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Leo Stern eigentlich Jonas Leib Stern 26 Marz 1901 in Woloka bei Wyschnyzja Osterreich Ungarn 2 Januar 1982 in Halle Saale war Kommunist und einer der bekanntesten Historiker der DDR Er war von 1953 bis 1959 Rektor der Martin Luther Universitat Halle Wittenberg Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Von der Bukowina nach Wien 1 2 Emigrant und Offizier der Roten Armee 1 3 Zuruck in Osterreich 1 4 In der DDR 2 Orden und Ehrungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenVon der Bukowina nach Wien Bearbeiten Leo Stern wurde 1901 in einem Dorf bei Czernowitz in der damals zur osterreichisch ungarischen Doppelmonarchie gehorenden Bukowina als eines von 12 Kindern darunter vier Sohnen in eine kleinbauerliche judische Familie geboren Zwei seiner Bruder Manfred und Wolf wurden spater ebenfalls Kommunisten Manfred wurde als General Kleber im Spanischen Burgerkrieg bekannt Wolf nahm in der DDR bedeutende Funktionen ein Nach dem Besuch der Volksschule und des Gymnasiums in Czernowitz legte Stern 1921 die Reifeprufung Matura ab Schon wahrend der Schulzeit trat er der Sozialistischen Arbeiter Jugend bei 1921 ging er nach Wien wo er ab dem 14 Oktober desselben Jahres gemeldet war 1 Dort schrieb er sich als rumanischer Staatsburger 1 unter dem Namen Jonas Leib an der rechts und staatswissenschaftlichen Fakultat der Wiener Universitat zum Wintersemester 1921 22 ein Im gleichen Jahr trat er in die SPO ein Stern studierte Rechtswissenschaften Nationalokonomie und Geschichte 1923 wurde Stern osterreichischer Staatsburger 2 Wahrend des Studiums wurde Stern nach eigener Aussage vor allem von Carl Grunberg dem Begrunder des Archives fur die Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung Max Adler und Hans Kelsen gepragt 1925 promovierte Stern mit der Dissertation Die sozialokonomischen und politischen Grundlagen des Merkantilismus zum Dr rer pol 3 Nach seiner Promotion lehrte er von 1927 bis 1934 an der Wiener Volkshochschule als Dozent war Bildungsreferent der Freien Gewerkschaften und arbeitete von 1925 bis 1932 als wissenschaftlicher Assistent bei Max Adler 4 Von 1925 bis 1934 leitete Stern zudem an der sozialokonomischen Abteilung der Wiener Universitat die Marxistische Studiengemeinschaft Unter den Pseudonymen F Schneider L Taylor und L Hofmeister veroffentlichte er in dieser Zeit historisch politische Arbeiten in den Zeitschriften Der Kampf Arbeit und Wirtschaft Die Weltbuhne und Internationale Rundschau 1928 schloss Stern sein Studium mit dem Absolutorium ab Er arbeitete in dieser Zeit ebenso an seiner Habilitation mit einer Arbeit Zur Staatstheorie des Marxismus In dieser Lebensphase kooperierte Stern stark mit Ernst Fischer am linken Flugel der SPO Stern nahm sowohl an der Julirevolte 1927 als auch am Osterreichischen Burgerkrieg 1934 teil hier jedoch bereits als Mitglied der KPO zu der er im Oktober 1933 ubergetreten war Dem voraus ging der ideologische und politische Bruch mit Max Adler Im Ergebnis der Februarkampfe wurde Stern am 18 Februar 1934 von der Polizei verhaftet kam zunachst in Polizeihaft und wurde bis zum 15 Juli 1934 im Anhaltelager Wollersdorf inhaftiert Nach seiner Entlassung arbeitete Stern in der Agitationsabteilung der KPO nach dem Verbot der Partei noch illegal in der Studienbibliothek der Wiener Arbeiterkammer und amtierte als stellvertretender Leiter der Propagandaabteilung des ZK der KPO Emigrant und Offizier der Roten Armee Bearbeiten Im Oktober 1935 emigrierte Stern auf Beschluss der KPO Leitung in die Tschechoslowakei Dort verfasste er noch eine Arbeit uber Die Linksopposition in der SPO Im Mai 1936 emigrierte er wieder auf Parteibeschluss hin in die Sowjetunion die fur langere Zeit seine neue Heimat wurde Stern blieb zunachst nicht lange in der Sowjetunion Wohnhaft im beruhmten Moskauer Hotel Lux arbeitete er als Lektor an der Internationalen Lenin Schule und war Mitarbeiter der Presseabteilung der Komintern Nach einer militarischen Grundausbildung wurde er jedoch bald zu den Internationalen Brigaden nach Spanien abgeordnet in deren Reihen er vom Januar 1937 bis zum April 1938 stand Nach Moskau zuruckgekehrt wirkte Stern bis Ende 1939 beim Verlag fur Internationale Literatur als Redakteur der Klassiker des Marxismus Leninismus Im Juni 1940 wurde Stern von der Leiterin der Internationalen Lenin Schule zum Professor fur neuere Geschichte an der Universitat Moskau und dem Moskauer Padagogischen Institut ernannt an denen er bis zum Oktober 1941 wirkte Die Habilitationsschrift eine Arbeit uber den Katholizismus der Gegenwart konnte allerdings bis heute nicht nachgewiesen werden Kurz nach Beginn des deutschen Uberfalls auf die Sowjetunion meldete sich Stern am 7 Juli 1941 freiwillig zur Roten Armee Bevor er im Oktober 1942 zur kampfenden Truppe nach Stalingrad kam verfasste Stern einige Lehrbriefe zur osterreichischen Geschichte und zur Geschichte der osterreichischen Arbeiterbewegung fur die Hohere Parteischule in Kuschnarenkowo Ausserdem beteiligte er sich zusammen mit Johann Koplenig an der Schaffung eines Komitees der osterreichischen Freiheitsbewegung Von Oktober 1942 bis zur Kapitulation der deutschen Truppen am 2 Februar 1943 nahm Stern an der Schlacht von Stalingrad teil Bis zum Mai 1943 wurde er zur Sudwestfront abkommandiert um danach bis zum September 1944 Sonderauftrage in der Etappe fur das Sowjetische Informationsburo durchzufuhren Stern wurde in dieser Zeit mit der Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet und bis zum Oberstleutnant befordert Zuruck in Osterreich Bearbeiten Ab dem September 1944 stiess Stern wieder zur kampfenden Truppe und nahm als Angehoriger der 3 Ukrainischen Front unter Armeegeneral Tolbuchin wohl nicht zuletzt wegen seiner Herkunft an der Wiener Operation teil Entgegen der sowjetischen Linie sprach sich Stern gegen eine Reaktivierung von Karl Renner als Regierungschef aus dem er als Stabsoffizier der 9 Gardearmee begegnet war Er sah sich damit auf einer Linie mit fuhrenden Kopfen der KPO wie zum Beispiel Koplenig Als Offizier gehorchte Stern aber den Befehlen die durch seinen Vorgesetzten General Sheltow durchgesetzt wurden und Renner mit der Regierungsbildung beauftragten 5 Im September 1945 wurde Stern demobilisiert blieb aber Mitarbeiter der sowjetischen Kontrollkommission Er setzte sich vehement fur eine Vereinigung von SPO und KPO ein welche aber von fuhrenden Kopfen der KPO wie Fischer politisch nicht gewollt wurde 6 Ab dem Sommersemester 1946 gab Stern Gastvorlesungen an der Wiener Universitat Bedingt durch Arbeitsuberlastung und eine zunehmende Kriminalisierung seiner Person in Osterreich einhergehend mit antisemitischen Ausfallen und tatlichen Angriffen beendete Stern seine Vorlesungstatigkeit mit dem Sommersemester 1947 zunachst Er blieb jedoch Gastprofessor an der Wiener Hochschule fur Welthandel und arbeitete an einem Forschungsauftrag der Akademie der Wissenschaften der Sowjetunion Eine Berufung als Professor nach Halle Saale veranderte diese Situation In der DDR Bearbeiten 1950 folgte Stern einem Ruf der Landesregierung Sachsen Anhalt Mit Wirkung vom 1 Marz 1950 wurde er zum Professor fur neuere Geschichte unter besonderer Berucksichtigung der Arbeiterbewegung an die Martin Luther Universitat Halle Wittenberg berufen 7 Gleichzeitig wurde er Direktor des Instituts fur deutsche Geschichte der Martin Luther Universitat Halle Wittenberg Seine KPO Mitgliedschaft wurde in eine SED Mitgliedschaft umgewandelt Schon 1951 wurde Stern zunachst Prorektor zustandig fur das gesellschaftswissenschaftliche Grundstudium vertrat aber ab Ende 1951 den erkrankten Rektor 1952 wurde er Mitbegrunder und Mitherausgeber der Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft Schliesslich wurde Stern 1953 auf Vorschlag der SED Bezirksleitung Halle in welche er 1952 kooptiert wurde zum Rektor der Martin Luther Universitat Halle Wittenberg ernannt welcher er bis 1959 blieb Nachdem Stern schon 1952 als ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR vorgeschlagen wurde dieser Vorschlag jedoch abgelehnt wurde hatte der Wahlantrag vom 29 Dezember 1954 Erfolg Am 24 Februar 1955 wurde Stern zum ordentlichen Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR gewahlt 8 In deren Institut fur Geschichte wurde er 1956 Abteilungsleiter 1959 wurde Stern infolge parteiinterner Konflikte als Rektor abgesetzt sowie 1960 aus der SED Bezirksleitung entfernt Als Mitglied des Beirats fur Geschichte beim Staatssekretariat fur Hochschulwesen der DDR und Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR blieb Sterns Leben jedoch arbeitsreich Er war von 1963 bis 1968 Vizeprasident und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft gesellschaftswissenschaftlicher Institute und Einrichtungen der Akademie der Wissenschaften der DDR Danach war er bis 1981 Direktor der Forschungsstelle fur Akademiegeschichte der Akademie der Wissenschaften 1982 starb er in Halle als einer der bedeutendsten DDR Historiker der 1950er Jahre nbsp Grab des Historikers Leo Stern und seiner Ehefrau Alice Halle Saale Gertraudenfriedhof 1952 schuf Conrad Felixmuller ein Gemalde das Leo Stern mit dem Fullhalter schreibend am Schreibtisch zeigt Orden und Ehrungen BearbeitenOrden des Vaterlandischen Krieges I Grades Sowjetunion Nationalpreis der DDR II Klasse 1955 Dr h c der Martin Luther Universitat Halle Wittenberg 1961 Dr h c der Universitat Bratislava 1965 Hervorragender Wissenschaftler des Volkes 1966 Karl Marx Orden 1971 Stern der Volkerfreundschaft 1974 Vaterlandischer Verdienstorden in Silber 1961 und in Gold 1976 Ehrenspange zum Vaterlandischen Verdienstorden in Gold 1981 Ehrensenator der Martin Luther Universitat Halle Wittenberg 1976 Benennung der 30 POS in Halle Saale in Prof Dr Leo Stern Oberschule 1989 Literatur BearbeitenMario Kessler Stern Leo In Neue Deutsche Biographie NDB Band 25 Duncker amp Humblot Berlin 2013 ISBN 978 3 428 11206 7 S 276 Digitalisat Stern Leo In Collegium Politicum an der Universitat Hamburg Arbeitsgruppe Historiographie Hrsg Geschichtswissenschaftler in Mitteldeutschland Ferd Dummlers Verlag Bonn Hannover Hamburg Munchen 1965 S 90 Stern Leo In Bundesministerium fur gesamtdeutsche Fragen Hrsg SBZ Biographie Deutscher Bundes Verlag Berlin 1964 S 341 Helmut Meier Hrsg Leo Stern 1901 1982 Antifaschist Historiker Hochschullehrer und Wissenschaftspolitiker trafo Verlag Berlin 2002 ISBN 3 89626 370 6 Gerhard Oberkofler Die Wahl von Leo Stern in die Deutsche Akademie der Wissenschaften 1955 In Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft Nr 1 1999 Volltext Stern Leo In Werner Hartkopf Die Berliner Akademie der Wissenschaften Ihre Mitglieder und Preistrager 1700 1990 Akademie Verlag Berlin 1992 ISBN 3 05 002153 5 S 348 Ilko Sascha Kowalczuk Leo Stern In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Ilko Sascha Kowalczuk Legitimation eines neuen Staates Parteiarbeiter an der historischen Front Geschichtswissenschaft in der SBZ DDR 1945 bis 1961 Ch Links Berlin 1997 ISBN 3 86153 130 5 Gerhard Oberkofler Manfred Stern Leo Joans Leib Stern Ein Leben fur Solidaritat Freiheit und Frieden StudienVerlag Innsbruck 2019 ISBN 978 3 7065 5973 7 Stern Leo in Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Band 1 Politik Wirtschaft Offentliches Leben Munchen Saur 1980 S 732Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Leo Stern im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Leo Stern im Catalogus Professorum HalensisEinzelnachweise Bearbeiten a b Der blutige 1 Mai in Klein Pochlarn In Oberosterreichische Nachrichten Herausgegeben von der 12 Heeresgruppe fur die Bevolkerung Oberosterreichs Oberosterreichische Nachrichten Herausgegeben von den amerikanischen Streitkraften fur die Bevolkerung Oberosterreichs Oberosterreichische Nachrichten Unabhangiges Tagblatt osterreichischer Demokraten 6 Juni 1947 S 1 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung oon Aufnahmeschrift des magistratischen Bezirksamtes fur den 9 Bezirk vom 2 Oktober 1923 IX 7333 aus 1923 aufgrund der Verfugung des Wiener Magistrats Abtlg 50 als politische Landesbehorde vom 20 September 1923 M Abt 50 III 15872 1923 Nationale fur das Wintersemester 1921 22 und Doktorenbuch der Wiener Juristenfakultat Archiv der Universitat Wien Lebenslauf von Leo Stern vom 5 Juli 1950 Akademiearchiv Berlin Stern schrieb dazu an Eduard Rabofsky Jetzt werde ich Dir sagen dass ich in Hochwolkersdorf einer jener unter den politischen Offizieren des Armeestabes war der dauernd und hochst begrundet gegen eine Heranziehung von Renner Stellung nahm Aber nach einigen Tagen als zu meinen Ansichten direkt aus Moskau eine Ausserung kam erteilte mir General Scheltow der Leiter der politischen Abteilung der 3 ukrainischen Front den Befehl kein Wort mehr uber Renner von mir zu geben Daran habe ich mich als Soldat bis heute gehalten https www klahrgesellschaft at Mitteilungen Oberkofler 1 99 html Brief von Leo Stern an Karl Flanner vom 11 September 1967 Akademiearchiv Berlin Als ich jedoch nach Wien ins ZK kam haben einige fuhrende Genossen insbesonders Ernst Fischer sich gegen diese Vereinigung gestellt und sofort die Auflosung veranlasst Dies mit der illusionaren Erwartung dass bei den kommenden Wahlen die uberwaltigende Mehrheit vielleicht 60 70 der Arbeiter sowieso kommunistisch wahlen wurden Es sei daher besser dass die SPO in ihrer ganzen Nichtigkeit bei diesen Wahlen aufscheine In Wirklichkeit kam es anders und zu guter Letzt war es das Wiener Neustadter Grundmandat das uberhaupt erst den Eintritt der KPO ins Parlament ermoglichte Universitatsarchiv Halle Werner Hartkopf Die Akademie der Wissenschaften der DDR Ein Beitrag zu ihrer Geschichte Berlin 1983 390 Normdaten Person GND 118753622 lobid OGND AKS LCCN n50022524 VIAF 34481252 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stern LeoKURZBESCHREIBUNG deutscher HistorikerGEBURTSDATUM 26 Marz 1901GEBURTSORT Woloka bei CzernowitzSTERBEDATUM 2 Januar 1982STERBEORT Halle Saale Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leo Stern amp oldid 236400451