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Martin Kornrumpf 24 November 1909 in Furstenwalde Spree 10 Oktober 1997 Schwalmstadt Hessen war ein deutscher Geograf NS Raumforscher und Bevolkerungsstatistiker in der amtlichen Statistik Kornrumpf arbeitete in der Zeit des Nationalsozialismus hauptsachlich fur die Raumforschung und Landesplanung und leitete ab den 1950er Jahren die Zentralstatistik im Bayerischen Staatsministerium fur Arbeit und soziale Fursorge Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung und Berufseinstieg in die NS Landesplanung 2 Hervorgehobene Position in der NS Raumforschung vor dem September 1939 3 Nach 1945 Arbeiten in der amtlichen Bevolkerungsstatistik und im Fluchtlingswesen 4 Auszeichnungen 5 Veroffentlichungen Auswahl 6 Literatur 7 Siehe auch 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseAusbildung und Berufseinstieg in die NS Landesplanung BearbeitenMartin Kornrumpf wurde als achtes Kind einer Pfarrersfamilie in der brandenburgischen Kleinstadt Furstenwalde geboren Er studierte seit 1929 Geografie Geologie und Meteorologie in Tubingen und Munchen Universitat Munchen und TH Munchen Nach eigenen Darstellungen habe er zudem in den Niederlanden in Utrecht bei dem Sozialgeographen Louis van Vuuren studiert der sich in der Besatzungszeit dem NS Regime anbiederte 1 1934 wurde Kornrumpf mit der Dissertationsschrift Mensch und Landschaft auf Celebes Breslau 1935 Hirt Verlag an der Universitat Munchen promoviert Sein Doktorvater war der Geograf und Polarforscher Erich von Drygalski Bereits zum Abschluss seiner Promotion Juli 1934 geriet Kornrumpf in einen Kontakt mit der nationalsozialistischen Landesplanung Ab Juni 1934 wurde er Sachbearbeiter im Amt des Siedlungsbeauftragten beim Stabe Hess d h bei Johann Wilhelm Ludowici Munchen s auch Akademie fur Landesforschung und Reichsplanung Bei Ludowici traf Kornrumpf auf dessen Mitarbeiter den Landesplaner Martin Pfannschmidt den Statistiker Richard Korherr und den Juristen Frank Glatzel Kornrumpf wurde mit Grundung der studentischen Fachgemeinschaft fur Landesplanung an den Munchener Hochschulen im Dezember 1934 zu ihrem Geschaftsfuhrer bestellt 2 Die Schirmherrschaft uber diese Fachgemeinschaft hatte der Geograf und Geopolitiker Karl Haushofer inne Die Fachgemeinschaft war nicht wie der Name zunachst vermuten lassen wurde eine universitare Initiative Sie wurde von einem Mitarbeiter der Munchener Parteizentrale der NSDAP gefuhrt Im Mittelpunkt ihrer Landesplanung stand ausdrucklich der NS Gau Bayrische Ostmark den es als NSDAP Organisationsbezirk erst seit 1932 gab Daraus entwickelte sich die sogenannte Fachgemeinschaft fur Landesplanung Der Wirtschaftsgeograf Wolfgang Istel Universitat Bayreuth schrieb in einem historischen Uberblick zur Entwicklung der Landesplanung in Bayern Die neue Fachgemeinschaft fur Landesplanung an deren Spitze Kornrumpf stand wurde entsprechend den parteilichen Gepflogenheiten einer straffen Organisation unterzogen Sie gliederte sich in einzelne Fachgruppen Volkswirte Geographen Historiker und Germanisten Mundartforschung Mediziner und Landwirte spater kamen hinzu Architekten und Bauingenieure der Technischen Hochschule sowie Rechtswissenschaftler und Forstwissenschaftler der Universitat an deren Spitze jeweils ein Fachgruppenleiter stand der die Arbeit der Fachgruppe verantwortlich steuerte Die Mitglieder der einzelnen Fachgruppen entstammten den jeweiligen Fachschaften der Universitat und der Technischen Hochschule Den Fachgruppenleiter hatten in rein studentischen Fragen der jeweilige Fachschaftsleiter und bei fachlichen Problemen die zustandigen Professoren zu beraten Ziel der Partei und Kornrumpfs war es nicht nur einzelne Studierende fur die Arbeit zu gewinnen sondern die Hochschule mit ihrem gesamten wissenschaftlichen Pflichtapparat fur die deutschen Grenzfragen an der tschechischen Grenze einzusetzen 3 Hervorgehobene Position in der NS Raumforschung vor dem September 1939 BearbeitenAls Kornrumpfs Vorgesetzter J W Ludowici nach und nach im Machtgefuge der NSDAP an Einfluss verlor wechselte Kornrumpf als Sachbearbeiter im Juli 1936 zu der inzwischen stark an Einfluss gewonnenen ebenfalls nationalsozialistischen Reichsarbeitsgemeinschaft fur Raumforschung RAG nach Berlin Zu gleichen Zeit wurden an immer mehr deutschen Hochschulen durch den Agrarwissenschaftler Konrad Meyer dem ersten RAG Reichsobmann die Hochschularbeitsgemeinschaften fur Raumforschung gegrundet Seit 1936 ubertrug die RAG an Kornrumpf weitere Arbeiten am Atlas Bayerische Ostmark Er leitete nun die kartographisch geographische Abteilung der RAG 4 Zwischen dem Sommer 1936 und dem Herbst 1939 war Kornrumpf der mit Abstand am starksten durch die RAG geforderte Wissenschaftler Allein von der RAG erhielt er in dieser Zeit fast 114 000 Reichsmark Fordergelder hauptsachlich fur den Atlas Bayerische Ostmark und das sogenannte Reichsatlaswerk 5 Zu Ostern 1938 ernannte RAG Leiter Konrad Meyer Martin Kornrumpf zum wissenschaftlichen Hauptsachbearbeiter der RAG Nachfolge Heinrich Hensen auf Kornrumpf folgte der Soziologe Friedrich Bulow Nach eigener Aussage trat Kornrumpf im Fruhling 1939 in die NSDAP ein Als Hauptsachbearbeiter war er eine Art Generalsekretar der RAG der die Hochschularbeitsgemeinschaften betreute die Geschafte der kleinen Zentrale der RAG fuhrte Tagungen organisierte Fachgruppen bildete Kontakte zu den Landesplanern und Politikern pflegte Ebenfalls nach eigenen Darstellungen leistete Kornrumpf zwischen Mai 1940 und August 1944 als Radiosonden Meteorologe der Luftwaffe Kriegsdienst 6 Danach geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft Nach 1945 Arbeiten in der amtlichen Bevolkerungsstatistik und im Fluchtlingswesen BearbeitenDoch bereits im Jahr 1945 begann Kornrumpf seine zweite Karriere er wirkte fortan in der amtlichen Bevolkerungsstatistik Er wurde statistischer Berater des Staatskommissars fur das Fluchtlingswesen in der Bayerischen Staatsregierung Wolfgang Jaenicke Martin Kornrumpf gab gemeinsam mit der Soziologin Elisabeth Pfeil ab Februar 1946 den Statistischen Informationsdienst heraus der zum Fluchtlings und Vertriebenengeschehen Daten liefern sollte Der Dienst war beim Staatskommissar fur das Fluchtlingswesen in Bayern angesiedelt Seit dieser Zeit stand er mit dem Bevolkerungsstatistiker Kurt Horstmann in Verbindung 7 Kornrumpf war von Mai 1952 bis 1957 Generalsekretar der Europaischen Forschungsgruppe fur Fluchtlingsfragen EFG er wurde berufen durch Bernard Lahy Schon 1951 wurde er gemeinsam mit Elisabeth Pfeil mit der Vorbereitung der Redaktion einer internationalen Fluchtlingszeitschrift den EFG Mitteilungen bis 1954 betraut 8 1952 war Kornrumpf zudem an der Grundung der Deutschen Gesellschaft fur Bevolkerungswissenschaft beteiligt Ab 1956 leitete Kornrumpf die Zentralstatistik im Bayerischen Staatsministerium fur Arbeit und soziale Fursorge 1957 war Kornrumpf Grunder mit Hans Harmsen und geschaftsfuhrender Vizeprasident der Deutschen Nansen Gesellschaft Zudem Mitglied des Internationalen Collegiums Fridtjof Nansen Kornrumpf engagierte sich nun lokalpolitisch in der CSU In einem Zeitzeugeninterview Video vom 22 August 1986 in Munchen Quelle Haus der Bayerischen Geschichte Augsburg ausserte sich Kornrumpf zum Thema Integration nach 1945 in Bayern In seiner letzten Lebensphase publizierte Kornrumpf im Selbstverlag zahlreiche Schriften die wertende Ruckblicke auf sein Leben darstellten die Reihe Kleiner unter Grossen Auszeichnungen BearbeitenNansen Ring der Deutschen Nansen Gesellschaft Munchen e V im Jahr 1964 Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenMensch und Landschaft auf Celebes Beiheft 8 zur Geographischen Wochenschrift hrsg von Privatdozent Dr Irmfried Siedentop Halle Saale Breslau 1935 Studentische Fachgemeinschaft an den Munchener Hochschulen Die Bayerische Ostmark In Reichsplanung 1 Jg 1935 Heft 3 S 90 92 Luftbild und Raumforschung in Luftbild und Luftbildmessung H 12 1937 S 4 13 Das Reichsatlaswerk der Reichsarbeitsgemeinschaft fur Raumforschung Bemerkungen zur angewandten Kartographie in Raumforschung und Raumordnung 3 Jg 1939 S 113 125 Atlas Bayerische Ostmark Mit Geleitworten ders Gauleiters Fritz Wachtler des Gaues Bayerische Ostmark der NSDAP des Bayerischen Ministerprasidenten Ludwig Siebert des Bayerischen Staatsministers fur Unterricht und Kultur Gauleiter Adolf Wagner und der Regierungsprasidenten Wimmer Regensburg und Dippold Ansbach Die Bearb V Dieterich u a Bayreuth Gauverlag Bayerische Ostmark 1939 Landschaftskundliche Raumgliederung Grossdeutschlands Vorlaufige Ausgabe ohne Generalgouvernement Eine Gemeinschaftsarbeit des Reichsforschungsrates Fachsparten Raumforschung und Forst und Holzforschung Reichsarbeitsgemeinschaft fur Raumforschung an der Technischen Hochschule Berlin Heidelberg u a Vowinckel 1943 Kartensammlung Kartendienst Nr 1 90 Munchen 1946 Bayerisches Staatsministerium des Innern Staatskommissar fur das Fluchtlingswesen Statistik Amtliches Zahlenmaterial zum Fluchtlingsproblem in Bayern 2 Folge bearbeitet von Martin Kornrumpf als Manuskript gedruckt fur den Dienstgebrauch Munchen 1947 Bayern Atlas Landschaft Anbau Wirtschaft Bevolkerungsbewegung Munchen 1949 Leibniz Verlag Das Vertriebenenproblem im Spiegel der Bevolkerungsstatistik In Institut fur Raumforschung verantw fur den Inh Ziegfeld A Hillen Hg Das deutsche Fluchtlingsproblem Sonderheft der Zeitschrift fur Raumforschung Bad Godesberg Bielefeld 1950 Eilers S 36 41 Eingliederung der Vertriebenen in die gewerbliche Wirtschaft In Ziegfeld A Hillen verantw fur den Inh Hg Das deutsche Fluchtlingsproblem Sonderheft der Zeitschrift fur Raumforschung Institut fur Raumforschung Bad Godesberg Bielefeld 1950 Eilers S 94 101 Rechenschaftsbericht auf der 2 Generalversammlung der Europaischen Forschungsgruppe fur Fluchtlingsfragen am 2 Oktober 1952 in Munchen In EFG Mitteilungen 14 Anlage 1 1952 Heilsbronn Colloquium 1963 Abgelehnte Asylbitten Im Auftrag der Deutschen Nansengesellschaft hrsg von Martin Kornrumpf u a Augsburg Hofmann 1963 Schriften der Deutschen Nansen Gesellschaft Munchen Heft 3 25 Jahre Arbeit und Wirtschaft in Bayern Ein dokumentarischer Ruckblick auf die Entwicklung des Arbeitsmarktes in Bayern vom Zusammenbruch 1945 bis zur Bestkonjunktur im Sommer 1970 Munchen 1970 Bayerisches Staatsministerium fur Arbeit und soziale Fursorge Ref Zentralstatistik Vom Anfang der internationalen Fluchtlingsforschung Ein dokumentarischer Bericht zur Geschichte der AER AWR bis 1957 In Theodor Veiter Hg 25 Jahre Fluchtlingsforschung Ein Ruckblick auf Flucht Vertreibung und Massenwanderung Wien Stuttgart 1975 S 11 34 In Bayern angekommen Die Eingliederung der Vertriebenen Zahlen Daten Namen Olzog Verlag Munchen und Wien 1979 Erste bevolkerungswissenschaftliche Untersuchungen nach der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reichs 1945 Ein Beitrag zur Vorgeschichte der Deutschen Gesellschaft fur Bevolkerungswissenschaft In Hermann Schubnell Hg Alte und neue Themen der Bevolkerungswissenschaft Festschrift fur Hans Harmsen Boppard 1981 Boldt Verlag Schriftenreihe des Bundesinstituts fur Bevolkerungsforschung 10 S 141 150 HAFRABA e V Deutsche Autobahn Planung 1926 1934 Bonn 1990 Kirschbaum Mir langt s an Grosser Zeit 1934 1945 Landesplanung und Raumforschung 1934 1940 Radiosonden Meteorologe der Luftwaffe 1940 1944 Kriegsgefangenschaft in den USA 1944 1945 mein Leben wahrend des Dritten Reichs Schwalmstadt Ziegenhain Selbstverl des Autors 1995 Kleiner unter Grossen 6 Literatur BearbeitenWolfgang Istel Wurzeln und Entwicklung der Landesplanung in Bayern bis 1945 Von der Stadterweiterungsplanung zur flachendeckenden Reichs und Landesplanung Bayreuth 1993 Univ Lehrstuhl Wirtschaftsgeographie und Regionalplanung Arbeitsmaterialien zur Raumordnung und Raumplanung 124 Mechtild Rossler Wissenschaft und Lebensraum Geographische Ostforschung im Nationalsozialismus Ein Beitrag zur Disziplingeschichte der Geographie Berlin Hamburg 1990 Dietrich Reimer Verlag Hamburger Beitrage zur Wissenschaftsgeschichte 8 Hansjorg Gutberger Die Forschungsprogramme der Reichsarbeitsgemeinschaft fur Raumforschung RAG von 1936 bis 1939 In Sabine Baumgart ARL Hrsg Raumforschung zwischen Nationalsozialismus und Demokratie Das schwierige Erbe der Reichsarbeitsgemeinschaft fur Raumforschung S 8 25 Hannover ARL 2020 Arbeitsberichte der Akademie fur Raumentwicklung in der Leibniz Gemeinschaft 29 Association for the Study of the World Refugee Problem eds A W R Bulletin Volume 39 40 Furst Franz Josef von Liechtenstein Stiftung Vaduz 2001 Carsten Klingemann Soziologie und Politik Sozialwissenschaftliches Expertenwissen im Dritten Reich und in der fruhen westdeutschen Nachkriegszeit Wiesbaden 2009 Verlag fur Sozialwissenschaften Stefan Gruner Geplantes Wirtschaftswunder Industrie und Strukturpolitik in Bayern 1945 bis 1973 R Oldenbourg Verlag Munchen 2009 Katja Klee Im Luftschutzkeller des Reiches Evakuierte in Bayern 1939 1953 Politik soziale Lage Erfahrungen Zugl Munchen Univ Diss 1998 Munchen Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2010 Schriftenreihe der Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte Ute Wardenga Norman Henniges Heinz Peter Brogiato Bruno Schelhaas Hg Der Verband deutscher Berufsgeographen Eine sozialgeschichtliche Studie zur Fruhphase des DVAG Leipzig 2011 Leibniz Institut fur Landerkunde forum ifl 16 Siehe auch BearbeitenDie Kontakte Kornrumpfs zu Karl Valentin Muller im Rahmen der Fluchtlingsforschung der 1940 50er Jahre Fritz Machatschek im Kontext Landesplanung in Bayern Hans Schemm im Kontext Landesplanung in Bayern Lutz Pistor im Kontext der Hochschularbeitsgemeinschaften in Munchen Gerhard Isenberg in der Raumforschung wahrend des Krieges Fluchtlingsforschung 1940 50er Jahre Wilhelm von Holzschuher im Rahmen Atlas Bayerische Ostmark Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Martin Kornrumpf im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Nachlass Martin Kornrumpf im Bundesarchiv hier Bayerisches Hauptstaatsarchiv Einzelnachweise Bearbeiten Louis van Vuuren Warum Sozialgeographie In Zeitschrift der Gesellschaft fur Erdkunde zu Berlin Jg 1941 Heft 7 8 S 269 279 Istel 1993 288 Istel 1993 289 An dieser Fachgemeinschaft arbeiteten u a der Agrarwissenschaftler Otto Eberhard Heuser und der Arzt und Hygienker Adolf Seiser mit Wardenga u a 2011 76 Gutberger 2020 19 Nach Kornrumpf ab dem 25 Mai 1940 Kornrumpf 1995 5 Er nahm aber etwa noch an der RAG Tagung Raumpolitische Auswirkungen der Gebietsausdehnung des Grossdeutschen Reiches auf das Altreich teil 13 4 1940 teil Nach Rossler war Kornrumpf erst ab 1941 bei der Luftwaffe Rossler 1990 145 270 Kornrumpf 1995 84 Klingemann 2009 296 Normdaten Person GND 119290510 lobid OGND AKS LCCN n82059462 VIAF 9969905 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kornrumpf MartinALTERNATIVNAMEN Zentralstatistik MartinKURZBESCHREIBUNG deutscher Geograf NS Raumforscher und Bevolkerungsstatistiker in der amtlichen StatistikGEBURTSDATUM 24 November 1909GEBURTSORT Furstenwalde SpreeSTERBEDATUM 10 Oktober 1997 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Martin Kornrumpf amp 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