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Dieser Artikel behandelt unter anderen die Todesopfer der Marzrevolution von 1848 Der historische Roman Marzgefallene Gereon Raths funfter Fall spielt 1933 Als Marzgefallene bezeichnet man die Todesopfer der Marzrevolution von 1848 in Wien und in Berlin Die Bezeichnung wurde fur weitere Ereignisse aufgegriffen unter anderem fur die Opfer des Kapp Putsches von 1920 in verschiedenen Stadten Ironisch wurde der Begriff fur die hunderttausenden Menschen verwendet die nach der Reichstagswahl im Marz 1933 die NSDAP Mitgliedschaft beantragten und fur die letzten 1960 zwangskollektivierten Landwirte in der DDR Inhaltsverzeichnis 1 Wiener Marzgefallene 1848 2 Berliner Marzgefallene 1848 3 Gefallene des Kapp Putsches 1920 4 Verwendung 1933 5 Verwendung ab 1960 in der DDR 6 Literatur 7 EinzelnachweiseWiener Marzgefallene 1848 BearbeitenIn Wien werden als Marzgefallene jene Opfer bezeichnet die bei der Demonstration am 13 Marz 1848 ums Leben kamen Der Demonstrationszug hatte bei der alten Universitat begonnen und fuhrte zum niederosterreichischen Landtag in der Wiener Herrengasse wo zwei Tage zuvor eine Petition mit liberalen Forderungen wie Veroffentlichung des Staatshaushaltes Offentlichkeit der Gerichtsverfahren und Pressefreiheit eingebracht worden war Als die Menschenmenge immer grosser wurde liess die Regierung Militar aufmarschieren Vermutlich ohne direkten Befehl wurden Schusse abgefeuert worauf Panik ausbrach Insgesamt kamen 35 Manner und Frauen ums Leben teils von Kugeln getroffen teils von der Menge erdruckt Die Toten wurden am 17 Marz in einem Massengrab auf dem Schmelzer Friedhof beigesetzt Weil die Toten verschiedene Konfessionen hatten wurden sie von katholischen evangelischen und judischen Geistlichen ausgesegnet Mit den Schussen des 13 Marz war die Revolution in Osterreich ausgebrochen noch am selben Abend musste Staatskanzler Metternich zurucktreten am folgenden Tag wurde die Bildung von Nationalgarden bewilligt und die Zensur aufgehoben am 15 Marz auch ausdrucklich Pressefreiheit sowie eine Verfassung versprochen Letztere wurde am 25 April 1848 verkundet Pillersdorfsche Verfassung Berliner Marzgefallene 1848 Bearbeiten nbsp Ernst Zinna und Heinrich Glasewaldt auf der Barrikade Ecke Jager Friedrichstrasse Federlithographie von Theodor Hosemann 1848 nbsp Ehrenwache des Reichsbanners 1932 vor dem Friedhof der Marzgefallenen nbsp Aufbahrung der Marzgefallenen Gemalde von Adolph Menzel 1848In Berlin werden als Marzgefallene jene Opfer bezeichnet die im Barrikadenkampf gegen die Truppen des preussischen Konigs Friedrich Wilhelm IV fielen Sie kampften am 18 und 19 Marz 1848 fur demokratische Rechte wie Rede und Versammlungsfreiheit Pressefreiheit und Wahlrecht Nach einer Untersuchung von Ruth Hoppe und Jurgen Kuczynski sind die Namen von 270 Marzgefallenen bekannt Die Mehrheit der Opfer waren Handwerker darunter 13 Lehrlinge 115 Gesellen und 29 Meister 52 der Opfer waren Arbeitsleute das heisst Arbeiter 34 Dienstboten 15 Opfer waren von gebildetem Stand 4 der Opfer waren adlig Unter den Opfern gab es 11 Frauen 4 Kinder und 6 Jugendliche unter 18 Jahren Das jungste Opfer war nach dieser Zusammenstellung ein 12 jahriger Junge das alteste ein 74 jahriger Tafeldecker jedoch waren die meisten Opfer zwischen 22 und 26 Jahren Die offentliche Trauerfeier fur 183 Revolutionare fand am 22 Marz unter grosser Anteilnahme der Bevolkerung auf dem Gendarmenmarkt statt Der Trauerzug pausierte danach auf dem Schlossplatz wo das Konigspaar den Toten die letzte Ehre erweisen musste Auf einen Ruf hin nahm der Konig sogar seine Mutze ab Anschliessend wurden die Gefallenen auf dem speziell dafur angelegten Friedhof der Marzgefallenen beerdigt Der Friedhof befand sich damals vor den Stadtmauern heute ist er ein Teil des Volksparks Friedrichshain Weitere Opfer die spater ihren Verletzungen erlagen wurden in den nachsten Wochen beigesetzt insgesamt liegen 254 Marzgefallene auf dem Friedhof Adolph Menzel hielt die Aufbahrung auf dem Gendarmenmarkt in seinem Gemalde Aufbahrung der Marzgefallenen fest Der Dichter Ferdinand Freiligrath errichtete den Marzgefallenen durch sein Revolutionsgedicht Die Todten an die Lebenden ein literarisches Denkmal Literatur Jung s Rede am Grabe der am 18 und 19 Marz gefallenen Kampfer Gehalten am 22 Marz 1848 Gotte Braunschweig 1848 Goethe Universitat Namens Verzeichniss der am 18 und 19 Marz in Berlin Gefallenen In Julius Lasker Friedr Gerhard Des deutschen Volkes Erhebung im Jahre 1848 sein Kampf um freie Institutionen und sein Siegesjubel Friedrich Gerhard Danzig 1848 S 567 ff Scan 631 ff MDZ Reader Wilhelm Liebknecht Zum 18 Marz und Verwandtes Worlein Nurnberg 1893 SLUB Digitalisat Ruth Hoppe Jurgen Kuczynski Eine Berufs bzw auch Klassen und Schichtenanalyse der Marzgefallenen 1848 in Berlin In Jahrbuch fur Wirtschaftsgeschichte Jahrgang 1964 Teil IV Manfred Hettling Das Begrabnis der Marzgefallenen 1848 in Berlin In ders Paul Nolte Hrsg Burgerliche Feste Symbolische Formen politischen Handelns im 19 Jahrhundert Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1993 S 95 123 Peter Brandt u a Die gescheiterte Revolution In Peter Brandt Preussen zur Sozialgeschichte eines Staates Eine Darstellung in Quellen Rowohlt Reinbek 1981 ISBN 3 499 34003 8 S 196 221 Preussen Versuch einer Bilanz 3 Christoph Hamann Marzgefallene Anmerkungen zur publizistischen Praxis einer politischen Bezeichnung 1848 1898 In Forum interdisziplinare Begriffsgeschichte FIB 12 Jg 2023 S 47 63 Gefallene des Kapp Putsches 1920 Bearbeiten nbsp Denkmal der Marzgefallenen in Weimar Walter Gropius 1922 In Weimar wurden wahrend des Kapp Putsches neun streikende Arbeiter bei einer Kundgebung am 15 Marz 1920 von Putschisten erschossen Diese Marzgefallenen wurden auf dem Historischen Friedhof Weimar bestattet und erhielten dort am 1 Mai 1922 ein Denkmal in Form eines aus der Erde emporstrahlenden Blitzes aus Beton Schopfer dieses Denkmals der Marzgefallenen war der Bauhaus Direktor Walter Gropius Im Februar 1936 wurde das Denkmal durch die Nationalsozialisten zerstort Auch in anderen Orten der Region gab es Opfer fur die spater Monumente errichtet wurden so zum Beispiel in Eisenach ein Denkmal fur die Marzgefallenen ein ebensolches in der kleinen Gemeinde Mechterstadt sowie eines fur zwei Marzgefallene auf dem Neuen Friedhof in Ohrdruf Verwendung 1933 BearbeitenIm Verlauf der Machtubergabe an die Nationalsozialisten und hier besonders nach der Reichstagswahl Marz 1933 kam es zu zahlreichen Eintritten in die NSDAP nicht zuletzt von Beamten und staatlichen Angestellten denen die Mitgliedschaft bis dahin verboten war Viele der Antragsteller erhofften sich vom Beitritt berufliche Vorteile oder befurchteten berufliche Nachteile z B Entlassung wenn sie nicht NSDAP Mitglied waren Diese Neumitglieder denen alte Kampfer Opportunismus unterstellten wurden als Marzgefallene oder Marzveilchen verspottet Um ihren Einfluss klein zu halten erliess die NSDAP am 19 April 1933 eine Aufnahmesperre mit Wirkung zum 1 Mai 1933 von der bestimmte Gruppen so z B Mitglieder von SA oder SS ausgenommen waren Diese Sperre wurde erstmals nach vier Jahren mit mehreren Anderungen gelockert Es wurde aber auch eine dreimonatige Parteianwarterschaft eingefuhrt Daraufhin kam es zu einer grossen Eintrittswelle in die NSDAP Von Juni 1937 bis Juni 1938 traten 2 1 Millionen Personen in die Partei ein 1 Endgultig aufgehoben wurde die Sperre am 10 Mai 1939 Literatur Jurgen W Falter Die Marzgefallenen von 1933 Neue Forschungsergebnisse zum sozialen Wandel innerhalb der NSDAP Mitgliedschaft wahrend der Machtergreifungsphase In Geschichte und Gesellschaft Band 24 1998 S 595 616 Cornelia Schmitz Berning Marzgefallene In dies Vokabular des Nationalsozialismus Walter de Gruyter Berlin New York 2000 S 399 Verwendung ab 1960 in der DDR BearbeitenNachdem die letzten selbststandigen Landwirte in den ersten Monaten des Jahres 1960 zwangsweise kollektiviert und zum Eintritt in die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften gezwungen worden waren wurde in einigen Gegenden der DDR Marzgefallene eine Selbstbezeichnung der unfreiwilligen Genossenschaftsbauern Diese boykottierten in der Folge vielfach die Betriebe indem sie in der LPG moglichst langsam arbeiteten und gleichzeitig ihre ganze Energie auf die ihnen weiter zustehenden 0 5 ha Personliche Hauswirtschaft verwendeten 2 Literatur BearbeitenHans Hattenhauer Kampf um ein Geschichtsbild Die Marzgefallenen In Thomas Stamm Kuhlmann Jurgen Elvert Birgit Aschmann Jens Hohensee Hrsg Geschichtsbilder Festschrift fur Michael Salewski zum 65 Geburtstag Historische Mitteilungen Beiheft 47 Franz Steiner Stuttgart 2003 ISBN 3 515 08252 2 S 369 380 Einzelnachweise Bearbeiten Juliane Wetzel Die NSDAP zwischen Offnung und Mitgliedersperre In Wolfgang Benz Hrsg Wie wurde man Parteigenosse Die NSDAP und ihre Mitglieder Fischer Frankfurt am Main 2009 ISBN 3 596 18068 6 S 74 80 Jens Schone Die Landwirtschaft der DDR 1945 1990 Landeszentrale fur politische Bildung Thuringen 2005 S 38 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marzgefallene amp oldid 236370034