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Der Muhlhauser Landgraben ist eine als Kulturdenkmal eingetragene Wallanlage im Nordwesten der Kreisstadt und ehemaligen Freien Reichsstadt Muhlhausen Thuringen Muhlhauser Landgraben im bunten HerbstlaubPlan zum Muhlhauser Landgraben Standort Eigenrieder Warte Muhlhauser Landgraben bei Bickenriede bei Nebel im November Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Beschreibung 3 Wartturme 4 Grenzsteine 5 Wanderung 6 Altere Muhlhauser Landwehr 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLage BearbeitenEr ist 26 km lang und reicht in einem Abstand von 8 bis 12 km zu Muhlhausen 1 von der Muhlhauser Hardt im Norden bis zum Guldenen Holz im nordlichen Hainich im Westen Er schloss in einem Viertelkreisbogen die Lucke zwischen der Sondershausen Schwarzburgischen Landwehr mit der Schwarzburger Warte bei Kleinkeula im Norden und der Landwehr der Thuringischen Grafen im Sudwesten Zu den im Suden und Osten angrenzenden befreundeten Wettinischen Gebieten waren keine Schutzbauten notwendig Eine historische Karte aus der Zeit um 1600 Holtz vom Chur Furstl Sachs Grentz Hause bis an den Landgraben nach der Eigenrodischen Warthe gibt detailliert Auskunft uber den geographischen Verlauf und die Bauwerke am Landgraben 2 Beschreibung BearbeitenDer Muhlhauser Landgraben wurde etwa ab 1350 als Doppel und Einfachgraben mit Knick angelegt und diente der Grenzbefestigung und dem Schutz des ehemaligen Konigsgutsbesitzes um Muhlhausen vor Raubritteruberfallen aus Niedersachsen Hessen und dem Eichsfeld Die Durchfahrten waren mit Schlagbaumen gesichert Uber weitere Warten und Kirchturme erfolgte die Signalubermittlung zwischen dem Landgraben und der Stadt Muhlhausen Das Turmsymbol fand Eingang in das Wappen von Lengefeld das am 20 September 1994 genehmigt wurde Der stilisierte Turm steht dort fur die Lengefelder Warte Bis 1808 wurde die Anlage unterhalten Bis dahin hatten die 19 Dorfer des Konigsgutsbezirkes zu deren Schutz der Muhlhauser Landgraben errichtet worden war fur Erhaltungsmassnahmen an Knick und Graben sowie an den Warten an die Stadt Muhlhausen ein Landwehr und Turmgeld zu zahlen Danach wuchs der bis heute erhalten gebliebene strukturreiche Hochwald auf der zu DDR Zeiten nicht genutzt wurde und auf weiten Strecken einen urwaldartigen Charakter angenommen hat Selbst nach 1992 wurden nur einzelne wertvolle Stamme herausgenommen Der 50 bis 100 m breite Waldstreifen setzt sich v a aus alten Rotbuchen und Stieleichen aber auch aus Esche Bergahorn Linden Feldahorn und anderen Baumarten zusammen Auch die Elsbeere ist nicht selten Der Muhlhauser Landgraben verbindet mehrere grossere Waldgebiete miteinander und dient daher der Biotopvernetzung Entlang des Muhlhauser Landgrabens wurden zwischen 1667 und 1669 143 Grenzsteine gesetzt von denen bis heute zahlreiche erhalten geblieben sind Sie weisen heute noch den Weg mit der Muhlhaue dem Hoheitszeichen der Freien Reichsstadt Muhlhausen auf der Vorderseite und dem Mainzer Rad des Kurmainzischen Furstentums Eichsfeld auf der Ruckseite Landgraben und Grenzsteine verliefen im Allgemeinen unmittelbar an der historischen Grenze entspricht auch den heutigen Gemarkungsgrenzen entlang eine Ausnahme stellte der Verlauf bei Eigenrieden dar Hier gibt es eine Abweichung zwischen der heutigen Gemarkungsgrenze und dem Verlauf des Landgrabens am Eigenrieder Tor Sudlich von Eigenrieden lauft er dann als einfacher Graben in sudlicher Richtung bis etwa zum Hohen Rode danach ist er nicht mehr erkennbar Die Grenzsteine befinden sich dagegen deutlich westlich an der heutigen Bundesstrasse 249 und weiter am Waldrand zur Diedorfer Gemarkung Einige Spuren und Quellenangaben deuten darauf hin dass weitere Abschnitte des Landgrabens im Osten und Suden des Stadtgebietes existiert haben so bei Obermehler Oppershausen Langula und Grossengottern Ebenso wird eine Verlangerung des Landgrabens sudlich von Eigenrieden uber Diedorf Heyerode und Hallungen angenommen 3 Weiter sudlich der Bundesstrasse 249 wird ein Landgraben am westlichen Waldrand des Hainichs vermutet der bis zum Grenzhaus Heyerode verlief und hier bereits zum Gebiet der Vogtei Dorla gehort haben muss Wartturme Bearbeiten nbsp Lengefelder Warte im Marz 2003Der Durchgang und Handel erfolgte nur an wenigen Strassendurchlassen mit den Warten den bewachten Torturmen von denen es noch auf Muhlhauser Territorium folgende gab Eigenrieder Warte Ziegenturm Dornaer Warte Lengefelder Warte Horsmarer Warte Eigenroder Warte fruher Schalcheroder Warte und Sollstedter Warte Im Wesentlichen erhalten geblieben ist die Lengefelder Warte an der heutigen Bundesstrasse 247 von der Eigenrieder und Eigenroder Warte sind nur noch die Stumpfe der Wartturme erhalten Auf einer alten Karte aus dem Jahr 1642 war die Eigenroder oder auch Hupstedter Warte als zweiturmige Warte dargestellt Das Baumaterial der meisten Turme bestand aus dem ortstypischen Muschelkalksteinen und war als Bruchsteinmauerwerk ausgefuhrt Der Einstieg zu den Turmen befand sich mehrere Meter oberhalb des Erdbodens Neben dem Turm gab es meistens noch ein Haus mit Nebengebauden Einige Warten waren auch mit einem Wall Graben System und einer Mauer umgeben Eine Besonderheit stellt die Sollstedter Warte im aussersten Nordosten des Muhlhauser Territoriums dar Hier befand sich unmittelbar ostlich des Muhlhauser Strassendurchlasses angrenzend die Schwarzburger Warte in einer kleinen Schwarzburger Exklave im Sachsen Gothaer Dorf Kleinkeula Von dieser Warte an der ehemaligen Schwarzburger Landwehr ist im Gelande noch eine ovale 4 m hohe Terrasse mit einer Flache von 33 39 m erkennbar um die ein tiefer Graben lauft 4 Welche dieser beiden Warten zuerst errichtet wurde ist nicht genau bekannt Die Schwarzburger Warte wurde ursprunglich auch Hohe Warte genannt und wurde bereits 1298 in einer Streitsache zwischen den Herren von Bodungen und dem Kloster Volkenroda als Hohwarte bei Kleinkeula erwahnt 5 Heute wird allgemein dieser gesamte Teil der Befestigung als Sollstedter Warte bezeichnet Eine Waldflur sudostlich von Hupstedt wird in modernen Karten ebenfalls noch als Hohe Warte bezeichnet Grenzsteine BearbeitenDer Landgraben bildete mit seinen ausseren Wehrelementen auch die Hoheitsgrenze zwischen der Freien Reichsstadt Muhlhausen und dem Kurmainzischen Eichsfeld Nach einem Streit im Jahr 1667 zwischen dem Kurfursten von Mainz und dem Oberamtmann in Heiligenstadt gegen den Rat von Muhlhausen uber den Grenzverlauf der Grenze wurde der Landgraben versteinert 6 Von den uber 100 noch erhalten gebliebenen Steinen erkennt man auf der Muhlhauser Seite die Muhlhaue und auf Eichsfelder Seite das Mainzer Rad Bei vielen Grenzsteinen ist noch das Jahr der Aufstellung 1667 erkennbar was darauf hindeutet dass die Versteinerung erst nach Errichtung des Landgrabens erfolgt ist Sudlich von Eigenrieden gibt es eine deutliche Abweichung zwischen dem Verlauf der Landwehr im Muhlhauser Stadtwald und den Grenzsteinen entlang der nach Sudwesten verlaufenden Bundesstrasse 249 Ganz im Osten bei der Sollstedter Warte bildete die Grabenanlage auch die kurze Grenze zur Sachsen Gothaer Exklave Kleinkeula und dem Schwarzburg Sondershauser Furstentum bei Keula Entlang dieses Grenzabschnittes findet man Grenzsteine zum Teil gestaffelt in mehreren Reihen mit unterschiedlichsten Hoheitszeichen darunter auch einen Dreiherrenstein nordlich von Sollstedt nbsp Grenzstein am Ziegenturm bei Dorna mit Muhlhaue nbsp Grenzstein am Landgraben zwischen Sollstedt und Hupstedt mit der Muhlhauser Haue nbsp Grenzstein bei Kleinkeula mit Gothaer Wappen nbsp Grenzstein unmittelbar an der Lengefelder Warte nbsp Grenzstein an der B 249 sudwestlich von Eigenrieden mit Mainzer RadWanderung BearbeitenUber einen Fusspfad ist der Muhlhauser Landgraben in seiner gesamten Lange zu erwandern Moglich sind u a Tageswanderungen vom Parkplatz an der Eigenrieder Warte bis zur Lengefelder Warte und zuruck bzw von der Lengefelder Warte bis zur Muhlhauser Hardt und zuruck An der Lengefelder Warte befindet sich auch eine Gaststatte mit Thuringer Speisenangebot Reizvoll sind Wanderungen Ende April wenn sich die Fruhjahrsbluher zu voller Pracht entfaltet haben und Mitte Oktober wenn Herbstlaub den Wald in bunte Farben hullt Altere Muhlhauser Landwehr BearbeitenDem im 14 Jahrhundert errichteten Landgraben ging eine altere Landwehr voraus die zunachst nur das unmittelbare Stadtgebiet umschloss Von dieser Landwehr sind keine Reste erhalten geblieben nur einige schriftliche Quellen deuten darauf hin so bei Popperode und Felchta 7 Daruber hinaus sind im Umfeld der Stadt zahlreiche Wartturme in Urkunden erwahnt so die Thinbergwarte bei Popperode die Forstbergwarte bei Saalfeld eine Oberdorlaer Warte die Heidewarte bei Dorna die Muhlhauser Warte bei Ammern und die Nutzingeroder Warte bei Pfafferode 8 Insgesamt waren ohne die Warten am Landgraben bis zu 23 Wartturme bzw auch zeitweilig genutzte Kirchturme bekannt die dem Schutz der Stadt Muhlhausen dienten Auch haben nicht alle Warten zur gleichen Zeit bestanden bzw baufallige Warten wurden unter einem anderen Namen neu errichtet Inwieweit die Wartturme der inneren Landwehr mit dem Landgraben in Verbindung standen ist nicht bekannt Literatur BearbeitenRolf Aulepp Der Muhlhauser Landgraben ein kulturgeschichtliches und landschaftlich wertvolles Bodendenkmal In Kulturbund der DDR Kreiskabinett Worbis Hrsg Eichsfelder Heimathefte Heft 2 Heiligenstadt 1979 S 110 122 Dierk Robke Der Muhlhauser Landgraben Das kleine Wanderbuch 26 S Muhlhausen Thuringen 2002 Hartmut Ulle Schutz vor Raubrittern In Thuringer Allgemeine 2 Januar 2007 S TCMZ 1 Rudolf Bemmann Der Muhlhauser Landgraben In Muhlhauser Geschichtsblatter 10 1909 10 S 14 ff Eberhard Born Die Geschichte der Lengefelder Warte Ein geschichtlicher Ruckblick im Wandel der Zeit seit 1367 Verlag Rockstuhl Bad Langensalza 2017 Rolf Aulepp Die mittelalterlichen Warten von Muhlhausen Thur In Eichsfelder Heimathefte 14 Jahrgang 1974 S 149 153 Regina Hornischer Die Horsmarer Warte am Muhlhauser Landgraben In Eichsfeld Bd 46 2002 S 134 135 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Muhlhauser Landgraben Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Landgraben Stadt Muhlhausen archiviert vom Original am 27 Februar 2021 abgerufen am 23 Januar 2022 Landgraben und Warten auf der Internetseite TP Projekte MuhlhausenEinzelnachweise Bearbeiten Dierk Robke Der Muhlhauser Landgraben Das kleine Wanderbuch S 1 Georg Pfutzenreuter Wo begann der Muhlhauser Landgraben In Eichsfelder Heimatzeitschrift 64 Jg 2020 Heft 11 12 S 320 324 Paul Grimm und Wolfgang Timpel Die ur und fruhgeschichtlichen Befestigungen des Kreises Muhlhausen In Eichsfelder Heimathefte Sonderausgabe Muhlhausen 1972 S 27 ff Paul Grimm und Wolfgang Timpel Die ur und fruhgeschichtlichen Befestigungen des Kreises Muhlhausen In Eichsfelder Heimathefte Sonderausgabe Muhlhausen 1972 S 62 Georg Pfutzenreuter Die Schwarzburger Warte Zur Grenzversteinerung an der ostlichen Eichsfeldgrenze In Eichsfeld Jahrbuch 28 Jg 2020 Mecke Druck und Verlag Duderstadt S 118 212 Steinerne Bodendenkmale In Eichsfelder Heimatstimmen 25 Jg 1981 Duderstadt S 83 Paul Grimm und Wolfgang Timpel Die ur und fruhgeschichtlichen Befestigungen des Kreises Muhlhausen In Eichsfelder Heimathefte Sonderausgabe Muhlhausen 1972 S 26 Levin von Wintzingeroda Knorr Die Wustungen des Eichsfeldes Verzeichnis der Wustungen vorgeschichtlichen Wallburgen Bergwerke Gerichtsstatten und Warten innerhalb der landratlichen Kreise Duderstadt Heiligenstadt Muhlhausen und Worbis O Hendel Gottingen 1903 S 96 ff Normdaten Geografikum GND 7534347 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Muhlhauser Landgraben amp oldid 237230194