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Wilhelm Heinrich Heinz Friedrich Max Richter Brohm 9 Januar 1904 in Kehl 12 April 1994 in Friedrichsdorf war ein deutscher Jurist Verwaltungsbeamter und Manager der Automobilindustrie Richter Brohm war unter anderem von 1933 bis 1934 in leitender Position beim Geheimen Staatspolizeiamt Gestapa in Berlin und von 1957 bis 1960 Vorstandsvorsitzender von BMW Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend und Ausbildung 1 2 Zeit des Nationalsozialismus 1 3 Nachkriegskarriere 2 Schriften 3 Archivalien 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJugend und Ausbildung Bearbeiten Richter Brohm war der Sohn des preussischen Majors Richter Durch die zweite Heirat seiner Mutter wurde er Adoptivsohn des Generalmajors Adolf Brohm 1854 1922 1 Nach dem Besuch von Vorschulen in Metz und Kiel sowie des Gymnasiums Ernestinum zu Gotha das er zu Ostern 1922 mit dem Reifezeugnis verliess studierte er bis zum Sommersemester 1925 Staats und Rechtswissenschaften an den Universitaten Gottingen Marburg und Lausanne 2 Wahrend seines Studiums in Marburg wurde Richter Brohm 1923 Mitglied des Corps Rhenania Strassburg zu Marburg 3 Zu seinen Corpsbrudern zahlte unter anderem der damals ebenfalls in Marburg studierende Rudolf Diels der spatere erste Chef der Geheimen Staatspolizei Gestapo 4 Als Student gehorte er seiner Personalakte beim Justizministerium zufolge zeitweise ausserdem der Deutschvolkischen Freiheitspartei an Am 17 und 20 Marz 1926 bestand Richter Brohm in Kassel die erste juristische Staatsprufung mit dem Pradikat ausreichend um anschliessend den juristischen Vorbereitungsdienst im Bezirk des Kammergerichts zu beginnen Wahrend dieser Zeit promovierte er in Marburg beim spateren Reichsjustizminister Johann Viktor Bredt uber das Thema Die Verschwiegenheitspflicht des Beamten zum Dr jur Das Doktordiplom vom 10 November 1927 tragt das Pradikat rite Nachdem er am 2 Juli 1932 das Grosse Staatsexamen angeblich an der Technischen Hochschule Berlin 5 mit dem Pradikat vollbefriedigend abgelegt hatte wurde er zum Gerichtsassessor mit Assessor und Anwarterdienstalter vom 29 Juni 1932 ernannt Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Nach dem Bestehen der Grossen Staatsprufung wurde Richter Brohm im Sommer 1932 dem Prasidenten des Kammergerichts zur Beschaftigung bei einem Amtsgericht zur Verfugung gestellt In spateren Lebenslaufen heisst es er habe seine berufliche Laufbahn in diesem Jahr als Abteilungsleiter in der Preussischen Bau und Finanzdirektion in Berlin begonnen Seinen Personalakten lasst sich diesbezuglich nichts Genaues entnehmen Dort ist lediglich vermerkt dass Richter Brohm sich zum Jahresende 1932 um Verwendung im Preussischen Verwaltungsdienst bewarb und dass im Dezember 1932 eine Beurlaubung zur Beschaftigung beim Kommissar fur Osthilfe bis zum 14 Februar 1933 bewilligt wurde Als kurz nach der nationalsozialistischen Machtergreifung im Fruhjahr 1933 das Geheime Staatspolizeiamt Gestapa gegrundet wurde war Richter Brohm einer der ersten Beamten die in die neue Behorde versetzt wurden an deren Spitze Rudolf Diels stand Zu diesem Zweck wurde er ausweislich seiner Personalakte beim Reichsjustizministerium gemass Verfugung vom 26 April 1933 zunachst vom 1 Mai bis zum 31 Juli 1933 aus dem Justizdienst zur probeweisen Beschaftigung in der Preussischen Verwaltung beurlaubt und in dieser dem Polizeiprasidium Berlin uberwiesen Die Beurlaubung wurde in der Folge zweimal verlangert Am 17 November 1933 bis zum 31 Dezember 1933 und am 12 Januar 1934 bis zum 21 Marz 1934 Gemass dem Geschaftsverteilungsplan des Geheimen Staatspolizeiamtes vom 19 Juni 1933 leitete Richter Brohm zu dieser Zeit das Dezernat VI Agrarpolitik Sozialpolitik Funksachen Politische Bewegungen Hannover Sachsen Schleswig Holstein Nationale Minderheiten Saargebiet Memelland Danzig und Osterreich 6 Als einer von zehn Dezernatsleitern war er neben dem Amtschef Diels und seinem Stellvertreter Hans Volk damit einer der zwolf ranghochsten Beamten die der Behorde zu diesem Zeitpunkt angehorten Richter Brohm war an der Beschlagnahmung und Enteignung des Frankfurter Instituts fur Sozialforschung beteiligt An das von Max Horkheimer geleitete Institut ging mit Datum vom 14 Juli 1933 folgender mit Dr Richter Brohm gezeichneter Brief der Gestapo Auf Grund der 1 und 3 des Gesetzes uber die Einziehung kommunistischen Vermogens vom 26 Mai 1933 RGBl I S 293 wird das in Frankfurt a M befindliche Institut fur Sozialforschung beschlagnahmt und zugunsten des Freistaats Preussen eingezogen da das genannte Institut staatsfeindliche Bestrebungen gefordert hat 7 Den Nachkriegsaussagen von Rudolf Diels und Heinrich Schnitzler zufolge war Richter Brohm des Weiteren wahrend seiner Zeit im Geheimen Staatspolizeiamt an den Intrigen des SD Chefs Reinhard Heydrich gegen Diels und seine Mitarbeiter beteiligt die schliesslich zum Sturz von Diels als Gestapo Chef und zur Ubernahme des Gestapas durch Heydrich und die SS fuhrten Spatestens nach der Ernennung Heydrichs zum Gestapo Chef im April 1934 wahrscheinlich aber bereits zum 21 Marz 1934 schied Richter Brohm aus dem Gestapa aus Zum 20 April 1934 wurde er durch den Preussischen Innenminister unter Ernennung zum Regierungsassessor in die Staatliche Polizeiverwaltung aufgenommen und an das Polizeiprasidium Berlin uberwiesen was zugleich sein Ausscheiden aus dem Justizdienst einschloss Anfang Juni 1934 wurde er im Rang eines Direktors Leiter der juristischen Abteilung der Mannesmann AG in Dusseldorf 8 Ab 1939 war Richter Brohm in leitender Funktion bei der zu Mannesmann gehorenden Prager Eisen Industriegesellschaft Ab 1942 wirkte er als Generaldirektor der Bohmisch Mahrischen Maschinenfabrik AG Laut Christoph Graf sei er wahrend des Krieges hoher SD Fuhrer gewesen 9 In die NSDAP trat Richter Brohm 1933 ein Mitgliedsnummer 1 773 284 Einem Spiegel Artikel von 1960 zufolge gab er sein Parteibuch bereits 1933 zuruck 8 Seine Akte beim Obersten Parteigericht der NSDAP die bis in das Jahr 1943 reicht bezeichnet ihn dagegen noch zu diesem Zeitpunkt als Parteigenossen Ausweislich der Akte war 1934 ein durch den Gau Gross Berlin angestrengtes Parteigerichtsverfahren gegen Richter Brohm mit dem Ziel des Ausschlusses anhangig Die Grunde des Verfahrens lassen sich den erhaltenen Unterlagen nicht entnehmen Die praziseste Angabe in dieser Sache findet sich in einem Schreiben der Gauleitung Gross Berlin vom 2 Mai 1934 an das Oberste Parteigericht in dem es heisst Nach Durchsicht der Beschuldigungen kam das Gaugericht im Ermittlungsverfahren zu der Uberzeugung dass der Vg Volksgenosse Richter Brohm fur die Bewegung untragbar ist Zu einem Parteiausschluss Richter Brohms kann dieses Verfahren jedoch nicht gefuhrt haben Dies belegt schon der bereits erwahnte Umstand dass die OPG Akte Schriftstucke aus spateren Jahren 1938 bis 1943 enthalt die ihn nach wie vor als Parteimitglied bezeichnen und unter der alten Mitgliedsnummer fuhren Nachkriegskarriere Bearbeiten 1947 erhielt Richter Brohm den Posten eines Generaldirektors bei den Vereinigten Osterreichischen Eisen und Stahlwerken VOEST in Linz an der Donau Als offentlicher Verwalter des Staatsbetriebs war er dort an der Durchsetzung des neuentwickelten Linz Donawitz Verfahrens zur Stahlerzeugung beteiligt 10 Nachdem ihm von Seiten der an der Grossen Koalition beteiligten SPO Unregelmassigkeiten vorgeworfen wurden loste Walter Hitzinger ihn am 1 Juli 1952 als VOEST Verwalter ab 11 Seit 1952 beriet Richter Brohm die Bayerische Staatsbank in Munchen in Industriefragen 1955 ubernahm er den Vorsitz im Vorstand der Pintsch Bamag AG in Butzbach In den 1950er Jahren erwarb Richter Brohm sich den Ruf eines effektiven Unternehmenssanierers 1957 wurde er zum Vorstandsvorsitzenden der in finanzielle Bedrangnis geratenen BMW AG gewahlt Vom Grossaktionar Deutsche Bank wurde er mit der Reorganisation der BMW AG beauftragt Er sollte fur das Unternehmen ein langfristiges Produktionsprogramm ausarbeiten Nach einer Zuspitzung der finanziellen Notlage der BMW AG und dem Scheitern eines Ubernahmeangebots der Daimler Benz AG nach der Hauptversammlung 1959 legte er sein Mandat zum 26 Februar 1960 nieder und schied zum 1 Marz 1960 aus der Leitung der Gesellschaft aus Seinen Lebensabend verbrachte er in Bad Homburg vor der Hohe Schriften BearbeitenDie Verschwiegenheitspflicht des Beamten Greifswald 1927 zugleich Dissertation Universitat Marburg 1927 Archivalien BearbeitenBundesarchiv Berlin Akte des Obersten Parteigerichts zu Heinrich Richter Brohm Bestand OPG Mikrofilm H 92 Richter Felix Richter Kurt Bilder 1755 1790 Bundesarchiv Berlin Personalakte Heinrich Richter Brohm beim Reichsjustizministerium R 3001 72227 Literatur BearbeitenWigbert Benz Der BMW Chef der bei der Gestapo war In Suddeutsche Zeitung 17 Mai 2011 S 24 online Florian Triebel Heinrich Richter Brohm der Sanierer In Mobile Tradition Jg 3 Heft 2 Juli 2005 S 38 43 Hrsg von der BMW Group online in bmw veteranenclub at PDF 2 MB Florian Triebl ist Historiker und laut Angabe im Geschichtsportal Clio Online 2016 in der Abteilung Kommunikationsgeschichte der BMW Group beschaftigt 1 Deutsche Biographische Enzyklopadie Bd 13 Supplement Munchen 2003 S 314 Christoph Graf Politische Polizei zwischen Demokratie und Diktatur Berlin 1983 S 377 Wer ist wer Bd 14 1962 S 1247 Heinrich Richter Brohm Industriemanager In Internationales Biographisches Archiv 32 1960 1 August 1960 online in Munzinger Online Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Heinrich Richter Brohm im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Heinrich Dr rer pol Dr jur Richter Brohm In BMW Geschichte BMW AG abgerufen am 18 Mai 2014 Dossier zu Heinrich Richter Brohm im BMW Group Archiv Heinrich Richter Brohm im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Einzelnachweise Bearbeiten Lebenslauf in seiner Dissertation Wer ist wer Bd 14 1962 S 1247 Kosener Corpslisten 1960 100 196 Christoph Graf Politische Polizei S 377 unter Berufung auf Angaben von Diels Mitarbeiter Heinrich Schnitzler Munzinger Archiv Der Geschaftsverteilungsplan bei Christoph Graf Politische Polizei zwischen Demokratie und Diktatur 1983 S 415 f Die Identitat von Heinrich Richter Brohm mit dem Dezernatsleiter wird eindeutig durch seine Personalakte beim Reichsjustizministerium bestatigt die ihm aufgrund der Angaben zu Geburtsort und datum im Personalblatt eindeutig zuordenbar ist In einem in dieser enthaltenen Schreiben vom 10 Oktober 1933 teilt er dem Amtsgerichtsprasidenten in Berlin mit dass der formelle Antrag auf Verlangerung meiner Beurlaubung vom Justizdienst zum Zwecke der Beschaftigung in der Preussischen Verwaltung ublicherweise von dem Herrn Preussischen Minister des Innern bzw dem Chef des Geheimen Staatspolizeiamtes bei dem ich als Dezernent beschaftigt bin erfolgt Personalakte Reichsjustizministerium fol 11 Rolf Wiggershaus Die Frankfurter Schule Geschichte Theoretische Entwicklung Politische Bedeutung Munchen 1986 S 148 a b Industrie BMW Bayerns Gloria In Der Spiegel Heft 3 1960 13 Januar 1960 S 24f Christoph Graf Politische Polizei zwischen Demokratie und Diktatur 1983 S 377 Herbert Hiebler Wilfried Krieger Prof Dr mont Herbert Trenkler zum 100 Geburtstag In Berg und Huttenmannische Monatshefte BHM Bd 152 2007 Heft 11 S 378 380 hier S 378 doi 10 1007 s00501 007 0332 7 Von Pittermann zu Flick In Die Zeit Nr 8 17 Februar 1961 Vorstandsvorsitzende der BMW AG Franz Josef Popp 1918 1942 Fritz Hille 1942 1944 Wilhelm Schaaf 1945 Hanns Grewenig 1948 1957 Heinrich Richter Brohm 1957 1960 Karl Heinz Sonne 1962 1965 Gerhard Wilcke 1965 1969 Eberhard von Kuenheim 1970 1993 Bernd Pischetsrieder 1993 1999 Joachim Milberg 1999 2002 Helmut Panke 2002 2006 Norbert Reithofer 2006 2015 Harald Kruger 2015 2019 Oliver Zipse seit 2019 Normdaten Person GND 127183248 lobid OGND AKS VIAF 42851998 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Richter Brohm HeinrichALTERNATIVNAMEN Richter Brohm Wilhelm Heinrich Friedrich Max Richter Brohm HeinzKURZBESCHREIBUNG deutscher ManagerGEBURTSDATUM 9 Januar 1904GEBURTSORT KehlSTERBEDATUM 12 April 1994STERBEORT Friedrichsdorf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Richter Brohm amp oldid 219447677