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Montroydit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Oxide und Hydroxide mit der chemischen Zusammensetzung HgO 2 und damit chemisch gesehen Quecksilber II oxid MontroyditMontroyditkristalle in einer Calcitdruse aus der Socrates Mine Castle Rock Springs Sonoma County Kalifornien Sichtfeld 5 6 mm Allgemeines und KlassifikationIMA Symbol Mtyd 1 Andere Namen Quecksilber II oxidChemische Formel HgO 2 3 Mineralklasse und ggf Abteilung Oxide und HydroxideSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana IV A 07 IV A 06 010 4 AC 15 04 02 06 01Ahnliche Minerale Krokoit Realgar 4 Kristallographische DatenKristallsystem orthorhombischKristallklasse Symbol orthorhombisch dipyramidal 2 m2 m2 m 5 Raumgruppe Pnma Nr 62 Vorlage Raumgruppe 62 3 Gitterparameter a 6 61 A b 5 52 A c 3 52 A 3 Formeleinheiten Z 4 3 Haufige Kristallflachen 100 010 201 011 und andere 6 Physikalische EigenschaftenMohsharte 2 5 7 Dichte g cm3 gemessen 11 23 berechnet 11 22 7 Spaltbarkeit vollkommen nach 001 7 Bruch Tenazitat schneidbar und biegsam aber nicht elastisch sprode 7 Farbe dunkelrot rotbraun bis braun im Durchlicht rotorange bis hellgelb 7 Strichfarbe gelbbraun 7 Transparenz undurchsichtig kantendurchscheinend 7 Glanz Glasglanz bis Diamantglanz 7 KristalloptikBrechungsindizes na 2 370 8 nb 2 500 8 ng 2 650 8 Doppelbrechung d 0 280 8 Optischer Charakter zweiachsig positivWeitere EigenschaftenChemisches Verhalten leicht loslich in HNO3 und HCl 4 Besondere Merkmale sehr giftig Montroydit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und entwickelt prismatische oder dipyramidale Kristalle von bis zu vier Zentimetern Lange findet sich aber auch in wurm oder rohren sowie kugelformigen und pudrigen bis derben Mineral Aggregaten Das Mineral ist im Allgemeinen undurchsichtig und nur an dunnen Kanten durchscheinend Die Oberflachen der dunkelroten oder rotbraunen bis braunen Kristalle zeigen einen glas bis diamantahnlichen Glanz Auf der Strichtafel hinterlasst Montroydit einen gelbbraunen Strich Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Eigenschaften 5 1 Morphologie 5 2 Physikalische und chemische Eigenschaften 6 Bildung und Fundorte 7 Vorsichtsmassnahmen 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErstmals entdeckt wurde Montroydit zusammen mit Eglestonit und Terlinguait im Bergbaubezirk Terlingua im Brewster County des US Bundesstaates Texas Die Erstbeschreibung erfolgte 1904 durch A J Moses der das Mineral nach dem Besitzer der Quecksilbergrube Montroyd Sharp benannte wo es zuerst entdeckt wurde Typmaterial des Minerals wird in den Mineralogischen Sammlungen der Harvard University in Cambridge Massachusetts unter der Katalog Nr 82936 und dem National Museum of Natural History in Washington D C unter den Katalog Nr 86637 86638 und 87483 aufbewahrt 7 9 Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Montroydit zur Mineralklasse der Oxide und Hydroxide und dort zur Abteilung der Verbindungen mit M2O und MO wo er zusammen mit Lithargit die Montroydit Lithargit Gruppe mit der System Nr IV A 07 und den weiteren Mitgliedern Massicotit und Palladinit bildete Im Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr IV A 06 10 In der Lapis Systematik entspricht dies der Abteilung Oxide mit dem Stoffmengen Verhaltnis Metall Sauerstoff 1 1 und 2 1 M2O MO wo Montroydit zusammen mit Lithargit und Massicotit eine eigenstandige aber unbenannte Gruppe bildet Stand 2018 10 Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA bis 2009 aktualisierte 11 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Montroydit ebenfalls in die Abteilung der Oxide mit dem Stoffmengenverhaltnis Metall Sauerstoff 2 1 und 1 1 ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach dem genauen Stoffmengenverhaltnis und der relativen Grosse der beteiligten Kationen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Kation Anion M O 1 1 und bis 1 1 25 mit grossen Kationen kleineren zu finden ist wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 4 AC 15 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Montroydit in die Klasse der Oxide und Hydroxide und dort in die Abteilung der Oxide ein Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 04 02 06 innerhalb der Unterabteilung Einfache Oxide mit einer Kationenladung von 2 AO zu finden Chemismus BearbeitenDie ideale theoretische Zusammensetzung von Montroxdit HgO besteht aus Quecksilber Hg und Sauerstoff O im Stoffmengenverhaltnis von 1 1 was einem Massenanteil Gewichts von 92 61 Gew Hg und 7 39 Gew O entspricht 12 Die an der Typlokalitat Terlingua in Texas USA entdeckten Mineralproben wiesen bei der Analyse nur geringe Abweichungen von der Idealzusammensetzung auf und schwankten beim Quecksilbergehalt zwischen 92 87 und 92 74 Gew und beim Sauerstoff zwischen 7 13 und 7 49 Gew 7 Kristallstruktur BearbeitenMontroydit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pnma Raumgruppen Nr 62 Vorlage Raumgruppe 62 mit den Gitterparametern a 6 61 A b 5 52 A und c 3 52 A sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle 3 Die Kristallstruktur von Montroydit besteht aus zickzack formigen Ketten der Form Hg O Hg parallel zur a Achse 100 Diese Ketten bilden Schichten parallel der b Flachen 010 3 Kristallstruktur von Montroydit nbsp mit Blickrichtung parallel zur a Achse nbsp mit Blickrichtung parallel zur b Achse nbsp mit Blickrichtung parallel zur c Achse nbsp raumliche Darstellung in dimetrischer ProjektionFarbtabelle Quecksilber Hg 0 Sauerstoff O Eigenschaften BearbeitenMorphologie Bearbeiten Gut entwickelte Kristalle von Montroydit sind flachenreich und meist parallel der a Achse 100 gestreckt mit prismatischem oder dipyramidalem Habitus und den Hauptformen 100 010 201 und 011 Die Pyramidenflachen sind meist gestreift 6 Physikalische und chemische Eigenschaften Bearbeiten Farblich ist Montroydit den Mineralen Krokoit und Realgar sehr ahnlich allerdings dunkler rot als beim Krokoit 4 Mit einer Mohsharte von 2 5 steht Montroydit als weiches Mineral zwischen den Referenzmineralen Gips Harte 2 und Calcit Harte 3 und ist entsprechend mit dem Fingernagel zwar nicht mehr mit einer Kupfermunze leichter als Calcit ritzbar Das Mineral hat eine vergleichsweise hohe Dichte mit einem gemessenen Wert von 11 23 g cm3 und ist damit nur wenig leichter als beispielsweise Blei 11 34 g cm3 13 Die aus den Kristalldaten berechnete Dichte ist mit 11 22 g cm3 nur unwesentlich geringer 7 Montroydit ist leicht loslich in kalter Salpetersaure HNO3 oder Salzsaure HCl 4 Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Montroydit dunkelrot und Kleinit orange auf CalcitMontroydit bildet sich hydrothermal in Quecksilber Lagerstatten Als Begleitminerale konnen unter anderem neben gediegen Quecksilber noch Cinnabarit und Metacinnabarit Calcit Dolomit Edgarbaileyit Eglestonit Gips Kalomel Kleinit Mosesit Terlinguait auftreten Als seltene Mineralbildung konnte Montroydit nur an wenigen Orten nachgewiesen werden wobei bisher weltweit rund 30 Fundorte dokumentiert sind 14 Seine Typlokalitat Terlingua ist dabei der bisher einzige Fundort im US Bundesstaat Texas Weitere bekannte Fundorte in den Vereinigten Staaten sind vor allem in Kalifornien und Nevada bekannt 15 Innerhalb von Europa fand sich das Mineral bisher nur in Italien genauer in den ehemaligen Quecksilbererz Gruben Miniera del Siele und Morone bei Castell Azzara in der Toskana Ein moglicher Fundort in Belgien ist zudem eine Kupfer Tellur Mineralisation bei Salmchateau nahe der Gemeinde Vielsalm in der Provinz Luxemburg Allerdings konnte dieser Fund bisher nicht verifiziert werden und gilt daher als fraglich 15 Als Fundort fur aussergewohnlich gut entwickelte Montroyditkristalle gilt Huahuaxtla nahe Taxco de Alarcon im Norden des mexikanischen Bundesstaates Guerrero Weitere Fundorte liegen unter anderem in China Kirgisistan Russland und Spanien 15 Vorsichtsmassnahmen Bearbeiten Hauptartikel Quecksilber II oxid Vergiftung Aufgrund der starken Giftigkeit des Minerals sollten Mineralproben vom Montroydit nur in staubdichten Behaltern aufbewahrt werden Ebenso sollte eine Aufnahme in den Korper Inkorporation Ingestion auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Korperkontakt vermieden sowie beim Umgang mit dem Mineral Mundschutz und Handschuhe getragen werden Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenA J Moses Eglestonit Terlinguait und Montroydit neue Quecksilbermineralien von Terlingua in Texas In Zeitschrift fur Kristallographie Band 39 1904 S 3 13 rruff info PDF 930 kB abgerufen am 11 September 2020 Montroydit ab S 10 Karin Aurivillius Least squares refinement of the crystal structures of orthorhombic HgO and of Hg2O2NaI In Acta Chemica Scandinavica Band 18 1964 S 1305 1306 doi 10 3891 acta chem scand 18 1305 englisch actachemscand org PDF 245 kB abgerufen am 11 September 2020 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Montroydite Sammlung von Bildern Eintrag zu Quecksilberoxide In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 11 September 2020 Montroydit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 11 September 2020 Montroydite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 11 September 2020 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Montroydite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 11 September 2020 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 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g h i j k Montroydite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 63 kB abgerufen am 11 September 2020 a b c d Montroydite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 11 September 2020 englisch Catalogue of Type Mineral Specimens M PDF 124 kB In docs wixstatic com Commission on Museums IMA 12 Dezember 2018 abgerufen am 11 September 2020 Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 82 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 11 September 2020 englisch Montroydit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 11 September 2020 Eintrag zu Blei In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 11 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