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Das Michaelishaus ursprunglich Londonschanke ist ein 1735 1737 errichtetes stattliches Fachwerkhaus in der Innenstadt von Gottingen in der Prinzenstrasse 21 ursprunglich Muhlenpfortenstrasse gegenuber dem Historischen Gebaude der Staats und Universitatsbibliothek Die Geschichte des Gebaudes benannt nach seinem zweiten Besitzer ab 1764 Johann David Michaelis ist eng mit der Universitat Gottingen verbunden da in dem Gebaude viele bedeutende Gelehrte wohnten oder arbeiteten 1 Michaelishaus in Gottingen Ansicht der Fassade zur Prinzenstrasse von Sudosten 2023 Inhaltsverzeichnis 1 Baubeschreibung 2 Geschichte 2 1 Wohn und Logierhaus 2 2 Wohnhaus der Familie Michaelis 2 2 1 Der angesehene Professor 2 2 2 Studentisches Leben im Seitenflugel 2 2 3 Prominenter Besuch 2 2 4 Nach Michaelis Tod 2 3 Universitatsgebaude 3 Gedenktafeln 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBaubeschreibung Bearbeiten nbsp Rechts die Londonschanke mit dem ursprunglichen Fassadenerscheinungsbild Kupferstich von Daniel Georg Heumann 1747 nbsp Eingang des Michaelishauses nbsp Michaelishaus Ansicht von Sudwesten Prinzenstrasse Ecke Am Leinekanal mit links den spateren Anbauten 2023 Der verputzte barocke Fachwerkbau auf hohem Naturstein Kellersockel wurde vom hannoverschen Klosterbaumeister und Gottinger Universitatsbaumeister Joseph Schadeler 1692 1763 als ansehnliches Wohn und Logierhaus fur Standspersonen mit Hotelbetrieb und Gastwirtschaft entworfen und errichtet 2 3 Schadeler war u a auch fur den Umbau des gegenuberliegenden Kollegiengebaudes und den Neubau des Reitstalls der Universitat verantwortlich Das im Sommer 1737 fertiggestellte zweigeschossige Gebaude mit Walmdach ist mit seinem reprasentativen Hauptflugel nach Suden zur Prinzenstrasse ausgerichtet ein schmalerer Nebenflugel erstreckt sich entlang der Strasse Am Leinekanal Der Hauptflugel ist an der Prinzenstrasse 31 11 Meter lang und hat eine Tiefe von 14 78 Metern Die in elf Fensterachsen mit einem leicht vorspringenden und ein Geschoss hoheren Mittelrisalit gegliederte Hauptfassade hatte ursprunglich ein mittig angeordnetes Barockportal Segmentbogenfenster und eine deutliche Betonung der Ecken und des Risalits durch im Putz ausgearbeitete auch farblich abgesetzte Eckquaderung und ebenfalls abgesetzte waagerechte Gesimse zwischen den Stockwerken Das heutige Erscheinungsbild geht auf eine klassizistische Fassadenmodernisierung im ersten Viertel des 19 Jahrhunderts zuruck wobei die relativ starke Gliederung gesimsformigem Tursturz und rechteckigen Fenstern mit betonten Sohlbanken geandert wurde 4 Der Mittelrisalit wird von einem flachen Dreiecksgiebel bekront der sich durch ein stark ausgepragtes Gesims von der Fassade absetzt Der Eingang ist uber eine symmetrisch angelegte zweilaufige Freitreppe mit schmiedeeisernen Ziergelander zu erreichen Im Inneren befindet sich eine grosszugig angelegte dreizugige Holztreppe mit geraden Laufen Zwischen dem Eingang und dem Treppenraum ist ein breites aber nicht sehr langes Foyer angeordnet dessen Raumeindruck durch zwei Pfeiler an den Seiten und davor jeweils freistehende schlichte kannelierte Saulen bestimmt wird die einen Unterzug tragen Viele der Innenturen weisen den zur Bauzeit beliebten Segmentbogensturz auf die Raumhohe betragt knapp vier Meter Ein zweiter Zugang mit einfacher Treppe befindet sich auf der Ruckseite des Hauptflugels Der Nebenflugel zum Leinekanal der auf einer Zeichnung von 1816 noch mit einem uber eine einfache Treppe erreichbaren Nebeneingang nahe der Ecke zur Prinzenstrasse dargestellt ist prasentiert sich heute eher schlicht und hat lediglich einen ausseren Zugang vom ruckwartigen Hof der hauptsachlich als Parkplatz genutzt wird Das gesamte Gebaude besitzt einen Keller der als Kreuzgewolbe aus Naturstein ausgefuhrt ist Der Seitenflugel an der Strasse Am Leinekanal ist im leicht spitzen Winkel zum Hauptflugel angeordnet 38 Meter lang und hat eine Tiefe von etwa 8 Metern Daran schloss nordlich ein Anbau von 1897 1898 an Es war ein eingeschossiger Baukorper mit hohen Fenstern der bis auf die als freistehende Mauer erhaltene Strassenfassade 2006 abgerissen wurde 1901 1902 wurde dann wiederum am Leinekanal ein zweigeschossiger nahezu quadratischer Neubau mit Zeltdach errichtet Am Leinekanal 3 dessen leicht eingeruckt angesetztes Treppenhaus unmittelbar an den vier Jahre vorher errichteten Anbau grenzt 5 Geschichte BearbeitenWohn und Logierhaus Bearbeiten Die Stadt Gottingen war im Spatmittelalter zeitweilig Mitglied der Hanse und Residenz des Furstentums Gottingen In den spateren Jahrhunderten nahm ihre Bedeutung stark ab Besonders von den Belastungen des Dreissigjahrigen Krieges konnte sich die Stadt kaum erholen Bei der Grundung der Universitat 1734 machte Gottingen als Stadt einen armseligen und verwahrlosten Eindruck In den Jahren bis zur Universitatseinweihung 1737 waren umfangreiche Baumassnahmen notwendig um die Infrastruktur auf einen akzeptablen Stand zu bringen Der Bau der Londonschanke war ein Teil dieser notwendigen Infrastrukturmassnahmen Gottingen benotigte als Universitatsstadt ein komfortables Wohn und Logierhaus um fur die Sohne der vornehmsten Familien attraktiv zu sein Das Gartengrundstuck genau gegenuber dem Bauplatz des ersten Kollegien und Universitatsgebaudes schien gut geeignet Das Grundstuck gehorte dem Leiter der Gottinger Lateinschule Christoph August Heumann der es im November 1734 nach zahen Verhandlungen fur 206 Taler an den Universitatsbaumeister Joseph Schadeler verkaufte Schadeler hatte sich bereit erklart hier nach dem Willen des Landesherrn Georg II Kurfurst von Hannover und Konig von Grossbritannien ein Wohn und Logierhaus fur Standespersonen im Wert von 7 000 Talern zu errichten Um die Profitabilitat seiner Investition sicherzustellen erhielt er auf sein Verlangen das Privileg im Gebaude Wein ausschenken und einen Billardtisch aufstellen zu durfen Rechtzeitig zur Eroffnung der Universitat wurde das Gebaude fertiggestellt und erhielt den Namen Londonschanke nach einem angesehenen Gasthaus in Hannover nbsp Johann Lorenz von Mosheim hielt ab 1750 als erster Vorlesungen in der LondonschankeAm 15 Juli 1737 ubernahm Johann Caspar Hampe die Bewirtschaftung Bereits im September 1737 diente das Haus im Zuge der offiziellen Inaugurationsfeier der Universitat als Hotel Im Keller prasentierte der italienische Handler Joseph Respettino mediterrane Feinkost und Galanteriewaren Hampe fungierte nur drei Jahre als Wirt an seine Stelle trat Joseph Humer der zwei Jahre blieb Auch danach wechselten die Wirte in schneller Folge 1746 verpachtete Schadeler das Haus an Anton Christoph Cleve der mit seinem Wirt Christian Wilhelm Saltzenburg neuen Schwung in den Betrieb brachte Die mittlere und obere Etage wurden fur Ubernachtungsgaste eingerichtet im unteren Stockwerk wurden Studenten bewirtet wobei drei unterschiedliche Qualitaten des Mittagstisches angeboten wurden delikat mittelmassig und schlicht Im Keller war Platz fur die Diener der Studenten Die Schanke florierte teilweise wohl mehr als gewunscht es wurde auch von studentischen Exzessen berichtet Das Ubernachtungsgeschaft lief insgesamt schlecht denn der Postweg von Hannover nach Kassel lief damals weitraumig an Gottingen vorbei Ab etwa 1750 wurde das Haus in den Universitatsbetrieb einbezogen Der Theologe und Kirchenhistoriker Johann Lorenz von Mosheim seit 1747 Kanzler der Universitat hielt im grossen Saal der Londonschanke seine Vorlesungen Der Betrieb wurde durch den Siebenjahrigen Krieg von 1756 bis 1762 unterbrochen Gottingen von franzosischen Truppen besetzt Die Londonschanke diente als Lazarett und befand sich nach dem Abzug der Franzosen in einem unbewohnbaren Zustand Wohnhaus der Familie Michaelis Bearbeiten Der angesehene Professor Bearbeiten nbsp Johann David Michaelis1764 erwarb der Orientalistik Professor Johann David Michaelis das Gebaude von den Erben Schadelers fur 4 300 Taler und richtete es als Wohnhaus fur seine Familie und Studenten in dem auch Vorlesungen stattfinden konnten Der geraumige Keller wurde als Weinlager an den Wirt des Gasthauses Zur Krone an der Weender Strasse vermietet Michaelis war 1745 als Privatdozent nach Gottingen gekommen wurde 1746 ausserordentlicher und 1750 ordentlicher Professor Er gehorte der philosophischen Fakultat an und war in ganz Deutschland und vielen Landern Europas sehr angesehen Die Akademien in Paris und London ernannten ihn zu ihrem Mitglied der Kaiser verlieh ihm den Titel Hofrath Sein beruhmtester Verehrer war Johann Wolfgang Goethe der in seinen Lebenserinnerungen zur Wahl seines Studienortes und seiner vergeblichen Sehnsucht nach Gottingen schrieb Bei diesen Gesinnungen hatte ich immer Gottingen im Auge Auf Manner wie Heyne Michaelis und so manchem anderen ruhte mein ganzes Vertrauen mein sehnlichster Wunsch war zu ihren Fussen zu sitzen und auf ihre Lehren zu merken Aber mein Vater blieb unbeweglich Goethe Dichtung und Wahrheit Zweiter Teil Sechstes BuchGoethe musste auf Wunsch seines Vaters in Leipzig studieren und kam nicht in den Genuss der Vorlesungen Michaelis die dieser wie damals allgemein ublich meist in seinem Haus abhielt in Reithosen gestiefelt und gespornt den Degen an der Seite und die Bibel unter dem Arm Einer seiner Schuler schrieb uber ihn Im naturlichsten Conversationston in fliessender und hinreissender Sprache durch eine ausserordentliche Zungenfertigkeit ein lebhaftes Mienen und Gebardenspiel durch eine unerschopfliche Mannigfaltigkeit in Wendungen Bildern und Vorstellungsarten freilich auch durch allerlei Abschweifungen Anspielungen Witzeleien und derbe Spasse wusste er sein immer zahlreiches Auditorium anzuregen zu fesseln und zu unterhalten Michaelis galt als Professor der penibel seine Horergelder eintrieb denn damals mussten die Studenten den Professor fur jede Vorlesung einzeln bezahlen Gelegentlich gewahrte Nachlasse fur armere Studenten lehnte Michaelis ab Er war so prominent und seine Veranstaltungen so begehrt dass er nur voll zahlende Horer zuliess Am 25 August 1787 fand im Michaelis schen Arbeitszimmer eine bemerkenswerte Prufung statt Dorothea Schlozer die siebzehnjahrige Tochter des Gottinger Professors August Ludwig Schlozer wurde von einem kleinen Kollegium angesehener Gottinger Professoren zu den Themen Munzkunde Mineralogie Mathematik und Kunstgeschichte examiniert und erhielt die Doktorwurde der Philosophischen Fakultat zugesprochen Dies war in Deutschland die zweite Promotion einer Frau uberhaupt nach der Arztin Dorothea Erxleben und die erste Promotion einer Frau zum Dr phil Studentisches Leben im Seitenflugel Bearbeiten nbsp Fechtubungen Gottinger Studenten in einer Wohnung 1773 Den Seitenflugel am Leinekanal der einen eigenen Eingang hatte vermietete Michaelis an Studenten Er setzte zwei Studenten als General Entrepreneure ein die Raume auf eigene Rechnung weiterbetrieben So konnte sich in dem Flugel ein relativ unbeaufsichtigtes Studentenleben herausbilden und einer der bei Universitatsbehorden unbeliebten Studentenorden grunden Bei diesen Orden galt der Duellzwang was von Zeit zu Zeit fur unliebsame Vorfalle sorgte In einer der Wohnungen fand am 22 April 1766 das einzige Gottinger Duell des 18 Jahrhunderts mit todlichem Ausgang statt 6 Der Jurastudent Johann Heinrich Techentin Sohn eines Lubecker Zuckerbackers erlag einem Stich ins Herz Er wurde ausserhalb der Friedhofsmauern des Bartholomausfriedhofes verscharrt Der Tater konnte fliehen und wurde vom Universitatsgericht aufgrund der im Kurfurstentum Hannover geltenden Bestimmungen 7 zunachst in Abwesenheit zum Tode verurteilt Dieser Vorfall war fur das studentische Fechten siehe auch Mensur in ganz Mitteleuropa von grosser Bedeutung denn aufgrund dieses Vorfalls gingen die Gottinger Studenten vom Stossfechten auf das weniger gefahrliche Hiebfechten uber Der Gottinger Hieber entstand als Vorlaufer des Korbschlagers der noch heute bei den schlagenden Studentenverbindungen in den meisten Universitatsstadten Deutschlands Osterreichs und der Schweiz im Einsatz ist Auch die studentischen Landsmannschaften benutzten in diesen Jahrzehnten die Stuben ihrer Mitglieder im Hause des Professors Michaelis fur Versammlungszwecke So liegen im Gottinger Stadtarchiv Protokolle von Versammlungen der Hannoverschen Landsmannschaft aus dem Jahr 1778 vor die in des Hr Hofraths Michaelis Hause aber auch auf dem Hardenberger Hofe aufgenommen wurden 8 Prominenter Besuch Bearbeiten Die Familie Michaelis bot nicht nur Studenten Unterkunft sondern fuhrte auch ein reges Gesellschaftsleben zu dem zahlreiche Besuche beruhmter Personlichkeiten gehorten Im Sommer 1766 kamen der koniglich britische Leibarzt John Pringle und der amerikanische Buchdrucker und Verleger Politiker und Diplomat Schriftsteller und Naturwissenschaftler Benjamin Franklin nach Gottingen wo beide immer wieder im Hause der Familie Michaelis zu Gast waren und sich dort mit den Gottinger Wissenschaftlern uber Physik und Politik austauschten Am 19 Juli 1766 nahmen beide an einer Sitzung der Gottinger Sozietat der Wissenschaften heute Akademie der Wissenschaften zu Gottingen im Hause von Michaelis teil Franklin war als Physiker und Erforscher der Elektrizitat bekannt geworden spater arbeitete er an der amerikanischen Verfassung von 1787 mit und gilt bis heute als einer der Grundervater der Vereinigten Staaten Am 2 August 1766 machte der Dichter Gotthold Ephraim Lessing in Gottingen Station und war zu Gast bei Michaelis 1783 stieg Goethe im Gasthaus Krone ab und besuchte einige Gottinger Professoren unter anderem Michaelis in seinem Haus Fur Gottingen war es ein grosses Ereignis als sich am 10 Juli 1786 drei Prinzen die Sohne des britischen Konigs und hannoverschen Kurfursten Georg III an der Universitat einschrieben Es handelte sich um Ernst August Herzog von Cumberland und ab 1837 Konig von Hannover zum Zeitpunkt der Immatrikulation 15 Jahre alt August Friedrich Herzog von Sussex damals 13 Jahre alt und Adolph Friedrich Herzog von Cambridge damals 12 Jahre alt Sie bezogen das spater so genannte Prinzenhaus schrag gegenuber dem Haus der Familie Michaelis Die Michaelis Tochter Luise schrieb in ihren Lebenserinnerungen Mit den Prinzen kam man d h das Michaelissche Haus nun im Winter 86 87 in nahere Beruhrung und gesellschaftlichen Verkehr Sie wohnten schrag gegen uns uber so dass man sich aus unserem Zimmer und ihren Gaststuben sehen konnte Die Prinzen kamen regelmassig zum Tee oder zu Gesellschaftsspielen in das Haus des Professors Michaelis Spater wurde die Strasse in der sie gewohnt hatten und an der das Michaelishaus liegt von Muhlenpfortenstrasse in Prinzenstrasse umbenannt Nach Michaelis Tod Bearbeiten Michaelis starb im August 1791 in Gottingen Seine Grabstelle auf dem Bartholomausfriedhof ist heute nicht mehr bekannt Ein Jahr spater verkauften seine Erben das grosse Haus an den Medizin Professor und Chirurgen Justus Arnemann Vom Tod seiner Frau die 1800 nach der Geburt des gemeinsamen Kindes gestorben war konnte dieser sich nie erholen Er ging 1803 in Konkurs verliess Gottingen und nahm sich 1806 in Hamburg das Leben In den Jahren 1795 96 wohnte bei Arnemann der englische Medizinstudent Thomas Young der in Gottingen promovierte spater als Augenarzt in England im Bereich der Optik forschte und als der Begrunder der Wellentheorie des Lichtes gilt Doppelspaltexperiment 1802 Er leistete ausserdem wichtige Vorarbeiten zur Entzifferung der agyptischen Hieroglyphen 1809 erwarb der Weissbinder Johann Georg Bergmann das Haus aus der Konkursmasse von Arnemann In der Zeit des Konigreiches Westphalen diente das Gebaude bis 1813 als Sitz der Prafektur des Leine Departements Konig Jerome benutzte das Gebaude bei seinen Aufenthalten in Gottingen gelegentlich fur Besprechungen mit Beamten und Professoren nbsp Seitenansicht des Michaelishauses zur Zeit des Erwerbs durch von Werlhof 1820 links im Bild damals Exprafektur genanntNach dem Tod Bergmanns 1816 verkaufte seine Witwe das Anwesen 1820 an den Hof und Kanzleirat Gottlieb von Werlhof Nach dessen Tod 1842 erwarb die Regierung in Hannover das Gebaude um dort Universitatsinstitute einzurichten Universitatsgebaude Bearbeiten Die ersten Institute die 1842 in das Gebaude einzogen beschaftigten sich mit den Naturwissenschaften Im Seitenflugel am Leinekanal wo unter Michaelis Studentenwohnungen eingerichtet waren wurde das Physiologisch Zootomische Institut untergebracht Die Leitung ubernahm zuerst Rudolf Wagner spater Georg Meissner Beide entdeckten 1852 hier gemeinsam die Meissner Korperchen Das Institut wurde 1886 an den Wilhelmsplatz verlegt Den Hauptteil des Hauses mit Blick zur Prinzenstrasse nahm ab 1842 das Physikalische Kabinett spater Institut unter Leitung von Johann Benedict Listing ein Im Lauf des 19 Jahrhunderts und des beginnenden 20 Jahrhunderts folgten weitere physikalische und mathematische Institute In diesen Instituten arbeiteten in dieser Zeit viele bekannte Personlichkeiten so auch Wilhelm Weber Wilhelm Moritz Keferstein Ludwig Prandtl Felix Klein Woldemar Voigt und Walther Hermann Nernst Von 1928 bis 1938 beherbergte das Gebaude auch die Ethnographische Sammlung der Universitat Im Marz 1932 erregte der Diebstahl eines Federhelms und eines Federcapes Aufsehen die James Cook von einer Sudsee Reise nach Europa gebracht hatte Ab 1940 zogen geisteswissenschaftlich orientalistische Seminare in das Gebaude so die Seminare fur Agyptologie und Koptologie Arabistik Keilschriftforschung Iranistik Vorderasiatische Archaologie sowie das Institut fur Romisches und Gemeines Recht1935 wurde der Name Michaelishaus vorgeschlagen und 1946 festgelegt Zu den bedeutenden Wissenschaftlern die in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts in dem Gebaude tatig waren zahlen der Jurist Franz Wieacker und die Orientalisten Eberhard Otto Wolfgang Helck Wolfhart Westendorf Tilman Nagel Rykle Borger Friedrich Junge Ursula Rossler Kohler Frank Kammerzell Antonio Loprieno Heike Sternberg el Hotabi Heike Behlmer und Christian Leitz Nachdem die Universitat Gottingen am 1 Januar 2003 in eine Stiftungsuniversitat umgewandelt worden war wurde das stark sanierungsbedurftige Michaelishaus im Jahre 2006 an den Architekten Jurgen Schenk verkauft der es renovierte und vermietete Die Raume werden heute Stand 2007 unter anderem von der Sparkasse Gottingen fur das Privatkundengeschaft genutzt Die geisteswissenschaftlichen Seminare zogen in andere Universitatsbauten Gedenktafeln BearbeitenIn Gottingen ist es seit 1874 ublich an den Hausern in denen beruhmte Personlichkeiten gewohnt oder gearbeitet haben zum Gedenken Marmortafeln anzubringen 9 An der Strassenfront des Michaelishauses befinden sich sieben dieser Gottinger Gedenktafeln mit den Namen von Johann David Michaelis und seiner Tochter Caroline Schelling sowie von Thomas Young Benjamin Franklin Johann Lorenz von Mosheim seit 2008 dem Rechtshistoriker Franz Wieacker und seit 2014 dem Aufklarer Adolph Freiherr Knigge Uber dem hofseitigen Eingang zum Seitenflugel des Gebaudes ist eine anders gestaltete Gedenktafel fur Johann Benedict Listing angebracht nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp Literatur BearbeitenMarit Borcherding Marion Wiebel Das Michaelishaus in Gottingen Geschichte Gelehrte Gegenwart Wallstein Verlag Gottingen 2007 ISBN 3 8353 0300 7 Hartmut Boockmann Gottingen Vergangenheit und Gegenwart einer europaischen Universitat Gottingen 1997 ISBN 3 525 36234 X S 33 Helga Maria Kuhn Studentisches Leben im Gottingen des 18 Jahrhunderts nach zeitgenossischen Berichten Briefen Reisebeschreibungen und Akten des Stadtarchivs in Gottingen im 18 Jahrhundert Eine Stadt verandert ihr Gesicht Texte und Materialien zur Ausstellung im Stadtischen Museum und im Stadtarchiv Gottingen 26 April 30 August 1987 Gottingen 1987 S 145 181 Walter Nissen Christina Prauss Siegfried Schutz Gottinger Gedenktafeln Ein biografischer Wegweiser Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2002 ISBN 3 525 39161 7Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Michaelishaus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wissenschaftliches Bildarchiv fur Architektur MichaelishausEinzelnachweise Bearbeiten Quelle fur die meisten Informationen in diesem Artikel ist falls nicht anders angegeben Marit Borcherding Marion Wiebel Das Michaelishaus in Gottingen Geschichte Gelehrte Gegenwart Wallstein Gottingen 2007 ISBN 3 8353 0300 7 Thomas Appel Gottinger Kunstlerlexikon Maler Grafiker Bildhauer Architekten Vom 14 bis zur Mitte des 20 Jahrhunderts Universitatsverlag Gottingen Gottingen 2022 ISBN 978 3 86395 504 5 Digitalisat d nb info abgerufen am 29 Januar 2023 S 485 f Marit Borcherding Marion Wiebel Das Michaelishaus in Gottingen Geschichte Gelehrte Gegenwart Wallstein Verlag Gottingen 2007 ISBN 3 8353 0300 7 S 10 12 Ilse Ruttgerodt Riechmann Stadt Gottingen In Christiane Segers Glocke Hrsg Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Baudenkmale in Niedersachsen Band 5 1 Friedr Vieweg amp Sohn Braunschweig 1982 ISBN 3 528 06203 7 S 57 Alfred Oberdiek Gottinger Universitatsbauten 2 Auflage Gottingen 2002 ISBN 3 924781 46 X S 77 und 86 Otto Deneke Ein Gottinger Studenten Duell von 1766 Gottingen o J 1934 Art 14 des Duell Edikts v 18 Juli 1735 Volltexte abgedruckt bei Otto Deneke Alte Gottinger Landsmannschaften Gottingen 1937 S 29 31 Walter Nissen Christina Prauss Siegfried Schutz Gottinger Gedenktafeln Ein biografischer Wegweiser Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2002 S 551 534583333333 9 9325 Koordinaten 51 32 4 5 N 9 55 57 O Normdaten Geografikum GND 7619521 1 lobid OGND AKS VIAF 235263271 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Michaelishaus Gottingen amp oldid 238324329