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Die Savon de Marseille oder auch Marseiller Seife ist eine Seifenart die aus der Verseifung der Mischung meist pflanzlicher Ole mit Soda resultiert Sie kann sowohl industriell als auch handwerklich hergestellt werden Der Name Savon de Marseille ist keine eingetragene Ursprungsbezeichnung sondern entspricht nur einem kodifizierten Herstellungsprozess der einen Mindestgehalt an Fettsauren garantiert Bei diesem Verfahren konnen andere Fette als Olivenol verwendet werden einschliesslich Talg tierischen Ursprungs Savon de Marseille hergestellt aus Olivenol und Kokosol Der erste Seifenmacher wurde 1370 in der Region von Marseille erwahnt Die Formel dieser Seife wurde im 17 Jahrhundert unter Konig Ludwig XIV reglementiert Im Jahr 1688 erliess Colbert ein Edikt das die Verwendung des Namens Savon de Marseille auf mit Olivenol hergestellte Seifen in der Region Marseille beschrankte Historisch wurde in der traditionellen Marseille Seife die nur aus Olivenol hergestellt wurde ein Gehalt an Fettsauren von 72 garantiert Savon de Marseille in klassischer Form und Verpackung Die Region Marseille hatte im 19 Jahrhundert ca 90 Seifenfabriken Nach 1950 setzte mit dem Aufstieg synthetischer Reinigungsmittel ihr Niedergang ein China und die Turkei sind heute die grossten Hersteller von Savon de Marseille 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Die Entstehung der Marseiller Seifenindustrie 1 2 Die Seifenindustrie 2 Die Herstellung der Savon de Marseille 2 1 Die Verseifung 2 2 Der Marseiller Prozess 2 2 1 Maischen und Schleudern 2 2 2 Kochen 2 2 3 Entspannung und Reinigung 2 2 4 Verflussigung 2 2 5 Giessen und Trocknen 2 2 6 Stanzen 3 Die Savon de Marseille heute 3 1 Verwendung 3 2 Die offizielle Definition 3 3 Anerkennung als Herkunftsbezeichnung 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Entstehung der Marseiller Seifenindustrie Bearbeiten In Frankreich wurde Seife seit der Antike verwendet Der romische Enzyklopadist des ersten Jahrhunderts Plinius berichtet in seinem Buch Naturalis Historia dass die Gallier ein auf Talg und Asche basierendes Produkt verwenden um ihr Haar rot zu farben Diese Seife wirkte als Gel und Haarbleichmittel 2 Der Ursprung der Savon de Marseille ist die Aleppo Seife aus Syrien die moglicherweise seit dem 8 Jahrhundert nach Christus hergestellt wird Die Art der Herstellung basierend auf Oliven und Lorbeerol verbreitete sich im gesamten Mittelmeerraum nach den Kreuzzugen durch Italien als venezianische Seife 3 und Spanien nach Marseille 4 Die Marseiller Seifenfabriken aus dem 12 Jahrhundert verwendeten zunachst nur das in der Provence gewonnene Olivenol als Rohstoff Das Soda ein Begriff der sich zu dieser Zeit auf ein mehr oder weniger reines Natriumcarbonat bezieht stammte aus der Asche von Pflanzen in salzhaltigen Umgebungen insbesondere von Salicornien Es genugt die Verbrennungsruckstande der pflanzlichen Stoffe mit hohem Salzgehalt zu sammeln und durch Auflosung zu extrahieren Dazu wurde die feuchte Asche in einen Tuchbeutel gegeben und mit Hilfe von langen Staben ausgepresst Die Flussigkeit welche das Soda und andere Natriumsalze enthalt wurde in einem Bottich aufgefangen und in der Sonne stehen gelassen bis die Feuchtigkeit verdampft war Das gleiche Verfahren wurde bei der Gewinnung von Kaliumsalzen aus Holzasche angewandt 1371 wird Crescas Davin als der erste Seifenhersteller aus Marseille genannt der Soda verwendet 5 1593 ging Georges Prunemoyr uber den handwerklichen Massstab der Seifenproduktion hinaus und grundet die erste Manufaktur in Marseille 6 Zu Beginn des 17 Jahrhunderts erfullte die Produktion von Seifenfabriken in Marseille die Anforderungen der Stadt und ihres Territoriums kaum Im Hafen von Marseille kam sogar Seife aus Genua und Alicante an 1 Im Jahr 1660 gab es sieben Fabriken in der Stadt deren Jahresproduktion fast 20 000 Tonnen betrug Unter Ludwig XIV war die Qualitat der Seife so hoch dass Savon de Marseille zu einem gelaufigen Namen wurde Es handelte sich dabei um eine grune Seife die hauptsachlich in Riegeln von 5 kg oder Laiben von 20 kg verkauft wurde 1 Am 5 Oktober 1688 regelte ein Edikt von Ludwig XIV unterzeichnet von Jean Baptiste Colbert Seignelay Sohn von Colbert Sekretar des Konigshauses die Herstellung von Seife Artikel III des Edikts beinhaltet dass die Seife in grossen Kesseln gekocht werden muss und dass dabei keine tierischen Fette und Ole verwendet werden durfen Der Olgehalt muss mindestens 72 betragen Die Seifenfabriken mussten im Sommer ihre Tatigkeit einstellen da die Hitze die Seifenqualitat beeinflusste Die Einhaltung dieser Verordnung sicherte die Qualitat der Seife und machte den Ruf der Marseiller Seifenfabriken aus 1 Gleichzeitig entstanden in der Region neue Seifenfabriken in Salon de Provence Toulon oder Arles 1 Die Seifenindustrie Bearbeiten 1786 produzierten 49 Seifenfabriken in Marseille 76 000 Tonnen und beschaftigten auf dem Hohepunkt der Produktionszeit 600 Arbeiter zusatzlich wurden 1 500 Gefangene vom Galeerenarsenal ausgeliehen 1 Nach den wirtschaftlichen Umwalzungen die durch die Franzosische Revolution verursacht wurden wuchs die Marseiller Seifenproduktion im Jahr 1813 weiter auf 62 Seifenfabriken Das Soda wurde zu diesem Zeitpunkt aus Meersalz und Schwefelsaure gewonnen die durch die Verbrennung von Schwefel Kalkstein und Holzkohle entsteht unter Anwendung des chemischen Prozesses von Nicolas Leblanc 1 Ab 1820 wurden neue Fette importiert und durch den Hafen von Marseille transportiert Zur Herstellung von Seife wurden Palmol Erdnussol Kokosol und Sesamol aus Afrika oder dem Nahen Osten verwendet 1 Die Seifenfabriken von Marseille konkurrierten mit englischen oder Pariser Seifenherstellern die mit Talg eine billigere Seife herstellen konnten 1 Zu Beginn des 20 Jahrhunderts hatte die Stadt Marseille neunzig Seifenfabriken Francois Merklen setzte 1906 die Formel der Marseille Seife fest 63 Kokosol oder Palmol 9 Soda oder Meersalz 28 Wasser Diese Industrie florierte bis zum Ersten Weltkrieg als die Seeschifffahrt mit Saatgut die Tatigkeit der Seifenhersteller stark beeintrachtigte 1913 betrug die Produktion 180 000 Tonnen und wurde 1918 auf 52 817 Tonnen reduziert 1 Nach dem Krieg profitierten die Seifenfabriken von der fortschreitenden Mechanisierung Obwohl die Qualitat des Produkts durch die Verwendung der alten Verfahren erhalten blieb stieg die Produktion im Jahr 1938 auf 120 000 Tonnen Als der Zweite Weltkrieg ausbrach sicherte Marseille immer noch die Halfte der franzosischen Produktion aber die folgenden Jahre waren katastrophal Die Seife wurde zunehmend durch synthetische Waschmittel ersetzt und die Marseilleseifen Fabriken schlossen nach und nach 1 7 In der Region Marseille stellen nur noch vier Seifenfabriken Seife her wie sie vor Jahrhunderten hergestellt wurde und produzieren immer noch den beruhmten 600 Gramm Wurfel mit dem Namen der Seifenfabrik und der Erwahnung 72 Ol 8 Savonnerie Marius Fabre Savonnerie du Fer a Cheval Savonnerie du Midi Savonnerie le Serail Diese vier Seifenfabriken haben sich unter dem Label L Union des Professionnels du Savon de Marseille zusammengeschlossen und kampfen fur den Schutz und die Anerkennung der Savon de Marseille als echte Seife von Marseille fur die Respektierung eines traditionellen und authentischen jahrhundertealten Produkts 8 Weitere Hersteller echter Marseiller Seife sind Savonnerie de la Licorne La Savonnerie Rampal LatourDie Herstellung der Savon de Marseille BearbeitenDie Verseifung Bearbeiten Chemische Strukturformeln der Natriumsalze einzelner Fettsauren Beispiele Bestandteile von Savon de Marseille nbsp Natriumoleat das Natriumsalz der Olsaure nbsp Natriumpalmitat das Natriumsalz der Palmitinsaure nbsp Natriumstearat das Natriumsalz der Stearinsaure Marseiller Seife wird durch den chemischen Prozess einer Verseifungsreaktion hergestellt Dabei handelt es sich um die alkalische Hydrolyse von Fettsaureestern durch eine Base Die Fettsaureester werden in alkalischem Milieu durch die Base Natriumhydroxid NaOH gespalten Durch die Hydrolyse der Ester entstehen Glycerin und eine Mischung von Natriumcarboxylaten d h Natriumsalze von Fettsauren die in einer kondensierten Phase den reinigenden Effekt bei der Verwendung einer Seife bewirken Der Marseiller Prozess Bearbeiten Das Marseille Verfahren ist ein diskontinuierliches Verfahren zur Herstellung von Seife Es besteht aus mehreren Stufen 9 10 11 Maischen und Schleudern Bearbeiten In grossen Kesseln mit einem Volumen von 10 000 bis 40 000 Litern werden Soda Wasser und Ole vermengt und auf 120 bis 130 C erhitzt Die Verseifung beginnt Die hohe Temperatur dient zur Beschleunigung der Verseifungsreaktion Fette und Sodalosung sind nicht miteinander mischbar Um die Reaktion zu erleichtern wird ein Anteil Seife aus einer fruheren Herstellung hinzugefugt der zur Bildung einer Emulsion zwischen der oligen und der wasserigen Phase dient Die Mischung wird kontinuierlich geruhrt um die Emulsionsbildung zu unterstutzen Kochen Bearbeiten Um die Verseifung zu vervollstandigen wird die verbleibende Emulsion mehrere Stunden unter Zugabe von reinem Soda gekocht Entspannung und Reinigung Bearbeiten Die Seife wird fur 3 bis 4 Stunden mit Salzwasser gewaschen um die Seife zu neutralisieren und uberschussiges Soda zu entfernen Seife ist im Gegensatz zu Soda in Salzwasser sehr wenig loslich Es bildet sich ein Niederschlag der sich aus dem Reaktionsgemisch abscheidet Da die Seife in Salzwasser unloslich ist besteht der Vorgang des Aussalzens aus der Zugabe von Wasser und Meersalz wodurch das Glycerin und die salzhaltige Lauge vom Boden entfernt werden konnen Die Seife wird von etwas Wasser getrennt Weniger als 1 Glycerin das wahrend der Verseifung entsteht bleibt enthalten Das Glycerin wird als Nebenprodukt der Seifenherstellung aufgefangen Verflussigung Bearbeiten Der Teig wird zur Ruhe gebracht wobei er leicht aushartet Anschliessend wird er mit klarem Wasser gewaschen um uberschussiges Salz zu entfernen Anschliessend wird die Seife durch die Zugabe von weiterem Wasser wieder verflussigt Giessen und Trocknen Bearbeiten Die Seife liegt nun in Form einer sehr feinen Paste vor flussig und vollig frei von Soda und Salz Nach dem Dekantieren und Mischen Homogenisieren wird der Teig in rechteckige Kuhlbehalter aus Zement gegossen Der Teig hat eine Temperatur von 50 C bis 60 C Er verfestigt sich und bildet eine Seifenschicht mit der gewunschten Dicke Der erstarrte Seifenestrich wird mit einem Messer geschnitten und zum Trocknen in Regalen ausgelegt Stanzen Bearbeiten nbsp Savon de Marseille mit eingepragtem Olanteil Die Seifenwurfel werden in einer Formmaschine gepragt Sie konnen auch mit Stempeln aus Holz oder Messing per Hand markiert werden Die Savon de Marseille heute BearbeitenVerwendung Bearbeiten Die Savon de Marseille ist ein Reinigungsmittel das sich im taglichen Gebrauch seit Jahrhunderten vor allem fur Hande und Gesicht bewahrt hat Sie wird auch als Haushaltsreiniger und zum Waschewaschen verwendet Es gibt Flocken von Savon de Marseille zum Waschen Sie wird vor allem zum Waschen von Allergiker und Babywasche verwendet da sie keine allergenen Inhaltsstoffe enthalt Da die Seife Kleidermotten fernhalt und bakterizid ist trug sie im 19 Jahrhundert zum Ruckgang der Kindersterblichkeit bei 12 Die offizielle Definition Bearbeiten Savon de Marseille ist keine eingetragene Ursprungsbezeichnung sondern symbolisiert nur ein Herstellungsverfahren das seit Marz 2003 von der Generaldirektion Wettbewerb Verbraucherschutz und Betrugsbekampfung Direction generale de la Concurrence de la Consommation et de la Repression des fraudes DGCCRF unter der Schirmherrschaft des Finanzministeriums registriert ist Diese Methode stammt aus einem Code der einseitig vom franzosischen Verband der Reinigungs Pflege und Industriehygieneprodukte AFISE validiert wurde Dieser Code definiert die Herstellungsmethode basierend auf den vier historischen Stufen des Maischens Kochens der Glycerinfreisetzung des Waschens und der Verflussigung um eine glatte kristalline Phase von mindestens 63 Olsauren sicherzustellen Er definiert auch Einschrankungen bei der Benutzung von Fetten ausgenommen saure Ole ausser Olivenol Er lasst Talg zu dessen Qualitat der europaischen Verordnung EG Nr 1774 2002 uber in Kosmetika verwendete tierische Derivate unterliegt 13 Schliesslich beschrankt dieser Savon de Marseille Seifencode die Zusatzstoffe und schliesst insbesondere synthetische Tenside aus Die verwendbaren Zusatzstoffe mussen der EU Richtlinie 76 768 und anschliessend der Verordnung EG Nr 1223 2009 uber das Inverkehrbringen von Kosmetik Hygiene und Toilettenartikeln entsprechen Dieser Code unterscheidet die Qualitaten Savon de Marseille brut sans colorant sans parfum und sans additifs Es besteht also keine Verpflichtung Seife in Marseille herzustellen damit sie die Bezeichnung erhalten kann Der Name ist mit der sogenannten Marseiller Verseifungsmethode verbunden die durch den Leblanc Prozess der chemischen Herstellung von Natronlauge entwickelt wurde 14 Dieser Code ist sehr weit gefasst und ermoglicht dass eine grosse Anzahl von Seifen verschiedener Herkunft von dem Ruf der Savon de Marseille profitieren Infolgedessen sind China und die Turkei die grossten Seifenhersteller der Savon de Marseille Anerkennung als Herkunftsbezeichnung Bearbeiten Im Jahr 2015 hat die Association des Fabricants de Savon de Marseille AFSM einen Antrag auf Anerkennung als geschutzte geografische Angabe uber das franzosische Patent und Markenamt Institut national de la propriete industrielle an die Europaische Kommission gestellt damit der Name Savon de Marseille geschutzt wird 15 Siehe auch BearbeitenAleppo Seife Nabulsi SeifeWeblinks BearbeitenGeschichte ecosavon deEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k MuSaMa Le Musee du Savon de Marseille 1 rue Henri Foccia Marseille In Tourisme Marseille Carte Interactive amp Blog de decouverte de Marseille Abgerufen am 12 Januar 2019 franzosisch Pierre Larcher Les Mille et Une Nuits I Nuits 1 a 327 II Nuits 327 a 719 et III Nuits 719 a 1001 In Arabica Band 59 Nr 1 2 1 Januar 2012 ISSN 0570 5398 S 171 173 doi 10 1163 157005812X619014 JSTOR 41472223 franzosisch Buchbesprechung zu Band I 2005 und Band II und III 2006 Bibliotheque de la Pleiade Venezianische Seife In Brockhaus Kleines Konversations Lexikon 5 Auflage Brockhaus Leipzig 1911 S 907 Digitalisat zeno org Histoire du Savon de Marseille Abgerufen am 12 Januar 2019 Gerard Holtzinger Comprendre les produits d hygiene moussants Edilivre Saint Denis 2015 ISBN 978 2 332 96522 6 R Collier J Bellioud G Rambert Histoire du commerce de Marseille Hrsg Government publication Band 3 De 1480 a 1515 Plon Paris 1951 OCLC 605985748 L histoire du Savon de Marseille Savonnerie Marius Fabre abgerufen am 13 Januar 2019 a b Siegbert Mattheis Savon de Marseille Geschichte Hintergrunde Seifenfabriken Qualitat In ambiente mediterran de Abgerufen am 12 Januar 2019 Fabrication du Savon de Marseille In Fer a cheval Abgerufen am 12 Januar 2019 franzosisch Savon de Marseille son histoire Perle de Provence abgerufen am 13 Januar 2019 Fabrication La Savonnerie Marseillaise Abgerufen am 13 Januar 2019 Made in France il faut sauver le savon de Marseille In Le Point magazine 14 Juli 2013 abgerufen am 13 Januar 2019 franzosisch Savon de Marseille La Maison du Savon de Marseille abgerufen am 13 Januar 2019 Manuel Roche Pourquoi le Savon de Marseille n est il pas forcement marseillais In village justice com Abgerufen am 13 Januar 2019 franzosisch Datenbank durchsuchen European Commission abgerufen am 13 Januar 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Savon de Marseille amp oldid 243641600