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Das Linz Donawitz Verfahren LD Verfahren englisch basic oxygen process BOP auch als Sauerstoffaufblasverfahren bekannt ist eine Produktionsmethode zur Stahlerzeugung durch Umwandlung von kohlenstoffreichem Roheisen in kohlenstoffarmen Stahl dem sogenannten Frischen Einer der zwei ersten produktiv eingesetzten LD Tiegel von 1952 aus dem VOEST Werk Linz 120 Tonnen schwer steht heute im Technischen Museum Wien Mit dem LD Verfahren werden derzeit 72 der Weltrohstahlproduktion hergestellt Stand 2013 1 Stahlwerke nach diesem Verfahren konnen lizenzfrei betrieben werden da alle wichtigen Patente abgelaufen sind Benannt ist es nach den beiden osterreichischen Stahlwerken Linz Oberosterreich und Donawitz Steiermark deren Ingenieure den Prozess entwickelt haben Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Entstehung 2 1 Vorentwicklungen 2 2 LD Verfahren 3 Bezeichnung 4 Auszeichnung 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBeschreibung Bearbeiten nbsp Prinzip des LD KonvertersBeim LD Verfahren wird ein basisch ausgekleideter Konverter der so genannte LD Konverter mit flussigem Roheisen einem Kuhlmittel Schrott oder Eisenschwamm insgesamt ca 20 2 und Kalk oder Dolomit als Schlackenbildner beschickt Danach wird durch eine ausfahrbare wassergekuhlte Lanze reiner Sauerstoff von oben auf die Eisenschmelze geblasen Daher wird das LD Verfahren auch als Sauerstoffaufblasverfahren bezeichnet nbsp Befullen eines KonvertersDie heftige Verbrennung Oxidation der Eisenbegleiter sorgt fur eine Durchwirbelung der Schmelze und eine starke Temperaturzunahme Zur besseren Durchmischung und Herabsetzung des Wasserstoffpartialdrucks wird Argon durch Dusen im Boden eingeblasen Die Loslichkeit des Wasserstoffs ein Stahlschadling in der Schmelze wird herabgesetzt Dieser gast aus was die Bildung sogenannter Wasserstofffallen im spateren Werkstuck verhindern soll Wahrend des Frischprozesses nehmen die Gehalte von Kohlenstoff Silizium Mangan Schwefel und Phosphor stetig ab da diese mit dem zugegebenen Gesteinsmehl verschlackt werden Die Blasdauer betragt zwischen 10 und 20 Minuten und wird so gewahlt dass die gewunschte Entkohlung und die Verbrennung bzw Oxidation der unerwunschten Beimengungen erreicht wird Die verbrannten Eisenbegleiter entweichen als Gase oder werden durch zugesetzten gebrannten Kalk in der flussigen Schlacke gebunden Wahrend des Konverterprozesses entsteht Kohlenstoffmonoxid CO durch die Oxidation des Kohlenstoffs das in Form von Blasen in der Schmelze aufsteigt Da der Kohlenstoffgehalt der Schmelze zu Beginn des Konverterprozesses noch am hochsten ist lauft die Entkohlungsreaktion zu diesem Zeitpunkt am starksten ab Die CO Blasen steigen auf und sorgen fur ein Aufschaumen der Schlacke 3 Wahrend des Stahlerzeugungsprozesses im Konverter kann der Abstand der wassergekuhlten Sauerstofflanze zur Stahlbad und Schlackenoberflache variiert werden Die Lanzenstellung beeinflusst u a die Starke der Konvektion im Stahlbad das Aufschaumen der Schlacke und hat ausserdem einen Einfluss auf den Verschleiss der feuerfesten Ausmauerung des Konverters Auch die Sauerstoffmenge die pro Zeitspanne auf das Bad geblasen wird Sauerstoffdurchflussrate ist einstellbar Das wahrend der Entkohlungsphase entstehende Kohlenstoffmonoxid kann zur spateren Energiegewinnung genutzt werden Um ein Entweichen des Gases und eine Reaktion des Kohlenstoffmonoxids zu Kohlenstoffdioxid zu vermeiden wird der Konverter moglichst gut zur Umgebungsatmosphare abgedichtet Das Stahlbad wird mit einer Temperatur von mehr als 1600 C bis zu heute moglichen 1750 C durch das Abstichloch in eine Pfanne abgestochen Beim Abstich kann die Zugabe von Desoxidationsmitteln und Legierungsstoffen erfolgen Danach wird die Schlacke uber den Konverterrand abgegossen Der Rohstahl kann anschliessend einer sekundarmetallurgischen Behandlung zugefuhrt werden Nach einem Konverterprozess wird haufig ein Schlackenrest im Konverter belassen Dieser kann als Basis fur die Verschlackungsreaktionen der nachsten Konvertercharge verwendet werden Eine weitere Moglichkeit ist es die im Konverter verbliebene Restschlacke zum sogenannten Slag Splashing 4 zu nutzen Hierbei wird die Schlacke durch das Einblasen von Stickstoff durch die Lanze im Konverterinnenraum verteilt Ziel dabei ist es eine Schutzschicht auf der Konverterausmauerung zu bilden und hierdurch eine hohere Lebensdauer zu erreichen Die bisher erreichte Konvertergrosse ist 380 t ThyssenKrupp Stahl Duisburg Bruckhausen Ein wesentliches technisches Problem war anfangs die Beseitigung des braunen Rauchs Eisen Fe das bei der hohen Reaktionstemperatur verdampft und als FeO aus dem Konverter entweicht der weithin sichtbar war und ein Hindernis fur die weltweite Verbreitung des LD Verfahrens gewesen ware das Problem wurde jedoch technisch gelost Entstehung BearbeitenVorentwicklungen Bearbeiten Im Jahre 1928 wurde der Schweizer Robert Durrer Professor fur Eisenhuttenwesen an der Technischen Hochschule in Berlin Charlottenburg wo er seine grundlegenden Forschungen und Versuche uber den Ersatz von Luft durch reinen Sauerstoff begann 5 Zwischen 1936 und 1940 hatte der aus Estland stammende inzwischen zum US amerikanischen Staatsburger gewordene Georg Otto Lellep 1884 1975 in der Gutehoffnungshutte die Gelegenheit Versuche im Herdofen und im Konverter unter Verwendung von konzentriertem Sauerstoff zu machen 6 Dabei wurden vorgeschmolzene Kalkferrite zur Vorverlegung der Entphosphorung sowie von unten angewendete Sauerstoffdusen erprobt Beides machte Probleme und liess keine sichere Reproduzierbarkeit zu 7 Da das Reichswirtschaftsministerium des Dritten Reiches nach Lelleps im Ausland angelegter Alterssicherung trachtete 8 zog Lellep wieder in die USA und die Versuche wurden nicht fortgefuhrt 7 Durrer kehrte 1943 in die Schweiz zuruck wo ihm die Oberleitung der Metallurgischen Betriebe aller Werke der von Roll schen Eisenwerke A G und die Leitung des Werkes Gerlafingen ubertragen wurde und er einen neugeschaffenen Lehrstuhl fur Eisenhuttenkunde an der ETH Zurich besetzte 5 Auf seine Veranlassung wurden 1948 im Werk Gerlafingen Versuche durchgefuhrt wobei erstmals in einem basischen 2 t Kleinkonverter reiner Sauerstoff durch eine wassergekuhlte Duse auf Roheisensorten verschiedener Zusammensetzung aufgeblasen wurde H Hellbrugge berichtete uber die Versuche 7 und Durrer regte an die Arbeiten in Linz weiterzufuhren 9 LD Verfahren Bearbeiten Das LD Verfahren wurde in Osterreich ab Juni 1949 bei der VOEST in Linz bis zur Betriebsreife entwickelt Die Versuche in einem 2 5 t Konverter dauerten vom 3 bis zum 25 Juni bis sich schliesslich unter Beteiligung von Theodor Eduard Suess und Rudolf Rinesch ein Erfolg einstellte Es wurde dann eine grosse Versuchsreihe mit einem 5 t Konverter in Donawitz und einem 15 t Gefass in Linz durchgefuhrt 10 Die Erfindung Rineschs fuhrte u a zu seiner Dissertation uber Das LD Verfahren die wegen des darin enthaltenen Know hows lange Zeit unter Verschluss gehalten wurde Herbert Trenkler wirkte als Huttendirektor massgeblich an der Neuentwicklung mit Aufgrund der viel niedrigeren Produktionskosten orientierte sich die VOEST am 9 Dezember 1949 neu zum LD Verfahren das durch Tests und Kostenrechnungen uberzeugt hatte Dr Richter Brohm der allein verantwortliche Verwalter der VOEST entschied aufgrund dieser Fakten die Stahlerzeugung in Linz auf eine vollig neue Basis zu stellen und ein Sauerstoffaufblas Konverterstahlwerk zu bauen Im Oktober 1950 erfolgte die Auftragsvergabe fur das erste LD Stahlwerk und am 27 November 1952 wurde die Produktion aufgenommen 11 Am 31 August 1949 wurde die Erfindung angemeldet und am 15 Dezember 1950 dafur das Osterreichische Patent AT168589 erteilt Das LD Verfahren loste das vorher ubliche Siemens Martin Verfahren SM Verfahren und das altere Thomas Verfahren ab Bezeichnung BearbeitenDie Herkunft der Abkurzung LD ist ungeklart Heute wird sie meist von den Produktionsstandorten Linz und Donawitz 9 abgeleitet an denen das Verfahren zur Produktionsreife gebracht wurde Eine alte seltener verwendete Bezeichnung ist auch Linzer Dusenstahl 12 13 da der Sauerstoff uber spezielle hitzeunempfindliche Dusen eingeblasen wird Eine andere mogliche Herkunft stellt Linz Durrer 9 dar da Durrer entscheidende Vorarbeit geleistet hatte Er war allerdings der Meinung gewesen der Sauerstoffstrahl musse tief nach Art eines festen Korpers eingeblasen werden was aber am Ende erfolglos blieb weil sich keine reaktionsfahige Schlacke bildete Hingegen fuhrte das nicht tiefe Ein bzw Aufblasen des Sauerstoffs rasch zu einer sehr heissen Reaktionszone und flussigen Schlacke was letztlich dem LD Verfahren zum Durchbruch verhalf Die Begriffe nicht tief und tief einblasen sind wegen fehlender Mass oder Bereichsangaben patentrechtlich unklar Dies war der Grund weshalb ein US amerikanisches Gericht zwischen der Patentinhaberin und der US Klagerin letztlich zu Gunsten der Klagerin entschied und das US Patent fur ungultig erklarte weil es keine klare Lehre zum technischen Handeln enthalte Eine Weiterentwicklung des LD Verfahrens ist das LD AC Verfahren A steht fur die ARBED in Luxemburg C fur das Centre National de Metallurgique in Luttich Dabei wird Kalkstaub zusammen mit dem Sauerstoff durch die Blaslanze auf das Metallbad geblasen Auszeichnung Bearbeiten1959 wurden Otwin Cuscoleca Felix Grohs Hubert Hauttmann Fritz Klepp Wolfgang Kuhnelt Rudolf Rinesch Kurt Rosner und Herbert Trenkler als Erfinder des LD Verfahrens mit dem Karl Renner Preis ausgezeichnet 14 15 Siehe auch BearbeitenAOD VerfahrenWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Linz Donawitz Verfahren Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Roman Sandgruber Das LD Verfahren erobert die Welt In ooegeschichte at Virtuelles Museum Oberosterreich abgerufen am 7 August 2022 Bericht zur Entstehung des LD Verfahrens expedition voestalpine Linz amp Donawitz ein Verfahren schreibt Geschichte Die Geschichte des Linz Donawitz Verfahrens PDF 3 6 MB voestalpine 44 seitige Broschure uber Ursprunge Anfange und Auswirkungen des LD Verfahrens LD Stahl PDF 7 5 MB 51 Seiten Zeitschrift des Osterreichischen Stahlbauvereines 3 Jahrgang Heft 2 1957 Einzelnachweise Bearbeiten stahl online de Memento des Originals vom 13 Dezember 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www stahl online de bdsv org Memento des Originals vom 2 April 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www bdsv org PDF Helmut Burghardt Gerd Neuhof Stahlerzeugung Hrsg Hans Joachim Eckstein 1 Auflage VEB Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie Leipzig 1982 S 68 75 Michael Degner u a Stahlfibel Hrsg Stahlinstitut VDEh Verlag Stahleisen GmbH Dusseldorf 2007 ISBN 978 3 514 00741 3 S 53 59 a b Schweizerische Bauzeitung Wochenschrift fur Architektur Ingenieurwesen Maschinentechnik Band 83 1965 S 858 Gunter Bauhoff Lellep Otto In Neue Deutsche Biographie NDB Band 14 Duncker amp Humblot Berlin 1985 ISBN 3 428 00195 8 S 179 Digitalisat a b c Stahl und Eisen Band 73 Verein Deutscher Eisenhuttenleute A Bagel 1953 S 7 Helmut Heiber Hrsg Akten der Partei Kanzlei der NSDAP Register Band 1 Oldenbourg Verlag 1983 ISBN 978 3 486 49641 3 S 472 Akt 14120 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b c Metallurgie und Giessereitechnik Bande 1 2 Verlag Technik 1951 S 173 Stahl und Eisen Zeitschrift fur das Deutsche Eisenhuttenwesen Band 72 1952 S 993 Herbert Hiebler Wilfried Krieger Prof Dr mont Herbert Trenkler zum 100 Geburtstag In Berg und Huttenmannische Monatshefte BHM Bd 152 2007 Heft 11 S 378 380 hier S 378 doi 10 1007 s00501 007 0332 7 Osterreichische Bauzeitschrift Organ der Fachgruppen fur Bauwesen der osterreichischen Ingenieur und Architekten Vereines und der stadtischen Pruf und Versuchsanstalt fur Bauwesen Wien Bande 11 12 Springer Verlag in Wien 1956 S 25 Tatigkeitsbericht des osterreichischen Gewerkschaftsbundes OGB 1956 S U 46 Wiener Rathauskorrespondenz 12 Dezember 1959 Blatt 2461 Wiener Rathauskorrespondenz 23 Janner 1960 Blatt 114 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Linz Donawitz Verfahren amp oldid 236838955