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Margarete Baronesse von Wrangell 1 26 Dezember 1876jul 7 Januar 1877greg in Moskau 21 Marz 1932 in Hohenheim ab 1928 Furstin Andronikow war eine deutsche Agrikulturchemikerin mit deutschbaltischer Abstammung und die erste ordentliche Professorin an einer deutschen Hochschule Margarete von Wrangell 1905Signatur 1929 Inhaltsverzeichnis 1 Lehr und Studienzeit 2 Forschungsleistungen 3 Nachwirkung und Ehrungen 4 Schriften Auswahl 5 Anmerkungen Quellenangaben 6 Literatur 7 WeblinksLehr und Studienzeit BearbeitenMargarete von Wrangell war eine Tochter des russischen Generals Baron Karl Fabian von Wrangel 1839 1899 und seiner mit ihm verheirateten entfernten Verwandten Julie Ida Marie von Wrangel 1843 1927 2 Ihr Vater entstammte dem alteingesessenen deutsch baltischen Adelsgeschlecht Wrangel Wegen Dienstversetzungen des Vaters verbrachte Margarete ihre Kindheit in Moskau und Ufa spater in Reval heute Tallinn wo sie eine deutschsprachige Lehrerinnenschule besuchte Dort offenbarte sich ihre Begabung fur Mathematik und die naturwissenschaftlichen Facher Diese Schule schloss sie 1894 mit einem Lehrerinnendiplom und Auszeichnung ab Anschliessend gab sie mehrere Jahre lang Privatunterricht in Naturwissenschaften Ausserdem beschaftigte sie sich mit Malerei und schrieb Kurzgeschichten Der Besuch eines Botanikkurses an der Universitat Greifswald im Jahre 1903 wurde zum Wendepunkt ihres Lebens Ab Fruhjahr 1904 studierte sie als eine der ersten Studentinnen Naturwissenschaften an der Eberhard Karls Universitat Tubingen und in Leipzig und wurde 1909 an der Universitat Tubingen mit summa cum laude im Fachgebiet Chemie promoviert Das Thema ihrer Dissertation lautete Isomerieerscheinungen beim Formylglutaconsaureester und seinen Bromderivaten Es folgten wissenschaftliche Lehr und Wanderjahre 1909 arbeitete sie als Assistentin an der Landwirtschaftlichen Versuchsstation in Dorpat 1910 beteiligte sie sich an den Arbeiten von William Ramsay in London auf dem Gebiet der Radioaktivitat 1911 wurde sie Assistentin am Institut fur anorganische und physikalische Chemie an der Kaiser Wilhelm Universitat Strassburg und 1912 arbeitete sie mehrere Monate lang bei Maria Sklodowska Curie in Paris Ende des Jahres 1912 ubernahm sie die Leitung der Versuchsstation des Estlandischen Landwirtschaftlichen Vereins in Tallinn Ihre Hauptaufgabe bestand hier in der Kontrolle von Saatgut Futter und Dungemitteln Im Verlauf der russischen Oktoberrevolution wurde ihr Institut geschlossen sie selbst wurde von den Bolschewiki verhaftet doch im Fruhjahr 1918 wurde sie von den deutschen Soldaten befreit und reiste fur immer nach Deutschland aus Forschungsleistungen BearbeitenSeit dem Sommer 1918 arbeitete Margarete von Wrangell an der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Hohenheim seit 1920 als Leiterin des neu gegrundeten Instituts fur Pflanzenernahrung Ihre ersten wissenschaftlichen Versuche galten dem Verhalten der Phosphorsaure im Boden 1920 habilitierte sie sich an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim mit einer Arbeit uber Phosphorsaureaufnahme und Bodenreaktion In ihren Experimenten hatte sie beobachtet dass einige Pflanzenarten bei gleichzeitigem Vorhandensein von physiologisch sauren Dungemitteln die schwerloslichen Bodenphosphate relativ leicht in pflanzenverfugbare Verbindungen umwandeln konnen Basierend auf dieser Erkenntnis entwickelte Friedrich Aereboe das Dungungssystem Aereboe Wrangell das die deutsche Landwirtschaft weitgehend von importierten Rohphosphaten unabhangig machen sollte Durch die Propagierung dieses Dungungssystems das bei den Agrikulturchemikern zu einem heftigen Meinungsstreit fuhrte wurde der Name Margarete von Wrangell weit uber die Grenzen ihres Fachgebietes bekannt 1922 war Fritz Haber der wahrend des Ersten Weltkrieges die grosstechnische Synthese von Ammoniak aus dem Luftstickstoff am Physikalisch Chemischen Institut der Kaiser Wilhelm Gesellschaft zu Berlin entwickelt hatte auf Margarete von Wrangell aufmerksam geworden Er bemuhte sich sie als standige Mitarbeiterin fur sein Institut zu gewinnen Wrangell arbeitete ein Jahr lang in Berlin ging dann jedoch nach Hohenheim zuruck 1923 wurde sie gegen den Widerstand einiger Hohenheimer Professoren zur ordentlichen Professorin fur Pflanzenernahrungslehre an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim ernannt Mit finanzieller Unterstutzung der Reichsregierung erhielt sie ein eigenes Institut fur Pflanzenernahrung mit Laboratorien und einem Versuchsfeld Bis zu ihrem Tode leitete sie dieses Institut Das Verhaltnis zu ihren mannlichen Kollegen war zwiespaltig einige warfen ihr Arroganz vor andere bewunderten ihren Humor ihre Selbstironie und Freundlichkeit Wahrend dieser Zeit entfaltete Margarete von Wrangell eine fruchtbare Lehr und Forschungstatigkeit Im Mittelpunkt ihrer experimentellen Tatigkeit standen weiterhin Arbeiten zum Problem der Phosphatdungung vor allem methodische Untersuchungen zur Bestimmung der pflanzenverfugbaren Anteile der Bodenphosphate 16 Doktoranden fuhrte sie zur Promotion Neben ihren selbststandigen Schriften veroffentlichte sie Ubersichtsbeitrage in Handbuchern zahlreiche Aufsatze in Fachzeitschriften und auch mehrere praxisorientierte Arbeiten Verdienstvoll fur die deutsche Landbauwissenschaft war ihre Tatigkeit als Herausgeberin des Werkes Die Dungerlehre des fuhrenden sowjetischen Agrarwissenschaftlers Dmitri Nikolajewitsch Prjanischnikow Sie engagierte sich aber auch im Deutschen Akademikerinnenbund 1928 heiratete sie ihren Jugendfreund den Fursten Wladimir Andronikow Zwar war es damals in Deutschland noch nicht erlaubt dass Professorinnen verheiratet waren doch machte man fur sie eine Ausnahme Bereits funf Jahre spater im Alter von 55 Jahren verstarb sie an einem Nierenleiden Auf einem 1934 auf dem Gelande ihres Hohenheimer Instituts errichteten Gedenkstein ist der wissenschaftliche Leitspruch der Forscherin festgehalten Ich lebte mit den Pflanzen Ich legte das Ohr an den Boden und es schien mir als seien die Pflanzen froh etwas uber die Geheimnisse des Wachstums erzahlen zu konnen Nachwirkung und Ehrungen BearbeitenAusserhalb der Fachwelt bekannt wurde Margarete von Wrangells Leben und ihr wissenschaftliches Werk vor allem durch die nach ihrem Tode erschienene Biographie Margarethe von Wrangell Das Leben einer Frau 1876 1932 Aus Tagebuchern Briefen und Erinnerungen dargestellt von Furst Wladimir Andronikow Das Buch erschien erstmals 1935 erlebte mehrere Auflagen In der NS Zeit wurde eine Gruppe der Arbeitsgemeinschaft Nationalsozialistischer Studentinnen das weibliche Pendant zu den Kameradschaften in Tubingen nach Margarete von Wrangell benannt 3 In der Bundesrepublik Deutschland wurde Margarete von Wrangell zunachst von Frauenrechtlerinnen wiederentdeckt Inzwischen hat ihr aussergewohnliches Leben sie zu einer zentralen Personlichkeit in der modernen Frauen und Geschlechterforschung gemacht Seit 1970 wurden in zahlreichen Veroffentlichungen unterschiedliche Aspekte aus ihrem Leben und ihrem sozialen Umfeld eingehend beleuchtet Innerhalb der agrarhistorischen Genderforschung gehort sie langst zu den herausragenden Pionierinnen des Landbaus Zwei staatliche Forderungseinrichtungen tragen ihren Namen Eine 1992 von der Landesregierung Nordrhein Westfalen gegrundete Margarethe von Wrangell Stiftung e V die die Zusammenarbeit zwischen universitaren An Instituten und der mittelstandischen Wirtschaft fordert 4 und ein 1997 vom Wissenschaftsministerium Baden Wurttemberg aufgelegtes Margarete von Wrangell Programm fur Frauen das die Habilitation von qualifizierten Wissenschaftlerinnen fordert 5 Nach Margarethe von Wrangell benannte Strassenzuge befinden sich im Technologiepark Wolfgang in Hanau nahe der Universitat Hohenheim im Stuttgarter Ortsteil Steckfeld nahe der FH Westkuste in Heide sowie in Braunschweig und in Rheinbach Schriften Auswahl BearbeitenIsomerieerscheinungen beim Formylglutakonsaureester und seinen Bromderivaten Dissertation 1909 Digitalisat Einstiegsseite mit Link zum pdf publikationen uni tuebingen de 7 September 2015 Phosphorsaureaufnahme und Bodenreaktion Verlagsbuchhandlung Paul Parey Berlin 1920 Zugl Habilitationsschrift Landwirtschaftliche Hochschule zu Hohenheim 1920 Gesetzmassigkeiten bei der Phosphorsaureernahrung der Pflanze Verlagsbuchhandlung Paul Parey Berlin 1922 Die Dungerlehre Von D N Prjanischnikow Professor an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Moskau Nach der funften russischen Auflage herausgegeben von M von Wrangell Verlagsbuchhandlung Paul Parey Berlin 1923 Ernahrung und Dungung der Pflanzen In Handbuch der Landwirtschaft Herausgegeben von F Aereboe J Hansen und Th Roemer Verlagsbuchhandlung Paul Parey Berlin 1929 Bd 2 S 295 396 Autobiografie in Elga Kern Hrsg Fuhrende Frauen Europas Munchen 1999 1928 S 183 193Anmerkungen Quellenangaben Bearbeiten Ihr Vorname wird in der Literatur unterschiedlich geschrieben Sie selbst schrieb stets Margarete von Wrangell auch auf dem ihr gewidmeten Gedenkstein in Hohenheim ist ihr Name so eingraviert Durch die nach ihrem Tode erschienene Biographie ist sie als Margarethe von Wrangell bekannt geworden Otto Magnus von Stackelberg Genealogisches Handbuch der estlandischen Ritterschaft Bd 1 Goritz 1931 S 592 Universitat Tubingen 1938 39 Bericht und Reden Rede des Studentenfuhrers Hellmut Goerlich PDF Seite 12 von 69 Margarethe von Wrangell Stiftung e V Memento vom 19 Juli 2011 im Internet Archive Margarete von Wrangell Habilitationsprogramm fur FrauenLiteratur BearbeitenO Nolte Professor M Andronikow v Wrangell In Die Phosphorsaure Bd 2 1932 S 193 195 mit Bild Adolf Mayer Margarete von Wrangell Furstin Andronikow 31 Marz 1932 zu Stuttgart In Die Naturwissenschaften Jg 22 1932 S 322 324 Margarethe von Wrangell Das Leben einer Frau 1876 1932 Aus Tagebuchern Briefen und Erinnerungen dargestellt von Furst Wladimir Andronikow Albert Langen Georg Muller Verlag Munchen 1935 mehrere Auflagen u a Deuerlichsche Buchhandlung Gottingen 1950 zahlreiche Fotos Theodor Heuss Margarethe von Wrangell 1877 1932 In Deutsche Gestalten Studien zum 19 Jahrhundert 3 Auflage Verlag R Wunderlich Stuttgart 1951 S 479 486 PDF Ingeborg von Hubatius Himmelstjerna Daisy Aus dem Leben einer grossen Frau und Forscherin Margarethe von Wrangell Verlag Ensslin amp Laiblin Reutlingen 1957 Ruth Reichelt Margarethe von Wrangell Ihr Leben und Werk In Hauswirtschaftliche Bildung Jg 48 1974 S 182 190 mit Verzeichnis ihrer wissenschaftlichen Veroffentlichungen Renate Feyl Margarethe von Wrangell 1877 1932 In Der lautlose Aufbruch Frauen in der Wissenschaft Verlag Neues Leben Berlin 1981 2 Aufl 1982 S 166 177 Erna Hruschka Margarete von Wrangell In Mitteilungsblatt des Deutschen Akademikerinnenbundes Jg 63 1983 S 11 21 Carla Kramer Schlette Margarethe von Wrangell verheiratete Furstin Andronikow Professorin fur Agrikulturchemie 1877 1932 In Lebensbilder aus Schwaben und Franken Bd 15 1983 S 405 431 Schriftenverzeichnis und Bild Maja Riepl Schmidt Die blaublutige Professorin Margarete Daisy von Wrangell Furstin Andronikow In Maja Riepl Schmidt Wider das verkochte und verbugelte Leben Frauenemanzipation in Stuttgart seit 1800 Silberburg Verlag Stuttgart 1990 S 213 221 Ulrich Fellmeth Margarete von Wrangell die erste Ordinaria in Deutschland In Hohenheimer Themen Zeitschrift fur kulturwissenschaftliche Themen Herausgegeben von U Fellmeth und H Winkel Jg 7 1998 S 3 26 Sonderband Sripta Mercaturae Verlag St Katharinen 1998 Mathilde Schmitt Margarethe von Wrangell In Pionierinnen des Landbaus Herausgegeben von Heide Inhetveen und Mathilde Schmitt Heydorn Verlag Uetersen 2000 S 75 79 mit Bild Hans Peter Blume und Loit Raintam Die Bedeutung Margarete von Wrangells fur die Agrikulturchemie In Hohenheimer Bodenkundliche Hefte Heft 83 2007 S 95 123 Zur Geschichte der Bodenkunde herausgegeben von Hans Peter Blume amp Karl Stahr mit Bild und Schriftenverzeichnis Sonja M Schwarzl Wiebke Wunderlich Zum Beispiel Margarete von Wrangell In Nachrichten aus der Chemie 49 2001 S 824 825 doi 10 1002 nadc 20010490628 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Margarete von Wrangell Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Margarete von Wrangell im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Radiosendung uber Margarete von Wrangell im Bildungsfunk auf SWR2 Wissen Ulrich Fellmeth Margarete von Wrangell 1877 1932 publiziert am 19 April 2018 in Stadtarchiv Stuttgart Stadtlexikon Stuttgart Baltische Historische Kommission Hrsg Eintrag zu Wrangell Margarethe von In BBLD Baltisches biografisches Lexikon digital Margarete von Wrangell in der Deutschen Biographie Rudiger Soldt Im Krisenjahr 1923 Wie eine Chemikerin zur ersten deutschen Professorin wurde FAZ NET 28 Marz 2023Normdaten Person GND 118807927 lobid OGND AKS LCCN no2021141033 VIAF 25398911 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wrangell Margarete vonKURZBESCHREIBUNG deutsch baltische Agrikulturchemikerin und erste ordentliche Professorin in DeutschlandGEBURTSDATUM 7 Januar 1877GEBURTSORT MoskauSTERBEDATUM 21 Marz 1932STERBEORT Hohenheim Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Margarete von Wrangell amp oldid 239215329