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Die Militareisenbahn Spandau verband Rustungs und Industriebetriebe in der zum Berliner Bezirk Spandau gehorigen Ortslage Haselhorst mit der Berlin Hamburger Bahn Sie ist nicht mit der ersten Spandauer Kriegsbahn zu verwechseln die ab 1887 rund 20 Jahre lang auf dem gegenuberliegenden Havelufer existierte 1 Gleis zur Insel Eiswerder 1986 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Die Militarbahn 3 1918 1945 4 Nachkriegszeit 5 Die WTAG Zeit 6 Die letzten Jahre Rhenus 7 Sonstiges 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenBereits im 16 Jahrhundert wurde in Spandau Schiesspulver hergestellt 1722 weihte Friedrich Wilhelm I dort eine Gewehrfabrik ein 1826 erwarb der Militarfiskus die in der Havel gelegene Insel Eiswerder und errichtete dort ein Pulvermagazin 1830 erhielt Eiswerder einen Hafen Ein Jahr spater wurde das Feuerwerks Laboratorium fertiggestellt wo vornehmlich Zundspiegel Leuchtraketen und elektrische Minen und Geschutzzundungen hergestellt sowie Granaten gefullt wurden Zu beiden Seiten der Spree kamen in der Folge weitere militarische Fabriken hinzu Zwischen 1838 und 1890 entstanden unter anderem eine Geschutzgiesserei eine Munitionsfabrik und zu deren Versorgung eine Gasanstalt Auf dem Gelande des Salzhofes wurde 1890 ein Chemiewerk fur die Produktion der zur Munitionsherstellung benotigten Sauren errichtet Seit 1846 besass Spandau eine Station an der Berlin Hamburger Bahn seit 1871 auch an der Berlin Lehrter Bahn Die meisten der militarfiskalischen Betriebe hatten aber keinen eigenen Bahnanschluss der Guterverkehr erfolgte mit Fuhrwerken Die Militarbahn Bearbeiten nbsp Gleis zum Salzhof an der gleichnamigen Strasse 1987Im Jahr 1889 wurde der Bau einer samtliche Koniglichen Fabriken verbindenden Bahnstrecke vom Hamburger Bahnhof aktuell Bahnhof Berlin Stresow zur Insel Eiswerder und zum Salzhof genehmigt Baubeginn war im Fruhjahr 1890 Anfang Februar 1892 wurde die Strecke in Betrieb genommen Vom Hamburger Bahnhof ausgehend verlief die Strecke nach Norden durchquerte die Artillerie Werkstatt und bediente die Geschutzgiesserei Anschliessend uberquerte sie auf einer 55 Meter langen Brucke die Spree Am rechten Spreeufer beruhrte sie die Geschossfabrik folgte dem Zitadellenweg und erreichte das Munitions und Patronenwerk sowie die Pulverfabrik Nordlich des heutigen Sportstadions Haselhorst zweigte vom nach Eiswerder fuhrenden Hauptast ein Nebenanschlussgleis zur chemischen Fabrik am Salzhof ab Zur Insel Eiswerder wurde mit der 31 Meter langen Kleinen Eiswerderbrucke der ostliche Arm der Havel uberquert An der Pulverfabrik lag ein kleiner Ubergabebahnhof Die Lange der Hauptgleise belief sich auf 6459 Meter die Nebengleise waren insgesamt 6181 Meter lang Betriebsfuhrung und Unterhaltung der Strecke oblagen der Staatsbahn die Kosten trug das Militar Die Firma Siemens nahm 1908 eine eigene Guterbahn in Betrieb die am westlichen Ende des Nonnendamms heute Nonnendammallee vom Gleis der Militarbahn abzweigte Der anschliessende Ubergabebahnhof der Siemens Guterbahn liegt nach wie vor zwischen den Fahrbahnen der mehrspurigen Strasse Zudem hatten die Lokomotiven von Siemens auch die Genehmigung den Ubergabebahnhof vor der Pulverfabrik anzufahren Ein Kernpunkt der Vereinbarung war die Prioritat des Militarverkehrs 2 was 1915 den Wunsch von Siemens nach einem eigenen Anschluss an die Staatsbahn weckte Die strategische Bedeutung des Verkehrs von und zu den Siemens Werken hielt den Militarfiskus nach 1913 jedoch zunehmend davon ab von seinem Vorrecht Gebrauch zu machen 3 In den Jahren 1909 1910 wurden die Gleise der Hamburger und der Lehrter Bahn hoher gelegt Die Militarbahn musste ihren bisherigen Anschluss aufgeben und erhielt eine neue Verbindung vom Bahnhof Ruhleben Das Gleis verlasst den Guterbahnhof in westlicher Richtung und folgt dem Bahndamm bis zum Gewerbehof wo es ihn unterquert und unmittelbar anschliessend die Strasse Freiheit kreuzt Nach einer Linkskurve wurde auf dem Gelande der Artillerie Werkstatt das alte Gleis zur Spreebrucke wieder erreicht Die neue Verbindung wurde 1910 in Betrieb genommen Im Ersten Weltkrieg wurde aufgrund der gestiegenen Rustungsproduktion die Kapazitatsgrenze der weitgehend eingleisigen Strecke schnell erreicht Zunachst wurde ein Zweiggleis zum Spandauer Sudhafen errichtet 1915 ein weiteres zur Spree Dort wurden die Guterwagen mittels eines Trajekts uber den Fluss befordert und am Nordufer wieder auf die Gleise gesetzt In den Jahren 1917 und 1918 wurden auf den Gleisanlagen nordlich der Spree jeweils 120 000 Wagen befordert Die Absicht von Siemens eine eigene Anschlussstrecke zum Ostkopf des Bahnhofs Ruhleben zu bauen wurde nach 1918 zunachst nicht weiter verfolgt da das Beforderungsaufkommen nach dem Kriegsende stark abnahm 1918 1945 BearbeitenDer Versailler Vertrag fuhrte zum Abbau der militarischen Anlagen unter der Aufsicht einer Kontrollkommission der Entente Die Reichswerke spater Deutsche Industriewerke DIWAG ubernahmen die Gebaude und Gleisanlagen zur wirtschaftlichen Nutzung Auf den Arealen der ehemaligen Rustungsbetriebe siedelten sich Industriebetriebe an so 1928 am Salzhof das Mineralolunternehmen Rhenania Ossag 1929 folgte die Konsumgenossenschaft die ein 370 Meter langes Anschlussgleis langs des Telegrafenwegs erhielt Funf Jahre spater mietete die Westfalische Transport Actien Gesellschaft WTAG zwei Gebaude auf Eiswerder zur Lagerung und dem Umschlag von Getreide Im Jahr 1926 wurde die Industrieanlagen GmbH Inag gegrundet die die Anlagen nordlich der Spree ubernahm Die Betriebsfuhrung verblieb bei den DIWAG die hierfur funf Lokomotiven der Baureihe T 3 und eine T 7 von der Deutschen Reichsbahn erwarb Das Transportaufkommen auf den ehemaligen Militargleisen blieb weit hinter dem Vorkriegsniveau zuruck 1928 erreichte es wieder 49 000 Waggons pro Jahr davon entfielen jedoch etwa 85 Prozent auf Zustellungen an Siemens Die Ubergaben der Reichsbahn fuhrten nun samtlich zum Siemens Bahnhof an der Nonnendammallee der 1928 von drei auf funf Gleise erweitert wurde Im Jahr darauf wurde an der Berliner Chaussee heute Am Juliusturm ein beschrankter Bahnubergang eingerichtet Siemens und die Bewag erhielten 1931 1932 den bereits 1915 geplanten Anschluss zum Ostkopf des Bahnhofs Ruhleben gemeinsam genutztes Gleis bis zum Kraftwerk Ruhleben Mit dessen Inbetriebnahme wurde die Siemens Guterbahn abgetrennt wofur ein Ausgiessen der Verbindungsgleise mit Teer genugte 4 Die Begradigung der Spree ab 1938 schien den Bau einer neuen Brucke uber den Altarm den neuen Durchstich und die Berliner Chaussee erforderlich zu machen die Bauarbeiten wurden aber schon bald nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs eingestellt In den letzten Kriegstagen sprengten die deutschen Truppen auf dem Ruckzug beide Brucken uber die Spree Nachkriegszeit Bearbeiten nbsp Kleine Eiswerderbrucke mit Gleis Blick in Richtung Haselhorst 1986Bereits im Jahr 1940 war die Verbindung zur Siemens Guterbahn wieder befahrbar gemacht worden um den Verkehr nach der moglichen Zerstorung einer Brucke durch Bomben uber die zweite Brucke aufrechterhalten zu konnen 5 Betrieblich genutzt wurde die Gleisverbindung wahrend der Kriegsjahre aber nicht Erst im Oktober 1945 wurde die Verbindung zwischen den beiden Bahnen wieder in Betrieb genommen da aufgrund der zerstorten Spreebrucken sowohl die Inag Strecke wie auch die Siemens Guterbahn keinen Anschluss an das Reichsbahnnetz mehr hatten Eine Notverbindung zu den S Bahn Gleisen am Bahnhof Gartenfeld ermoglichte zunachst die Uberfuhrung der Guterwagen und Lokomotiven Sie blieb bis Marz 1950 bestehen 6 Von 1946 bis 1948 wurde die Spreebrucke der Siemens Guterbahn gehoben und instand gesetzt Die Inag Brucke wurde nicht wieder aufgebaut die Inag wurde zum Nebenanschliesser der Siemens Guterbahn am Ubergabebahnhof Nonnendammallee Erhalten blieb die Brucke zur Insel Eiswerder die nach dem Krieg auch fur den Kraftfahrzeugverkehr freigegeben wurde Die Betriebsfuhrung erfolgte in den ersten Nachkriegsjahren durch die Siemens Guterbahn wofur sie eigene Akkumulatorlokomotiven einsetzte und zeitweise Fremdfahrzeuge anmietete 1946 und 1947 wurde auf den Inag Gleisen eine bei Orenstein amp Koppel O amp K gebaute zweiachsige Diesellokomotive der Rhenania Ossag eingesetzt 1949 und 1950 verkehrte eine instandgesetzte Diesellok von Deutz Plane der Siemens Guterbahn eine eigene Diesellokomotive fur den Betrieb auf den ehemaligen Militargleisen zu erwerben oder aber jene zu elektrifizieren endeten 1951 mit der Abgabe der Betriebsfuhrung auf den Inag Gleisen an die WTAG 6 Die WTAG Zeit Bearbeiten nbsp Tanklager am Salzhof 1987Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Transportaufkommen auf der ehemaligen Militarbahn zunachst gering Die meisten der Anschliesser waren ausgebombt oder demontiert einer der wenigen ubriggebliebenen war die WTAG selbst Die Lokomotiven Nummer 1 eine Kof II von O amp K und 2 eine DG 39 von Henschel reichten fur den Betrieb aus Anfang der 1960er Jahre kam mit der Betriebsnummer 3 eine MV 6b von O amp K hinzu Lok Nummer 1 wurde durch ein Zweiwegefahrzeug ersetzt Mitte der 1950er Jahre wurde der Ubergabebahnhof Nonnendammallee auf drei Gleise reduziert 6 Mit der Erweiterung der Anlagen von Shell und dem Bau eines Tanklagers durch Esso am Salzhof nahm 1966 das Transportaufkommen erheblich zu Die WTAG erwarb fur die schweren Zuge mit Olprodukten mit einer Henschel DHG 240 240 PS 177 kW eine starkere Lokomotive die die Nummer 2 II erhielt Anfang der 1970er Jahre kamen eine 665 PS 489 kW starke MC 700 N mit der Betriebsnummer 1 II 1978 eine MaK 1000 D mit 1000 PS 735 kW Betriebsnummer 2 III dazu Die am Bahnhof Nonnendammallee ubernommenen Zuge wurden bis Ende der 1970er Jahre zunachst in den Zitadellenweg gezogen und anschliessend in Richtung Eiswerder bzw Salzhof geschoben 1979 wurde eine Verbindungskurve von der Nonnendammallee zur Daumstrasse geschaffen und die Zuge direkt dorthin geschoben 7 Eine dreigleisige Anlage an der Daumstrasse ermoglichte das Teilen langer Zuge und das Umsetzen der Lokomotive Die letzten Jahre Rhenus Bearbeiten nbsp Kesselwagenzug mit Lok 2 III im Ubergabebahnhof Nonnendammallee 1986Die Aufgabe mehrerer Gleisanschlusse insbesondere auch des der Pappenfabrik am Telegrafenweg reduzierte das Gleisnetz auf rund 13 Kilometer Das Gleis von der Nonnendammallee zum Salzhof wurde hingegen Anfang der 1980er Jahre erneuert Wichtigste Anschliesser waren damals die beiden Tanklager auf der Insel Eiswerder zudem die Rhenus AG in der die WTAG 1984 endgultig aufging Fur die beiden Lokomotiven war dort ein Lokschuppen errichtet worden Bereits Ende der 1960er Jahre hatte der Verkehr zu den Tanklagern den Siemens Guterverkehr uberflugelt 1988 ubernahm Rhenus die Betriebsfuhrung auf den Gleisen der Siemens Guterbahn Die Tanklager von Esso und Shell wurden bis 1996 abgerissen 8 auf dem Gelande am Salzhof entstand ab 1997 das Wohngebiet Wasserstadt Oberhavel Inzwischen sind die Gleise jenseits der Nonnendammallee fast vollstandig verschwunden Sonstiges BearbeitenAnlasslich des 750 Geburtstags der Stadt Spandau fanden im September 1982 an vier Sonntagen Sonderfahrten mit einem Personenzug der Berliner Eisenbahnfreunde statt Etwa 7000 Fahrgaste nutzten die bis dahin einmalige Gelegenheit fur eine Fahrt auf den Gleisen zwischen Gartenfeld und Eiswerder 9 Literatur BearbeitenBodo Schulz Michael Krolop Die Privat und Werkbahnen in Berlin West 1 Auflage C Kersting Niederkassel Mondorf 1989 ISBN 3 925250 06 9 Arne Hengsbach Die Militarbahnen in Spandau In Berliner Verkehrsblatter 1974 S 20 23 78 83 1975 S 7 10 26 29 Weblinks BearbeitenPersonenzug der Berliner Eisenbahnfreunde auf Eiswerder abgerufen am 14 Oktober 2013 Trassenverlauf in einer Vermessungskarte von Spandau aus dem Jahr 1939 im Bestand des Architekturmuseums in der Universitatsbibliothek der Technischen Universitat Berlin abgerufen am 22 Januar 2014 Einzelnachweise Bearbeiten Bodo Schulz Michael Krolop Die Privat und Werkbahnen in Berlin West S 102 Bodo Schulz Michael Krolop Die Privat und Werkbahnen in Berlin West S 112 Bodo Schulz Michael Krolop Die Privat und Werkbahnen in Berlin West S 114 Bodo Schulz Michael Krolop Die Privat und Werkbahnen in Berlin West S 105 Bodo Schulz Michael Krolop Die Privat und Werkbahnen in Berlin West S 117 a b c Bodo Schulz Michael Krolop Die Privat und Werkbahnen in Berlin West S 119 Bodo Schulz Michael Krolop Die Privat und Werkbahnen in Berlin West S 108 Auch Tanks von Shell in Haselhorst zum Abriss freigegeben In Berliner Zeitung 5 Januar 1996 abgerufen am 14 Oktober 2013 Bodo Schulz Michael Krolop Die Privat und Werkbahnen in Berlin West S 109 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Militareisenbahn Spandau amp oldid 219544968