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Die Sozialkognitive Lerntheorie auch Sozial kognitive Lerntheorie oder Modelllernen oder Lernen am Modell genannt ist eine kognitivistische Lerntheorie die von Albert Bandura entwickelt wurde Es werden darunter Lernvorgange verstanden die auf der Beobachtung des Verhaltens von menschlichen Vorbildern beruhen Die personliche Anwesenheit dieser Vorbilder Modelle ist dabei von untergeordneter Bedeutung Andere Bezeichnungen sind Beobachtungslernen Nachahmungslernen Imitationslernen soziales Lernen Identifikationslernen Rollenlernen und stellvertretendes Lernen 1 Die einzelnen Bezeichnungen konnen je nach Autor auch unterschiedlich verwendet werden Das Lernen am Modell gilt als dritte Form des menschlichen Lernens da es zeitlich nach der instrumentellen und operanten Konditionierung und der Klassischen Konditionierung entdeckt wurde Banduras Konzept beschreibt einen Lernprozess in vier Teilprozessen die sich in die zwei Phasen Aneignung und Ausfuhrung aufteilen Im Gegensatz zu behavioristischen Lerntheorien wie dem Operanten Konditionieren kommen in der sozial kognitiven Lerntheorie besonders zwei Komponenten zum Tragen Zum einen wird der Mensch als ein aktiv Lernender gesehen der sich bewusst mit seiner Umwelt auseinandersetzt sodass ein Lernprozess aus einer Wechselwirkung von Person und Umwelt entsteht soziale Komponente Zum anderen plant der Mensch nicht nur seine Handlung sondern er ist auch fahig diese zu reflektieren und sich selbst zu motivieren kognitive Komponente 2 Inhaltsverzeichnis 1 Grundannahmen 2 Prozesse des Modelllernens 2 1 Aneignungsphase Kompetenz Akquisition 2 1 1 Aufmerksamkeitsprozesse 2 1 2 Gedachtnisprozesse 2 2 Ausfuhrungsphase Performanz 2 2 1 Motorische Reproduktionsprozesse 2 2 2 Verstarkungs und Motivationsprozesse 3 Vergleich zum Behaviorismus 4 Effekte des Modelllernens 5 Einflussfaktoren auf das Modelllernen 5 1 Erwartungen 5 2 Selbstwirksamkeit 5 3 Emotionen 5 4 Ahnlichkeit zwischen Modell und Lernenden 5 5 Bewegte Bilder 6 Experiment von Bandura und Walters 1965 6 1 Fazit 7 Relevanz der sozial kognitiven Theorie 8 Kritische Wurdigung der sozial kognitiven Theorie 8 1 Das Menschenbild Albert Banduras 8 2 Die Bewertung der sozial kognitiven Lerntheorie 9 Siehe auch 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseGrundannahmen BearbeitenDie Sozial kognitive Lerntheorie oder Modelllernen oder Lernen am Modell wird als Vorgang bezeichnet der zum einen durch die bewusste Beobachtung des Lernenden ausgezeichnet und zum anderen aus der Anlagen Umwelt Interaktion heraus geleitet wird Der Lernende wird am Modell nur etwas lernen wollen wenn sein Interesse von dem Modell geweckt wird Aus kognitionstheoretischer Ansicht ist ein Verhalten nicht nur die Reaktion auf einen vorhergegangenen Umwelt Reiz sondern vor allem auch der Prozess des Wahrnehmens Verarbeitens und der Bewertung dieses Reizes Somit ist ein Verhalten nicht eine blosse Reaktion auf die Umwelt sondern ein aktiver kognitiver Vorgang 3 Zudem ist der Mensch zur Selbststeuerung in der Lage Wie er handeln mochte welche Situationen er meidet oder sucht welche Alternativen abgewogen werden obliegt grosstenteils dem Menschen selbst 4 Bandura liess sich dabei von der operanten und klassischen Konditionierung nach Skinner und Thorndike inspirieren und griff die Fragen aus deren Studien auf Bandura hat fur seine Theorie folgende vier Thesen formuliert Gelerntes wird nicht zwangslaufig unmittelbar gezeigt Durch Modellierungseffekte kann Gelerntes in spateren vollkommen unterschiedlichen Kontexten wieder auftauchen Auch eine Beschreibung reicht um eine kognitive Reprasentation hervorzurufen der Lerninhalt muss nicht gesehen werden Gelerntes kann auf andere Bereiche ubertragen werden Prozesse des Modelllernens BearbeitenDamit Lernen durch Beobachtung uberhaupt stattfinden kann mussen beim Individuum vier Prozesse ablaufen die einer Aneignungs bzw einer Ausfuhrungsphase zugeordnet sind Aneignungsphase Kompetenz Akquisition Bearbeiten Aufmerksamkeitsprozesse Bearbeiten Aus der Masse an Informationen die das Verhalten des Vorbilds enthalt wahlt der Beobachter die fur ihn wichtigen Bestandteile aus und beobachtet genau Ob einem Modell viel oder wenig Aufmerksamkeit entgegengebracht wird ist abhangig von den Personlichkeitsmerkmalen des Modells Besonders beobachtet werden Menschen mit sozialer Macht die also belohnen und bestrafen konnen Menschen mit hohem Ansehen sympathische und attraktive Menschen sowie Menschen die die Bedurfnisse des Lernenden zufriedenstellen konnen Auch Personen die dem Beobachter auf eine gewisse Weise ahnlich sind ahnliche Wertvorstellungen Bedurfnisse o a haben werden bevorzugt nachgeahmt 5 den Personlichkeitsmerkmalen des Beobachters Lernenden Fehlendes Selbstvertrauen oder geringe Selbstachtung fordern die Aufmerksamkeit einem Modell gegenuber Zudem ist die Beobachtung eines Modells von verschiedenen Faktoren menschlicher Wahrnehmung abhangig z B von Erfahrungen Interessen Wertvorstellungen Gefuhlen oder Stimmungen der Beziehung zwischen Modell und Beobachter Eine positive emotionale Beziehung sowie die Abhangigkeit von Modell und Beobachter voneinander begunstigen die Nachahmungsbereitschaft des Beobachters den gegebenen Situationsbedingungen Wenn Menschen anwesende Personen beobachten so ist die Wahrnehmung stets in eine soziale Situation eingebunden So muss das Verhalten des Modells hinreichend auffallig sein damit es die Aufmerksamkeit des Beobachters auf sich zieht Ausserdem ist es von Vorteil wenn die Konsequenz solange diese dem Beobachter positiv erscheint wahrgenommen wird und sich dieser selbst Vorteile vom Nachahmen der Verhaltensweise verspricht Die sogenannten emotionalen Befindlichkeiten wirken sich hierbei auf die Wahrnehmung des Beobachters aus 5 Gedachtnisprozesse Bearbeiten Der Lerner formt das Beobachtete in Gedachtnisstrukturen um legt also neue Schemata an akkommodiert oder erweitert diese assimiliert die er als Erinnerung wieder aktivieren kann Neue Informationen werden symbolisch kodiert und ins kognitive System eingeordnet Symbolische sowie motorische Nachbildung des Gelernten fordert das Behalten von Informationen Ausfuhrungsphase Performanz Bearbeiten Motorische Reproduktionsprozesse Bearbeiten Der Lerner erinnert sich und versucht das Beobachtete ihm vorteilhaft erscheinende Verhalten zu reproduzieren Je nach Kreativitat ist er eingeschrankt oder weitgehend in der Lage das beobachtete Schema der Situation anzupassen Die neuen motorischen Fahigkeiten gilt es durch gezielte Ubung und Korrektur bei der eine von aussen kommende Ruckmeldung hilfreich sein kann zu wiederholen 6 Verstarkungs und Motivationsprozesse Bearbeiten Ob ein Mensch ein bestimmtes Verhalten uberhaupt beachtet um es zu lernen hangt von seiner Motivation ab Die Motivation einer Person beeinflusst beim Modelllernen sowohl die Aneignungs als auch die Ausfuhrungsphase Nur wer sich vom Beachten und Durchfuhren einer Verhaltensweise einen Erfolg bzw Vorteil verspricht oder einen Misserfolg bzw Nachteil abzuwenden glaubt wird entsprechende Aktivitaten entfalten Motivation ist daher eng mit der Aussicht auf Bekraftigung verbunden Bandura unterscheidet folgende verschiedene Arten von Bekraftigung Externe Bekraftigung Der Beobachter erfahrt eine angenehme Folge auf sein Verhalten oder vermeidet eine negative Stellvertretende Bekraftigung Das Modell erfahrt eine Belohnung fur sein Verhalten bzw hatte mit seinem Verhalten Erfolg Der Beobachter nimmt diese Belohnung bzw den Erfolg wahr Direkte Selbstbekraftigung Der Beobachter belohnt sich selbst fur sein Verhalten Eigenlob Stellvertretende Selbstbekraftigung Das Modell belohnt sich selbst fur sein Verhalten Der Beobachter nimmt diese Selbst Belohnung wahr Jedoch ist die Bekraftigung in der sozial kognitiven Lerntheorie keine notwendige Bedingung dafur dass ein Lernprozess stattfindet Dennoch hat sie eine grosse Bedeutung fur denselben Die Konsequenzen die das Modell oder der Beobachter fur ihr oder sein Verhalten erfahrt bestimmen den Verlauf des Lernprozesses massgeblich Jedoch stosst nicht die angenehme Konsequenz diesen Prozess an sondern ihre gedankliche Vorwegnahme Der Beobachter geht von einer fur ihn positiven Konsequenz auf das Verhalten aus bevor er dieses gezeigt hat 7 Vergleich zum Behaviorismus BearbeitenIm Vergleich zu den als Konditionierung bekannten behavioristischen Lerntheorien von Skinner oder Pawlow kommt dem Lernenden beim Modelllernen eine aktivere Rolle zu Der Mensch lernt von Vorbildern und ahmt ihr Verhalten nach wenn es denn zu den vom Lernenden gewunschten Folgen fuhrt Die fruhkindliche Nachahmung Spiegelneurone findet auch dann statt wenn unerwunschte Folgen auftreten und der Zusammenhang noch nicht reflektiert werden kann Im Gegensatz zur Klassischen Konditionierung und zur Operanten Konditionierung dient beim Modellieren die Motivation im zweiten Teil der Ausfuhrungsphase nicht mehr zum Erlernen des neuen Verhaltens sondern jene unterstutzt lediglich das Zeigen des neuen Verhaltens Das Lernen wird beim operanten Konditionieren im Wesentlichen durch den Verstarker bestimmt wahrend beim Modelllernen nun die Erwartung auf einen Verstarker die Lernwirkung bedingt und die Bildung einer eigenen Variation begunstigt Eine direkte Verstarkung in der Beobachtungssituation unterbleibt also ansonsten wurde man den Lernvorgang unter Lernen am Erfolg einordnen Effekte des Modelllernens BearbeitenNach Bandura konnen sowohl naturliche als auch symbolische Modelle eine Reihe von Effekten bewirken Er unterscheidet vier Effekte Der modellierende Effekt An Vorbildern lernen Menschen neue ihnen bisher unbekannte Verhaltensweisen sowie Einstellungen gegenuber Personen Objekten und Sachverhalten Vorurteile Gefuhle Bedurfnisse usw Der Beobachter kopiert jedoch nicht einfach Verhaltensweisen des Modells oft wird das Gesehene neu organisiert So kann der Lernende das Beobachtete zu neuen Kombinationen zusammenfugen Der enthemmende Effekt Sehen Menschen wie ein bestimmtes Verhalten anderer keine negativen Folgen oder sogar Belohnungen nach sich zieht so kann dies ihre bisherige Hemmschwelle ein ahnliches Verhalten zu zeigen entscheidend herabsetzen Der hemmende Effekt Hemmende Effekte entstehen in der Regel in Fallen in denen das Modellverhalten negative Konsequenzen nach sich zieht oder wenn in dem Zusammenhang Angste ausgelost werden Dabei sinkt die Bereitschaft dem Vorbild nachzueifern Der auslosende Effekt Das Verhalten eines Modells veranlasst andere Menschen es unmittelbar nachzuahmen Die Verhaltensweisen sind weder neu noch ergeben sich daraus besondere Konsequenzen trotzdem erleichtert die Beobachtung einer Modellperson die Auslosung des entsprechenden eigenen Verhaltens Einflussfaktoren auf das Modelllernen BearbeitenErwartungen Bearbeiten Zudem geht die sozialkognitive Theorie davon aus dass die Erwartungen die ein Beobachter hat entscheidend dafur sind ob er das Verhalten eines Modells tatsachlich nachahmt Ergebniserwartung Eine Person wird dann das Verhalten eines Modells nachahmen wenn sie sich davon angenehme Konsequenzen verspricht bzw glaubt Unangenehmes vermindern zu konnen Es werden somit erwartete Verhaltenskonsequenzen zu einem Anreiz fur Verhalten Beispiel Ein Schuler erwartet sich von der Benutzung eines Spickzettels Erfolg weil ihm sein Freund erzahlt dass dies bei ihm immer funktioniert Die Menschen richten sich in ihrem Handeln eher nach ihren Vorstellungen die diesem vorangehen statt sich nur an den Ergebnissen ihrer aktiven Handlungsvollzuge zu orientieren Albert Bandura Man nennt das oben beschriebene Phanomen Ergebniserwartung Kompetenzerwartung Wenn ein Lernender ein Verhalten bei einem Modell beobachtet so muss sich der Beobachter die Ausfuhrung dieses Verhaltens auch selber zutrauen um es tatsachlich zu zeigen Er wird solche Verhaltensweisen bevorzugt zeigen bei denen er sich kompetent fuhlt Zugleich wird er solche Verhaltensweisen selten zeigen die er meint weniger kompetent ausfuhren zu konnen Der Beobachter nimmt also eine subjektive Einschatzung seiner Fahigkeiten vor die er zum Nachahmen des Verhaltens benotigt Man spricht hier vom Phanomen der Kompetenzerwartung Beispiel Wird jemand in der Disco aufgefordert einen Solotanz hinzulegen so wird er dies nur tun wenn er glaubt er sei ein toller Tanzer Eine Person wird ein Verhalten am ehesten dann zeigen wenn die Kompetenzerwartung relativ hoch ist Erwartung von Selbstbekraftigung auch Selbstregulation Der Mensch ist in der Lage sich selbst zu bekraftigen Menschen schatzen ihr Verhalten nach bestimmten subjektiven Kriterien ein und beurteilen ihr Verhalten Aussicht auf Selbstbekraftigung bedeutet in der sozialkognitiven Theorie die Erwartung einer gunstigen Selbstbewertung bei Zeigen eines nachzuahmenden Verhaltens die zu Zufriedenheit Wohlbefinden und Selbstbelohnung fuhrt Beispiel Ein Mensch der Diebstahl aus innerer Einstellung ablehnt wird sich durch das Beobachten eines Vorbilds das in einem Kaufhaus CDs klaut kaum zur Nachahmung dieses Verhaltens bringen lassen selbst wenn ihm eine externe Bekraftigung dafur in Aussicht steht Selbstwirksamkeit Bearbeiten Fur Albert Bandura wurde der Begriff der Selbstwirksamkeit zum zentralen Entwurf seiner Theoriearbeit Unter Selbstwirksamkeit fasst Bandura die Uberzeugung zur Bewaltigung einer bestimmten Situation in der Lage zu sein 8 Je hoher die Selbstwirksamkeit des Menschen ausgepragt ist desto eher kommt es zu einer gelingenden Bewaltigung der Situation 9 Gibt es jedoch Zweifel an der eigenen Selbstwirksamkeit kann trotz Vorhandenseins der benotigten Fahigkeit die erfolgreiche Bewaltigung ausbleiben Hierbei zeigt sich die starke Auswirkung der Selbstwirksamkeit auf die Wahrnehmung Motivation und Leistung des Menschen Somit ist die eigene Selbstwirksamkeitserwartung vor allem in der Ausfuhrungsphase in der neben der Motivation die Einschatzung der motorischen Fahigkeiten Bedeutung hat massgeblich daran beteiligt ob ein Lernprozess angestossen wird oder nicht Die Einschatzung der eigenen Selbstwirksamkeit beeinflusst wesentlich wie schnell ein Mensch beim Aufkommen von Schwierigkeiten resigniert aufgibt oder wie viel er unternimmt um die Probleme zu losen die sich ihm in den Weg stellen 10 Eine hohe Selbstwirksamkeit wirkt sich positiv auf die Ausdauer aus die es zum Losen des Problems benotigt Es kommt zu einer erhohten Frustrationstoleranz Durch das Erreichen von kleineren Teilzielen kann die Selbstwirksamkeit gesteigert werden sodass nicht mehr die Problemlosung die Motivation hervorruft sondern vielmehr das Erfolgserlebnis die Fahigkeit zur Bewaltigung zu besitzen und die Situation ein Stuck weit kontrollieren zu konnen 11 Emotionen Bearbeiten Grewe Partsch 1986 konnte bei Kindern nachweisen dass Emotionen die sie beim Betrachten eines Filmes hatten langer nachwirkten als die Erinnerung an die im Film gezeigten Geschehnisse Weiterhin werden die Verhaltensweisen einer bestimmten Person eher ubernommen wenn die Beziehung allgemein von freundlicher Zuwendung Anerkennung und Lob gekennzeichnet ist sekundare Verstarkung Ahnlichkeit zwischen Modell und Lernenden Bearbeiten Wenn zwischen Beobachter und Modell Ahnlichkeiten bestehen findet ein verstarktes Modelllernen statt Dies ist beispielsweise beim Geschlecht der Fall wie in der Bobo doll study gezeigt wurde Bewegte Bilder Bearbeiten Dass ein durch bewegte Bilder erschaffenes Modell die gleiche Wirkung hat wie das physisch vorhandene Modell Live Modell beschreibt W Edelmann 1986 S 245 Die Vorteile von durch bewegte Bilder geschaffenen Vorbildern sind die gespielte Person kann eher das gewunschte oder unerwunschte Verhalten zeigen als eine Live Person in die Aufbereitung der Szene kann ein Schema eingebaut werden das dem Lerner das Merken erleichtert die kunstlich geschaffenen Lebenswelten konnen emotional angereichert werden damit sie langer nachwirken Experiment von Bandura und Walters 1965 BearbeitenDas Experiment von Bandura wird Rocky Experiment genannt und schliesst die Serie von Experimenten mit der Bobo doll ab Das Originalexperiment von Bandura lief folgendermassen ab die Kinder wurden einzeln getestet Vierjahrige Kinder aus drei verschiedenen Gruppen sahen einen Film uber einen Erwachsenen namens Rocky welcher sich sehr aggressiv gegenuber der Puppe Bobo verhielt schlagen treten Schimpfworte Die Kinder sahen bis zu diesen Szenen alle den gleichen Film Am Ende unterschieden sich die Filme darin wie auf Rockys Verhalten reagiert wurde Rockys Verhalten wurde belohnt Verstarkung Rockys Verhalten wurde bestraft Rockys Verhalten hatte keine Konsequenzen Kontrollgruppe Die Kinder wurden nach dem Sehen des Films in einen Raum gefuhrt in dem viele Spielsachen verteilt waren darunter auch die Puppe Bobo die von Rocky im Film zuvor getreten geschlagen bzw kaputtgemacht worden war Es wurde nun beobachtet bei welchen Kindern das Verhalten Rockys auftrat und bei welchen nicht War Rocky zuvor gelobt worden wurde sein Verhalten von vielen Kindern imitiert War Rocky zuvor bestraft worden wurde sein Verhalten von wenigen Kindern imitiert Zudem liess sich beobachten dass Jungen unabhangig von der Verstarkung eine hohere Nachahmungsquote aufwiesen als die Madchen Wenn aber den Kindern eine Belohnung Sussigkeit versprochen wurde falls sie das Gesehene nachspielten zeigten alle das gesehene Verhalten wobei im Vergleich zu den mannlichen Teilnehmern die Madchen eine deutlich gesteigerte Bereitschaft zeigten Gab es noch deutlich erkennbare Unterschiede in der Wahrscheinlichkeit der Nachahmung vor der positiven Verstarkung so stellte sich nach der Verstarkung ein ungefahres Gleichgewicht der Wahrscheinlichkeit ein Fazit Bearbeiten Albert Bandura schloss daraus dass die Kinder das Vorbild Verhalten gleichermassen erlernten aber je nach Folgen unterschiedlich reproduziert haben Es besteht also ein Unterschied zwischen Erwerb Kompetenz und Ausfuhrung Performanz des beobachteten Verhaltens sogenanntes latentes Lernen Des Weiteren scheinen jungere Jungen wahrscheinlicher Gewalt zu adaptieren wahrend Madchen anscheinend ein grosseres Verlangen haben Erwachsenen zu gefallen und belohnt zu werden Relevanz der sozial kognitiven Theorie BearbeitenZentrale Befunde aus Albert Banduras Studien zeigen auf wie gross der Einfluss von Modellen sein kann die ein Mensch zu imitieren imstande ist Und dieser kann sowohl positive als auch negative Folgen nach sich ziehen Einen wichtigen Beitrag haben die Erkenntnisse Banduras deswegen fur die Padagogik geleistet Modelle oder Vorbilder die vermehrt ein prosoziales Verhalten zeigen konnen dieses hilfsbereite konstruktive Verhalten auch bei anderen Menschen hervorrufen Wichtig ist demnach nicht das Gesagte sondern die tatsachliche Handlung 12 Somit ist ein kritisch reflektiertes Handeln seitens der erziehenden Person vonnoten Genauso erscheint eine positive emotionale Beziehung zwischen Modell und Beobachter dem Nachahmen forderlich Eine Bekraftigung bei gewunschtem Verhalten fuhrt zudem schneller zum Erfolg als wenn diese ausbleibt Wobei eine direkte Bekraftigung mehr wiegt als eine stellvertretende 13 Auch in der Therapie wird den Befunden Banduras Rechnung getragen Gerade in der Verhaltenstherapie kann das Modelllernen wirkungsvoll zum Einsatz gebracht werden um u a beim Aufbau neuer konstruktiver Verhaltensweisen zu helfen Zunachst wird dem Klienten ein Verhalten aufgezeigt Dieses soll dann im nachsten Schritt nachgeahmt werden Darauf folgt ein konstruktives Feedback und Vorschlage wie sich diese neue Verhaltensweise in die reale Situation ubertragen lasst seitens des Therapeuten 14 Jedoch konnen auch negative Vorbilder zum Nachahmen destruktiven Verhaltens fuhren Hier werden vor allem Befunde im Bereich der fiktionalen Gewalt rezipiert Das vermehrte Sehen von Gewalt in Filmen oder Videospielen erhohe die eigene Bereitschaft aggressives Verhalten zu zeigen und steigere die Gleichgultigkeit gegenuber Gewaltausubung 12 Es muss jedoch angemerkt werden dass diese Befunde recht kontrovers diskutiert werden und es noch keine einheitlichen Ergebnisse im Bereich der Mediengewalt gibt Kritische Wurdigung der sozial kognitiven Theorie BearbeitenDas Menschenbild Albert Banduras Bearbeiten Bandura sieht den Menschen als ein leistungsorientiertes Wesen Auch wenn Personen schon hohen Anspruchen genugt haben geben sie sich auf Dauer nicht damit zufrieden Ihre kunftige Selbstbewertung knupfen sie immer wieder an das Erreichen noch hoherer Ziele Im Gegensatz zu den behavioristischen Lerntheorien ist fur Bandura ein Lernen ohne ein Mitwirken geistiger Vorgange unvorstellbar Lernen wird in der sozial kognitiven Theorie als ein aktiver kognitiv gesteuerter Verarbeitungsprozess von gemachten Erfahrungen verstanden Kognitive Vorgange bestimmen mit daruber welche Ereignisse beobachtet und wie sie wahrgenommen werden und wirken anschliessend beim Kodieren und Speichern von Informationen Kognition weiter Der Mensch kann Beobachtungen Ereignisse Erfahrungen und dergleichen symbolisieren und diese auf der Grundlage dieser Symbole in seinem Gedachtnis festhalten daruber nachdenken neue Ereignisse planen sowie schopferisch tatig sein Symbollernen Um beobachtetes Verhalten zeigen zu konnen mussen kognitive Vorstellungen aktiviert werden Bandura betont also vor allem die besondere Rolle von Denkprozessen fur den Neuerwerb und die Anderung menschlichen Verhaltens Eine Theorie die in Abrede stellt dass Gedanken Handlungen steuern konnen wird sich schwer tun komplexes menschliches Verhalten zu erklaren Albert Bandura 15 Im Unterschied zum Behaviorismus der Lernende mehr als marionettenhafte Wesen sieht die durch Verhaltenskonsequenzen aus der Umwelt beliebig steuerbar und kontrollierbar sind schreibt Bandura dem lernenden Menschen ein hohes Mass an Selbststeuerung zu Der Mensch ist ein handelndes Wesen Er verfolgt bewusst und uberlegt bestimmte Ziele er ist motiviert Dinge zu erlernen die er zur Realisierung seiner Ziele benotigt er kann sich selbst steuern und sein eigenes Verhalten andern wenn er es will Darin liegt die Freiheit des Menschen sein Schicksal selbst zu bestimmen Bandura sieht den Menschen also als ein aktives Wesen das seine Selbststeuerung einsetzt um sich die Umwelt seinen Zielen dienlich zu machen Wenn der Mensch sich selbst steuert um seine Ziele zu erreichen versucht er in der Regel die Umwelt so zu beeinflussen dass er seine Ziele verwirklichen kann Die so gestaltete Umwelt wirkt aber ihrerseits wieder auf den Menschen zuruck Daraus ergibt sich eine gegenseitige Beeinflussung von Person und Umwelt In diesem Prozess der Beeinflussung sind Person und Umwelt standig aufeinander bezogen und stehen in einer fortdauernden Wechselbeziehung Personlichkeit Verhalten und Umwelt werden als ein System von Kraften verstanden die einander im Laufe der Zeit gegenseitig beeinflussen Das Erleben und Verhalten eines Menschen entsteht und verandert sich also im Wechselspiel von Faktoren die einerseits in der Person liegen und die andererseits von der jeweiligen Situation Umwelt ausgehen 16 Die Bewertung der sozial kognitiven Lerntheorie Bearbeiten Die sozial kognitive Lerntheorie basiert auf grundlicher experimenteller Forschung und ist wissenschaftlich fundiert Empirie Anders als in vielen behavioristischen Studien wurden nicht Ergebnisse aus Tierversuchen auf menschliches Verhalten ubertragen siehe z B die Skinner Box oder Edward Lee Thorndikes Problemkafig die meisten Forschungen wurden mit Menschen durchgefuhrt Aus diesem Grund kann der Erklarungswert der sozial kognitiven Theorie hoch eingeschatzt werden Er kommt dort zum Tragen wo behavioristische Theorien an ihre Grenzen stossen Banduras Theorie schliesst aktive kognitive gesteuerte Verarbeitungsprozesse mit ein bei denen auch soziale Bedingungen wie Familienstrukturen soziales Milieu etc eine wichtige Rolle spielen Dabei zieht die sozial kognitive Lerntheorie ebenfalls das menschliche Erleben heran um Verhalten zu erklaren Wahrend die Behavioristen erst dann auf Lernprozesse schliessen wenn ein neues oder verandertes Verhalten beobachtbar ist verweist Bandura darauf dass auch ohne eine beobachtbare Ausfuhrung von Verhalten Lernprozesse stattgefunden haben konnen Entscheidend ist fur ihn dabei die Speicherung beobachtbaren Verhaltens Da Banduras Theorie fundiert ist und einen hohen Erklarungswert besitzt ist sie von grosser Bedeutung fur den Alltag und die Erziehung Viele Verhaltensweisen konnen nur auf der Grundlage des Modelllernens erlernt werden Als Beispiel sei hier die Sprache angefuhrt Befunde von Harold Bekkering en zeigten dass Kinder im Vorschulalter nicht durch das beobachtete Verhalten selbst lernen und andere imitieren sondern dass sie primar durch Beobachtung anhand eines Modells lernen dies konnte spater Gyorgy Gergely auch bei praverbalen Kleinkindern feststellen 17 Modelllernen stellt demnach eine Form des Lernens dar welche es erlaubt komplexe und abstrakte Verhaltensweisen wie Sprechen relativ leicht zu erlernen Das Lernen am Modell hat sich als ein sehr wirksames Mittel zur Schaffung abstrakten oder regelgeleitenden Verhaltens erwiesen Auf der Grundlage von Regeln die sie durch Beobachtung gewonnen haben lernen die Menschen unter anderem Urteilsfahigkeit Sprachstile Begriffssysteme Strategien zur Informationsverarbeitung kognitive Operationen und Verhaltensstandards Albert Bandura 18 Auch hinsichtlich des Einflusses von Medien Fernsehen Video Computerspiele auf Aggressionen und Gewalt insbesondere unter Kindern Jugendlichen und Erwachsenen spielt die sozial kognitive Theorie eine bedeutende Rolle mit hohem Aktualitatsbezug Ihre Erkenntnisse tragen dazu bei das Lernen von Gewalt zu erklaren Medien entsprechend ihrer diesbezuglichen Wirkung zu bewerten und geeignete Massnahmen gegen unerwunschte Lerneinflusse durch Vorbilder abzuleiten Insgesamt hat diese Theorie mit ihren Erkenntnissen einen wichtigen Beitrag fur die Padagogik geleistet die in vielen padagogischen Konzepten besondere Berucksichtigung gefunden haben Die Erkenntnis der sozial kognitiven Theorie wurde auch im therapeutischen Kontext z B Abbau von Phobien und Aufbau kompetenten Sozialverhaltens etc antizipiert und gehort heute zum festen Bestandteil des Verhaltensrepertoires der meisten Therapeuten Psychotherapie 19 Darin liegen jedoch auch die Grenzen der sozial kognitiven Theorie Sie kann nur einen Teil menschlichen Erlebens und Verhaltens erklaren und zwar denjenigen welcher auf Beobachtung zuruckgeht Menschen lernen aber auch ohne Beobachtung Dass Menschen beispielsweise allein durch Einsicht lernen einen bestimmten Sachverhalt denkend umstrukturieren und es so zu einer Verhaltensanderung kommt bleibt unberucksichtigt In Bezug auf das Beobachtungslernen stellt sich die Frage ob ein spezifisches Verhalten Know How oder vielmehr das Erreichen eines Zieles Know What Emulationslernen gelernt wird Hierzu zeigten Andrew Meltzoff und Keith Moore 1977 dass bereits zwolf bis 21 Tage alte Babys spontan einfache Handlungen des Versuchsleiters imitieren z B Zunge herausstrecken 20 Da diese Befunde sich jedoch als schwer replizierbar erwiesen wurde vorgeschlagen dass dieses vermeintliche Imitationsverhalten moglicherweise lediglich auf einem durch Interesse und Aufregung ausgelosten gesteigerten Speichelfluss beruhen konnte 21 Zudem wird haufig die Kritik geaussert dass kognitive Theorien die Bedeutung der Emotionen fur die Personlichkeit vernachlassigen In den sozialen Lerntheorien und in kognitiven Theorien werden Emotionen nur als Nebenprodukte von Gedanken und Verhalten gesehen oder einfach mit anderen Arten von Gedanken zusammengefasst statt dass ihnen eine eigenstandige Bedeutung zugewiesen wird Zimbardo Gerrig 22 Kritiker wie Richard Carlson 1984 bemangeln des Weiteren dass der sozial kognitive Denkansatz so stark auf die Situation fokussiert ist dass die inneren Merkmale nicht mit in die Theorie einbezogen werden Eine mogliche Frage der Skeptiker ist Wo bleibt das Individuum bei dieser Sicht auf die Personlichkeit 23 Siehe auch BearbeitenInternalisierung Beistelllehre Selbstbestimmungstheorie SDT Abgrenzung zu Sozialkognitiven Lerntheorien Lernpsychologie Implizites LernenLiteratur BearbeitenAlbert Bandura Richard H Walters Social Learning and personality developement Holt Rinehart and Winston New York 1963 Albert Bandura Lernen am Modell Ansatze zu einer sozial kognitiven Lerntheorie Klett Stuttgart 1976 ISBN 3 12 920590 X Albert Bandura Sozial kognitive Lerntheorie Klett Cotta Stuttgart 1979 ISBN 3 12 920511 X Konzepte der Humanwissenschaften Hermann Hobmair Hrsg Padagogik Psychologie fur die berufliche Oberstufe Band 1 Bildungsverlag EINS Troisdorf 1998 ISBN 3 8237 5025 9 S 236 263 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikibooks Elementarwissen medizinische Psychologie und medizinische Soziologie Lern und LehrmaterialienEinzelnachweise Bearbeiten eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Hermann Hobmair Hrsg Padagogik Psychologie Fur das berufliche Gymnasium in Baden Wurttemberg 1 Auflage Band 2 Bildungsverlag EINS Koln 2012 ISBN 978 3 427 05018 6 S 102 Hermann Hobmair Hrsg Padagogik Psychologie fur die berufliche Oberstufe Band 1 Bildungsverlag EINS Troisdorf 2005 S 181 184 Richard J Gerrig Philip G Zimbardo Psychologie 18 Auflage Pearson Munchen 2008 S 525 a b Richard J Gerrig Philip G Zimbardo Psychologie 18 Auflage Pearson Munchen 2008 S 226 Hermann Hobmair Hrsg Padagogik Psychologie Fur das berufliche Gymnasium in Baden Wurttemberg 1 Auflage Band 2 Bildungsverlag EINS Koln 2012 S 86 87 Hermann Hobmair Hrsg Padagogik Psychologie Fur das berufliche Gymnasium in Baden Wurttemberg 1 Auflage Band 2 Bildungsverlag EINS Koln 2012 S 91 92 Richard J Gerrig Philip G Zimbardo Psychologie 18 Auflage Pearson Munchen 2008 S 528 Hermann Hobmair Hrsg Padagogik Psychologie Fur das berufliche Gymnasium in Baden Wurttemberg 1 Auflage Band 2 Bildungsverlag EINS Koln 2012 S 96 Richard J Gerrig Philip G Zimbardo Psychologie 18 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Meinrad Schar Marcel Klassische Lerntheorien Grundlagen und Anwendungen in Erziehung und Psychotherapie 2 Auflage Verlag Hans Huber Bern 2011 ISBN 978 3 456 94967 3 S 242 f Musseler Jochen Allgemeine Psychologie Hrsg Musseler Jochen Rieger Martina 3 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2017 ISBN 978 3 642 53897 1 S 327 Susan S Jones Imitation or Exploration Young Infants Matching of Adults Oral Gestures In Child Development Band 67 Nr 5 1996 ISSN 1467 8624 S 1952 1969 doi 10 1111 j 1467 8624 1996 tb01837 x wiley com abgerufen am 15 Marz 2021 Zimbardo Philip Gerrig Richard Psychologie 18 Auflage Perarson Studium Munchen 2008 S 530 Myers David Psychologie 3 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2014 ISBN 978 3 642 40781 9 S 585 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sozialkognitive Lerntheorie amp oldid 239117304