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Mathilde Sophie von Rohr 9 Juli 1810 in Trieplatz 16 September 1889 in Dobbertin war eine deutsche Stiftsdame Sie war eine Freundin und vertraute Briefpartnerin Theodor Fontanes Portratmedaillon Mathilde von Rohr Inhaltsverzeichnis 1 Leben im Kreis Ruppin 2 Das Leben im Damenstift 3 Mathilde von Rohr im Dobbertiner Kloster 4 Kontakt mit Fontane 5 Literatur 6 Quellen 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben im Kreis Ruppin BearbeitenMathilde von Rohr war eine Tochter des Hauptmanns Georg Moritz von Rohr Dessen Gattin Antoinette Charlotte Friederike Henriette war eine geborene Baronesse von Hunecke Mathilde wuchs als sechstes von acht Kindern in Trieplatz und Brunn im Kreis Ruppin auf Gut Trieplatz war 1752 von Verwandten an Georg Moritz von Rohr verkauft worden und bis 1888 der Stammsitz des Hauses Acht Jahre nach Mathildes Geburt und damit unublich verzogert nahm Hauptmann von Rohr die Einschreibung seiner Tochter in das Kloster Dobbertin als adliges Damenstift vor 1 Die spate Registrierung seiner Tochter konnte durch die Kriegszeiten bedingt gewesen sein auch der Trieplatzer von Rohr mag in diesen Jahren haufiger beim Militar als auf seinem recht kleinen Gut gewesen sein Zur Aufnahme in das Dobbertiner Damenstift war eigentlich die schnelle Anmeldung der erstgeborenen Tochter innerhalb von zwei bis drei Tagen die nachgewiesene adlige Herkunft von vaterlicher und mutterlicher Seite und die schriftliche Erklarung zur inlandischen Abstammung der Anwarterin sehr wichtig Die preussische Familie von Rohr konnte diese Voraussetzungen der Besitzungen im Land Mecklenburg mit einem Stammgut in Speck bei Waren und in Tramnitz der mecklenburgischen Enklave auf preussischem Gebiet bis 1937 erfullen Auf der Ahnentafel zur Einschreibung vom 19 Juli 1818 vermerkt Mathildes Vater Georg Moritz von Rohr mit eigenhandiger Unterschrift und Siegel dass meine Vorfahren aus dem Mecklenburgischen und zwar zuletzt aus Speck weiter hinauf aus Priborn abstammen 1 Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1832 zog die Mutter mit ihren Tochtern nach Berlin In ihren dortigen literarischen Salon in der Behrenstrasse 70 wurde Fontane durch Bernhard von Lepel eingefuhrt Mathilde von Rohr erhielt bereits in diesem Jahr aus Dobbertin die erste volle Hebung mit der ihre finanzielle Versorgung gesichert war In den Berliner Jahren engagierte sie sich besonders in den Vorstanden der Kleinkinderschulen den Kindergarten am dortigen Donhoffplatz und in der Luisenstrasse Als im Jahre 1853 die Mutter starb wohnte Mathilde von Rohr mit ihrer Schwester Antoinette von Rohr noch in der Berliner Behrenstrasse 70 In den Adressbuchern ist ihr Name bereits mit dem Zusatz Konventualin versehen einem Titel der seiner Tragerin hohes Ansehen und ein betrachtliches Mass an gesellschaftlicher Selbststandigkeit verschaffte Die Geldzahlung fur Konventualinnen war gestaffelt und wurde nach langerer Anwartschaft in voller Hohe und lebenslang gezahlt Nach dem Einzug in das mecklenburgische Damenstift als Alterssitz wurde die Hebung durch festgelegte Naturalzuwendungen erweitert Im Januar 1869 erreichte Mathilde von Rohr nach 51 Jahren Wartezeit der Ruf aus Dobbertin zum dortigen Einrucken wie es so nett in den Landtagsprotokollen formuliert wurde 1 Das Leben im Damenstift Bearbeiten nbsp Luftaufnahme Kloster Dobbertin 1930 nbsp Klosteranlage 1994 In der am Dobbertiner See gelegenen Klosteranlage sollte die nun 59 Jahrige ihre letzten 20 Lebensjahre als Konventualin verbringen Dort wohnten in der Regel 32 Konventualinnen von denen zwei bis drei von ratsfahigen Burgerfamilien der Stadte sein sollten Lange Wartezeiten auf einen freien Platz waren ublich Etliche Damen hatten schon geheiratet oder waren verstorben Doch wenn durch Abgang ein Klosterplatz frei wurde durfte nach der Einschreibeliste das nachste Fraulein einrucken Das Leben im Damenstift bedeutete fur die unverheirateten Tochter des mecklenburgischen Adels eine gesicherte Versorgung bis ins hohe Alter aber es gab auch zahlreiche standesrechtliche Vorteile gesellschaftliche Freiheiten und Moglichkeiten jenseits der Ehe Das im Kloster Dobbertin als grosstes und reichstes Wirtschaftsunternehmen in Mecklenburg 2 Die Damen lebten in einer geordneten Gemeinschaft dem Konvent mit einer auf Lebenszeit gewahlten Domina als Vorsteherin Die Wohnungen waren sehr geraumig hatten sechs bis acht Zimmer eine Diele und Kuche mit Vorratskammer dazu noch zwei bis drei Dachkammern einen Keller und einen Holzschuppen Auch ein Vorgarten und betrachtliches Gartenland auf dem Klostergelande gehorten dazu Jedem Damenhaushalt stand ein Dienstmadchen und ein Damendiener zu Verfugung Naturalien wurden frei Haus geliefert Wild brachten die Jager aus den Klosterforsten den Fisch lieferten die Fischer aus den klostereigenen Seen nach Wunsch hatte die Frau des Landreiters auch zu rauchern Der Landreiter war einer der klostereigenen Polizisten Die Klosterbackerei hatte mit dem Mehl aus der Klostermuhle den Damen Brot und zweimal wochentlich Kuchen zu backen Jeder Dame gehorte auch eine Kuh ein Schwein und Huhner die nahe dem Klosterbauhof durch den Kuhhirten gehalten wurden Dieser hatte den Damen taglich frische Milch zu liefern In ihren Garten wurde umgegraben und sogar die Bohnenstangen aufgestellt Auch der Damendiener half bei schwerer Arbeit im Hause Sie mussten Wasser von der Pumpe holen Trockentoiletten entsorgen Holz hacken und die Ofen heizen Bei Aufwartungen hatte er in einem geeigneten Anzug zu erscheinen Neben den 31 Damenwohnungen und dem Wohnhaus der Frau Domina gab es im Kloster weitere separate Hauser so fur den Klosterhauptmann als Geschaftsfuhrer des Klosteramtes und dem Kuchenmeister als Finanzbeamter Auf dem Klostergelande befanden sich noch das Brau und Brennhaus die Klosterbackerei die Obstdarre mit dem Kornspeicher der Eiskeller das Badehaus fur die Klosterdamen die Gefangnisse und die Pferdestalle des Klosterhauptmannes Etwas abseits vom Kloster befanden sich die Gartnerei die Klostermuhle das Klosterforstamt der Klosterfriedhof und der grosse Klosterbauhof mit den Viehstallen und Kuhweiden Die Bauhofleute hatten auch fur die standige Versorgung der Klosterdamen zu sorgen 3 Neben den allgemeinen Verhaltensregeln gab es im Damenstift auch diverse Ordnungen zu beachten so auch die Kutschen Boots oder Tennisordnung Die Damen wurden auf dem Dobbertiner See gerudert die Kutschen mit den Kutschern waren zur Ausfahrt zu beantragen und beim Tennisspiel durften keine Hunde mitgebracht werden Sehr wichtig war die Kleiderordnung denn das weisse Haubchen gehorte zur taglichen Garderobe Standesgemass waren die Damen bei Festlichkeiten immer mit ihren Orden dekoriert Durch das Tragen der Orden wurde ihr gesellschaftlicher Rang in der Offentlichkeit und bei Hofe aufgewertet 1763 stiftete die Herzogin Louise Friederike zu Mecklenburg den Konventualinnen das Gnadenkreuz Pour la vertu am blauen Band 4 nbsp Mathilde von Rohr s Wohnung im ehemaligen Refektorium im Kloster Dobbertin 2009 Im Fruhsommer 1869 konnte Mathilde von Rohr eine der schonsten Klosterwohnungen des Konvents im Sudflugel der fruheren Klausur des Nonnenklosters beziehen Zur grossen auf zwei Etagen gelegenen Wohnung gehorten insgesamt sieben Zimmer eine Kuche und eine Kammer Das alte Refektorium einst Speisesaal der Nonnen war nun ihr Wohn und Empfangsbereich Durch die altertumlichen spitzbogigen Holzfenster war der prachtige Tulpenbaum zu sehen Auch Theodor Fontane war von diesem Raum sehr angetan Nahm er doch aus den Kamingesprachen im Dobbertiner Salon weitere Anregungen fur seine literarische Arbeit mit nach Berlin 5 Von Mathilde von Rohrs Flur fuhrte eine Tur zum Kreuzgang von dort konnte sie in die Klosterkirche und zur Wohnung der Domina der Vorsteherin des Konvents gelangen Domina Hedwig von Quitzow war zu dieser Zeit bereits 90 Jahre alt Selbst Preussin von Geburt hatte sie nun mit Mathilde von Rohr wieder eine Landsfrau an ihrer Seite die sogleich in den Freundeskreis aufgenommen wurde Mathilde von Rohr im Dobbertiner Kloster Bearbeiten nbsp Gnadenkreuz Pour la vertu der Konventualinnen nbsp Konventualinnen bei der Andacht in der KlosterkircheBis alle Formalitaten zum Einrucken Mathilde von Rohrs als Konventualin durch das Dobbertiner Klosteramt bearbeitet waren vergingen Monate Erst im Fruhsommer 1869 konnte sie ihre Klosterwohnung beziehen Theodor Fontane adressierte seine Geburtstagsgluckwunsche an Mathilde zum 9 Juli 1869 bereits nach Dobbertin 6 Auf dem Landtag zu Sternberg wurde am 2 Dezember 1869 der erst 35 jahrige Christian Joachim Hugo von Bernstorff auf Wahrensdorf bei Grevesmuhlen zum neuen Klosterhauptmann gewahlt 7 Bernstorff war seit sechs Jahren mit Freiin Adelheid von dem Bussche Ippenburg verheiratet die bisher Hofdame bei der Konigin Marie von Hannover gewesen war Bald sollte sich zeigen dass diese Wahl auch das Leben der Preussin Mathilde in Dobbertin beeinflussen wurde die 1869 weit weg von Berlin ihr erstes Weihnachtsfest im Damenstift feierte Am 7 Februar 1870 erfolgte die feierliche Amtseinfuhrung des neuen Klosterhauptmanns Graf von Bernstorff vor den versammelten Damen im Konventsaal des Klosters 8 Zu den Klosterdamen oder schlicht Frauleins genannt gehorten neben der inzwischen 91 jahrigen Domina Hedwig von Quitzow und der 69 jahrigen Priorin Helene von Lutzow als ihre Stellvertreterin noch Ilsabe Sophia von Stralendorff Louise Friederike von Lutzow Louisa Friderica von Holstein Wilhelmine Caroline von Preen Sophia Ida von Weltzien Anne Elisabeth von Graevenitz Sophia Wilhelmina von Schack Johanna Wilhelmine von Bulow Georgine Marie von Plessen Ida Dorothea von Pentz Amalie Friederike von der Lancken und die drei burgerliche Damen Clara Moll Marie Berlin und Henriette Langfeldt auch Demoiselles genannt Mathilde von Rohr engagierte sich resolut fur die Belange der Klosterdamen hatte oft unter deren Rivalitaten arg zu leiden und bekam die antipreussischen Neigungen zu spuren Einmal war die Kuh einer Klosterdame von der Lungenseuche befallen und musste notgeschlachtet werden Der Goldberger Schlachter verkaufte das verdorbene Fleisch zuerst an Mathilde von Rohr die danach schwer erkrankte Dieser Vorfall glich einem Mordanschlag und beschaftigte noch langere Zeit den Dobbertiner Konvent Nicht nur die Klosterdamen auch der Klosterhauptmann Christian Joachim Hugo Graf von Bernstorff zollten der resoluten unbequemen Preussin fortan etwas mehr Respekt Seit Mathilde von Rohrs Einzug in Dobbertin hatte auch der dortige Landbrieftrager Albert Nebe mehr Post zum Kloster zu tragen denn Theodor Fontane setzte die langen freundschaftlichen Berliner Gesprache nun schriftlich fort Am 1 August 1870 besuchte der markische Dichter erstmals seine Freundin im Kloster Dobbertin 9 Von seiner Urlaubsreise aus Warnemunde und ab Gustrow mit der Kutsche kommend blieb er eine Woche dort Bei seiner Abreise schickte Mathilde noch eine grosszugige Spende fur verwundete Soldaten des 1870er Krieges gegen Frankreich mit ihm nach Berlin Im Sommer 1871 kam die 47 jahrige Wilhelmine Louise Janette von Bulow Tochter des Koniglich Preussischen Oberforstmeisters aus Thale im Harz nach Dobbertin Als Konventualin wurde sie sogleich in den engeren Freundeskreis Mathilde von Rohrs aufgenommen und sollte dieser bis zu deren Tod eine sehr gute Freundin bleiben Am 25 August 1871 kamen Theodor und Emilie Fontane von Berlin uber Gustrow mit der Postkutsche nach Dobbertin In diesen Tagen machte der Dichter wohl auch seine ersten Aufzeichnungen zum Dobbertiner Kloster und seiner Geschichte Theodor Fontane reiste erst am 11 September weiter nach Warnemunde wo er wieder im Hotel Hubner 1 an der Strandpromenade logierte Fur Janette von Bulow war dies die erste Begegnung mit Fontane Diese Bekanntschaft sollte bis uber Mathildes Tod hinaus gepflegt werden Wahrend ihrer Klosterjahre pflegte Mathilde von Rohr auch weiter die alten Kontakte nach Berlin Am 20 November 1871 war sie wieder dort und gleich am nachsten Tag schrieb Fontane Mein gnadiges Fraulein Zuerst 1000mal willkommen in der Heimat 6 Das Jahr 1875 brachte eine wichtige Entscheidung fur Mathilde von Rohr aber auch eine bedeutende Zasur fur den ganzen Konvent Am 29 Mai 1875 starb die schon 96 jahrige Domina Hedwig von Quitzow die dem Konvent 37 Jahre lang vorstand Mathilde von Rohr sollte ihre Nachfolgerin werden Doch die Klostervorsteher und einige Konventualinnen sprachen sich im Vorfeld der Wahlen gegen die Preussin aus Wegen einer Blinddarmentzundung konnte sie weder an der Trauerfeier noch an der Wahl der neuen Domina teilnehmen Am 28 Juli 1875 wurde die 54 jahrige Hedwig von Schack mit 20 Stimmen zur neuen Vorsteherin des Konvents gewahlt Mathilde erhielt nur 10 Stimmen Von ihrer schweren Krankheit und den Auswirkungen der Domina Wahl erholt unternahm sie im Herbst ihre alljahrliche Reise nach Berlin Trotz Mathildes offener Art und grosser Achtung den ihr ein Teil der Konventualinnen zollte kam es in den folgenden Jahren immer wieder zu Differenzen mit der Domina und dem Klosterhauptmann Fontane schrieb dazu der Freundin voller Verstandnis doch auch nicht ohne Vorsicht Solche Nachbarschaften sind mehr als unbequem Ich gehe hier nicht weiter darauf ein da man das Schicksal von Briefen fur die sich mitunter neugierige Augen finden nie vorausbestimmen kann 6 Im Kloster herrschte auch 1877 rege Bautatigkeit von der sogar Mathilde von Rohr betroffen war Sie war in grosser Sorge und Aufregung ging es doch um den Salon ihr Wohnzimmer Denn auf Wunsch des Local Komitees des Landtagsausschusses sollte das in seinem inneren Baustil entstellte Refektorium wieder wie zu Nonnenzeiten herzurichten sein 1 Der Plan wurde verschoben bis man den geeigneten Zeitpunkt fur gekommen glaubte Dazu sollten weitere 128 Jahre vergehen bis sich das Refektorium 2005 wieder wie zu Nonnenzeiten prasentieren konnte Einige der Konventualinnen im Damenstift engagierten sich besonders fur Bildung Musik und Kunst in Dobbertin Priorin Helene von Lutzow war Leiterin der Kleinkinderbewahranstalt im Dorf Dieser Kleinkinderschule einem heutigen Kindergarten stand auch Mathilde von Rohr hilfreich zur Seite Mathilde hatte sich bereits in ihrer Berliner Zeit in den Vorstanden der Kleinkinderschulen am dortigen Donhoffplatz und in der Luisenstrasse engagiert 1881 unternahm sie ihre Berlin Reise schon Ende Marz um sich mit Theodor Fontane und seiner Familie zu treffen denn fur Fontanes jungsten Sohn Friedrich war sie Patin Rohr Im November wurde der 54 jahrige Grossherzoglich Mecklenburg Strelitzer Kammerherr und Feldberger Landrat Wilhelm von Oertzen auf Lubbersdorf Cosa und Barsdorf auf der Sternberger Landtagsversammlung zum neuen Klosterhauptmann gewahlt 10 Im Juni 1882 besuchte Fontanes 22 jahrige Tochter Martha Mete die Tante Rohr seit ihrer Kindheit schon kannte Mathilde von Rohr im Kloster Dobbertin Mete schrieb den Eltern Seit gestern Abend bin ich hier Tante Rohr ist unbeschreiblich gut zu mir und wir haben schon viel und eingehend miteinander geplaudert 6 Im Juli 1884 wurde Mathilde von Rohr 74 Jahre alt Sie krankelte oft litt an Husten und konnte nur noch selten verreisen Doch Anfang April 1886 fuhr sie noch nach Potsdam zum Begrabnis ihrer jungeren Schwester Emma Im Sommer kamen beide Tochter ihrer verstorbenen Schwester zur Erholung nach Dobbertin nbsp Klosterkirche Dobbertin mit dem als Untier an Hasslichkeit bezeichneten Kronleuchter 2009 Eine weitere Begebenheit soll nicht unerwahnt bleiben In der Klosterkirche war es den alteren Damen zu dunkel und die beiden kleinen 150 jahrigen Kronleuchter waren fur die Beleuchtung nicht mehr ausreichend Mit der Herstellung zwei neuer Leuchter wurden der Berliner Baumeister Dorflein und der Kunstschlosser Marcus beauftragt Doch nach dem Zusammenbau waren sie zu gross und kamen nicht durch die Kirchentur Nach heftigem Streit war der Dobbertiner Amtsmaurermeister Andreas als Schuldiger ausgemacht denn er hatte sich um zwei Meter vermessen Der Klosterhauptmann Wilhelm von Oertzen gab zu dieser peinlichen Situation auf dem Landtag zu Malchin eine recht ungluckliche Figur ab 11 Auch Mathildes Ausserungen zu den schwarzen Leuchtern sie seien ein Untier an Hasslichkeit wurden sofort dem Klosterhauptmann zugetragen Wilhelm von Oertzen beschimpfte Mathilde in ihrer Wohnung als Unruhestifterin und behandelte sie dort wie eine Viehmagd Mathilde von Rohr bewahrte auch nach dieser unerhorten Begebenheit Stillschweigen uber diesen unwurdigen Auftritt Selbst ihre Freundin Janett von Bulow erfuhr erst Tage spater vom unglaublichen Benehmen des Klosterhauptmanns Die Auseinandersetzung traf sie so schwer dass sich ihr Herzleiden wieder bemerkbar machte und der Klosterarzt gerufen werden musste 1 Theodor Fontane der von diesen Vorfallen und den unwurdigen Auftritten vorerst kein Wort erfuhr gratulierte Mathilde von Rohr am 8 Juli 1887 zu ihrem 77 Geburtstag aus dem Seebad Rudersdorf mit den Worten Dobbertin konnte man auch Seebad nennen Schon bei seinen ersten Besuchen hatten Fontane die stimmungsvollen Tage in dem am idyllisch am Dobbertiner See gelegenen Kloster fasziniert Seine Verse von 1871 halten diese Erinnerung Ich denke an die goldenen Tage an die Tage von Dobbertin fest Es sollte noch schlimmer kommen und in den folgenden Monaten gab es fur Mathilde von Rohr in Dobbertin nur noch wenige goldene Tage Eine Entschuldigung des Klosterhauptmanns von Oertzen wegen seines ungebuhrenden Benehmens stand immer noch aus Dafur kam seine Frau Clementine von Oertzen zu Mathilde um sich fur ihren Mann zu entschuldigen und bat sie diesen Vorgang weiter geheim zu halten Denn im November 1887 standen auf dem Landtag zu Sternberg die Neuwahlen des Klosterhauptmanns als Geschaftsfuhrer fur die nachsten sechs Jahre an und von Oertzen wollte wieder gewahlt werden Erst wenige Tage vor den Wahlen konnte er sich zu einem halbherzigen Schreiben durchringen in dem er den Disput als Missverstandnis herunterzuspielen versuchte Er wurde auf dem Landtag mit knapper Mehrheit wiedergewahlt und Mathilde schwieg weiter uber diesen Vorfall nbsp Grabstelle auf dem Klosterfriedhof in Dobbertin 2011 Als sich im Herbst 1888 Mathildes Krankheit und ihre Asthmaanfalle wieder verschlimmerten war es nur der fursorglichen medizinischen Betreuung des Klosteramtsarztes Medizinalrat Dr Havemann zu verdanken dass sich die 78 jahrige noch einmal erholte Ihre Pflege und Versorgung ubernahm in diesen Wochen wiederum die Vertraute Janette von Bulow Zu Weihnachten ging Mathilde erstmals wieder ohne fremde Hilfe durch ihre Wohnung doch der Winter zum Jahr 1889 war besonders lang und kalt Mathilde versorgte Fontane noch weiter mit Informationen Zu ihrem 79 Geburtstag am 9 Juli 1889 erhielt sie Theodor Fontanes Gluckwunsche von seiner Kur aus Bad Kissingen Am 16 August 1889 besuchte er nach einer beschwerlichen Fahrt seine Freundin und Vertraute nach langer Zeit wohl zum letzten Mal Mathilde von Rohr starb am 16 September 1889 im Beisein von Janett von Bulow Die Trauerfeier fand nachmittags am 19 November in der vollbesetzten Klosterkirche unter Pastor Friedrich Plessmann mit einer bewegenden Rede statt Unter den Trauergasten war auch Franz von Lepel der alteste Sohn von Mathildes altem Freund Bernhard von Lepel Der Trauerzug fuhrte unter Glockengelaut zum Klosterfriedhof Dort fand sie ihre letzte Ruhestatte wo auch heute noch ihr gepflegter Grabstein mit Sandsteinkreuz an sie erinnert Kontakt mit Fontane BearbeitenDer erste erhaltene Brief Fontanes an Fraulein von Rohr stammt von Silvester 1859 Insgesamt sind 230 dieser Briefe uberliefert und in der Berliner Staatsbibliothek archiviert Es scheint dass die andere Halfte der Korrespondenz nicht erhalten geblieben ist Mathilde von Rohr lieferte Fontane zahlreiche Anekdoten und Details die dieser in seinen literarischen Arbeiten verwendete 1892 veroffentlichte Fontane einen biographischen Essay uber Mathilde von Rohr in der Familienzeitschrift Daheim unter dem Titel Mathilde von Rohr Konventualin zu Kloster Dobbertin Dieser Text wurde erstmals 1903 in die 8 Auflage von Die Grafschaft Ruppin Wanderungen durch die Mark Brandenburg Teil 1 eingefugt Literatur BearbeitenTheodor Fontane Mathilde von Rohr Konventualin zu Kloster Dobbertin In Daheim Band 28 1892 Nr 24 S 374 376 Nr 25 S 390 391 Gerhard Schulz Die mecklenburgischen von Rohr die von Rohr auf Netzeband und ihre Verwandtschaft mit der Tramnitzer Linie nach einem alten Stammbaum In Zeitschrift fur niederdeutsche Familienkunde Band 51 1976 S 37 56 Brigitte Birnbaum FONTANE in Mecklenburg Schwerin 1994 ISBN 3 910150 22 5 Gotthard Erler Sie hatte nur Liebe und Gute fur mich Briefe an Mathilde von Rohr Berlin 2000 ISBN 3 7466 5287 1 Regina Dieterle Theodor Fontane und Martha Fontane Ein Familienbriefnetz Berlin 2001 Bernd Moschl Fontane und die Klosterfrau in Dobbertin zum 115 Mal jahrte sich der Todestag der Mathilde von Rohr SVZ Schwerin 2004 221 Gabriele Liebenow Theodor Fontane und Mathilde von Rohr Biographische Notizen In Dobbertiner Manuskripte Heft 3 Dobbertin 2008 Inken Formann Da steht immer irgendwo ein Kohlrabi Fontane und die Garten der Stiftsdamen Die Gartenkunst 2009 Nr 1 S 67 80 Horst Alsleben unter Mitarbeit von Gabriele Liebenow Mathilde von Rohr und das Kloster Dobbertin Festschrift zum 200 Geburtstag einer Freundin Theodor Fontanes In Dobbertiner Manuskripte Heft 9 Dobbertin 2010 OCLC 844784971 Grete Grewolls Rohr Mathilde von In Wer war wer in Mecklenburg und Vorpommern 2011 Gotthard Erler Theodor Fontane Mathilde von Rohr und das Kloster Dobbertin In Kloster Dobbertin Geschichte Bauen Leben Beitrage zur Kunstgeschichte und Denkmalpflege in Mecklenburg Vorpommern Band 2 Schwerin 2012 ISBN 978 3 935770 35 4 S 64 70 Hans Dieter Zimmermann Mathilde von Rohr In Theodor Fontane 2019 S 111 215 Quellen BearbeitenUngedruckte QuellenLandeshauptarchiv Schwerin LHAS LHAS 2 12 3 2 Kloster und Ritterorden Dobbertin LHAS 3 2 3 1 Landeskloster Klosteramt Dobbertin LHAS 5 11 2 Landtagsversammlungen Landtagsverhandlungen Landtagsprotokolle Landtagsausschuss LHAS 5 12 4 2 Mecklenburgisches Ministerium fur Landwirtschaft Domanen und Forsten Landeskirchenarchiv Schwerin LKAS LKAS OKR Schwerin Specialia Ortsakten Dobbertin Kirchenbuch der Gemeinde Dobbertin 1805 1905 Dobbertiner EinschreibebuchWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Mathilde von Rohr Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Mathilde von Rohr im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literatur uber Mathilde von Rohr in der Landesbibliographie MV Stammbaum Mathilde von Rohr auf www einegrossefamilie deEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Horst Alsleben unter Mitarbeit von Gabriele Liebenow Mathilde von Rohr und das Kloster Dobbertin Festschrift zum 200 Geburtstag einer Freundin Theodor Fontanes Dobbertin 2010 S 20 ff Horst Alsleben Enge Vertraute Fontanes Mathilde von Rohr verbrachte die letzten 20 Jahre ihres Lebens im mecklenburgischen Damenstift des Klosters Dobbertin SVZ Mecklenburg Magazin 13 September 2019 Horst Alsleben Kloster Dobbertin 800 Jahre mecklenburgische Geschichte In MFP Schriftreihe des Verein fur mecklenburgische Familien und Personengeschichte Heft 18 2018 S 161 179 Horst Alsleben Kloster Dobbertin 800 Jahre mecklenburgische Geschichte In MFP Schriftenreihe des Verein fur mecklenburgische Familien und Personengeschichte Heft 18 2018 S 161 179 Horst Alsleben Enge Vertraute Fontanes Mathilde von Rohr verbrachte die letzten 20 Jahre ihres Lebens im mecklenburgischen Damenstift des Klosters Dobbertin SVZ Mecklenburg Magazin 13 September 2019 a b c d Theodor Fontane Sie hatte nur Liebe und Gute fur mich Briefe an Mathilde von Rohr Hrsg Gotthard Erler Berlin 2000 LHAS 5 11 2 Landtagsprotokoll Nr 1 10 November 1869 LHAS 5 11 2 Landtagsprotokoll Nr 1 22 November 1870 Brigitte Birnbaum Auf den Spuren von Theodor Fontane durch Mecklenburg Teil 3 MM Regionalbeilage der SVZ Nr 10 1992 S 4 LHAS 5 11 2 Landtagsprotokoll Nr 1 16 November 1881 Horst Alsleben Enge Vertraute Fontanes Mathilde von Rohr verbrachte die letzten 20 Jahre ihres Lebens im mecklenburgischen Damenstift des Klosters Dobbertin SVZ Mecklenburg Magazin 13 September 2019 Normdaten Person GND 116598719 lobid OGND AKS LCCN nb2002057984 VIAF 47517663 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rohr Mathilde vonKURZBESCHREIBUNG Briefpartnerin Theodor FontanesGEBURTSDATUM 9 Juli 1810GEBURTSORT TrieplatzSTERBEDATUM 16 September 1889STERBEORT Dobbertin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mathilde von Rohr amp oldid 239205853