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Der Lachsfangstreit von 1736 37 war ein politischer Konflikt zwischen dem eidgenossischen Basel und dem Konigreich Frankreich Umstritten waren Fischereirechte und die Grenzziehung im Rhein Die Konfliktzone um 1796 97 Osten liegt oben Ein Rheinarm trennt die Schusterinsel in der Bildmitte vom Festland Unterhalb davon auf dem linken Rheinufer liegt die Festung Huningen Auf der Insel und dem rechten Rheinufer befinden sich ihre Vorwerke Die gegabelte Wiesemundung und Kleinhuningen befinden sich rechts bzw rechts oben Die Grenze mit Basel von 1738 ist als rote Linie eingezeichnet und teilt Schusterinsel und Fluss Die Kartenbreite entspricht knapp 2 Kilometer die Kartenhohe knapp 1 4 Kilometer Naturstrecke Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Auseinandersetzungen 3 Einigung 4 Bedeutung der Schusterinsel 5 LiteraturVorgeschichte BearbeitenDas Mundungsgebiet des Flusses Wiese war vor der Rheinbegradigung des 19 Jahrhunderts ein Gefuge von langsam fliessenden seichten Wasserlaufen Sandbanken und Inseln Es war fur seinen Fischreichtum bekannt und eignete sich gut fur die Fischerei Die nordlich an die Mundung anschliessende Siedlung Kleinhuningen war ein Fischerdorf Der fruheste urkundlich belegte Streit um Fischereirechte an diesem Ort stammt aus dem Jahr 1413 bei dem zwischen den Fischern Kleinbasels und des damals noch markgraflichen Kleinhuningens geschlichtet wurde 1459 kam es zu einem Rechtsspruch zwischen dem rechtsrheinischen Kleinhuningen und dem benachbarten linksrheinischen Huningen Die Fischerei auf dem Rhein war frei mit Ausnahme der Lachsweid Lachsfangsaison in den vier Wochen ab dem 11 November In dieser Zeit mussten die Fischer innerhalb ihres Gemeindebanns bleiben Eine neue Lage ergab sich mit den Gebietsanderungen des 17 Jahrhunderts 1640 kaufte Basel dem badischen Markgrafen Kleinhuningen ab und 1648 leitete der Westfalische Friede die Eingliederung des Elsass in das Konigreich Frankreich im Rahmen der Reunionspolitik ein So kam auch Huningen das von 1521 bis 1623 in Basler und dann in osterreichischem Besitz gewesen war unter franzosische Hoheit 1680 bis 1691 liess Konig Ludwig XIV anstelle des Dorfs die Festung Huningen erbauen Vorwerke auf dem nordlichen nicht zu Basel gehorenden Teil der Schusterinsel und auf dem rechten Rheinufer bildeten einen Bruckenkopf was sich bereits 1702 vor der Schlacht bei Friedlingen fur den franzosischen Truppenaufmarsch als vorteilhaft erwies Dieser eigentlich markgrafische Boden wurde wahrend der Kabinettskriege wiederholt von franzosischen Truppen besetzt und geraumt Die Vorwerke wurden dementsprechend mehrmals errichtet 1693 1702 1714 und abgetragen 1697 1713 1751 Aufgrund des Festungsbaus mussten die Huninger ihre Hauser verlassen und sich in den Neugrundungen Saint Louis und Village Neuf auch Neudorf genannt rund zwei Kilometer nordlich von Huningen niederlassen Die fortifikatorischen Uferbegradigungen und Landabschwemmungen fuhrten auf der linken Rheinseite zu einem Verlust an Fischgrunden Die Bedeutung der ungenau markierten Grenze wuchs und die informellen Arrangements zu deren Beachtung genugten nicht mehr Die Huninger und Kleinhuninger Fischer gerieten wegen sich ausschliessender Gebietsanspruche wiederholt tatlich aneinander so 1682 1725 1726 und 1727 Auseinandersetzungen Bearbeiten nbsp Fischer an der Wiesemundung Stich von Matthaus Merian d A 17 Jahrhundert In den Jahren 1735 und 1736 kam es wieder zu Beginn der Lachsweid zu Beschimpfungen und Massenschlagereien zwischen den Neudorfern bzw Huningern und Kleinhuningern Auf Huninger Seite sollen rund zwei Dutzend Manner beteiligt gewesen sein auf Kleinhuninger Seite schwanken die Zahlen zwischen vierzig und zweihundert Auch Basler Fischer mischten sich mit der Begrundung ein dass die alte Bannordnung nicht mehr gelte Der Konflikt wurde zur Staatsaffare durch die Mitteilung dass der Obervogt von Kleinhuningen Jakob Christoph Frey also ein Beamter des Standes Basel in die Gewalttatigkeiten von 1736 verwickelt gewesen sei und sie aus Eigeninteresse organisiert habe Er bezog als Teil seines Einkommens ein Drittel der gefangenen Fische Zudem hatte der Dorfwachter die Trommel geruhrt und so dem Auflauf den Charakter eines militarischen Aufgebots gegeben Die Anschuldigungen wurden zwar seitens Basels abgestritten doch beharrten die franzosischen Amtstrager auf ihren Informationen und setzten noch vor Jahresende massiven Druck auf Sie kappten ab dem 16 November die fur Basel existenziellen Verbindungen insbesondere Lebensmittellieferungen und Gefalle mit dem Elsass verfugten eine Ausreisesperre fur Basler Burger und setzten drei von ihnen in Strassburg gefangen Zudem forderten sie eine Strafverfolgung der Kleinhuninger Beteiligten und des Obervogts Nicht zuletzt stellten sie die vorhandenen Grenzmarkierungen offiziell in Frage Ein Unterstutzungsgesuch Basels bei den eidgenossischen Standen misslang aufgrund konfessioneller und politischer Gegensatze und wegen des Einflusses des franzosischen Botschafters in Solothurn Die von Basel fur Anfang Januar 1737 einverlangte ausserordentliche Tagsatzung fasste keine Beschlusse Vielmehr wurde Basel nahegelegt einzulenken Die franzosischen Amtstrager wiesen Basler Delegationen in Strassburg und Solothurn und Rechtfertigungsschreiben nach Paris schroff zuruck Auch einige Verhaftungen in Kleinhuningen und Kontakte zum hollandischen Gesandten in Paris trugen nicht zur Entspannung bei Es kursierten sogar Geruchte dass Frankreich eine militarische Strafaktion vorhabe Einigung Bearbeiten nbsp Lukas Schaub Olbild von Hyacinthe Rigaud 1721 Zur Beendigung der Krise reisten schliesslich der in britischen Diensten stehende aber aus Basel stammende Berufsdiplomat Lukas Schaub und Obervogt Frey im Januar 1737 nach Frankreich Es gelang ihnen Kardinal Andre Hercule de Fleury de facto der Premierminister Ludwigs XV zu sprechen Schaub der eine Rolle beim Zustandekommen der Quadrupelallianz hatte und 1721 bis 1724 als Botschafter in Paris war hatte gute Verbindungen zu Fleury Mit einem Schreiben vom 9 Februar 1737 erklarte der Kardinal namens des Konigs die Angelegenheit fur erledigt Er hielt dabei fest que vous avez permis au sieur Frey votre conseiller et baillif de venir se jeter entre les mains du Roi par mon entremise et de ne mettre aucune borne a sa soumission Sa Majeste toujours porte a la douceur et a la clemence apres avoir recu par mon canal les assurances les plus formelles de sa soumission a tout ce qu elle voudroit lui prescrire a bien voulu par un effet de sa generosite naturelle oublier tout ce qui s est passe et vous le renvoyer dans votre ville sans exiger de lui une plus ample satisfaction dass Ihr Herrn Frey Euren Ratsherrn und Vogt erlaubtet zu kommen um sich durch meine Vermittlung in vollstandiger Unterwerfung in die Hande des Konigs zu begeben Seine Majestat war durch meine allerformlichsten Versicherungen dass er sich allem unterwerfen wolle was sie vorschreibe ganz von Sanftmut und Milde getragen und hat sich in einer Regung ihrer naturlichen Grosszugigkeit entschlossen alles Geschehene zu vergessen und ihn ohne eine weitere Genugtuung Euch in Eure Stadt zuruckzuschicken Peter Ochs Geschichte der Stadt und Landschaft Basel Basel 1821 Band 7 S 578 Die Beschwichtigungen und Entschuldigungen hatten Erfolg Obervogt Frey konnte unbehelligt heimkehren und die Retorsionsmassnahmen gegen Basel wurden beendet Allerdings wurde der vollig steuerfreie Grenzverkehr nicht mehr hergestellt Basel seinerseits belegte die verhafteten Kleinhuninger Fischer nur mit kleinen Strafen Bis Ende 1738 legten eine Kommission und ein Schriftwechsel die Grenze und die Fischereirechte im Rhein fur beide Seiten verbindlich fest Die Basler Behorden wollten die heiklen Verhandlungen nicht gefahrden Sie untersagten die fasnachtlichen Umzuge an der Jahreswende so dass es zu keinen Unmutsausserungen gegenuber Frankreich kommen konnte Schaub erhielt als Dank fur seine Bemuhungen Ehrentitel und staatliche Immobilien die Stadt Basel kaufte 1771 sein Portrat von Hyacinthe Rigaud an und stellte es in der offentlichen Kunstsammlung im Haus zur Mucke aus Frey seinerseits wurde zum Geheimen Rat und Deputaten Aufsicht uber das Kirchen Armen und Schulwesen ernannt Bedeutung der Schusterinsel Bearbeiten nbsp Blick um 1750 von Norden auf die sternformige Bastionarsfestung Huningen Eine Schiffsbrucke fuhrt uber den Rhein zu den Vorwerken auf der Schusterinsel und dem rechten Flussufer In der Bildmitte das Fischerdorf Kleinhuningen und die Wiesemundung im Hintergrund Basel Der franzosische Bruckenkopf auf markgrafischem Boden wird 1751 abgebrochen und 1796 ein letztes Mal instand gesetzt Der Anlass zum Lachsfangstreit war ein handgreiflicher Streit um Fischereirechte im Rhein Im Zentrum standen aber die damit verbundenen Gemeindebanne und die Basler Grenze auf der Schusterinsel und deren militarische Nutzung 1733 hatte der Polnische Thronfolgekrieg begonnen der bis 1738 dauerte und in dem Frankreich uber die Rheingrenze hinweg Feldzuge nach Suddeutschland durchfuhrte Die Huninger Festung war ein wichtiger Stutzpunkt und franzosische Militars beabsichtigten auch die Basler Halfte der Schusterinsel fur das Vorwerk in Anspruch zu nehmen In den Verhandlungen der Kommission wurde aber die franzosische Ansicht widerlegt dass sich der Huninger Bann ursprunglich uber die ganze Schusterinsel bis an die Wiesemundung erstreckt habe Zudem zeichnete sich das Kriegsende ab Die volkerrechtliche Grenzziehung wurde mehr als sieben Jahrzehnte nicht mehr angeruhrt Allerdings verlangte Frankreich 1749 erfolglos den Rheinarm bei der Schusterinsel auszugraben um die Huninger Uferbefestigungen vom Wasserdruck des Hauptstroms zu entlasten Das Vorwerk auf der Schusterinsel wurde 1796 97 wahrend des Ersten Koalitionskriegs ein letztes Mal errichtet umkampft und zerstort Napoleon Bonaparte forderte 1810 die Schusterinsel an Frankreich abzutreten Jedoch verhinderte der Fall des Ersten Kaiserreichs die dauerhafte Verschiebung der Grenze Die Festung Huningen wurde 1815 16 geschleift Die Schusterinsel wohin sich noch im April 1848 Freischarler und Sympathisanten des Heckeraufstands zuruckziehen konnten verlandete Ihr Basler Teil gehort nun zum stadtischen Hafenareal Die Lage der 2007 eingeweihten Dreilanderbrucke zwischen Huningen und Weil am Rhein wiederum entspricht derjenigen der diversen Schiffsbrucken die mit Unterbrechungen ab 1688 Festung und Schusterinsel verbunden hatten Literatur BearbeitenCarl Wieland Der Kleinhuninger Lachsfangstreit 1736 In Basler Jahrbuch 1889 S 37 85 Peter Ochs Geschichte der Stadt und Landschaft Basel Band 7 Schweighauser Basel 1821 Band 7 S 567 579 Markus Lutz Baslerisches Burger Buch Schweighauser Basel 1819 S 124 Markus Lutz Chronik von Basel oder die Hauptmomente der Baslerischen Geschichte Samuel Flick Basel 1809 S 292 294 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lachsfangstreit amp oldid 213506981