundnahrungsmittel zur Delikatesse 7 2 2 Bestandsverluste durch den Beifang bei der Krabbenfischerei 7 2 3 Bestandsverluste durch Strassenverkehr 7 3 Kunstliche Aufzucht als Schutzmassnahme 8 Systematik 9 Quellen 9 1 Literatur 9 2 Einzelnachweise 9 3 WeblinksErscheinungsbild BearbeitenGrosse und sekundare Geschlechtsmerkmale Bearbeiten nbsp Zwei Diamantschildkroten von der Seite nbsp Diamantschildkrote von oben Deutlich zu erkennen sind die Schwimmhaute zwischen den KrallenDiamantschildkroten sind mittelgrosse Schildkroten Panzerlange und Korpergewicht variieren in Abhangigkeit vom Geschlecht und von der jeweiligen Unterart Die durchschnittliche Lange des Brustpanzers betragt bei mannlichen Schildkroten bei Erreichen der Geschlechtsreife zehn Zentimeter 1 Sie wiegen dann etwa dreihundert Gramm Bei der an der texanischen Kuste lebenden Unterart der Texas Diamantschildkrote betragt die durchschnittliche Brustpanzerlange der Mannchen bei Erreichen der Geschlechtsreife dagegen 12 6 Zentimeter die grossten mannlichen Individuen weisen Brustpanzerlangen von 15 3 Zentimeter auf Die Weibchen der Diamantschildkrote werden deutlich grosser und schwerer Panzerlangen von 16 Zentimeter stellen bei ihnen den Durchschnitt dar Sie wiegen dann etwa ein Kilogramm Bei sehr grossen Weibchen der Nordlichen Diamantschildkrote wie man sie beispielsweise vor der Kuste von Rhode Island gefunden hat betragt die Panzerlange bis zu 22 5 Zentimeter Ausgewachsene Weibchen haben grossere Kopfe sowie einen kurzeren und schmaleren Schwanz als Mannchen Bei ausgestrecktem Schwanz liegt die Kloake bei Mannchen deutlich ausserhalb des vom Panzer geschutzten Korperbereiches Bei den Weibchen befindet sich die Ausscheidungsoffnung weiter vorne in der Schwanzwurzel also naher am Panzerrand Bei frisch geschlupften und bei jungen Diamantschildkroten sind diese sekundaren Geschlechtsunterschiede noch nicht ausgepragt Bei diesen ist die Bestimmung des Geschlechts durch aussere Merkmale nicht moglich Der Panzer Bearbeiten Zu den spezifischen Merkmalen der Diamantschildkrote gehort dass sich die Hornschilde nicht uberlappen Auf den Ruckenschilden befindet sich ein dunkles meist ringformiges Muster Es wird durch die Ablagerung von Pigmenten wahrend der Wachstumsphasen gebildet Bei jungen Schildkroten kann auf diese Weise das Alter bestimmt werden Der uber den Panzer verlaufende Ruckenkiel ist bei vielen Individuen glatt und kaum auffallend Bei jungen Schildkroten sowie bei einigen Unterarten ist dieser Kiel kraftiger ausgepragt und gelegentlich sogar etwas hockrig Die Grundfarbe des Panzers ist sehr variabel und reicht von einem hellen Ockerton uber Graugrun oder Olivgrun bis zu Rotbraun und fast schwarz Der Brustpanzer ist deutlich heller als der Ruckenpanzer Seine Farbe reicht von einem hellen Weissgelb bis zu einem kraftigen Orange Ubrige Merkmale Bearbeiten Die Hinterbeine der Diamantschildkrote sind deutlich grosser und kraftiger als die Vorderbeine Zwischen den langen und scharfen Krallen befinden sich Schwimmhaute Die kraftige Schnauze ist meist von heller fast weisser Farbe Bei einigen Unterarten sind die Extremitaten sowie Hals und Kopf schwarz gepunktet bei anderen Unterarten dagegen ohne irgendwelche Verfarbungen Verbreitung und Unterarten BearbeitenDiamantschildkroten kommen von der Atlantikkuste bei Cape Cod Massachusetts uber die Chesapeake Bay und die Florida Keys bis nach Corpus Christi Texas im Golf von Mexiko vor Das Verbreitungsgebiet reicht damit von der gemassigten Klimazone bis in die Subtropen Die 320 Kilometer lange Chesapeake Bay mit ihrer buchtenreichen Kustenlinie gilt als der Verbreitungsschwerpunkt dieser Schildkrotenart Besiedelt werden jeweils die von den Gezeiten beeinflussten Marschgebiete und Flussmundungen entlang dieses Kustenstreifens Heute sind die Verbreitungsgebiete disjunkt Einzelne Unterarten finden sich nur noch an wenigen Stellen nbsp DiamantschildkroteUntersuchungen weisen auf eine hohe Ortstreue der Diamantschildkroten hin Bei seit den 1980er Jahren laufenden Studien bei denen die Schildkroten individuell markiert werden findet man sie uberwiegend in derselben Kustenbucht wieder Nur ein sehr geringer Anteil der Population wird in grosserer Distanz vom ersten Fundort wieder aufgegriffen 2 Eine solche Ortstreue bedeutet dass die Wahrscheinlichkeit gering ist dass sich Diamantschildkroten auf naturlichem Wege wieder in den Kustenregionen ansiedeln in denen zuvor ihre Population erloschen ist Bei Diamantschildkroten werden derzeit sieben verschiedene Unterarten unterschieden Genetische Untersuchungen lassen darauf schliessen dass die an den Kusten Floridas vorkommenden drei Unterarten alle sehr eng miteinander verwandt sind Weitergehende Untersuchungen konnen dazu fuhren dass zukunftig eine geringere Anzahl von Unterarten unterschieden werden wird 3 Die Nordliche Diamantschildkrote Malaclemys terrapin terrapin stellt die Nominatform dieser Schildkrotenart dar Ihr Verbreitungsgebiet reicht von Cape Cod in Massachusetts bis nach Cape Hatteras in North Carolina Der Langskiel des Panzers ist glatt Der Grundton des Ruckenpanzers reicht von schwarz bis zu einem leichten Braun oder Oliv Die Muster auf den einzelnen Hornschilden sind deutlich zu erkennen Der Brustpanzer ist von gelber oranger oder grunlich grauer Farbe Das Verbreitungsgebiet der Carolina Diamantschildkrote Malaclemys terrapin centrata reicht von Cape Hatteras bis zur Kuste Nordfloridas Bei dieser Schildkrotenart fehlen Hocker auf dem Langskiel Die Texas Diamantschildkrote Malaclemys terrapin littoralis kommt von der Westkuste Louisianas bis zur Westkuste Texas vor Der Langskiel weist in Richtung des Schwanzes leichte Hocker auf Der Brustpanzer sowie die Kopfoberseite sind von heller Farbe Die Pfauenaugen Diamantschildkrote Malaclemys terrapin macrospilota lebt an der Westkuste Floridas Bei ihr weist der Langskiel spitze Hocker auf Die Hornschilde sind in ihrer jeweiligen Mitte von gelber bis oranger Farbe Die Mississippi Diamantschildkrote Malaclemys terrapin pileata kommt von der Golfkuste Floridas bis zur Westkuste Louisianas vor Auch bei dieser Unterart weist der Langskiel nur am Ende Hocker auf Der Brustpanzer ist gelb Die Oberseite von Kopf Hals und Beinen ist dunkelbraun bis schwarz Das Verbreitungsgebiet der Mangroven Diamantschildkrote Malaclemys terrapin rhizophorarum sind die Florida Keys Der Langskiel ist stark hockrig Der Panzer hat eine langliche Form Der Grundton des Ruckenpanzers ist braun oder schwarz Am Hals und den vorderen Extremitaten befinden sich keine Markierungen Die Miami Diamantschildkrote Malaclemys terrapin tequesta kommt an Floridas Ostkuste vor Im hinteren Bereich weist der Langskiel Hocker auf Die Hornschilde sind in ihrem Zentrum hell Lebensraum Bearbeiten nbsp Schlickgraser zahlen zu den Pflanzen die haufig in Salzmarschen zu finden sindDer praferierte Lebensraum von Diamantschildkroten sind Salzmarschen sowie weite von Gezeiten beeinflusste Flussmundungen und in Florida auch Mangrovengebiete Salzmarschen bilden sich wo Sandbanke Halbinseln oder Inselketten der Kuste vorgelagert sind Der Wasserstand ist niedrig das mit der Flut herangefuhrte Meerwasser uberspult zweimal taglich diese Marschen Nach heftigen Regenfallen kann die Salinitat der Salzmarsch so stark absinken dass sie mit 15 ppt nur noch halb so hoch ist wie die von Meereswasser An heissen und sonnigen Tagen ist es dagegen moglich dass wahrend der Ebbe so viel Wasser verdunstet dass die Salinitat auf 60 ppt ansteigt und damit doppelt so hoch ist wie die von Meerwasser Der Bewuchs der Salzmarschen besteht uberwiegend aus salztoleranten Pflanzen aus der Gattung der Schlickgraser Dazwischen befinden sich andere salztolerante Pflanzen aus den Gattungen Distichlis Binsen Iva Queller Strandflieder Astern und Goldruten Salzmarschen liegen haufig in der Nahe von Flussmundungen Bedingt durch die Gezeiten schwanken auch in weitlaufigen Flussmundungen sowohl der Wasserstand die Temperatur als auch die Salinitat des Wassers Die Mangrovengebiete die die Diamantschildkrote in Florida besiedelt sind ahnlichen Schwankungen ausgesetzt 4 Diamantschildkroten haben sich an diesen schwankenden Salzgehalt angepasst und sich damit einen nahrungsreichen Lebensraum erschlossen in dem keine andere Schildkrotenart und nur wenige andere Reptilien mit ihnen um Nahrung konkurrieren Der Naturwissenschaftler Ronald Orenstein bezeichnet die Diamantschildkrote daher als Habitatspezialist 5 Da die Diamantschildkrote anders als Meeresschildkroten auf Susswasser als Trinkwasser angewiesen ist muss ihr Lebensraum allerdings einen ausreichenden und verhaltnismassig regelmassigen Regenfall aufweisen Untersuchungen in einer Salzmarsch in Connecticut zeigten dass dort die Bestandsdichte von Diamantschildkroten nicht mit der Verfugbarkeit von Nahrung korrelierte Andere Faktoren wie die Hohe der Flut und die Dichte des Pflanzenbewuchses scheinen einen wichtigeren Einfluss darauf zu haben ob ein bestimmtes Gebiet einen idealen Lebensraum fur die Diamantschildkroten darstellt 6 Eine andere Studie aus den 1980er Jahren legt nahe dass erst die Verfugbarkeit von geeigneten Nistgelegenheiten bestimmt ob eine spezifische Region fur die Besiedlung durch Diamantschildkroten geeignet ist 7 Nahrung Bearbeiten nbsp Diamantschildkroten fressen unter anderem WinkerkrabbenDiamantschildkroten fressen Krabben der Gattungen Winkerkrabben Callinectus und Carcinus verschiedene Schneckenarten Fische Muscheln sowie Wurmer Insekten und Aas Sie nehmen nur dann Nahrung auf wenn sie sich im Wasser befinden Diamantschildkroten sind daher vor allem dann auf Nahrungssuche wenn die Flut die Marschen uberspult Die Verdauungsgeschwindigkeit ist insgesamt sehr langsam und temperaturabhangig Panzer und Schalen ihrer Nahrung knacken Diamantschildkroten mit ihren kraftigen aber zahnlosen Kiefern 8 Grosse Beute wird mit den Krallen der Vorderbeine auseinandergerissen Fische werden nur gelegentlich gefressen da deren Schwimmgeschwindigkeit in der Regel zu gross ist als dass Diamantschildkroten sie erjagen konnen Der Anteil von Fisch an der Gesamtnahrung steigt jedoch wenn beispielsweise Fischarten wie Menidia menidia in grosser Zahl beispielsweise zum Ablaichen in die Flussmundungen zuruckkehren und durch den Laichakt so geschwacht sind dass sie fur die Schildkroten fangbar sind 9 Krabben sind eine Beute die sich mit ihren Scheren den Nachstellversuchen der Schildkroten erwehren und den Schildkroten dabei ernsthafte Verletzungen zufugen konnen Diamantschildkroten beissen daher haufig grosseren Krabben nur eines der Hinterbeine ab 10 Vom Verbreitungsgebiet hangt es ab welche Beute den grossten Bestandteil des Nahrungsspektrums ausmacht An der Kuste von Virginia praferieren Diamantschildkroten die an Salzpflanzen lebende hartschalige Schneckenart Nassarius obsoletus 5 An der Kuste von North Carolina heimische Diamantschildkroten frassen uberwiegend die Schnecke Littorina irrorata Einen weit geringeren Anteil an der Gesamtnahrung hatte die Schneckenart Melampus lineatus sowie Winkerkrabben In der Chesapeake Bay fressen die Schildkroten Sandklaffmuscheln und mehrere Muschelarten aus der Gattung Tagelus Macoma und Gemma Der Kot von an der nordwestlichen Kuste Floridas lebenden Schildkroten bestand zu 83 Prozent aus Uberresten der Muschelart Mulina lateralis 11 Lebensweise BearbeitenAnpassungsmechanismen an ein Leben in Salz und Brackwasser Bearbeiten Diamantschildkroten sind durch spezifische Mechanismen in der Lage die Salzkonzentration in ihrem Blut und anderen Korperflussigkeiten auf einem Niveau zu halten das etwa einem Drittel der Salinitat von Meerwasser entspricht Wahrend bei anderen Neuwelt Sumpfschildkroten bereits ein kurzfristiger Aufenthalt im Meerwasser mit einer Salinitat von 30 bis 35 ppt zu einer osmotischen Dehydratisierung fuhren wurde erlauben diese Mechanismen der Diamantschildkrote uber mehrere Wochen in solchen Gewassern zu uberleben Diamantschildkroten weisen hinter dem Auge eine Salzdruse auf uber die uberschussiges Salz ausgeschieden werden kann Eine ahnliche Druse findet sich auch bei Meeresschildkroten Die stammesgeschichtliche Abstammung weist aber darauf hin dass Meeresschildkroten und die Diamantschildkrote diese Druse unabhangig voneinander entwickelten Uber diese Druse scheidet die Diamantschildkrote auch deutlich weniger Salz aus als dies fur andere im Meerwasser lebende Reptilien typisch ist 12 Die Aussenhaut der Diamantschildkrote weist sowohl eine geringe Salz als auch Wasserdurchlassigkeit auf Anders als die Meeresschildkroten ist die Diamantschildkrote darauf angewiesen Susswasser zu trinken Sie ist in der Lage Susswasser sehr schnell aufzunehmen und dieses subkutan im Korper zu speichern In Susswasser lebende Diamantschildkroten weisen daher ein bis zu doppelt so hohes Korpergewicht auf wie vergleichbar grosse Diamantschildkroten die sich langer in Meerwasser aufgehalten haben 13 Auch ihr Nahrungsverhalten unterscheidet sich in Abhangigkeit von der Salinitat des sie umgebenden Wassers Dabei fressen die Schildkroten umso mehr je niedriger die Salinitat ist und vermeiden damit dass sie hohe Salzmengen zu sich nehmen 14 In Brack oder Meereswasser lebende Diamantschildkroten trinken nach Regenfallen die dunne Schicht von Susswasser ab die sich dann auf der Wasseroberflache befindet Dieser Susswasserfilm ist in der Regel dunner als zwei Millimeter Um an das Wasser zu gelangen beugen die an der Wasseroberflache schwimmenden Schildkroten den Hals so dass sich das Maul in einer Hohe mit dem Film befindet Diamantschildkroten wurden auch schon dabei beobachtet wie sie wahrend eines Regens mit geoffnetem Maul Regentropfen aufnehmen oder auf dem Korper von Artgenossen befindliche Susswassertropfen abtrinken 15 Anpassungen an Temperaturschwankungen Bearbeiten Die Diamantschildkrote ist nicht in der Lage ihre Korpertemperatur durch Stoffwechselaktivitaten zu halten Ihre Korpertemperatur und damit ihr Aktivitatsspektrum sind im Wesentlichen von der Umgebungstemperatur bestimmt Bei Wassertemperaturen unter 15 Grad stellen Diamantschildkroten die Nahrungsaufnahme ein 14 und bei Wassertemperaturen unter 13 Grad beginnt bei ihnen die Winterruhe Die Winterruhe der an der Kuste von Cape Cod lebenden Diamantschildkroten wahrt von Oktober bis April und ist die langste die von Diamantschildkroten eingehalten wird Bei den an der sudlichen Kuste Floridas lebenden Diamantschildkroten kommt dagegen nach derzeitigem Wissensstand keine Winterruhe vor Die detaillierte Funktionsweise der Winterruhe bei Diamantschildkroten ist noch nicht hinreichend untersucht So weiss man beispielsweise nicht ob die Winterruhe durch den Temperaturabfall oder die verringerte Verfugbarkeit von Nahrung ausgelost wird und wie es die Schildkroten wahrend ihrer langen Winterruhe vermeiden durch einen Anstieg des Salzgehaltes im Blut und ihrer ubrigen Korperflussigkeit zu dehydratisieren Die Wahrscheinlichkeit dass die Diamantschildkroten die Winterruhe uberleben scheint nicht davon beeinflusst zu sein ob sie im Suss oder Brackwasser uberwintern Diamantschildkroten uberwintern in der Regel in Buchten die den Gezeiten ausgesetzt sind Bei einer Untersuchung der Uberwinterungsplatze an der Kuste von Cape May New Jersey fand man Schildkroten im Bodenschlamm an Stellen die wahrend der Ebbe zwischen 1 5 und 2 5 Meter unterhalb des Wasserspiegels lagen Wahrend die meisten Schildkroten einzeln uberwinterten fand man unterhalb von unterspulten Uferboschungen auch gemeinschaftlich uberwinternde Tiere Ein Teil der insgesamt 311 gefundenen Schildkroten hatte sich in der schlammigen Uferboschung zwischen 15 und 50 Zentimeter tief eingegraben 16 Wahrend der Winterruhe ist der gesamte Stoffwechsel der Schildkroten stark verlangsamt so dass sie uber mehrere Monate ohne Nahrung auskommen konnen Uber die Kloake sind sie ausserdem in der Lage sich einen Teil des im Wasser enthaltenen Sauerstoffs zu erschliessen 17 Neben der Winterruhe sind Diamantschildkroten auch in der Lage in eine Trocken oder Hitzestarre zu verfallen Auch hierzu graben sich die Schildkroten im Sediment ein und uberstehen damit langere Hitzeperioden mit geringem Niederschlag Diese Form der Sommerruhe ist vor allem bei den an der Sudspitze Floridas lebenden Diamantschildkroten zu beobachten Ausserhalb der Winterruhe erreichen Diamantschildkroten die fur sie optimale Korpertemperatur durch Sonnenbader Sie begeben sich gelegentlich dazu an Land Typischer sind jedoch Sonnenbader bei denen sie mit weit abgespreizten Vorder und Hinterbeinen an der Wasseroberflache treiben Die Sonnenbader tragen ausserdem dazu bei einen eventuellen Algen oder Pilzwuchs auf dem Panzer zu reduzieren Fortpflanzung BearbeitenPaarungsverhalten Bearbeiten Uber das Paarungsverhalten der Diamantschildkroten ist bis jetzt nur sehr wenig bekannt Alle Erkenntnisse basieren auf wenigen Studien und der Beobachtung einer geringen Anzahl sich paarender Tiere Hauptpaarungszeit ist das spate Fruhjahr auch wenn Diamantschildkroten spater im Jahr wahrend des Paarungsaktes beobachtet werden Die Schildkroten sammeln sich wahrend der Hauptpaarungszeit in bestimmten Buchten Es ist bislang unbekannt welche Faktoren diese Versammlungen auslosen Paarungsbereite Weibchen treiben an der Wasseroberflache Sich nahernde Mannchen beschnuffeln zunachst die Kloakenregion der Weibchen und besteigen dann das Weibchen Die Paarung dauert nur eine bis zwei Minuten 18 Weibchen konnen Samen fur mehrere Jahre speichern Paaren sie sich mit mehreren Mannchen konnen die Eier eines Geleges unterschiedliche Vater haben 19 Aus Schildkrotenfarmen weiss man dass weibliche Diamantschildkroten noch vier Jahre spater befruchtete Eier legten ohne dass sie mit einem Mannchen Kontakt hatten Das Gelege Bearbeiten Weibchen konnen mehr als ein Gelege pro Jahr legen Bei in Gefangenschaft gehaltenen Diamantschildkroten hat man bis zu funf Gelege pro Jahr gezahlt In freier Natur scheinen zwei bis drei Gelege die normale Anzahl zu sein 20 Die Weibchen nutzen fur die Eiablage sandige und von Pflanzenbewuchs weitgehend freie Stellen die oberhalb der Flutmarken liegen An Kustenabschnitten an denen nur wenige Stellen fur die Anlage von Gelegen geeignet sind kann die Gelegedichte sehr hoch sein An einem Brutort auf Rhode Island hat man 446 Gelege je Hektar gezahlt 21 Die Weibchen kehren grundsatzlich jedes Jahr zu denselben Gelegestellen zuruck Befinden sich geeignete Gelegestellen weit von den Marschen entfernt besteht fur die Weibchen die Gefahr auf dem Weg zu den Gelegestellen zu dehydrieren oder zu uberhitzen Gegenuber der Nachstellung durch Fressfeinde sind die Weibchen weitgehend geschutzt weil sie mit ihrer Panzerfarbung mit der Umgebung verschmelzen Hat das Weibchen eine geeignete Stelle gefunden benotigt sie etwa 30 Minuten um die Nestgrube zu graben Dabei wird zunachst mit Schnauze und den Vorderbeinen die gewahlte Stelle geglattet Mit den Hinterbeinen grabt die Diamantschildkrote dann ein bis zu 24 Zentimeter tiefes Loch Die eigentliche Gelegekammer in der sich die Eier befinden ist im Mittel 4 7 Zentimeter tief und 7 3 Zentimeter breit Wie tief sich die Gelegekammer unterhalb der Erdoberflache befindet hat Einfluss auf die Schlupfrate In zu flachen Nestern entwickeln sich die oberen Eier nicht in zu tiefen schlupfen keine Jungen aus den unteren Eiern Die optimale Tiefe fur ein Gelege scheint bei 18 Zentimetern zu liegen 22 Nach dem Legen bedeckt das Weibchen die Eier so mit dem ausgegrabenen Sand dass die Stelle von der ubrigen Umgebung nicht zu unterscheiden ist Die Eier sind weisslich bis leicht rosafarben und oval Ihre Schalen sind weich und dadurch wenig zerbrechlich Die Schalen harten erst innerhalb der ersten 24 Stunden aus sind jedoch immer etwas robuster als gleich grosse Vogeleier Die Gelegegrosse variiert in Abhangigkeit von der geographischen Verbreitung Tendenziell legen Diamantschildkroten im Suden des Verbreitungsgebietes kleinere Gelege In Florida betragt die durchschnittliche Gelegegrosse 6 7 Eier wahrend sie in der Chesapeake Bay bei 12 3 Eiern liegt Barbara Brennessel geht davon aus dass es sich in den klimatisch gunstigeren Regionen fur die Schildkroten auszahlt mehrere kleine Gelege zu legen Im Norden ist dagegen das Zeitfenster in dem ein Schildkrotengelege heranreifen kann wesentlich kleiner und es daher fur den Fortpflanzungserfolg der Schildkroten erfolgversprechender wenige Gelege mit einer grosseren Anzahl an Eiern anzulegen 23 Die durchschnittliche Bebrutungsdauer eines Geleges liegt zwischen sechzig bis neunzig Tagen Die Dauer bis der aus einem Ei eine junge Schildkrote schlupft hangt von der Umgebungstemperatur und feuchtigkeit ab Geschlechterverhaltnis Bearbeiten Das Geschlecht schlupfender Diamantschildkroten wird durch die Umgebungstemperatur des Geleges bestimmt Diese Temperaturabhangige Geschlechtsbestimmung ist fur die meisten Schildkrotenarten charakteristisch 24 Unter Laborbedingungen schlupften aus Gelegen die bei einer Temperatur unter 28 Grad gehalten wurden ausschliesslich Mannchen Lag die Temperatur durchgangig uber 30 Grad schlupften uberwiegend weibliche Diamantschildkroten 25 In der freien Natur sind die Gelege starkeren Temperaturschwankungen unterworfen Welchen Temperaturschwankungen ein einzelnes Ei ausgesetzt ist ist abhangig von seiner relativen Lage innerhalb des Geleges Die an der Gelegeoberseite befindlichen Eier sind grosseren Temperaturschwankungen ausgesetzt als die an der Unterseite Das Geschlecht von frisch geschlupften Schildkroten kann durch ausserliche Merkmale nicht festgestellt werden Dazu sind entweder aufwendige Endoskopien notwendig oder die jungen Schildkroten mussen getotet und seziert werden Aus diesem Grund ist bis jetzt nur sehr wenig uber die Korrelation von Umgebungstemperatur des Geleges und Geschlechtsverhaltnis bekannt Auch das naturliche Verhaltnis zwischen der Anzahl von Mannchen und Weibchen lasst sich nur sehr schwer ermitteln Wie einzelne Studien gezeigt haben werden mit derselben Fangmethode in derselben Region jahreszeitlich abhangig unterschiedlich viele Mannchen und Weibchen gefangen 26 Die Sterblichkeitsrate ist je nach Gebiet geschlechtsabhangig unterschiedlich hoch Ausgewachsene Mannchen ertrinken wegen ihrer geringeren Grosse eher als Weibchen in Krabbenfallen Andererseits werden wesentlich mehr Weibchen im Strassenverkehr uberfahren In Gebieten mit einem hohen anthropogenen Einfluss lasst sich daher uber das naturliche Geschlechtsverhaltnis ausgewachsener Tiere nichts mehr aussagen Von Anfang des 20 Jahrhunderts unternommenen Versuchen Diamantschildkroten kommerziell in Farmen zu zuchten weiss man jedoch dass die hochste Reproduktionsrate mit einem Verhaltnis von einem Mannchen zu je funf Weibchen erzielt werden konnte 27 Die jungen Schildkroten Bearbeiten nbsp Junge DiamantschildkroteJunge Diamantschildkroten weisen ahnlich wie viele andere Schildkrotenarten am Schnauzenende einen Eizahn auf Er besteht aus einer Keratinverdickung die innerhalb weniger Wochen wieder verschwindet 28 Mit diesem Eizahn schneiden sie die Eihulle auf Der Schlupfzeitpunkt eines Geleges ist im Herbst und kann sich uber mehrere Tage erstrecken Einige Jungtiere ziehen es sogar vor die Nestgrube erst nach der Winterruhe zu verlassen Ihre Uberlebenschancen steigen dadurch nicht Nach dem Schlupf der ersten Tiere steigt die Wahrscheinlichkeit dass Rauber das Gelege finden und die schlupfbereiten Schildkroten fressen Junge Schildkroten die das Nest verlassen suchen in aller Regel sofort Deckung unter niedrig stehenden Pflanzen auf Sie sind dann etwa so gross wie eine Ein Euro Munze und wiegen funf Gramm 29 Uber die ersten Lebensjahre der Diamantschildkroten ist nur sehr wenig bekannt Tendenziell halten sich junge Diamantschildkroten aber in den kustennaher liegenden Teilen der Salzmarschen auf und nutzen flachere Wasserzonen als die erwachsenen Tiere Junge Diamantschildkroten mit einem Korpergewicht unter 50 Gramm weisen im Vergleich zu adulten Schildkroten eine geringere Anpassungsfahigkeit an eine hohe Salinitat des sie umgebenden Wassers auf Studien legen nahe dass sie sich vor Erreichen dieses Gewichtes am besten entwickeln wenn der Salzgehalt bei 8 ppt liegt In freier Natur erreichen sie dieses Korpergewicht meist nicht vor dem Abschluss des ersten Lebensjahres und mitunter erst im Alter von drei Jahren Uber das Heranwachsen der jungen Schildkroten ist allerdings bis jetzt wenig bekannt und es gibt eine Reihe von Hinweisen die nahelegen dass sich die Schildkroten wahrend der Fruhphase ihres Heranwachsens uberwiegend an Land versteckt unter Salzpflanzen aufhalten 30 Erreichen der Geschlechtsreife Bearbeiten Diamantschildkroten erreichen ihre Geschlechtsreife umso fruher je weiter sie in klimatisch begunstigten Regionen leben Fur das Erreichen der jeweiligen Geschlechtsreife ist dabei die erreichte Korpergrosse ausschlaggebender als das Lebensalter Da die jahrliche Wachstumsphase der im Norden lebenden Diamantschildkroten temperaturbedingt kurzer ist als die der im Suden lebenden sind sie in der Regel alter wenn sie sich das erste Mal fortpflanzen Weibchen der sudlichen Diamantschildkroten pflanzen sich gelegentlich schon im vierten Lebensjahr fort wahrend die an der Kuste von Cape Cod lebenden Weibchen knapp zehn Jahre alt sind bevor sie das erste Mal Eier legen Mannchen der im Suden lebenden Diamantschildkroten konnen sich ab ihrem dritten Lebensjahr fortpflanzen wahrend im Norden die Mannchen zwischen funf und acht Jahre alt sind bevor sie sich das erste Mal mit einem Weibchen paaren 31 Lebensalter Bearbeiten Schildkroten sind fur ihr langes Leben bekannt Belegt ist dass einzelne Individuen bestimmter Schildkrotenarten zwischen 160 und 200 Jahre alt wurden Bei diesen Rekordinhabern handelt es sich jedoch ausschliesslich um landlebende Schildkroten Bei den im Wasser lebenden Schildkroten vermutet man dass ihr maximales Lebensalter deutlich niedriger ist Fur die Diamantschildkrote liegen bis jetzt noch keine ausreichenden Daten vor die einen Ruckschluss auf ihr maximales Lebensalter erlauben Mit einer Markierung von einzelnen Individuen hat man erst in den fruhen 1980er Jahren begonnen Da einige Tiere zu diesem Zeitpunkt bereits geschlechtsreif waren und beim Wiederauffund zwanzig Jahre spater nach wie vor keine physischen Einschrankungen aufweisen schatzt man derzeit die Lebensspanne der Diamantschildkrote auf vierzig Jahre Bestand BearbeitenDiamantschildkroten fuhren ein sehr verstecktes Leben so dass Bestandszahlen nur schwer zu ermitteln sind Die Einordnung dass es sich bei der Diamantschildkrote mittlerweile um eine bedrohte Art handelt resultiert aus zwei Indizien Fur eine Reihe von Regionen in denen historisch ein Vorkommen von Diamantschildkroten belegt ist fehlen aktuelle Beobachtungen von Diamantschildkroten Es wird daher von einem zunehmenden lokalen Aussterben der Art ausgegangen Das gilt beispielsweise fur die Nauset Marsch Cape Cod wo man die letzte Diamantschildkrote 1976 beobachtet hat sowie fur einige Buchten an der Atlantikkuste Floridas wo man die letzte Diamantschildkrote 1986 fand Auf dem Kiawah Island South Carolina wurden mit derselben Fangmethode wie vormals an einigen Buchten an der Atlantikkuste Floridas statt zweihundert nur noch funfzig Individuen wiedergefangen 32 Als besorgniserregend gilt die Beobachtung dass in einer Reihe von Regionen eine nicht ausreichende Anzahl jungerer Weibchen nachwachst so dass die Population allmahlich uberaltert Wissenschaftliche Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis dass ganze Altersklassen in der Population fehlen Das weist darauf hin dass die Schlupfquoten deutlich gesunken sind oder sich die Uberlebensrate der frisch geschlupften Schildkroten verandert hat 33 Die IUCN hat die Art der Diamantschildkrote zuletzt 1996 in Hinblick auf ihre Bestandsgefahrdung bewertet und sie als near threatened potenziell gefahrdet eingestuft Diese Einstufung druckt aus dass die Tierart nicht unmittelbar in ihrem Bestand gefahrdet ist dass sie jedoch beobachtet werden muss Erhohter Druck durch Fressfeinde Bearbeiten Eine ausgewachsene Diamantschildkrote hat nur wenige Pradatoren die ihr nachstellen Bedroht sind vor allem die Gelege frisch geschlupfte und heranwachsende Schildkroten und die klein bleibenden Mannchen nbsp Waschbaren zahlen zu den Pradatoren die besonders haufig Gelege ausraubenWaschbaren sind in der Lage ein frisch gelegtes Gelege in den ersten 24 Stunden anhand seines Geruches aufzuspuren 34 Zu den Gelegeplunderern zahlen aber auch der Rotfuchs die Amerikanerkrahe und die Fischkrahe der Nordamerikanische Fischotter Lachmowen die Westatlantische Reiterkrabbe sowie verschiedene Rattenarten Waschbaren haben ausserdem gelernt an Orten mit einer hohen Gelegedichte auf Verdacht nach Eiern zu graben 35 Frisch geschlupfte Schildkroten werden von einer Reihe von Vogeln und Saugetieren gejagt und gefressen Dass nur wenige der jungen Schildkroten die Schlupfphase uberleben ist bei einer ganzen Reihe von Schildkrotenarten zu beobachten 36 Auch bei anderen Schildkroten wird beobachtet dass Fressfeinde sich auf die Schlupfzeiten einstellen Zu den Schutzmechanismen die junge Diamantschildkroten entwickelt haben zahlt dass sie unmittelbar nach dem Schlupf Schutz im Pflanzenbewuchs der Salzmarschen suchen Es besteht wissenschaftlicher Konsens dass der Druck durch Fressfeinde auf die Diamantschildkrote zugenommen hat Die Kustenregionen in denen sie leben grenzen regelmassig an Gebiete an die wegen ihres landschaftlichen Reizes und hohen Freizeitwertes zu begehrten menschlichen Wohnorten gehoren Die Siedlungsdichte hat hier wahrend des letzten Jahrhunderts deutlich zugenommen Eine Reihe von Fressfeinden der Diamantschildkrote sind Kulturfolger des Menschen Die Bestandsdichte der in Nordamerika eingefuhrten Wanderratte des Waschbaren und einiger Marderarten ist durch die Siedlungsnahe des Menschen in den Brutgebieten der Diamantschildkrote angestiegen Welch drastischen Einfluss dies auf den Schlupferfolg haben kann zeigen zwei nebeneinanderliegende Strandabschnitte an der Kuste von Long Island Einer der beiden Strandabschnitte ist offentlich zuganglich und zahlt auch abends zu den beliebten Treffpunkten von Jugendlichen Die Anwesenheit von Menschen halt die Schildkroten nicht davon ab ihre Nester anzulegen und Eier abzulegen Sie halt jedoch offenbar Pradatoren fern die die frischen Gelege plundern Im angrenzenden Strandabschnitt der der Offentlichkeit nicht zuganglich ist werden dagegen eine sehr grosse Zahl von Gelegen unmittelbar nach der Ablage ausgeraubt 37 In beiden Abschnitten werden frisch geschlupfte Diamantschildkroten jedoch in hohem Grade von Wanderratten gefressen 38 Ahnliche Erfahrungen hat man im Jamaica Bay Wildlife Refuge gemacht Dieses kleine Reservat liegt in Queens unweit des John F Kennedy Airports in New York und besteht unter anderem aus einer Reihe kleinerer Inseln Trotz der schlechten Wasserqualitat werden dort jahrlich etwa 2000 Gelege von Diamantschildkroten gezahlt Dieser Ort ist damit einer der grossten bekannten Gelegeorte dieser Schildkrotenart Seit den spaten 1980er Jahren haben sich im Reservat allerdings Waschbaren angesiedelt 39 Mittlerweile werden 90 Prozent der Gelege durch Waschbaren ausgeraubt Vereinzelt toten die Waschbaren sogar die eierlegenden Weibchen und fressen sie auf 40 Bestandseinflusse durch den Menschen Bearbeiten Vom Grundnahrungsmittel zur Delikatesse Bearbeiten Vom 18 bis zum fruhen 20 Jahrhundert wurden Diamantschildkroten in hoher Zahl gefangen Sie dienten anfanglich als preisgunstiges Grundnahrungsmittel das in einigen sudlichen Kustenstaaten der USA so haufig Sklaven vorgesetzt wurde dass sie dagegen streikten 5 Ein ganzer Wagen beladen mit Diamantschildkroten konnte fur einen Dollar gekauft werden In North Carolina war bei der Netzfischerei der Beifang von Diamantschildkroten gelegentlich so hoch dass Fischer ihre Netze nicht einbringen konnten 41 Im Laufe des 19 Jahrhunderts avancierte die Diamantschildkrote parallel zu den zuruckgehenden Fangquoten allmahlich zur Delikatesse 42 In der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts bestand der erste Gang eines Galadiners aus Schildkrotensuppe Im Weissen Haus zahlte Schildkrotensuppe wahrend der Prasidentschaft von William Howard Taft zu den Gerichten die zum Lunch bevorzugt serviert wurden Dazu trank man Champagner Diamantschildkroten wurden von der Ostkuste der USA aus sogar nach Berlin und Paris exportiert Anfang des 20 Jahrhunderts zahlte man fur ein Dutzend grosser Diamantschildkroten zwischen 96 und 125 US Dollar 43 Das U S Bureau of Fisherie unternahm Versuche Diamantschildkroten in Farmen zu zuchten und heranzuziehen 44 Erst in den 1920er und 1930er Jahren kamen Diamantschildkroten als Delikatesse zunehmend aus der Mode Barbara Brennessel macht dafur drei Faktoren verantwortlich Wahrend der Weltwirtschaftskrise konnten sich immer weniger Personen den Kauf dieser Delikatesse erlauben Die Zubereitung einer Diamantschildkrote fur eine Suppe oder Ragout ist arbeitsaufwendig und brutal Einige Rezepte verlangen dass die Diamantschildkrote lebend in ihrem Panzer gerostet wird Da immer weniger Familien Dienstboten beschaftigten denen man diese Arbeit ubertragen konnte wichen nach Ansicht von Brennessel Hausfrauen auf einfacher zuzubereitende Gerichte aus 45 Eine Rolle hat moglicherweise auch die Prohibition gespielt Schildkrotengerichte werden gewohnlich mit Madeira abgeschmeckt Da besonders die grossen Schildkroten nachgefragt wurden wurden vor allem die fur den Populationsbestand wichtigen geschlechtsreifen Weibchen gefangen Der allmahliche Ruckgang der Fangquoten wahrend dieser Zeit ist ein sicheres Indiz dafur dass die Fischerei einen wesentlichen negativen Einfluss auf die Bestandsentwicklung der Diamantschildkroten hatte Untersuchungen an anderen Schildkrotenarten wie etwa der Macrochelys temmincki belegen gleichfalls dass aufgrund der niedrigen Reproduktionsrate selbst geringe Fangquoten zu signifikanten Populationseinbruchen fuhren 46 In der Chesapeake Bay durfen von dafur lizenzierten Fischern nach wie vor Schildkroten zum Verzehr gefangen werden Die jahrliche Fangquote wird auf 10 000 Tiere geschatzt 47 Nachgefragt werden Schildkroten als Nahrungsmittel vor allem durch ethnische Minderheiten wie etwa Chinesen Der Einzelhandelspreis pro Schildkrote lag in den fruhen 2000er Jahren auf New Yorker Markten bei etwa 20 US Dollar 48 Bestandsverluste durch den Beifang bei der Krabbenfischerei Bearbeiten nbsp BlaukrabbenDort wo an der nordamerikanischen Ostkuste jedoch mit Fallen nach Blaukrabben Callinectus sapidus gefischt wird ist die Beifangquote von Diamantschildkroten hoch Die Bestandsbedrohung die davon ausgeht ist sehr viel grosser als die der nach wie vor erlaubten kommerziellen Fischerei auf Diamantschildkroten Eine mittlerweile mehr als 20 Jahre alte Studie schatzte den taglichen Beifang durch die 743 kommerziellen Krabbenfischer auf 2500 Diamantschildkroten 49 Als Luftatmer ersticken die Diamantschildkroten innerhalb weniger Stunden wenn sie in diese Fallen gehen Zu den eingeleiteten Schutzmassnahmen zahlen daher Krabbenfallen die so konstruiert sind dass Schildkroten nicht an die darin ausgelegten Koder gelangen konnen Bestandsverluste durch Strassenverkehr Bearbeiten Einen wesentlichen negativen Einfluss auf den Bestand der Diamantschildkrote hat der Strassenverkehr Strassen die die Kustengebiete touristisch erschliessen verlaufen haufig durch die Niststandorte der Diamantschildkrote Auf dem Weg dorthin werden regelmassig vor allem die fur den Bestandserhalt wichtigen geschlechtsreifen und eiertragenden Weibchen uberfahren In einer eher ungewohnlichen Massnahme zum Erhalt der Diamantschildkrote werden in New Jersey seit 1997 diese uberfahrenen Tiere vom Wetland Institute in Stone Harbor New Jersey und vom Richard Stockton College of New Jersey seziert die unbeschadigt gebliebenen Eier entnommen und kunstlich ausgebrutet Kunstliche Aufzucht als Schutzmassnahme Bearbeiten In den USA gibt es mehrere Initiativen die sich zum Ziel gesetzt haben den kommerziellen Handel mit Diamantschildkroten gesetzlich verbieten zu lassen Daruber hinaus werden frisch gelegte Nestgruben geschutzt indem sie mit Drahtkorben umgeben werden so dass Pradatoren die Gelege nicht mehr ausgraben konnen Headstarting ist eine weitere teils umstrittene Massnahme um die Bestandszahlen zu erhohen Dabei werden in der Regel Eier kunstlich ausgebrutet 50 und die jungen Schildkroten bei erhohten Haltetemperaturen und regelmassiger Futterung durch den ersten Winter gebracht Auf die sonst in freier Natur vorkommende Winterruhe wird verzichtet Solche Diamantschildkroten haben am Ende ihres ersten Winters eine Grosse erreicht die denen von zwei bis dreijahrigen Schildkroten in freier Natur entspricht 51 Werden die Tiere dann ausgesetzt ist die Wahrscheinlichkeit dass sie Pradatoren zum Opfer fallen sehr viel geringer Die kunstliche Aufzucht wird bei einer Reihe von Schildkrotenarten angewendet Die Methode ist aus einer Reihe von Grunden umstritten 52 Noch ist nicht bewiesen dass auf solche Art herangezogene Schildkroten sich einem Leben in freier Wildbahn anpassen Es gilt auch als nicht hinreichend belegt dass diese Schildkroten sich fortpflanzen wenn sie die Geschlechtsreife erreicht haben 53 Bei der Diamantschildkrote sind die meisten Headstarting Programme daher auf Gelege begrenzt bei denen keine oder eine nur sehr geringe Wahrscheinlichkeit besteht dass die darin enthaltenen Eier zum Schlupf kommen 54 Systematik BearbeitenDie Diamantschildkrote gehort zu den Halsberger Schildkroten die sich wahrend der Jurazeit vor 180 Millionen Jahren zu entwickeln begannen und mit 13 Familien heute noch vertreten sind Die zu diesen Gruppen gehorenden Schildkroten konnen ihren Kopf in den Panzer zuruckziehen Die Halswirbel dieser Tiere sind zu diesem Zweck speziell geformt damit sich das Ruckgrat S formig krummen kann Die Familie denen die Diamantschildkroten zugerechnet werden ist die der Neuwelt Sumpfschildkroten Fossilienfunde an der Kuste von South Carolina legen nahe dass die Diamantschildkrote sich im Pleistozan entwickelte Einige Details des Schadels und des Schildkrotenpanzers zeigen eine enge Verwandtschaft zu den nur im Susswasser lebenden Hockerschildkroten an Beiden Arten fehlen bei den Pterygoid Teilen des Oberschadels die seitlichen Fortsatze hin zum Basioccipitale Am Ende des Carapax ist zu erkennen dass sich Furchenabdrucke der Postcentralschilder auf der Pygalplatte befinden 55 Die Diamantschildkrote entwickelte sich entweder aus der Gattung der Hockerschildkroten oder beide Gattungen stammen von einem gemeinsamen ebenfalls an Susswasser gebundenen Vorfahren ab 56 Die evolutionare Entwicklung der salztoleranten Diamantschildkrote aus einer im Susswasser lebenden Art erfolgte moglicherweise zunachst uber eine Verhaltensanpassung bei der die Schildkroten Salzwasser nur wahrend des Fressens aufnahmen Solch ein Verhalten findet man beispielsweise auch bei den in Susswasser lebenden Schnappschildkroten die so kurzfristig in Wasser mit einem erhohten Salzgehalt uberleben konnen Dem folgte zunehmend eine allmahliche physiologische Anpassung die zur Entwicklung von Drusen fuhrte uber die Salz ausgeschieden werden konnte 57 Diamantschildkroten erschlossen sich uber diese Anpassungen einen an Nahrung reichen Lebensraum den sie nur mit wenigen Fresskonkurrenten teilen mussten Quellen BearbeitenLiteratur Bearbeiten D Alderton Turtles and Tortoises of the World New York 1988 ISBN 0 8160 1733 6 Barbara Brennessel Diamonds in the Marsh A Natural History of the Diamondback Terrapin University Press of New England 2006 ISBN 1 58465 536 4 C H Ernst J E Lovich R W Barbour Turtles of the United States and Canada New York 2000 ISBN 1 56098 823 1 Ronald Orenstein Turtles Tortoises and Terrapins Survivors in Armor Firefly Books Buffalo 2001 ISBN 1 55209 605 X D G Senn Eine Naturgeschichte der Schildkroten Bottmingen Schweiz 1992 H Vetter Turtles of the World Schildkroten der Welt Band 2 Nordamerika Frankfurt am Main 2004 ISBN 3 930612 57 7 Einzelnachweise Bearbeiten Alle Massangaben nach Brennessel S 20f Solche Studien wurden fur Wellfleet Harbor Cape Cod Massachusetts und fur Kiawah Island South Carolina durchgefuhrt Brennessel S 54 Eine Ubersicht uber die morphologischen Unterschiede zwischen den einzelnen Unterarten findet sich bei Brennessel S 11 sowie Seite 22ff Die Autorin Barbara Brennessel weist in ihrer Monographie darauf hin dass die Besiedlung von Mangroven durch Diamantschildkroten zwar untypisch ist in ihren wesentlichen Charakteristika gleicht die Florida Bay mit den sie begrenzenden Florida Keys jedoch der einer weitraumigen Flussmundung Siehe auch Brennessel S 76 a b c Orenstein S 88 D M Whitelwas und R N Zajac Assessment of prey availability for diamondback terrapins in a Connecticut salt marsh Northeastern Naturalist 2002 Band 9 4 S 407 bis 418 W M Palmer und C L Cordes Habitat Suitability Index Models Diamondback Terrapin Nesting Atlantic Coast U S Department of the Interior Fish an dWildlife Service Research Development National Wetlands Research Center Washington 1988 D C Report 82 Barbara Brennessel berichtet in ihrer Monographie uber die Diamantschildkrote dass fruher kommerzielle Sammler von Diamantschildkroten diese unter anderem aufgrund des Knackgerausches beim Fressen fanden D Middaugh Reproduction ecology and spawning periodicity of the Atlantic silverside Menidia menidia 1981 Copeia Band 4 S 766 776 Brennessel S 38 und S 39 Brennessel S 37f W A Dunson Some aspects of electrolyte and water balance in the estuarine reptiles the diamandback terrapin American and saltwater crocodiles Comparative Biochemical Physiologie 1970 Band 32 S 161 174 Brennessel S 28 a b J Davenport und J F Ward The effect of salinity and temperature on appetite in the diamandback terrapin Malaclemys terrapin Herpetologie Journal 1993 Band 3 S 95 bis 98 Brennessel S 29ff Brennessel S 33f Brennessel S 36 Brennessel S 79ff J S Hauswaldt und T C Glenn Population genetics of the diamondback terrapin Malaclemys terrapin Molecular Ecology 2005 Band 14 S 723 732 Brennessel S 81 C C Goodwin Aspects of nesting ecology of the diamondback Terrapin Malaclemys Terrapin Rhode Island Diplomarbeit in Zoologie 1994 University of Rhode Island Brennessel S 90ff Brennessel S 93 96 Fur eine ausfuhrlichere Beschreibung siehe beispielsweise Orenstein S 194ff Gelegetemperatur und Geschlecht der geschlupften Schildkroten weisen keine lineare Beziehung auf Bei einer Gelegetemperatur von 34 Grad war eines der 13 geschlupften Tiere ein Mannchen Eine konstante Temperatur von 30 Grad hatte dagegen ausschliesslich Weibchen zur Folge S a Brennessel S 97 S beispielsweise R A Seigel Growth rates sex ratio and population structure of diamand terrapin from the Atlantic Coast of Florida Proceedings of the 28th Annual Meeting of the Herpetologists League 23rd Annual Meeting of the Society for the Study of Amphibians and Reptiles Abstract 1980 S 87 bis 88 Seigel fing mit derselben Fangmethode im Winter zehnmal so viele Mannchen wie Weibchen Im spaten Fruhling bzw Sommer betrug das Geschlechtsverhaltnis funf zu eins Brennessel S 78 Orenstein S 198 Brennessel S 125 Brennessel S 31 f Brennessel S 41 Brennessel S 49 S 65 und 66 Diese Feststellung hat man beispielsweise auf Kiawah Island South Carolina gemacht Siehe Brennessel S 65 Barbara Brennessel berichtet unter anderem davon dass in den Schutz der Diamantschildkrote involvierte Personen gelegentlich auf frisch gelegte Nester urinieren um sie so vor dem Ausgraben durch Waschbaren zu schutzen siehe auch Brennessel S 104 Brennessel S 107 Brennessel berichtet dass Waschbaren Orte an denen Schildkroten traditionell Eier ablegen bereits bis zu 2 Wochen vor Legebeginn durchwuhlen um Nester zu finden Orenstein S 200 Orenstein schreibt dazu Schildkroten haben nur eine geringe Chance aus dem Ei zu schlupfen und eine noch geringere das erste Lebensjahr zu uberstehen Brennessel S 57 M H Draud M Bossert und S Zimnavoda Predation on hatchling and juvenile diamondback terrapins Malaclemys terrapin by the Norway rat Rattus norvegicus Herpetology 2004 Band 38 3 S 467 470 Waschbaren konnen schwimmen und es ist daher nicht auszuschliessen dass sie auf diese Weise in das Reservat gelangten Nicht weniger wahrscheinlich ist jedoch dass die Waschbaren die in den USA gelegentlich als Haustiere gehalten werden im Reservat ausgesetzt wurden Brennessel S 59f Brennessel S 137 Orenstein S 88 Ahnliche Phanomene gibt es auch fur andere Lebensmittel Der Prestige von Lachs als Nahrungsmittel stieg nachdem die Bestande in den mitteleuropaischen Flussen deutlich zuruckgingen Brennessel S 138 und 140 Brennessel S 143 Brenessel S 145 f Brenessel beschreibt ab Seite 140 auch eine Reihe von Zubereitungsweisen Orenstein S 248 Brennessel S 64 Brennessel S 146 J M Bishops Incidental capture of diamondback terrapin by crab pots Estuaries 1983 Band 6 S 315 321 Gelegentlich werden auch in Freiheit geschlupfte Schildkroten gefangen und uber den ersten Winter in Gefangenschaft gehalten Brennessel S 126 Bei Meeresschildkroten ist es beispielsweise nicht auszuschliessen dass in der ersten Lebensphase Wanderstrecken gepragt werden Bei in kunstlicher Umgebung aufgezogenen Jungtiere entfiele dies Schildkrotenweibchen kehren in der Regel zu denselben Gelegestellen zuruck Es ist nicht hinreichend bekannt wann die Pragung auf diese Gelegestellen stattfindet Wenn sie unmittelbar nach dem Schlupf stattfindet werden in kunstlicher Umgebung ausgebrutete und schlupfende Schildkroten moglicherweise eine Fehlpragung aufweisen Fur eine ausfuhrlichere Beschreibung unterschiedlicher Headstarting Programme siehe Brennessel S 125 132 Fritz Jurgen Obst Schmuckschildkroten Ziemsen Verlag Wittenberg Lutherstadt 1985 ISSN 0138 1423 S 31 J L Dobie The taxonomic relationship between Malaclemys Gray 1841 and Graptemys Agassiz1857 Tulane Stud Zool Bot 1981 Band 23 S 85 102 W A Dunson und F J Mazzotti Salinity as a limiting factor in the distribution of reptiles in Florida Bay A theory for the estuarine origin of marine snakes and turtles Bull Mar Sci 1989 Band 44 S 229 244 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Diamantschildkrote Malaclemys terrapin Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Malaclemys terrapin In The Reptile Database Diamantschildkrote auf der IUCN Webseite nbsp Dieser Artikel wurde am 28 Mai 2007 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Diamantschildkrote amp oldid 225468981