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Die evangelische Martinskirche ist eine barocke Saalkirche mit gotischem Wehrturm im Zentrum des alten Ortskerns von Wehrda Das hessische Kulturdenkmal ist das Wahrzeichen des nach Marburg eingemeindeten Ortes Martinskirche WehrdaLuftaufnahme Inhaltsverzeichnis 1 Lage im Stadtteil 2 Geschichte 3 Architektur 4 Innenausstattung 5 Glocken 6 Orgel 7 Ehrenmal 8 Gemeinde 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseLage im Stadtteil BearbeitenDie Kirche steht oberhalb der Wehrdaer Strasse im Kern des alteren Teils von Wehrda Zu erreichen ist sie entweder von der Mengelsgasse uber das Gasschen An der Martinskirche oder vom sudlichen Teil Wehrdas uber die Strasse Im Hain und dann uber den Larchenweg Die nachste Bushaltestelle befindet sich in der Mengelsgasse Geschichte BearbeitenDie Landgrafin Sophie vergab 1250 das Patronat der Pfarrkirche an den Deutschen Orden in Marburg die alte und auch die neu erbaute jetzige Martinskirche waren von 1363 bis 1809 in den Deutschen Orden inkorporiert 1 Der erste protestantische Pfarrer war Johann Schmidt der in der Gemeinde von 1527 bis 1533 tatig war Die Martinskirche besteht in ihrer heutigen Gestalt seit das Kirchenschiff von 1770 bis 1774 erbaut wurde Vorgangerkirche war eine seit 1232 belegte Pfarrkirche mit eigenem Pfarrer Die Gemeinde gehorte seit 1509 zum Vikariat von Gossfelden seit 1638 zum Vikariat von Colbe seit 1690 wieder zu Gossfelden 1927 verband sie sich letztmals mit Colbe bis sie 1963 eigenstandige Gemeinde wurde nbsp Turm nbsp MauerDer heutige Kirchturm diente als Wehrturm dem Schutz der Bevolkerung Auf seiner sudlichen Seite sollten zwei Graben eine Ersturmung erschweren Das Gelande um die Kirche war umwehrt die Mauern enthielten Gaden Die fruhere Funktion ist durch zahlreiche Schlusselschiessscharten noch gut zu erkennen 2 Die Kirche wurde im Jahr 2000 innen und aussen umfangreich saniert und mit einer Turmuhr mit zwei Zifferblattern ausgestattet Architektur BearbeitenDie in etwa geostete Saalkirche besteht aus dem barocken Kirchenschiff und dem mittelalterlichen Westturm Die gesamte Kirche ist aus Bruchsteinen gefertigt das Walmdach mit Schieferschindeln gedeckt Die Turen Gebaudeecken und Fenstereinfassungen bestehen aus behauenen Steinen Der rundbogige Haupteingang mit verschiefertem Vordach befindet sich an der westlichen Frontseite des Turmes an der nordlichen Langsseite des Schiffes gab es fruher einen rechteckigen Nebeneingang dessen Turen von aussen noch vorhanden sind Innen wurde dieser jedoch zu unbekannter Zeit vermauert wahrscheinlich um die Kirchenbanke bis an die Aussenmauer aufstellen zu konnen und dadurch mehr Sitzplatze zu gewinnen Die Fenster des Kirchenschiffs mit flachen Stichbogen bestehen aus Butzenscheiben mit hexagonformigen Bleifassungen Ein etwa 50 cm breiter und 15 cm hoher Datumsstein von einem Vorgangergebaude an der Nordseite des Kirchenschiffs tragt die Jahreszahl 1490 ANNO DOMI MCCCCLXXXX 2 Der ehemalige Wehrturm aus Bruchsteinmauerwerk mit Eckquaderung in gotischem Stil ist funfgeschossig Er wurde von 2003 bis 2004 aussen und innen saniert Die unteren drei Geschosse weisen Schiessscharten auf das vierte Geschoss hat zweibahnige Masswerkfenster die im unteren Teil vermauert sind Das oberste Geschoss ist durch ein umlaufendes Gesims abgesetzt Dort befindet sich die Uhr deren goldfarbene romische Ziffern in einem schwarzen Kreis auf einem weinroten quadratischen Untergrund befestigt sind Es gibt zwei Zifferblatter jedoch nur ein Uhrwerk Die Uhr wurde 2004 von der Firma Rincker installiert Der achtseitige holzerne Helmaufbau ist mit Dachschindeln verkleidet Er beherbergt den Glockenstuhl fur das Glockenspiel und wird von einer niedrigen geschweiften Haube in oktogonaler Form bekront An der Spitze des Glockenturms zeigt ein Wetterhahn aus Blech die Windrichtung an Der Turm ist begehbar jedoch nicht offentlich zuganglich Innenausstattung Bearbeiten nbsp Kirchenschiff der Martinskirche Wehrda mit Emporen und Orgel nbsp Schnitzaltar der Martinskirche Wehrda um etwa 1500 angefertigtDie Innenausstattung der Kirche bestand bis zur Restaurierung 1965 aus barocken Elementen die durch schlichte graue Holzbanke und eine etwa zwei Meter hohe Kanzel ersetzt wurden Altar und Kanzel sind in Weiss mit vergoldeten Zierelementen gehalten Der Saal verfugt ausserdem uber eine Empore die an der West und Sudseite eingebaut ist nbsp Kanzel und Taufstein der Martinskirche WehrdaAus der Zeit um 1500 ist der Mittelschrein eines spatgotischen Schnitzaltars erhalten geblieben die Altarflugel gingen 1762 verloren Wann genau der Altar entstand ist unbekannt er zeigt die Leidensgeschichte Jesu Der Altarschrein enthalt geschnitzte Figurengruppen in der Mitte einen Kalvarienberg und seitlich davon vier Passionsszenen Geisselung Dornenkronung Kreuztragung und Auferstehung Die Skulpturengruppe wird an ihren Seiten von dekorierten Pfeilern eingegrenzt daruber befinden sich viele weitere kleine Verzierungen Alle Figuren und Zierelemente bestehen aus Lindenholz und sind teilweise mit Leinwand uberklebt An der Hinterseite besteht der Altar aus verleimtem Eichenholz samtliche Darstellungen und vorderseitigen Elemente sind mit dieser Flache verschraubt Die Einfassungen und Scharniere fur die Flugelaufhangungen existieren noch Der Altar war azuritblau und mit Vergoldungen und Versilberungen koloriert Der stark verschmutzte Altar wurde in den 1980er Jahren vom Landesamt fur Denkmalpflege Hessen restauriert 3 Im Jahr 2010 erhielt dir Kirche einen Taufstein in dessen Sockel ein Abbild des Kirchturms eingearbeitet ist Glocken Bearbeiten nbsp Glocke a aus dem Uhrwerk der MartinskircheDie Kirche besitzt ein Gelaut mit sechs Glocken uber die Informationstafeln in der Kirche Aufschluss geben Alle Glocken tragen Inschriften Die alteste der Glocken in fis gestimmt stammt aus dem 13 oder 14 Jahrhundert und war bis zum Advent des Jahres 1988 aktiv Sie brach aus der Halterung und wird seitdem nicht mehr gelautet Sie wiegt 145 Kilogramm und enthalt eine Inschrift mit spiegelverkehrten und auf dem Kopf stehenden alt gotischen Zeichen Die auf a gestimmte Glocke auch Marienglocke genannt ist mit 530 Kilogramm mit Abstand die schwerste Sie wird auf das 15 Jahrhundert datiert und ihre Inschrift lautet O KONIG DER HERRLICHKEIT CHRISTUS KOMMT IN FRIEDEN MARIA Die auf h cis und e gestimmten Glocken wurden im Jahre 1957 angeschafft die Glocke auf h wiegt 344 Kilogramm und tragt die Inschrift SEID FROHLICH IN HOFFNUNG die cis Glocke mit GEDULDIG IN TRUBSAL wiegt 228 Kilogramm die Inschrift der e Glocke mit einem Gewicht von 172 Kilogramm lautet HALTET AN AM GEBET Die Glocken schlagen taglich von 7 bis 22 Uhr die Uhrzeit Die jungste und leichteste Glocke aus dem Jahre 1992 wiegt 120 Kilogramm Ihre Inschrift lautet FRIEDE AUF ERDEN Orgel BearbeitenDie Martinskirche erhielt 1829 1830 eine einmanualige Orgel mit neun Registern die Heinrich Dickel aus Treisbach Wetter Vater von Peter Dickel schuf 4 Sie wurde mehrfach umgebaut zuletzt 1952 von Wolfgang Bottner Die heutige Orgel baute Karl Lotzerich aus Ippinghausen im Jahr 1966 1990 erfolgte die Renovierung der Orgel durch die Erbauerwerkstatt bei der man das Gehause erniedrigte damit die daruber befindliche Zwischendecke geschlossen werden konnte Zudem wurden zwei neue Register in die Orgel eingebaut Die Orgel hat Schleifladen mit mechanischer Spiel und Registertraktur und ist bei einer Stimmhohe von 440 Hz gleichstufig gestimmt Sie verfugt uber 15 Register die auf zwei Manuale und Pedal verteilt sind 5 nbsp Lotzerich Orgel der Martinskirche WehrdaI Hauptwerk C g3 6 Metallgedackt 8 Prinzipal 4 Spitzflote 4 Waldflote 2 Mixtur IV 2 II Nebenwerk C g3Holzgedackt 8 Rohrflote 4 Prinzipal 2 Sesquialtera II 2 2 3 Scharff III 1 Cromorne 8 7 Tremolo Pedal C f1Subbass 16 Offenbass 8 Metallgedackt 4 Hintersatz III 2 2 3 7 Koppeln II I I P II P nbsp GefallenendenkmalEhrenmal BearbeitenAuf der nordlichen Seite der Kirche steht auf der Wiese ein Ehrenmal fur gefallene Burger Wehrdas im Ersten Weltkrieg Auf einem Podest kniet ein deutscher Soldat den Blick gesenkt An den Seiten sind die Namen der Gefallenen eingraviert an der Frontseite befindet sich ein Eisernes Kreuz und darunter die Inschrift Errichtet von der Gemeinde Wehrda ihren im Weltkriege 1914 18 gefallenen Helden Weih Herz und Hand dem Vaterland Gemeinde BearbeitenDie Martinskirche wird noch als Gotteshaus genutzt Gottesdienst findet regular an jedem Sonntag um 10 Uhr statt Ein kleines in den 1970er Jahren errichtetes Gebaude etwa 20 Meter nordlich der Kirche am Ende der Mauer dient als Sakristei Es wird auch vereinzelt fur Kindergottesdienste genutzt sofern diese nicht im Gemeindesaal stattfinden Das Pfarrhaus mit angebautem Gemeindesaal und Gemeindeburo ist etwa 200 Meter Luftlinie entfernt im Huteweg 4 Dort werden weitere Veranstaltungen wie Andachten Gemeindegruppen Seniorennachmittage usw durchgefuhrt Die evangelische Kirchengemeinde der Martinskirche Marburg Wehrda gehort zum Kirchenkreis Marburg der Evangelischen Kirche von Kurhessen Waldeck Der erste bekannte Priester war Bernhard von Holzhausen am 11 August des Jahres 1232 seitdem sind sieben Pfarrer und eine Pfarrerin belegt 1527 1533 Johann Schmidt erster lutherischer Pfarrer 1669 1688 Johann Henrich Conradi 1927 1944 Bernhard Heppe 1947 1957 Fritz Wupper 1958 1963 Horst Heubner 1963 1970 Wilhelm Baum 1971 1993 Kurd Hartmut Ickes 1994 1998 Elisabeth Balzer seit 1999 Armin WehrmannLiteratur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I Regierungsbezirke Giessen und Kassel Bearbeitet von Folkhard Cremer und anderen Deutscher Kunstverlag Munchen 2008 ISBN 978 3 422 03092 3 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Ellen Kemp Hrsg Annekathrin Sitte Koster Red Stadt Marburg II Stadterweiterungen und Stadtteile Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Kulturdenkmaler in Hessen Theiss Darmstadt 2013 ISBN 3 8062 2884 1 S 663 664 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Martinskirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Sophie Grafin Matuschka Greiffenclau Zur Restaurierung des spatgotischen Altares aus Wehrda In Denkmalpflege in Hessen Bd 1 1989 herausgegeben vom Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Online Artikel abgerufen am 30 Juni 2014 Die freie Orgeldatenbank abgerufen am 30 Juni 2014 Wehrda Landkreis Marburg Biedenkopf Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Wehrda Landkreis Marburg Biedenkopf Historisches Ortslexikon fur Hessen Stand 22 Mai 2015 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS a b Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Ellen Kemp Hrsg Annekathrin Sitte Koster Red Stadt Marburg II 2013 Sophie Grafin Matuschka Greiffenclau Zur Restaurierung des spatgotischen Altares aus Wehrda abgerufen am 13 Juli 2014 Eckhard Trinkaus Orgeln und Orgelbauer im fruheren Kreis Ziegenhain Hessen Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen 43 Elwert Marburg 1981 ISBN 3 7708 0713 8 S 249 Die freie Orgeldatenbank Orgel in Wehrda abgerufen am 12 Juli 2014 Disposition in der Schreibweise am Spieltisch aufgezeichnet am 11 August 2016 a b 1990 hinzugefugte Register50 836047 8 759647 196 Koordinaten 50 50 9 8 N 8 45 34 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Martinskirche Wehrda amp oldid 236647524