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Heinrich Wilhelm Schnitzler Pseudonym Wilhelm Schneider 1 31 Marz 1901 in Dusseldorf 1962 ebenda war ein deutscher Polizeibeamter Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Jugend und fruhe Laufbahn 1 2 Tatigkeit bei der Gestapo 1933 bis 1934 1 3 Spatere NS Zeit 1934 bis 1945 1 4 Nachkriegszeit 2 Schriften 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenJugend und fruhe Laufbahn Bearbeiten Schnitzler war der Sohn eines Kaufmannes Nach dem Schulbesuch studierte er Rechtswissenschaften 1919 trat er in die katholische Zentrumspartei ein der er bis 1933 angehoren sollte Seit 1921 war er Mitglied der katholischen Studentenverbindung KDStV Hercynia Freiburg im Breisgau Am 5 Juni 1924 bestand er die Erste juristische Staatsprufung mit ausreichend Am 18 Juni 1924 wurde er zum Referendar ernannt Anschliessend war Schnitzler von 1924 bis 1927 im gerichtlichen Vorbereitungsdienst im Bereich des Oberlandesgerichtes Dusseldorf Seine Beurteilungen fur diese Zeit bescheinigen ihm grossen Fleiss schnelle Auffassungsgabe und gesunde Urteile Nach der Promotion zum Dr jur und dem Ablegen der Grossen Staatsprufung die er am 18 November mit ausreichend bestand wurde Schnitzler Gerichtsassessor am Amtsgericht Dusseldorf Am 16 November 1928 trat Schnitzler in die Preussische Staatliche Polizeiverwaltung uber Zunachst wurde er probeweise dem Polizeiprasidium in Rheydt zugeteilt 1929 wurde er dort zum Regierungsassessor ernannt Am 1 November 1929 wechselte Schnitzler ins Polizeiprasidium Frankfurt am Main Zur selben Zeit begann Schnitzler sich berufsstandisch zu organisieren 1930 trat er in den Republikanischen Richterbund und in den Katholischen Beamtenverein ein Am 16 August 1930 wurde Schnitzler als Regierungsrat ins Berliner Polizeiprasidium berufen in dem er in der Abteilung IA tatig war 1931 wurde er dort als Leiter des Dezernates 4 Bearbeitung aller Angelegenheiten betreffend Organisation und Betatigung der linksradikalen nichtkommunistischen Bewegung insbesondere Anarchisten Syndikalisten Kommunistische Arbeiterpartei Allgemeine Arbeiter Union USPD eingesetzt Seine Hauptaufgabe zu dieser Zeit bestand in der polizeilichen Beobachtung und Uberwachung der SPD In diesem Zusammenhang war Schnitzler unter anderem an der Absetzung der sozialdemokratischen Landesregierung in Preussen am 20 Juli 1932 beteiligt 1932 wurde Schnitzler zum Dezernenten der 2 e fur Kulturelle Organisationen der KPD Zersetzung in der Reichswehr und Schutzpolizei unter gleichzeitiger Bestallung als Berichterstatter der neu gegrundeten Zentralstelle des Landeskriminalpolizeiamtes ernannt Wahrend seiner Zeit bei der Berliner Polizei knupfte Schnitzler Kontakte zum Nachrichtendienst der SA mit dem er schliesslich zusammenarbeitete 2 Ebenfalls durch die Berliner Polizei lernte Schnitzler ausserdem Rudolf Diels kennen den spateren ersten Chef der Gestapo der damals Referent in Sachen Kommunistenabwehr im Innenministerium war Wahrend der gewaltsamen Amtsenthebung der preussischen Landesregierung durch Reichswehrtruppen im Zuge des sogenannten Preussenschlags vom 20 Juli 1932 fungierte Schnitzler als Verbindungsmann des die Enthebung durchfuhrenden Generals Gerd von Rundstedt zum Berliner Polizeiprasidium Tatigkeit bei der Gestapo 1933 bis 1934 Bearbeiten Nach der Grundung der Gestapo im Fruhjahr 1933 wurde Schnitzler als Vertrauensmann Diels ins Geheime Staatspolizeiamt in Berlin berufen wo ihm zunachst die Leitung des Dezernats 1A Generalia ubertragen wurde Faktisch galt er zu dieser Zeit als rechte Hand Diels Im Februar 1933 war Schnitzler angeblich an der Organisation der Massenverhaftungen nach dem Reichstagsbrand beteiligt Seine Rolle im Zusammenhang mit dem Brand selbst und seiner polizeilichen Untersuchung ist als Bestandteil der grosseren Forschungskontroverse um den Reichstagsbrand umstritten Wahrend Forscher wie Hans Mommsen und Fritz Tobias ihn in ihren Publikationen als Zeugen fur die so genannte Alleintaterthese anfuhren die davon ausgeht dass der Niederlander Marinus van der Lubbe den Reichstag alleine in Brand steckte lehnt der Forscherkreis um Pierre Gregoire und Walther Hofer der die These einer Brandstiftung durch die Nationalsozialisten vertritt ihn als unglaubwurdig ab Am 22 August 1933 wurde Schnitzler der seit dem 1 Mai 1933 der NSDAP angehorte Mitgliedsnummer 3 488 791 bevorzugt zum Regierungsrat befordert Die erforderliche Planstelle wurde erst am 1 Oktober 1933 geschaffen Im Dezember desselben Jahres wurde ihm schliesslich die Leitung der Abteilung I Organisation und Verwaltung des Geheimen Staatspolizeiamtes unter gleichzeitiger Beibehaltung der Fuhrung des Dezernats IA anvertraut Im Herbst 1932 begann eine Kampagne von NSDAP Stellen gegen Schnitzler hinter der wahrscheinlich der SD stand die ihn aufgrund seiner Vergangenheit in der sozialdemokratisch gefuhrten Preussischen Polizei der Weimarer Zeit als fur die von ihm ausgefullte Schlusselstellung ungeeignet anprangerten Zu seiner Verteidigung legte Schnitzler verschiedene Unterlagen vor aus denen hervorging dass er bereits vor der nationalsozialistischen Machtubernahme mit NS Stellen zusammengearbeitet und insbesondere nachrichtendienstliches Material ausgetauscht hatte Als Heinrich Himmler und Reinhard Heydrich im April 1934 den Machtkampf um die Kontrolle der Gestapo zu ihren Gunsten entscheiden konnten und Diels durch Heydrich als Leiter des Geheimen Staatspolizeiamtes ersetzt wurde schied auch Schnitzler als Vertrauensmann Diels aus der Gestapo aus Spatere NS Zeit 1934 bis 1945 Bearbeiten Zum 1 Mai 1934 erhielt Schnitzler erneut eine Stellung im preussischen allgemeinen Verwaltungsdienst er wurde zunachst beim Landratsamt Rhein Wupper beschaftigt und war anschliessend bis zum Juni 1938 Leiter des Polizeiamtes in Remscheid das dem Polizeiprasidium in Wuppertal unterstand Vom 1 Februar 1935 bis zum 1 August 1938 nahm Schnitzler neben seinen hauptberuflichen Aufgaben auch das Amt des Leiters des Kreisrechtsamtes im Kreisgebiet Bergisches Land wahr Im Dezember 1935 erwarb er ausserdem das SA Sportabzeichen Aus Schnitzlers erster Ehe mit Maria Katharina Brigitta Spelz 8 Oktober 1898 in Elberfeld 6 Marz 1939 in Essen ging wahrend seiner Zeit in Remscheid ein Sohn Dirk 16 Juni 1937 hervor Bald nachdem Schnitzler vom 20 bis 29 April 1938 an einem Lehrgang fur Rechtswahrer in der Reichsschulungsburg Erwitte teilgenommen hatte wurde er mit Wirkung zum 1 Juli 1938 als Beamter zum Verbandsprasidium des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk in Essen versetzt Diese Stellung trat er am 11 Juli 1938 an Am 23 August 1939 wurde Schnitzler zur Luftwaffe eingezogen der er unterbrochen von einer Unabkommlichstellung in der Zeit vom 1 Oktober 1941 bis 16 April 1942 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges als Reserveoffizier angehorte In der Luftwaffe wurde er zunachst dem Flakregiment 44 und spater dem Stab Hohere Kommandeure der Flakartillerieschule in Berlin zugeteilt Spater gehorte er dem Stab des Luftgaukommandos VI in Munster in Westfalen an Am 1 Juli 1942 wurde Schnitzler zum Hauptmann der Reserve befordert Beruflich bemuhte er sich zu dieser Zeit um die Beforderung zum Oberregierungsrat und um die Zusage zur Ubernahme in die Reichsversorgungsverwaltung fur die Zeit nach dem Krieg Wahrend des Krieges heiratete Schnitzler dessen erste Frau 1939 infolge einer Krebserkrankung verstarb am 3 April 1940 in zweiter Ehe die Fabrikbesitzertochter Karola Hildegard Fischer Furwentsches 5 August 1912 in Dulken Aus dieser Ehe ging ein weiterer Sohn Frank hervor 1941 Nachkriegszeit Bearbeiten Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Schnitzler erneut im Staatsdienst beschaftigt Zuletzt war er Ministerialrat in der Polizeiabteilung des Innenministeriums des Landes Nordrhein Westfalen beschaftigt Politisch publizistisch tat Schnitzler sich in der Nachkriegszeit durch seine energischen Bemuhungen hervor in der offentlichen Meinung eine Neubewertung der Fruhphase der NS Zeit durchzusetzen Zu diesem Zweck trat er zunachst in der zweiten Halfte der 1940er Jahre in Korrespondenz zu Rudolf Diels und zahlreichen anderen Angehorigen der Gestapo der Jahre 1933 und 1934 wie Helmut Heisig und Walter Zirpins mit denen er eine einheitliche Darstellung der Aktivitaten und Ziele der Politischen Polizei in der Ara Diels abstimmte Infolgedessen stellten die Mitglieder dieses Netzwerkes ehemaliger Gestapobeamten sich bis in die fruhen 1950er Jahre gegenseitig fur ihre jeweiligen Entnazifizierungsverfahren Bescheinigungen aus die die angeblich anstandige Haltung der Politischen Polizei unter Diels im Allgemeinen und vor allem die integrere Haltung des jeweils betroffenen Kollegen im Speziellen bestatigten Schriften BearbeitenErinnerungen an Erich Klausener Aufzeichnung vom 4 Marz 1947 Privatdruck Der Reichstagsbrand in anderer Sicht in Neue Politik Zurich 1949 anonym veroffentlicht Prisoner Of War No 3404933 Tagebuch 31 Marz 1945 bis 22 September 1945 herausgegeben von Dierk Henning Schnitzler und Klaus Michael Schnitzler Norderstedt 2014Literatur BearbeitenChristoph Graf Politische Polizei zwischen Demokratie und Diktatur 1983 Alexander Bahar Wilfried Kugel Der Reichstagsbrand Wie Geschichte gemacht wird 2001Einzelnachweise Bearbeiten Hans Mommsen Der Nationalsozialismus und die deutsche Gesellschaft 1991 S 168 Unter diesem Namen tauchte Schnitzler auf seinen eigenen Wunsch hin in den Publikationen von Rudolf Diels und Fritz Tobias auf George C Browder Foundations of the Nazi Police State S 49 Normdaten Person GND 1067084118 lobid OGND AKS VIAF 314857436 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schnitzler HeinrichALTERNATIVNAMEN Schnitzler Heinrich Wilhelm vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher PolizeibeamterGEBURTSDATUM 31 Marz 1901GEBURTSORT DusseldorfSTERBEDATUM 1962STERBEORT Dusseldorf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Schnitzler Polizeibeamter amp oldid 220851341