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Die Marienburg ist eine Villa im heutigen Kolner Stadtteil Marienburg die 1844 45 errichtet wurde und ihre heutige Gestalt bei Umbauten in den Jahren 1891 92 und 1906 07 erhielt Sie ist namensgebend und war Ausgangspunkt fur die Entstehung dieses Stadtteils und Villenvorortes Die Marienburg steht als Baudenkmal unter Denkmalschutz 1 Marienburg 2017 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 2 1 Landsitz Marienburg 2 2 Marienburg als Restaurationsbetrieb 2 3 Villa Schutte 2 4 Villa Gerling 3 Brunnen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Marienburg Adresse Parkstrasse 55 liegt im aussersten Sudosten des Stadtteils auf einer gut 57 m u NHN messenden Anhohe inmitten einer 52 000 m umfassenden Parkanlage die von der Militarringstrasse im Sudosten bis zur Parkstrasse im Nordwesten reicht rund 180 m vom Rheinufer Oberlander Ufer entfernt Geschichte BearbeitenLandsitz Marienburg Bearbeiten nbsp Villa Marienburg um 1885 Die Marienburg zunachst als Landsitz Marienburg bezeichnet entstand 1844 45 als klassizistisches Land bzw Herrenhaus fur den Bauherrn Paul Joseph Hagen 1800 1868 einen Kaufmann Schiffsbestatter und Bodenspekulanten gemass einer stilistischen Zuschreibung nach einem Entwurf des befreundeten Architekten und vormaligen Stadtbaumeisters Johann Peter Weyer 1794 1864 Sie befand sich auf dem Gelande einer zum Rhein liegenden Anhohe des ehemaligen Galgenbergs der Gemeinde Rondorf das Paul Joseph Hagen gemeinsam mit umliegenden Ackerflachen im Oktober 1843 auf einer Versteigerung fur 2 700 Thaler vom Kirchenvorstand der Pfarrkirche zu Rodenkirchen erworben hatte Der Grundstuckskaufvertrag war mit der Verpflichtung verbunden hier innerhalb eines Jahres ein Gebaude mit Baukosten von mindestens 4 000 Talern zu errichten Gebaulichkeiten von wenigstens 4000 Thaler zu errichten 2 Das Grundstuck umfasste drei Flurstucke mit einer Flache von insgesamt 43 Morgen 236 Ruthen und 59 Fuss Gemeinsam mit der Marienburg liess Hagen einen zur Verpachtung vorgesehenen Wirtschaftshof bzw ein Ackergut errichten das sich im heutigen Bereich von Parkstrasse Unter den Ulmen 3 Kastanienallee mit der Ulmenallee als Hofzufahrt befand und im Geviert errichtete Okonomiebauten eine Pachterwohnung ein Backhaus eine Schmiede sowie angrenzende Baum und Gemusegarten umfasste Mit der Planung der Garten und Parkanlagen war der Gartenarchitekt Jacob Greiss 1800 1853 betraut Leiter des Botanischen Gartens und stadtischer Gartendirektor 4 586Stadtgeschichtlich gehort die Marienburg zu einer geringen Anzahl stattlicher Landhauser die in der Zeit der Rheinromantik in den 1830er und 1840er Jahren ausserhalb der noch bestehenden mittelalterlichen Stadtmauer von Koln in landschaftlich reizvoller Lage entstanden Im Zuge des seinerzeitigen Baubooms arbeitete Paul Joseph Hagen als einer der bedeutendsten Immobilienmakler und Bodenspekulanten der Stadt zur Abwicklung der Grundstucksgeschafte eng mit dem Bankier Wilhelm Ludwig Deichmann sowie mit Johann Peter Weyer nach dessen Ausscheiden als Stadtbaumeister 1843 44 zusammen Nachempfunden wurde die Marienburg dem Neuen Pavillon 1824 25 in Berlin Charlottenburg und besass als charakteristisches Merkmal eine umlaufende Balustrade im Dachbereich Anlass fur die Namensgebung des Landhauses war Hagens Tochter Anna Maria Jacobie Adelaide vermutlich in Verbindung mit dem ebenfalls ihm gehorenden und in Marienburg gelegenen Gut Alteburg 4 XVII1849 sah sich Paul Joseph Hagen aufgrund des Zusammenbruchs der Kolner Grundstuckspekulationen gezwungen das Gut Marienburg mitsamt einem Grossteil der umliegenden Landereien zu veraussern 4 586 Neuer Besitzer wurde das Bankhaus Sal Oppenheim das den Gutshof durch einen Okonomen bewirtschaften liess Im Februar 1868 erwarb Ernst Leybold 1824 1907 ein aus Rothenburg ob der Tauber stammender Kaufmann gemeinsam mit seinem aus dem thuringischen Frankenhausen stammenden Freund und Geschaftspartner Adolph Davignon die seinerzeit leerstehende Marienburg vom Bankhaus Sal Oppenheim einschliesslich einer 20 Morgen grossen Parkanlage und 60 Hektar Feldern bis zur Bonner Strasse reichend Leybold soll vermutlich im Jahr vor dem Erwerb bei einem Spaziergang auf die Marienburg und ihre Umgebung aufmerksam geworden sein 4 587 Daraufhin beschloss er von dort aus die Anlage einer Villenkolonie als Vorstadt mit den Vorzugen eines stadtischen Lebens und landlicher Umgebung zu planen die bis an den Ortsrand von Rodenkirchen reichen sollte Durch den Erwerb 80 weiterer Parzellen der auf Vermittlung eines auf dem Gut Alteburg lebenden Okonomen zustande kam erhielt Leybold ein entsprechendes Gebiet 4 XVIII 1871 wurde er mit dem Ankauf der Anteile von Avignon alleiniger Besitzer der Marienburg Es folgte eine umfassende Renovierung nach deren Abschluss Leybold sie 1874 mit seiner Familie bezog 4 587 Marienburg als Restaurationsbetrieb Bearbeiten nbsp Villa Marienburg nach dem Umbau von 1891 92 1892 93 Um 1879 zog Ernst Leybold aufgrund geringer Fortschritte bei der Realisierung seines Projekts einer Villenkolonie und dem sich als beschwerlich erweisenden langen Anfahrtsweg in die Stadt wieder nach Koln zuruck Die Marienburg fand eine neue Nutzung als gastronomischer Betrieb der auch Konzertveranstaltungen ausrichtete sich zu einem der beliebtesten Ausflugslokale der Kolner entwickelte und ab 1879 auch uber eine neu erbaute Pferdebahn sowie einen Raddampfer erreichbar war Als Eigentumer der Marienburg trat nunmehr nicht mehr Ernst Leybold sondern eine ihm jeweils anteilig gehorende sowie wechselnde Namen und Rechtsformen annehmende Immobiliengesellschaft auf zunachst die Immobiliengesellschaft Marienburg 1876 1879 die Aktiengesellschaft Marienburg Koln ab 1879 und spater die Kolnische Immobilien Gesellschaft ab 1892 4 588 Die zum ursprunglichen Ackergut Marienburg gehorenden Wirtschaftsgebaude fielen bis 1886 vollstandig bis 1907 08 weitgehend der weiteren Bebauung des Stadtteils zum Opfer 4 586 1890 wurde der schmale vom Rhein zur Villa fuhrende Weg befestigt 4 593Um 1890 wurde die Marienburg bei einem Brand teilweise zerstort woraufhin 1891 92 nach Planen des von der Aktiengesellschaft Marienburg Koln bevorzugt beauftragten Architekten Josef Crones 1848 1934 ein Wiederaufbau erfolgte Er nahm schlossahnliche Formen an ubertraf die vormalige Villa um ein Stockwerk einschliesslich giebelbekronter Mittelachse und wurde unter Erhalt von Details wie des Quaderputzes um neue erganzt darunter turmartige Eckerker an der Rheinseite und Verzierungen in Formen der Renaissance an der Mittelachse Die Marienburg diente jetzt ausweislich einer rheinseitig in grossen Lettern angebrachten Werbung als Hotel Pension fur die im Zuge des Wiederaufbaus beidseitig der bisherigen Villa eingeschossige Flugelbauten sowie ein grosser Festsaal und im Zentrum der Parkanlage ein Konzertsaal entstanden waren 4 589 Zu der Hotelanlage gehorten auch ein Kinderspielplatz Karussells und Schaukeln die zeitweise Ausgangspunkt eines Kirmesbetriebs waren 1898 erfuhr die Nordseite der Villa eine Erweiterung um einen langgestreckten Kuchenanbau 4 590 Villa Schutte Bearbeiten Im April 1906 verkaufte die Kolnische Immobilien Gesellschaft die Marienburg mit der umliegenden Parkanlage fur 590 000 Mark an den Fabrikanten Heinrich Schutte den zuvor in Bonn ansassigen Inhaber der Firma Alfred H Schutte Er liess sie in der Folge nach Planen des Bonner Architekten und koniglichen Baurats Anton Wingen weiter in Richtung eines Schlosses und einer der grossten Villen Kolns 5 30 umbauen und erweitern Die Veranderungen erfolgten nach dem Vorbild franzosischer Architektur Dem Kernbau wurden beidseitig zweigeschossige mansardgedeckte Flugel angefugt die mit Schmuckformen des Barock und des Empire gestaltet wurden Der Kernbau erhielt neu hinzugefugte Dekorationen Fenster und einen uberarbeiteten Giebel das Innere nahm zahlreiche Sale und Salons auf Die Ausfuhrung der Stuckdekurationen am Aussen und Innenbau ubernahm die Kolner Firma Hans Hunzinger Bildhauer Stuck und Fassadenausfuhrungen Der Hauseingang befand sich nunmehr an der Parkstrasse Im Zuge dieses erweiternden Umbaus der Marienburg entstanden auch eine zur Parkstrasse gelegene Einfriedung einschliesslich eines schmiedeeisernen Tors sowie ein davor aufgestellter Brunnen s u und zum Grundstuck Parkstrasse 61 hin ein Remisengebaude mit Stallungen sowie Wohnungen fur Kutscher und Gartner und ein Komplex aus Gewachshausern nebst Rosengarten 4 590 Zu den weiteren Baumassnahmen Heinrich Schuttes die noch 1906 07 umgesetzt wurden gehorte die Errichtung einer barocken festlichen 5 24 Treppenanlage mit Balustraden und Terrassen als neuer Zugang zur Villa 4 593 Villa Gerling Bearbeiten Nach Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Marienburg 1918 von der britischen Besatzungsmacht beschlagnahmt die sie fur ihren Oberkommandierenden beanspruchte 6 33 Im Zuge der Hyperinflation zu Beginn der 1920er Jahre verkaufte Heinrich Schutte das Anwesen am 22 November 1922 fur 41 Millionen Mark an Robert Gerling Generaldirektor des Gerling Konzerns der sie jedoch aufgrund der Beschlagnahme noch nicht nutzen konnte 4 593 6 43 Nachdem diese 1926 endete wurde die Marienburg als Privatdomizil Gerlings und seiner Familie grundlich saniert und geringfugig umgebaut Die Umbauten fuhrte die Kolner Firma H Pallenberg nach deren eigenen Entwurfen aus diese beinhalteten eine Entfernung fast aller Empire Dekorationen sowie ihre Ersetzung durch tonige Innenausbauten im Stil der deutschen Renaissance Nach Gerlings Tod 1935 verblieb die Villa im Besitz der Familie als deren Bewohner nach der Auswanderung oder durch die Teilnahme am Zweiten Weltkrieg bedingten Abwesenheit der Sohne ab 1942 43 nur noch der selbst im Kriegsdienst stehende Hans Gerling 1915 1991 mit seiner eigenen Familie ubrigblieb 6 55 4 594Bei den Bombenangriffen auf Koln im alliierten Luftkrieg wurde die Marienburg von einer Brandbombe die Parkanlage von einigen weiteren getroffen dabei das Dachgeschoss zerstort und spater nicht wiederhergestellt 4 585 6 55 Nach Kriegsende ubernahmen amerikanische Besatzungstruppen fur einige Wochen die Villa und entwendeten die noch vorhandenen Mobelstucke 6 57 Anschliessend bezog sie wieder Hans Gerling mit seiner Frau die die Wiederherstellung und den Ausbau des Gebaudes in Angriff nahmen 1952 eine Renovierung des Erdgeschosses 1954 der Schlafzimmer 1956 die Einrichtung eines Aufzugs und 1960 die eines Innenschwimmbads im Hanggeschoss unterhalb der alten Terrasse Architekten Hanns Koerfer Hans Menne und Horst Mattow 1968 wurde schliesslich der Dachbereich neu gestaltet und wieder mit den im Krieg zerstorten seitlichen Turmspitzen sowie in Anlehnung an die ursprungliche Villa mit einer Balustrade versehen 6 57 1969 entstand ein rund 100 m grosser glaserner Pavillon Anbau an der Westseite Die Inneneinrichtung der Privatraume erfolgte im Stil der 1960er Jahre und beinhaltete auch eine Sammlung moderner Kunst 6 59Auch Hans Gerlings Sohn Rolf 1954 wuchs auf der Marienburg auf Nach dem Tod von Hans Gerling und seiner Frau 1990 91 diente die Villa nach einer vollstandigen Renovierung seit 1992 als Managerschule und Corporate Home des Gerling Konzerns und spater der Talanx Gruppe bis Mitte 2020 mit der ehemaligen Remise als 25 Zimmer umfassendes Gastehaus und wurde von diesen gelegentlich fur offentliche Veranstaltungen bereitgestellt 4 594 7 6 71 In den Jahren 2019 und 2020 wurde die Aussenfassade grundlegend renoviert in diesem Rahmen wurde der Grunbewuchs am Gebaude weitgehend entfernt Die Eintragung der Marienburg in die Denkmalliste der Stadt Koln erfolgte am 4 Januar 1991 Brunnen Bearbeiten nbsp Brunnen vor der Marienburg 2010 Vor dem Haupteingang zur Marienburg steht ein Brunnen den Heinrich Schutte als seinerzeitiger Besitzer der Villa 1906 07 errichten liess Er zeigt in seinem Zentrum zwei sitzende und zwei stehende unbekleidete Kinderfiguren Putten fur die vermutlich Schuttes Tochter Modell standen Der Brunnen ist in der auf die Antike zuruckgehenden Bauform eines sogenannten Schalenbrunnens ausgefuhrt bei dem das Wasser hochgepumpt in einem Rohr in eine kleine Schale fliesst von der aus das Brunnenbecken gefullt wird Er steht seit dem 1 Juli 1980 als Baudenkmal unter Denkmalschutz 4 583 8 Siehe auch Kolner BrunnenLiteratur BearbeitenWolfram Hagspiel Koln Marienburg Bauten und Architekten eines Villenvororts Stadtspuren Denkmaler in Koln Band 8 2 Bande J P Bachem Verlag Koln 1996 ISBN 3 7616 1147 1 Band 1 S XVII XX 584 595 Wolfram Hagspiel Marienburg Ein Kolner Villenviertel und seine architektonische Entwicklung mit Fotografien von Hans Georg Esch J P Bachem Verlag Koln 2007 ISBN 978 3 7616 2012 0 S 24 31 Rolf Gerling Hrsg Die Marienburg Leben und Geist eines Hauses Gerling Akademie Verlag Munchen 2001 ISBN 3 932425 37 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Marienburg Koln Villa Sammlung von BildernEinzelnachweise Bearbeiten Denkmalliste der Stadt Koln Nummer A 5860 Werner Schafke Wolfgang F Meier Vom dreissigjahrigen Krieg ins preussische Jahrhundert Koln in der Neuzeit 2020 S 152 ehemals Ulmenallee a b c d e f g h i j k l m n o p q r Wolfram Hagspiel Koln Marienburg Bauten und Architekten eines Villenvororts Stadtspuren Denkmaler in Koln Band 8 a b Wolfram Hagspiel Marienburg Ein Kolner Villenviertel und seine architektonische Entwicklung a b c d e f g h Rolf Gerling Hrsg Die Marienburg Leben und Geist eines Hauses Noch immer der Diskretion verpflichtet Kolner Stadtanzeiger 8 August 2011 Denkmalliste der Stadt Koln Nummer A 219Normdaten Geografikum GND 4695105 2 lobid OGND AKS VIAF 241225509 50 900427 6 9815 Koordinaten 50 54 1 5 N 6 58 53 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marienburg Koln Villa amp oldid 223266588