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Frank Glatzel 26 Februar 1892 in Altenkirchen 18 Mai 1958 in Braunschweig war ein deutscher Politiker DVP Er gestaltete die nationalsozialistische Raumforschung mit Frank Glatzel Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksLeben und Wirken BearbeitenGlatzel war ein Sohn des nationalliberalen preussischen Landtagsabgeordneten Albert Glatzel Nach dem Besuch des Gymnasiums in Tilsit und Berlin studierte er Rechtswissenschaften an der Friedrich Wilhelms Universitat zu Berlin Von 1910 an war er im Wandervogel aktiv Von 1914 bis 1915 nahm Glatzel am Ersten Weltkrieg teil schied aber nach einer Verwundung bei Langemarck aus dem Dienst aus und setzte sein Studium fort Nach dem Referendar Examen im Jahr 1918 arbeitete er fur den Deutschnationaler Handlungsgehilfen Verband DHV zunachst als Geschaftsfuhrer der dem Verband nahestehenden Fichte Gesellschaft von 1914 und als Dozent an der Fichte Volkshochschule Hamburg 1920 direkt beim DHV als Referent in der Abteilung Volksburgerliche Bildung 1923 wechselte er nach Berlin und machte fur den DHV Lobbyarbeit bei Reichstagsabgeordneten Glatzel wirkte auch als Leiter der Presseabteilung des DHV Schon wahrend der Krieges begann er sich prominent im volkischen Flugen der Jugendbewegung zu betatigen Von 1917 an leitete er den Greifenbund den Vorlaufer des Jungdeutschen Bundes Dessen Grundung im August 1919 stiess Glatzel an und ubernahm danach den Posten des Bundesobmanns Zudem wurde er Schriftleiter und Mitherausgeber der Bundeszeitschrift Jungdeutsche Stimmen von 1921 Mitherausgeber der Zeitschrift Der neue Bund Zudem wurde er 1919 in der Bundesleitung des Wandervogels aktiv und begleitete dessen Hinwendung zur Bundischen Jugend Politisch gehorte Glatzel einige Jahre lang der Deutschnationalen Volkspartei DNVP an bevor er 1927 zur Deutschen Volkspartei DVP wechselte in der er dem Flugel der Jungliberalen angehorte Glatzel war in den 1920er Jahren ein Direktor der Fichte Hochschule in Leipzig einem volkischen Zweig der Volkshochschulbewegung mit Einrichtungen an vielen Orten in Deutschland 1 In der DVP nahm Glatzel als Fuhrer der Reichsgemeinschaft junger Volksparteiler dem Forum der jungen Parteimitglieder zwischen 25 und 40 eine herausragende Rolle ein Politisch bedeutsam waren vor allem seine Versuche in den Jahren 1928 1929 die politische Basis der DVP durch die Erweiterung der Partei von einer Interessenpartei einer beschrankten Klientel und mit dementsprechend begrenzter Wahlerschaft zu einer grossen Mittelpartei zu erweitern Die Reichsgemeinschaft sollte dabei als Kristallisationspunkt fur die ins Auge gefassten Expansion dienen Namentlich sollte sie diffuse progressive und soziale Krafte um sich scharen die der Partei bisher ferngeblieben waren Als erstes Nahziel schwebte Glatzel vor die damals allgemein erwartete Grundung einer eigenen Partei durch den Jungdeutschen Orden zu verhindern und seine Mitglieder der DVP zuzufuhren Ausserdem sollte die Reichsgemeinschaft als Bindeglied zum jungen Flugel der DNVP um Gottfried Treviranus dienen und damit einer spateren Zusammenfassung von DNVP und DVP den Weg bereiten Diese Versuche scheiterten bereits 1929 Anfang 1930 Eine Folge von Glatzels Versuchen auf die DNVP einzuwirken war die Abspaltung der Treviranus Gruppe die sich als Volkskonservative von der DNVP trennten 2 In den letzten Jahren der Weimarer Republik sass Glatzel von September 1930 bis Juli 1932 auf Reichswahlvorschlag seiner Partei im Reichstag Frank Glatzel war fur die Reichsarbeitsgemeinschaft fur Raumforschung RAG bis 1936 als Schriftleiter der Zeitschriften Siedlung und Wirtschaft und Deutsche Siedlung tatig Als Hauptschriftleiter Chefredakteur war er von 1936 bis 1944 fur die Zeitschrift Raumforschung und Raumordnung verantwortlich Nach Kriegsbeginn startete die RAG ihr Kriegswichtiges Forschungsprogramm Deutscher Osten ein interdisziplinares Raumforschungsprojekt das unter anderem wissenschaftlich abgesicherte Daten und die Legitimation fur die restlose Eindeutschung der vom Reich annektierten polnischen Gebiete liefern sollte Glatzel war in dieses Vorhaben nicht nur organisatorisch stark eingebunden zahlreiche Artikel aus seiner Feder erschienen dazu in der Raumforschung und Raumordnung und in Konrad Meyers Zeitschrift Neues Bauertum Am 1 Mai 1937 trat Glatzel in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei ein Das Kriegsforschungsprogramm der RAG das bereits kurz nach Kriegsbeginn im September 1939 vorgelegt wurde definierte sechs Problemgruppen Herstellung eines Planungsatlasses fur den deutschen Ostraum im Rahmen des Reichsatlaswerkes Untersuchungen uber die Moglichkeiten der Starkung und Befestigung des deutschen Volkstums und der Bildung neuen deutschen Volksbodens im deutschen Ostraum Wie konnen die bisher politisch und wirtschaftlich getrennten Industriegebiete im Gesamtraum Oberschlesien raumpolitisch zu einem einheitlichen Wirtschafts und Lebensorganismus gestaltet werden unter Berucksichtigung der Tatsache dass dieser Raum das zentrale Industriegebiet fur den mittleren und sudlichen europaischen Ostraum darstellt Welche Bedeutung hat der Ausbau der Weichsel als Grossschiffahrtsstrasse und der Ostseehafen fur die Entwicklung und kunftige Ordnung des Ostraumes Welche Struktur und welche Gestaltung sollen die zentralen Orte und ihre Einzugsgebiete kunftig erhalten Staatsrechtliche und stadtrechtliche Untersuchungen 3 Ab 1940 engagierte sich Glatzel im Auftrag von Paul Ritterbusch fur den Kriegseinsatz der Geisteswissenschaften Ritterbusch hatte einen Lehrstuhl an der Berliner Universitat inne war Ministerialrat im Reichserziehungsministerium und war in Personalunion Obmann der RAG von August 1939 bis August 1944 sowie Organisator des Kriegseinsatzes Beide Projekte scheinen eng miteinander verknupft gewesen zu sein die Mitarbeiter waren zum Teil identisch und sassen im gleichen Buro Nach dem Ende des Dritten Reiches liess sich Glatzel 1946 in Braunschweig nieder Dort arbeitete er als Redakteur der Braunschweiger Zeitung Fur die Christlich Demokratische Union Deutschlands zog er in den Stadtrat ein ubernahm dort den Fraktionsvorsitz schliesslich ein Amt als Ratsherr und 1956 die Funktion des Zweiten Burgermeisters Schriften Auswahl BearbeitenSoziale und bevolkerungspolitische Wirkungen der Kleinsiedlung In Archiv fur Bevolkerungswissenschaft und Bevolkerungspolitik 5 Jg 1935 Heft 2 S 95 101 Das Siedlungswerk sichert deine Familie Hrsg vom Reichsheimstattenamt der Deutschen Arbeitsfront Berlin Siedlung und Wirtschaft ca 1936 Die Verteilung des deutschen Bodens Berlin o J 1936 Raumordnung als Neuland der Verwaltung In Der Vierjahresplan 2 Jg 1938 S 543 544 Stadtplanung von Heilbronn In Raumforschung und Raumordnung 2 Jg 1938 Heft 4 5 S S 184 185 Die Durchfuhrung des Kriegsforschungsprogramm In Raumforschung und Raumordnung 3 Jg 1939 S 577 579 Die Festigung des deutschen Volkstums in den Ostgebieten In Raumforschung und Raumordnung Hg Konrad Meyer 1940 S 128 130 Besiedlung der Ostgebiete durch bauerliche Kolonisation aus dem Altreich In Raumforschung und Raumordnung 4 Jg 1940 Heft 3 4 S 183 184 Der praktische Ansatzpunkt der raumpolitischen Wissenschaft im Fuhrerstaat In Raumforschung und Raumordnung 4 Jg 1940 Heft 11 12 S 481 484 Die Wissenschaft ein Teil der Kriegsfuhrung In Raumforschung und Raumordnung 4 Jg 1940 Heft 10 S 412 413 Raumforschung als Voraussetzungen fur die Lenkung von Wirtschaft und Siedlung In Monatshefte fur NS Sozialpolitik 8 Jg 1941 Heft 5 6 S 52 55 Die Wissenschaft im Dienste von Ost und Sudosteuropa Arbeitstagung der Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen Ost und Sudostinstitute In Raumforschung und Raumordnung 6 Jg 1942 S 126 128 Landesplanung in der Schweiz In Raumforschung und Raumordnung 7 Jg 1943 Heft 1 2 S 61 62 Raumforschung als angewandte Sozialwissenschaft im Bereich der Politik In Zeitschrift fur Raumforschung Amtliches Organ des Instituts fur Raumforschung Bonn 1950 Heft 1 2 S 6 11 mit Erich Walter Lotz Niedersachsische Landschaftsgliederung Herausgegeben vom Statistischen Amt der Stadt Braunschweig Braunschweig 1950 Das Zonengrenzgebiet in der deutschen Wirtschaftsentwicklung Die Lage Braunschweigs im Vergleich zu anderen Stadten Westdeutschlands In Raumforschung und Raumordnung 11 Jg 1953 Heft 1 S 30 37 Braunschweig Grossstadt am Zonenrand Untersuchung ihres Wirtschaftsraumes und ihrer Sozialstruktur im regionalen Vergleich Unter Mitarbeit von Edeltraut Hundertmark Braunschweig Amt fur Statistik und Wahlen 1956 Kommunalpolitische Schriften der Stadt Braunschweig 18 Literatur BearbeitenRudiger Ahrens Bundische Jugend Eine neue Geschichte 1918 1933 Wallstein Gottingen 2015 ISBN 978 3 8353 1758 1 S 397f Frank Rutger Hausmann Deutsche Geisteswissenschaft im Zweiten Weltkrieg Heidelberg 2007 Mechtild Rossler Wissenschaft und Lebensraum Geographische Ostforschung im Nationalsozialismus Ein Beitrag zur Disziplingeschichte der Geographie Berlin Hamburg Reimer 1990 Jorg Gutberger Volk Raum und Sozialstruktur Sozialstruktur und Sozialraumforschung im Dritten Reich Munster u a Lit 1996 Dieter Munk Die Organisation des Raumes im Nationalsozialismus Eine soziologische Untersuchung ideologisch fundierter Leitbilder in Architektur Stadtebau und Raumplanung des Dritten Reiches Koln Pahl Rugenstein 1993 Einzelnachweise Bearbeiten Hinweise zur Fichte Hochschule in Leipzig in Hans Linde Soziologie in Leipzig 1925 1945 In M Rainer Lepsius Hrsg Soziologie in Deutschland und Osterreich 1918 1945 Materialien zur Entwicklung Emigration und Wirkungsgeschichte Westdeutscher Verlag Opladen 1981 S 112 127 Larry Eugene Jones James N Retallack Elections Mass Politics and Social Change in Modern Germany 1992 S 361 Das kriegswichtige Forschungsprogramm der Reichsarbeitsgemeinschaft fur Raumforschung In Raumforschung und Raumordnung Hrsg Konrad Meyer 1939 S 502 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Frank Glatzel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Frank Glatzel in der Datenbank der ReichstagsabgeordnetenNormdaten Person GND 124349323 lobid OGND AKS VIAF 317279253 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Glatzel FrankKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker DVP MdRGEBURTSDATUM 26 Februar 1892GEBURTSORT Altenkirchen Westerwald STERBEDATUM 18 Mai 1958STERBEORT Braunschweig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Frank Glatzel amp oldid 232902122