www.wikidata.de-de.nina.az
Der Lemberger Dialekt polnisch gwara lwowska ukrainisch lvivska gvara ist eine lokale Varietat der polnischen Sprache Sie ist charakteristisch fur die Einwohner der ehemals polnischen Stadt Lemberg polnisch Lwow ukrainisch Lviv die seit Ende des Zweiten Weltkriegs zur Ukraine gehort Die Stadt war bis 1945 eine polnische Sprachinsel in vorwiegend ukrainischer Umgebung Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Besonderheiten des Dialektes 3 Geschichte 3 1 Polnische Sprachinsel 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenDer Dialekt basiert auf einem Substrat der kleinpolnischen Dialektgruppe 1 und wurde von meist lexikalen Anleihen aus anderen mitteleuropaischen Sprachen stark beeinflusst hauptsachlich aus der deutschen und jiddischen Sprache 2 aber ebenso aus der tschechischen ukrainischen und ungarischen Sprache Es ahnelt dadurch subjektiv dem Wiener Dialekt So ist beispielsweise der typische Lemberger Ausdruck Batiar etwa Lausbube eine Kopie des ungarischen Wortes Betyar Der Dialekt ist eine der zwei Hauptquellen fur Galizismen in der Literatur der polnischen Hochsprache Einige Worter des Dialektes fanden den Einzug in das Vokabular der modernen polnischen Sprache Zahlreiche andere Worter wiederum wurden aus anderen regionalen und sozialen Sprachvarianten des Polnischen ubernommen insbesondere beim Gaunerdialekt Grypsera Einige dieser Dialektmerkmale wurden von der modernen ukrainischen Sprache im heutigen Lemberg ubernommen 3 4 Besonderheiten des Dialektes BearbeitenEine der Besonderheiten des landesweit bekannten Lemberger Dialektes war seine Beliebtheit in ganz Polen Im Gegensatz zu vielen anderen Dialekten der polnischen Sprache wurde er von seinen Sprechern nicht als minderwertig gegenuber der polnischen Literatursprache angesehen und nicht als Sinnbild bescheidener Herkunft gedeutet Deswegen wurde der Dialekt sowohl vom gemeinen Volk als auch von Universitatsprofessoren benutzt 5 6 Der Dialekt war auch einer der ersten polnischen Dialekte die grundlich klassifiziert wurden und fur die ein Worterbuch veroffentlicht wurde 7 Die bekannteste Form des Lemberger Dialektes stellte Balak dar ein Soziolekt der Burgerlichen aber auch der Strassenrowdys und der jungen Leute 8 Geschichte BearbeitenDer Lemberger Dialekt entstand im 19 Jahrhundert Da Lemberg bis 1918 das osterreichische Verwaltungszentrum von Galizien war wurde der Dialekt ausser von Osterreichern auch durch die zahlreichen Beamten aus Prag und Budapest beeinflusst In den 1920er und 1930er Jahren errang die Mundart grosse Anerkennung die teilweise durch landesweite Popularitat zahlreicher Kunstler und Komiker die den Dialekt benutzten hervorgerufen wurde 9 Darunter waren neben Marian Hemar auch die Rundfunkkomiker Kazimierz Wajda alias Szczepcio und Henryk Vogelfanger alias Toncio Die beiden zuletzt Genannten waren die Autoren der popularen Sendung Wesola lwowska fala Die lustige Lemberger Welle die von 1933 bis 1939 wochentlich von Polskie Radio in ganz Polen ausgestrahlt wurde 1939 wurde die Stadt Lwow und das umliegende Kresy Gebiet ein Teil der Sowjetunion In der darauffolgenden turbulenten Dekade anderte sich die Struktur der Vorkriegsbevolkerung dramatisch Der grosste Teil der polnischen Einwohnerschaft wurde 1945 1946 ausgewiesen Die gegenwartige Sprache der polnischen Minderheit in Lemberg ahnelt noch dem Dialekt aus Vorkriegszeiten 10 Ebenso wird der Dialekt nach wie vor in Emigrantenkreisen kultiviert 11 Es blieb dank zahlreicher Kunstler und Schriftsteller wie Witold Szolginia Adam Hollanek Marian Hemar und Jerzy Janicki nicht nur ein Teil der Lemberger Popularkultur im Nachkriegs Polen erhalten sondern auch Teile der Sprache die durch viele bedeutende Personlichkeiten die vor dem Krieg in Lemberg geboren sind aufrechterhalten wird Sprecher des Lemberger Dialektes findet man vor allem in den ehemals deutschen Stadten Wroclaw Breslau N S und Bytom Beuthen O S wo die Mehrheit der ausgewiesenen Lemberger nach dem Krieg angesiedelt wurde 12 Der Lemberger Dialekt in der originalen Vorkriegsform uberdauerte in zwei Tonfilmen mit Szczepcio und Toncio Bedzie lepiej Es wird besser werden von 1936 und Wloczegi Die Vagabunden von 1939 Polnische Sprachinsel Bearbeiten nbsp Ethnographische Karte der Osterreichischen Monarchie von Carl Freiherr von Czornig 1855 nbsp Die Sprachen der Mehrheit der Bevolkerung der Gemeinden im Jahr 1900 rot Polnisch blau Ruthenisch Ukrainisch gelb Deutsch nbsp Im Jahr 1921 nach Nationalitat nbsp Im Jahr 1939 nach Ethnonation Grun ukrainischsprachige Romisch katholiken Violett Juden Grau keine Mehrheit Die geschlossene polnische Sprachinsel umfasste vor dem Zweiten Weltkrieg ausser der Stadt etwas 40 bis 50 Gemeinden 13 14 Bilohorschtscha Bilohorszcze Brjuchowytschi Brzuchowice Tschyschky Czyszki Dawydiw Dawidow Dubljany Dublany Hlynna Glinna Hodowyzja Hodowica Holosko Holosko Male Holosko Wielkie Hontschary Ganczary Kamjanopil Kamienopol Klepariw Kleparow Koselnyky Kozielniki Krotoschyn Krotoszyn Welyki Krywtschyzi Krzywczyce Kulparkiw Kulparkow Malechiw Malechow Maletschkowytschi Maliczkowice Myljatytschi Milatycze Nahorjany Nagorzany Nawarija Nawarya Passiky Subryzki Pasieki Zubrzyckie Jampil Prusy Pustomyty Rjasne Rzesna Polska Rudne Rudno Semeniwka Siemianowka Sychiw Sichow Sokilniky Sokolniki Stare Selo Stare Siolo Syhniwka Sygniowka Towschtschiw Tolszczow Wowkiw Wolkow Wolja Homulezka Wulka Hamulecka Sahirja Zagorze Samarstyniw Zamarstynow Sbojischtscha Zboiska Symna Woda Zimna Woda Cholodnowidka Zimna Wodka Snesinnja Zniesienie Wynnytschky Winniczki Wynnyky Winniki Subra Zubrza Hamalijiwka Zydatycze nach Kubijowytsch von ukrainischsprachigen Lateinern Romisch katholiken bewohnt widerspruchliche Volkszahlungsergebnisse 1931 in die Stadt eingemeindet Borschtschowytschi Barszczowice Nyschnja Bilka Bilka Krolewska Werchnja Bilka Bilka Szlachecka bzw auch mit der polnischsprachigen Schtetl Nowyj Jarytschiw Jaryczow Nowy oder Suchoritschtschja Zuchorzyce und Schurawnyky Zurawniki machten eine kleinere Sprachinsel aus Weblinks BearbeitenPolski Gwara lwowska Wikislownik mit einer Auswahl lembergischer Worter lembergisch polnisch z T auch auf deutsch Einzelnachweise Bearbeiten Zofia Kurzowa Polszczyzna Lwowa i kresow poludniowo wschodnich do 1939 Herausgeber Szpiczakowska Monika Skarzynski Miroslaw 439 S Krakau 2006 ISBN 83 242 0656 6 Jan Cygan Studia Neerlandica et Germanica Kapitel On the German element in the Polish dialect of Lwow S 51 66 Herausgeber Stanislaw Predota Universitat Breslau Breslau 1992 ISBN 83 229 0766 4 Natalka Kosmolinska und Yurko Ohrimenko Homo leopolensis esse Yi 36 2004 abgerufen am 21 Mai 2010 Yuriy Vynnychyk Lajmosya po lvivski Memento des Originals vom 9 Februar 2012 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot balzatul multiply com abgerufen am 21 Mai 2010 Kazimierz Schleyen und Zygmunt Nowakowski Lwowskie gawedy Gryf London 1967 S 119 120 Witold Szolginia Batiar i jego balak Zeitschrift Przekroj Spezialausgabe wydanie specjalne 1991 abgerufen am 21 Mai 2010 Henryk Breit Gwara lwowska Lemberg 1938 Urszula Jakubowska Mit lwowskiego batiara Instytut Badan Literackich Polska Akademia Nauk Warschau 1998 ISBN 83 87456 12 8 Mieczyslaw Mlotek Gwara lwowska w pierwszym polwieczu XX wieku 79 S Instytut Polski i Muzeum im gen Sikorskiego London 1989 ISBN 0 902508 15 6 Irena Seiffert Nauka Dawny dialekt miejski Lwowa Gramatyka Acta Universitatis Wratislaviensis 1 1012 172 Seiten Universitat Breslau Breslau 1993 ISBN 83 229 0629 3 Kazimierz Schleyen und Zygmunt Nowakowski Lwowskie gawedy Gryf London 1967 S 18 bis 19 Franciszek Nieckula Polszczyzna mowiona Wroclawia S 167 Universitat Breslau Breslau 1990 1992 ISBN 83 229 0381 2 Ludwig Patryn Hrsg Gemeindelexikon der im Reichsrate vertretenen Konigreiche und Lander bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszahlung vom 31 Dezember 1900 XII Galizien Wien 1907 online Detaillierte ethnische Karte Ostgaliziens im Jahr 1939 von Wolodymyr Kubijowytsch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lemberger Dialekt amp oldid 234016059