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Die Martinskirche in Chur ist die grosste spatgotische Anlage Graubundens und das grosste evangelisch reformierte Kirchengebaude des Kantons Mit ihrem spatgotischen Spitzturm ist sie das Wahrzeichen der Altstadt Sie ist Martin von Tours geweiht Das relativ haufige Vorkommen von Martinskirchen in Graubunden hangt damit zusammen dass Ratien nach 526 in den Einflussbereich der Merowinger und Karolinger kam Ansicht von WestenDie Martinskirche von Osten Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Baugeschichte 4 Beschreibung 4 1 Ausseres 4 2 Innenraum 4 2 1 Glasgemalde 4 2 2 Orgel 5 Glocken 6 Kirchliche Organisation 7 Pfarrer 8 Literatur 9 Einzelnachweise 10 WeblinksLage BearbeitenDie Martinskirche liegt am Martinsplatz in der Altstadt am Fuss des auf einem Hugel gelegenen Hofes mit der Kathedrale und der bischoflichen Residenz Dieser Stadtteil ist der alteste der Stadt und war bereits im Fruhmittelalter befestigt An die Martinskirche grenzt in der Kirchgasse das Antistitium in dem seit der Reformation der Churer Hauptpfarrer seinen Wohnsitz hat Geschichte Bearbeiten nbsp Chur um 1640 In der Mitte die St Martinskirche nbsp Chur 1655 auf einem Stich von Merian In der Mitte die Martinskirche Die Martinskirche wird um 800 erstmals erwahnt Sie ist neben der Kathedrale das alteste Gotteshaus Churs 928 ubereignete Kaiser Otto I neben der halben Stadt auch die Martinskirche dem Bistum Chur 1070 wird ein Spital bei St Martin genannt 1220 wurde der Friedhof erweitert womit erstmals die Funktion als Pfarrkirche belegt ist Der Stadtbrand von 1464 bei dem samtliche Gebaude innerhalb der Stadtmauern in Mitleidenschaft gezogen wurden richtete auch an St Martin Schaden an Durch die Wiederherstellung der beschadigten Wohnhauser verzogerte sich der Wiederaufbau der Kirche Der Neubau der Kirche wurde 1535 mit dem Einbau einer Wachterwohnung im obersten Geschoss des neuen Turmes beendet Durch die Reformation die 1524 durch Johannes Comander eingeleitet worden war wurde die ursprunglich katholische Kirche als reformiertes Bauwerk vollendet 1526 wurde erstmals das evangelische Abendmahl gefeiert und 1527 wurde die Feier der katholischen Messe abgeschafft 1529 wurde der Hochaltar entfernt 1528 1532 wurde der Kirchenschatz verkauft und das Silber eingeschmolzen 1529 wurde der Friedhof in die Scaletta heute Stadtgarten verlegt Chur war eine der ersten Stadte der Schweiz die den Friedhof von der Pfarrkirche vor die Tore der Stadt verlegte Baugeschichte BearbeitenKarolingischer BauDer Vorgangerbau der heutigen Kirche war eine rechteckige karolingische Saalkirche mit drei Apsiden Sie war etwas uber 20 Meter lang und mass damit etwas mehr als die Halfte des heutigen Baus Einzelne Teile des Mauerwerkes haben sich in Teilen der Sud und Nordfassade erhalten Der Bau durfte etwa 11 bis 12 Meter hoch gewesen sein Fragmente von Marmorreliefs die 1918 an der Sudfassade zum Vorschein kamen werden im Ratischen Museum aufbewahrt Am karolingischen Bau wurden auf der Aussenseite ein Glockenturm und an der Westseite eine Vorhalle errichtet die 1204 erstmals erwahnt wird Spatgotischer BauBeim Wiederaufbau nach dem Stadtbrand wurde das Schiff 1473 nach Osten verlangert und mit einem polygonalen Chor versehen 1491 durften die Arbeiten abgeschlossen gewesen sein Baumeister war Stefan Klein aus Freystadt in Oberosterreich Im letzten Jahrzehnt des 15 Jahrhunderts fugte man auf der Nordseite ein Seitenschiff und eine Sakristei an Zu Beginn des 16 Jahrhunderts wurde mit dem Bau des Glockenturms begonnen der 1533 noch im Bau war Eine Turmuhr wird 1598 erstmals erwahnt UmbautenIm 17 Jahrhundert bestanden im Haupt und Nebenschiff Emporen der Zeitpunkt ihrer Errichtung ist unbekannt 1697 bemalte der Organist Vincent Schmidt den Glockenturm Neben Umbauten an den Fenstern wurde 1850 der Eingang Nebeneingang des Seitenschiffs von der Westseite an die heutige Stelle verlegt 19 und 20 JahrhundertDer heutige Bau ist stark gepragt von den Umbauten der Jahre 1917 1918 Architekten waren die Churer Otto Schafer 1879 1953 und Martin Risch 1880 1961 die zu den fuhrenden Vertretern des Heimatstils in Graubunden gehorten Der Glockenturm von 1535 war mit einer Renaissancehaube gekront der 1889 durch einen neugotischen hohen Helm ersetzt wurde Aufgrund der fast durchwegs negativen Reaktionen schlug der Rat bereits im folgenden Jahr Verbesserungen vor Nach langen Diskussionen wurde dem Turm 1917 der heutige Spitzhelm aufgesetzt Am alten Unterbau wurden die Malereien entfernt und durch Freilegung der Eckverbande die Gebaudeecken betont Das heutige Gelaut mit funf Glocken der Bruder Theus aus Felsberg stammt aus dem Jahr 1898 Gestimmt ist es von unten nach oben as c es as c nbsp 1889 mit Renaissancehaube nbsp Glockenaufzug 1889 nbsp 1895 mit neuem Dach nbsp Innenraum 1917Beschreibung Bearbeiten nbsp TurmreliefAusseres Bearbeiten Die Martinskirche ist ein Saalbau mit Nebenschiff und einem polygonalen Chor Chor und Hauptschiff sind mit einem Satteldach gedeckt dessen Dachstuhl aus der Zeit des spatgotischen Neubaus von 1491 stammt Die drei spitzbogigen Fenster wurden 1918 eingelassen sie ersetzten kleinere barocke Lunetten Auch der Sockel der sich um den ganzen Bau herumzieht stammt aus dieser Zeit Aus spatgotischer Zeit stammen die Strebepfeiler Der Anbau zwischen Turm und Chor entstand zu Beginn des 16 Jahrhunderts als Sakristei heute wird er als Taufzimmer genutzt Bei den Chorfenstern hat sich das ursprungliche Masswerk aus dem Ubergang vom 15 zum 16 Jahrhundert erhalten Im Norden grenzt der 82 Meter hohe Glockenturm an das Langhaus An seiner Westwand ist eine farbige Relieftafel aus der Zeit um 1480 mit einer Darstellung des Kirchenpatrons Sankt Martin eingelassen der hoch zu Ross seinen Mantel fur einen Bettler zerteilt Anlasslich der letzten Renovation wurden fruhere Ubermalungen entfernt Innenraum Bearbeiten nbsp Empore nbsp Glasfenster 1890Anlasslich der Renovation von 1918 wurde der Quer zu einem Langsraum mit der Kanzel an der sudlichen Chorbogenwand umgestaltet Die Orgel wurde von der Empore in den Chor versetzt Davor steht der Taufstein Eine gerade Schranke grenzt den Bereich nach Osten und Norden ab Die Offnungen zum Seitenschiff wurden vergrossert und die bisher durchlaufende Empore etwas zuruckversetzt um die Vertikale der Pfeiler zu betonen Zudem entfernte man die Malereien und legte die Eckverbande frei An der Sudseite brach man im Chor ein neues Fenster aus und ersetzte die Lunetten des Hauptschiffs durch hohe schmale Fenster Haupt und Nebenschiff sind gewolbt mit einfach gekehlten Rippen Das Wechselspiel des dunklen Bundner Schiefers mit der weissen Wand und Gewolbeflachen entspricht dem ursprunglichen Zustand Der Taufstein aus schwarzem weiss geadertem Ragazer Granit stammt aus dem Jahr 1665 Die Kanzel besteht aus verschiedenen Holzern und zeigt das Datum 1558 Das eichene Chorgestuhl stammt aus dem letzten Jahrzehnt des 15 Jahrhunderts und wird der Werkstatt von Jakob Russ zugeschrieben der moglicherweise auch das St Martinsrelief am Turm schuf Glasgemalde Bearbeiten Die Bleiglasfenster im Chor stammen aus der Mayer schen Hofkunstanstalt in Munchen Sie wurden 1890 ausgefuhrt und zeigen Christus zwischen den Jungern Johannes und Paulus nbsp Fenster von Augusto GiacomettiDie Glasgemalde an der Sudseite des Hauptschiffs stammen von Augusto Giacometti Uber die Wahl des Themas die Weihnachtsgeschichte findet sich in den Unterlagen keinerlei Hinweise es muss also schon vorher festgelegt worden sein Die Gemalde wurden 1919 von der Glasmalerei Oskar Berbig aus Zurich ausgefuhrt Vom 7 bis 13 April 1919 waren die Fenster in der Hoheren Tochterschule Zurich prasentiert und wurden anschliessend nach Chur uberfuhrt und in St Martin eingebaut 1 Abgebildet ist in der Mitte das Christkind im Stall verehrt von Maria und Joseph und zwei Engeln Rechts machen sich die drei Konige zur Anbetung auf links die Hirten auf dem Feld Die Gemalde von Augusto Giacometti in der Churer Martinskirche sind die ersten seines Schaffens und begrundeten seinen Ruf als Erneuerer der Glasmalerei Orgel Bearbeiten nbsp Blick auf die OrgelDie Martinskirche war die erste reformierte Kirche des Kantons die nach der Reformationszeit mit einer Orgel ausgestattet wurde Die erste Orgel stammte von Anton Menting aus Augsburg und wurde 1613 eingebaut Die erste dreimanualige Orgel Graubundens der Firma Kuhn aus Mannedorf wurde hier 1868 eingebaut Bei der Verlegung in den Chorraum wurde die Orgel von Friedrich Goll aus Luzern erweitert und neu pneumatisiert 1992 wurde sie restauriert Das Kegelladen Instrument hat 43 Register auf drei Manualen und Pedal Die Spieltrakturen sind mechanisch die Registertrakturen sind pneumatisch 2 I Hauptwerk C f3Principal 16 Bourdon 16 Principal 8 Viola di Gamba 8 Bourdon 8 Gemshorn 8 Flote 8 Octave 4 Flute d amour 4 Octave 2 Mixtur IV 2 2 3 Cornett V 8 Trompete 8 II Brustwerk C f3Bourdon 16 Principal 8 Bourdon 8 Flauto dolce 8 Salicional 8 Gemshorn 4 Traversflote 4 Nasard 2 2 3 Acuta V 2 Clarinette 8 Trompete 8 Tremulant III Schwellwerk C f3Geigenprincipal 8 Lieblich Gedeckt 8 Aeoline 8 Voix celeste 8 Fugara 4 Spitzflote 4 Harmonia aetheria III IV 2 Echo Cornett III 2 2 3 Oboe 8 Vox humana 8 Tremulant Pedal C f1Principalbass 16 Subbas 16 Violonbass 16 Quintbass 10 2 3 Flotbass 8 Violoncello 8 Principalflote 4 Posaune 16 Trompete 8 Koppeln II I III I III II I P II P III PGlocken BearbeitenIm Turm der Churer Stadtkirche hangt ein funfstimmiges Glockengelaut das 1898 von der Bundner Giesserei Gebr Theus aus Felsberg gegossen wurde 3 Nr Name Gewicht Schlagton1 Christusglocke 4931 kg as 2 Marienglocke 2627 kg c 3 Toten oder Begrabnisglocke 1475 kg es 4 Kleine Glocke 624 kg as 5 Kleinste Glocke 364 kg c Kirchliche Organisation BearbeitenDie Evangelisch reformierte Landeskirche Graubunden fuhrt die Martinskirche als Predigtstatte der Kirchgemeinde Chur und des mit dieser deckungsgleichen Kolloquiums IV Chur Pfarrer BearbeitenJohannes Comander 1484 1557 Reformator 1523 1557 Pfarrer an der Martinskirche Johannes Fabricius Montanus 1527 1566 Universalgelehrter und Dichter 1557 1566 Pfarrer an der Martinskirche Tobias Egli 1534 1574 1566 1574 Pfarrer an der Martinskirche Johannes Gantner 1530 1605 1596 1605 Pfarrer an der Martinskirche Georg Saluz 1571 1645 1606 1645 Pfarrer an der Martinskirche 4 Literatur BearbeitenGeorges Descoeudres Leza Dosch Die Evangelische Pfarrkirche St Martin in Chur Schweizerische Kunstfuhrer Ser 58 Nr 573 Herausgegeben von der Gesellschaft fur Schweizerische Kunstgeschichte GSK In Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirchgemeinde Chur GSK Bern 1995 ISBN 3 85782 573 1 Manuel Maissen Gewolbebau der Spatgotik in Graubunden Dissertation ETH Zurich 2020 Einzelnachweise Bearbeiten Luzi Dosch Augusto Giacometti und seine Churer Glasgemalde In Bundner Jahrbuch Zeitschrift fur Kunst Kultur und Geschichte Graubundens Band 39 1997 S 92 101 Nahere Informationen zur Orgel Radio SRF Glocken der Heimat Chur Stadtkirche St Martin Michael Valer Die evangelischen Geistlichen an der Martinskirche in Chur vom Beginn der Reformation bis zur Gegenwart Manatschal amp Ebner Chur 1919 S 68 76 Dekan Georg Saluz und die Reformation in Untervaz 1611Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Martinskirche Chur Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Martinskirche auf der Homepage der reformierten Kirchgemeinde Chur46 84816 9 532746 Koordinaten 46 50 53 4 N 9 31 57 9 O CH1903 759703 190689 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Martinskirche Chur amp oldid 236017055