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Die Textilfabrik S Frankel heute Frotex war und ist heute wieder ein international bedeutendes Unternehmen der Textilindustrie in Neustadt heute polnisch Prudnik bei Oppeln in Oberschlesien Die Unternehmensgeschichte ist eng verbunden mit den untereinander verwandten Inhaber Familien Frankel und Pinkus Zaklady Przemyslu Bawelnianego Frotex Prudnik 2017 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Die Unternehmerfamilien 2 1 Familie Frankel 2 2 Familie Pinkus 2 3 Sammlung Pinkus 3 Literatur 4 Archive 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Samuel Frankel 18471845 grundete Samuel Frankel eine Leinen Weberei direkt am Ufer des Flusses Prudnik in Neustadt Das Unternehmen wuchs durch Aufkauf von Konkurrenten und insolventen Unternehmen rasch zum Monopolisten in Schlesien eroffnete weitere Niederlassungen unter anderem in Berlin und Augsburg und wurde zu einem der grossten Leinen Produzenten der Welt 1903 begann die Produktion von Frotteestoffen und Tuchwaren insbesondere Damast die in ganz Deutschland Grossbritannien Frankreich und bis nach Amerika vertrieben wurden S Frankel fuhrte auch Entwurfe renommierter Designer wie Peter Behrens fur Tafelzeug Tischtucher Servietten etc aus Der Erste Weltkrieg stoppte das dynamische Wachstum des Unternehmens Zwischen 1915 und 1923 gab die Textilfabrik deren Rechtsform inzwischen eine Offene Handelsgesellschaft war mehrfach auch ein eigenes Notgeld heraus zunachst noch Pfennigwerte in der Hochinflation auch Millionen und Milliardenwerte Nach den Nurnberger Gesetzen der Nationalsozialisten wurde das Unternehmen 1938 von den Erben Samuel Frankels ubernommen wahrend sie zur Auswanderung gezwungen wurden Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Unternehmen ab 1949 wiederaufgebaut 1965 in Frotex umbenannt Nach dem politischen Umbruch in Osteuropa wurde sie 1992 in staatliche Treuhandverwaltung uberfuhrt und 2002 an die private Frotex Management Holdinggesellschaft veraussert die heute 72 der Anteile halt Unter dem Namen ZPB Zaklady Przemyslu Bawelnianego Frotex SA stellte das Unternehmen Haushaltswasche und Garne her und war bis 2010 mit 700 Beschaftigten nicht nur der grosste Arbeitgeber der Stadt sondern der grosste Handtuch und Badtextilienproduzent Polens zugleich eines der grossten europaischen Unternehmen in diesem Geschaftsfeld Die Produktion wurde dann eingestellt die imposanten Fabrikgebaude stehen leer und sind dem Vandalismus ausgesetzt Die Unternehmerfamilien BearbeitenFamilie Frankel Bearbeiten Die Familie Frankel Schreibweisen auch Fraenkel Franckel oder Fraenckel war eine schlesische Familie mit mehreren bedeutenden Mitgliedern Auch Vorfahren des ehemaligen US Prasidentschaftskandidaten John Kerry kommen aus dieser Familie Mathilde Frankel 1845 1935 seine Urgrossmutter wurde in Oberglogau geboren Ursprunglich judischen Glaubens konvertierte die Familie spater zum romisch katholischen Bekenntnis Die Inhaber der Textilfabrik Frankel entstammten einer angesehenen Kaufmannsdynastie Sie waren nicht nur Unternehmer sondern zugleich bedeutende Kulturmazene Samuel Frankel 1801 1881 Grunder und Namensgeber der Textilfabrik S Frankel veranstaltete Dichterlesungen und holte fur Kammerkonzerte damals weltberuhmte Pianisten unter anderem Wilhelm Backhaus und Walter Gieseking in die Region Er war befreundet mit dem Schriftsteller Gerhart Hauptmann und unterstutzte ihn massgeblich Das ehemalige Gastehaus von Samuel Frankel die 1883 erbaute Villa Kosciuszki Strasse 1 heute Haus der Textilarbeiter zahlt zu den Sehenswurdigkeiten der Stadt Prudnik Samuel Frankel finanzierte auch die Synagoge in Prudnik Familie Pinkus Bearbeiten nbsp Auguste FrankelDer glaubige Jude Joseph Pinkus 1829 1909 1 wurde durch Heirat mit Auguste Frankel 1838 1919 Teilhaber des Unternehmens S Frankel Seine Tochter Hedwig 1864 1948 in den USA die eine hervorragende Bildung auf den Gebieten Literatur und Neue Sprachen besass heiratete im Alter von 19 Jahren am 14 August 1883 in der Synagoge von Neustadt den damals 28 jahrigen spater beruhmten Immunologen und Nobelpreistrager Paul Ehrlich den sie auf einem Besuch in Strehlen kurz zuvor kennengelernt hatte Aus der Ehe gingen zwei Tochter hervor Der Schwiegervater unterstutzte Ehrlich grosszugig finanziell durch Einrichtung eines Privatlabors und ermoglichte ihm sich eine Zeit lang ausschliesslich seinen Forschungen zusammen mit Emil von Behring an der Charite zu widmen Ebenfalls mit Unterstutzung seines Schwiegervaters konnte Ehrlich nach seiner Kundigung an der Charite zusammen mit seiner Frau fast zwei Jahre in Agypten leben um seine Tuberkuloseerkrankung auszukurieren Joseph Pinkus starb jedoch 1909 in Neisse Sein Bruder Benjamin genannt Benno Pinkus 1831 1879 in Neisse leitete die Reprasentanz des Unternehmens in Berlin Der Sohn von Joseph Pinkus Max Pinkus 3 Dezember 1857 in Neustadt 19 Juni 1934 ebenda ein Kaufmann war bis 1926 sein Nachfolger als Direktor des Unternehmens Zu seiner Zeit beschaftigte die Neustadter Fabrik 4000 Arbeitnehmer Er verfasste daruber hinaus selbst Schriften uber Schlesien war ein Buchersammler und Mazen der Stadt und der Kultur So unterstutzte er insbesondere Gerhart Hauptmann und den Schriftsteller Hermann Stehr beispielsweise durch den Kauf des Hauses in Schreiberhau das dieser 1926 mit seiner Familie bezog Stehr widmete Pinkus dafur sein 1926 erschienenes Werk Der Geigenmacher mit den Worten Max Pinkus dem grossen Menschenfreund und Sammler schlesischen Geistesgutes Von Max Pinkus wurde gemeinsam mit Victor Ludwig die erste Bibliografie uber Hauptmann herausgegeben Gerhart Hauptmann Werke von ihm und uber ihn Privatdruck Neustadt in Schlesien 1922 Bei der Beerdigung von Max Pinkus sprach Gerhart Hauptmann an seinem Grab auf dem judischen Friedhof die Stadt Neustadt weigerte sich ihres Ehrenburgers nach der nationalsozialistischen Machtergreifung noch zu gedenken und verbot ihren Burgern eine Teilnahme an der Beisetzung Hauptmanns Werke Vor Sonnenuntergang uraufgefuhrt 1932 und Die Finsternisse 1937 verfasst erst nach dem Zweiten Weltkrieg veroffentlicht haben Max Pinkus als Vorbild Max Pinkus einzigartige Sammlung schlesischer Bucher wurde seinem zweiten Sohn Klaus Valentin Pinkus als Auswanderungsgebuhr abgenommen und der Universitat Breslau zur Verwahrung ubergeben sie ist verschollen Der alteste Sohn von Max Pinkus Hans Hubert Pinkus 1891 1977 war Direktor des Unternehmens bis zur Arisierung Er emigrierte 1939 mit seiner Familie nach England Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte Hans Pinkus ohne Erfolg das Unternehmen in Bayern wieder aufzubauen Sammlung Pinkus Bearbeiten Max Pinkus Sammelinteresse galt der Literatur der Geschichte und dem Kunsthandwerk So hatte er eine grosse und wertvolle Kollektion an Judaica vornehmlich aus Silber die er 1929 dem Verein Judisches Museum zur Verfugung stellte zudem Textilien Glas Goldschmiedekunst und Mobiliar des 16 bis 18 Jahrhunderts 2 Literatur BearbeitenWalter Albert Reichart Carl Friedrich Wilhelm Behl Hrsg Max Pinkus 3 Dezember 1857 bis 19 Juni 1934 Bergstadtverlag Korn Munchen 1957 Kurt Schwerin Max Pinkus seine Schlesienbucherei und seine Freundschaft mit Gerhart Hauptmann In Jahrbuch der Schlesischen Friedrich Wilhelms Universitat Breslau Band 8 1963 S 210 235 Fritz Homeyer Deutsche Juden als Bibliophile und Antiquare Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo Baeck Instituts Band 10 2 Auflage Mohr Siebeck Tubingen 1966 S 52 55 Walter Requardt Der konigliche preussische Kommerzienrat aus Neustadt O S Erinnerungen an Max Pinkus Schlesien Arts Science Folklore ISSN 0036 6153 Band 27 Sigmaringen 1982 S 26 46 Albrecht Zappel Max Pinkus Der schlesische Unternehmer seine Schlesierbibliothek seine Freundschaft mit Gerhart Hauptmann Die grune Reihe Band 8 Selbstverlag Leverkusen 1992 Krzysztof A Kuczynski Max Pinkus 1857 1934 In Klaus Hildebrandt Krzysztof A Kuczynski Hrsg Weggefahrten Gerhart Hauptmanns Forderer Biographen Interpreten Bergstadtverlag Korn Wurzburg 2002 ISBN 3 87057 245 0 S 47 56 Arkadiusz Baron Max Pinkus 1857 1934 Slaski przemyslowiec i mecenas kultury Wydaw MS Opole 2008 ISBN 978 83 88945 82 3 Katharina Weiler Grit Weber Geraubt Gesammelt Getauscht Die Sammlung Pinkus Ehrlich und das Museum angewandte Kunst In Angela Jannelli Hrsg Gekauft gesammelt geraubt Vom Weg der Dinge ins Museum Dokumentation Henrich Frankfurt am Main 2019 ISBN 978 3 96320 024 3 S 46 53 Archive BearbeitenDer Nachlass von Max Pinkus befindet sich heute in der Staatsbibliothek zu Berlin Verschiedene Unterlagen zur Familie Pinkus und zum Unternehmen S Frankel befinden sich beim Leo Baeck Institut in New York u a Pinkus family collection 1696 1976 englisch John Peters Pinkus Family Papers 1827 2005 englisch Weblinks BearbeitenTischtuch 1 bzw Serviette 2 von Peter Behrens um 1904 beide Leinendamast mit Strahlenornament als gewebte Stilisierung eines Kristalls ausgefuhrt bei S Frankel Zuschreibung Einzelnachweise Bearbeiten Katharina Weiler Grit Weber Geraubt Gesammelt Getauscht Die Sammlung Pinkus Ehrlich und das Museum angewandte Kunst In Angela Jannelli Hrsg Gekauft gesammelt geraubt Vom Weg der Dinge ins Museum Dokumentation Henrich Frankfurt am Main 2019 ISBN 978 3 96320 024 3 S 46 53 hier S 46 Marius Winzeler Judische Sammler und Mazene in Breslau Von der Donation zur Verwertung ihres Kunstbesitzes In Andrea Baresel Brand Peter Muller Red Sammeln Stiften Fordern Judische Mazene in der deutschen Gesellschaft Magdeburg 2006 S 131 150 S 142 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Frankel Unternehmen amp oldid 236763639