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Das Krematorium Meissen ist eine Feuerbestattungsanlage mit Sakralgebaude auf der linkselbischen Seite der Stadt Meissen Es wurde nach einem Entwurf des Baumeisters Carl Vogel aus Meissen erbaut 1 Parentationshalle vom Krematorium Meissen Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 2 1 Vor 1945 2 2 Nach 1945 3 Architektur 4 Kunstlerische Ausstattung 5 Technik 6 Gedenkstatte 7 Ethik und Religionsunterricht Fuhrungen 8 Kulturkrematorium Vortrage und Ausstellungen 9 Porzellanglockenspiel 10 Munzen und Medaillen 11 Einascherungen 12 Sonstiges 13 Literatur 14 Weblinks 15 EinzelnachweiseLage BearbeitenDas Krematorium liegt auf dem Friedhof der Frauenkirchgemeinde Meissen an der Nossener Strasse Seit 1994 gilt eine Neufassung des Erbbaurechtsvertrags mit der Frauenkirchgemeinde fur 99 Jahre An der Nossener Strasse 36 besteht ein gemeinsamer Eingang Seit 1994 gibt es ausserdem eine separate Auffahrt fur Fahrzeuge Mit dem Bestattungswesen und dem eigentlichen Krematorium bestehen zwei Betriebsteile Der Betriebsteil Bestattungswesen betreibt zudem noch eine Filiale in Nossen und Weinbohla sowie die drei Agenturen in Grossenhain Riesa und Radebeul 2 Geschichte BearbeitenVor 1945 Bearbeiten Mit der Grundung eines Feuerbestattungsvereins in Meissen im Jahre 1911 als Verein fur Feuerbestattung zu Meissen V V a G der 1912 Mitglied im Landesverband Sachsen der Feuerbestattungsvereine wurde war auch der Bau eines Krematoriums ins Auge gefasst worden Zwei Bauentwurfe aus dem Jahre 1914 scheiterten aber an der Finanzierung Die zahlreichen Einberufungen zum Ersten Weltkrieg liessen dann das Vereinsleben im Jahre 1915 fast ersterben nbsp Skulptur an der Aussenfassade nbsp Medaillon mit Phonix uber dem EingangAm 30 November 1920 trat das Sachsische Feuerbestattungsgesetz in Kraft Um den Bau eines Krematoriums zu finanzieren uber ein Grundstuck verfugte der Verein damals noch nicht wurde 1921 eine Spendenaktion mit Porzellanmedaillen ins Leben gerufen Gestaltet wurden die Medaillen zu 20 Mark von Emil Paul Borner Die Aktion brachte kein Geld ein und die korrekte Abrechnung blieb im Dunkeln Ab 1923 wurde den Mitgliedern des Vereins eine kostenlose Bestattung garantiert Im Ergebnis der Inflation war das Geldvermogen des Vereins entwertet und er musste sich organisieren Er kaufte einen Kremierungsofen fur 16 Milliarden Inflationsmark von der Firma J A Topf amp Sohne in Erfurt und benannte sich in Feuerbestattungsverein Meissen und Umgebung e V um Eine 1924 veranstaltete Lotterie um finanzielle Mittel fur den Kauf eines Grundstucks und den Bau des Krematoriums einzunehmen brachte erneut kaum Geld ein Schliesslich fasste der Stadtrat von Meissen den Beschluss den Bau nebst Finanzierung selbst in die Hand zu nehmen Der Verein stellte 1925 den vorhandenen Kremierungsofen der Stadt zur Verfugung Im Jahre 1930 wurde zum Bau der Entwurf von Baumeister Vogel ausgewahlt Ein Mantel und Erbbauvertrag mit der Frauenkirche wurde geschlossen Die Grundsteinlegung zum Krematoriumsbau mit Feierhalle erfolgte am 1 November 1930 Finanziert wurde er durch eine Sparkassenhypothek uber 100 000 Reichsmark 40 000 Reichsmark Vereinsrucklagen sowie 30 000 Reichsmark an Anteilscheinen Die Vorstandsmitglieder burgten fur weitere 35 000 Reichsmark Emil Paul Borner ubernahm die kunstlerische Ausgestaltung der Parentationshalle und am 8 Oktober 1931 wurde das Krematorium nach mehreren Unterbrechungen beim Bau eingeweiht Ein Glockengelaut zunachst mit vier Porzellanglocken baute Emil Paul Borner in den Chorraum ein es wurde 1938 zum Porzellanglockenspiel mit sechs Glocken erweitert Die Spielmechanik lieferte die Leipziger Uhrenfabrik Bernhard Zacharia Im Jahre 1934 wurde mit dem Reichsfeuerbestattungsgesetz im Krematorium Meissen die Zweite Leichenschau eingefuhrt um eventuelle unnaturliche Todesursachen auszuschliessen Gleichzeitig wurden Einascherungen in die staatliche Hand gegeben um zu garantieren dass keine illegalen Einascherungen vollzogen werden Im Jahre 1936 wurde die endgultige Ausgestaltung der Feierhalle mit einem italienischen Mosaik von Max Helas nach einem Entwurf von Emil Paul Borner abgeschlossen Ein zweiter Ofen wurde 1937 beschafft ein gleichzeitiger Betrieb beider Ofen war aber noch nicht moglich Der Zweite Weltkrieg verzogerte die Errichtung von Urnenmauern auf dem Friedhof Nach den Luftangriffen auf Dresden im Februar 1945 wurden auch im Krematorium Meissen viele Opfer eingeaschert Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges kam es im Marz und April 1945 an einer Mauer auf dem Gelande des Krematoriums zu Erschiessungen von 16 kriegsgefangenen Zwangsarbeitern aus Frankreich Italien Polen und Russland im Namen des nationalsozialistischen Staates Das Krematorium wurde in den Jahren des Krieges von SS Truppen bewacht In dieser Zeit kam es auch zur Hinrichtung von 19 Kriegsgefangenen und Kriegsgegnern aus dem Konzentrationslager Waldheim Am 10 Mai 1945 wurde das Krematorium von der Stadtverwaltung Meissen beschlagnahmt allerdings ging der Betrieb am 11 Mai 1945 weiter und es folgte fast zeitgleich der Ubergang des Krematoriums an die Stadt Meissen Damit war der Feuerbestattungsverein praktisch aufgelost Am 15 November 1945 wurden in Sachsen alle Versicherungsvereine liquidiert Nach 1945 Bearbeiten Am 29 Januar 1947 fand die 10 000 Einascherung statt Es folgte der endgultige Ubergang des Betriebes an die Stadt Meissen Eine erste Reparatur des Hauptdaches mit Kupfer gab es 1951 Drei Jahre spater wurden einige Grundstucke die im Besitz des Krematoriums waren an die Wohnungsverwaltung Meissen zur Errichtung von Eigenheimen ubergeben Im Jahre 1962 erfolgte ein Umbau beider Ofen um den Gasverbrauch bei den Einascherungen zu verringern Zur ersten Erweiterung des Krematoriums mit dem Einbau von Sozialraumen fur die Feuerbestatter kam es 1966 Funf Jahre danach wurde eine Generalreparatur des Feierhallendaches durchgefuhrt Obwohl es bereits zwei Kremierungsofen gab konnte erst durch einen neu erbauten Schornstein im Jahre 1973 und einen Anbau mit neuen Rauchgaskanalen der Zwei Ofen Betrieb beginnen Durch den Ubergang zum VEB Dienstleistungsbetrieb der Stadt Meissen Abteilung Krematorium verlor das Krematorium 1979 seine Selbstandigkeit als eigenstandiger Betrieb Eine umfangreiche Sanierung begann 1985 Nach damaligen Planen sollte das Krematorium bis in die 1990er Jahre fertig saniert und mit einer Rauchgasreinigung versehen sein Im Jahre 1991 wurde der VEB Stadtwirtschaft endgultig aufgelost und nun dem Amt fur Stadtwirtschaft Meissen zugeordnet Von 1991 bis 1993 wurden einige Bestatter Filialen eroffnet Ab 1993 wurden die Verstorbenen mit Computertechnik erfasst ausserdem erfolgte die schrittweise Sanierung des Unternehmens Erst 1994 endete die Ara mit der Beschaftigung von eigenen Musikern Mitunter waren funf Musiker und Gesangsinterpreten beschaftigt In den Jahren 1995 bis 2000 kam es zu weiteren umfangreichen Erneuerungen und Umbauten bei Ofen Kuhlanlagen sowie Filtertechnik Die Sanierung der Feierhalle und des Tempelvorbaues wurde 2001 realisiert Im gleichen Jahr erfolgte die 200 000 Einascherung Samtliche Einascherungen ab dem Jahre 1931 wurden genau festgehalten und konnen noch heute nachvollzogen werden Samtliche Bucher wurden auf elektronischen Medien gesichert Weiterhin beschloss in diesem Jahr der Stadtrat den Bau der schon langer geplanten Ofen drei und vier Die Sanierung der Ofen eins und zwei erfolgte 2002 planmassig Weitere Sanierungsarbeiten und Erneuerungen an der Leichenhalle sowie an Kuhl und Filteranlagen gab es in den Jahren 2003 bis 2011 Der Eigenbetrieb wurde 2012 in eine GmbH umgewandelt Seit 2013 werden in der kalteren Jahreszeit und bei entsprechenden Aussentemperaturen die Kuhlanlagen automatisch heruntergefahren und mit kalter Aussenluft auf der vorgegebenen Temperatur gehalten Fur eine bessere Akustik in der Feierhalle wurden im Jahre 2015 schalldammende Teppiche aufgehangt welche dem raumlichen Charakter auch optisch eine besondere Identitat verleihen 2016 erfolgte planmassig die Erneuerung der gesamten Ofensteuerung Im Jahre 2018 konnte die Sanierung der Raume auf der Nordseite des Krematoriums abgeschlossen werden Die Steuerung der beiden Ofen wurde komplett auf ein neues Steuerungs und Reglungssystem umgestellt Die historischen Leuchter in der Feierhalle wurden im Jahre 2019 durch stabilere originalgetreue Nachbauten ersetzt Die neuen Leuchter sind nun aus Edelstahl gefertigt Die Originalleuchter werden weiterhin im Krematorium aufbewahrt 3 Am 2 November 2020 fast genau 90 Jahre nach der Grundsteinlegung vom Krematoriumsbau erfolgte die Grundsteinlegung fur eine weitere unterirdische Leichenhalle Die Kapazitat wird dabei um 17 Stellplatze ausgebaut Die notwendigen Beschlusse vom Stadtrat liegen dafur seit den Jahren 2001 und 2002 vor Die Finanzierung des Bauprojekts von rund 1 5 Millionen Euro erfolgt dabei ausschliesslich aus erwirtschafteten Eigenmitteln 4 5 Die Auswirkungen der Coronapandemie waren auch im Krematorium Meissen zu spuren Der Hohepunkt begann im November 2020 und dauerte bis Marz 2021 In dieser kurzen Zeit wurden 1 700 Verstorbene mit einer Coronadiagnose zusatzlich zu den an anderen Diagnosen Verstorbenen eingeaschert Die Verstorbenen mussten in dieser Zeit auch in der kuhlfahigen Feierhalle gelagert werden Der Spitzenwert von aufbewahrten Verstorbenen lag bei 382 an einem Tag In dieser Zeit wurden mit den zwei Einascherungsofen im Krematorium Meissen fast ein Drittel aller sachsischen Verstorbenen eingeaschert In Sachsen gibt es aktuell noch 16 weitere Einascherungsofen 6 Der Bau der unterirdischen Leichenhalle wurde im April 2021 begonnen Der neue Gebaudeteil ist entscheidend fur den innerbetrieblichen Transport der Verstorbenen in drei Ebenen Aktuell wurden 74 senkrechte Bohrpfahle mit einem Durchmesser von 50 Zentimetern und einer Lange von 14 Metern in das Erdreich eingebracht um die alte Leichenhalle zu stutzen und das gesamte Bauwerk noch zusatzlich zu stabilisieren 7 Architektur BearbeitenDer Krematoriumsbau in Meissen ist ein Beispiel fur die Baukunst der fruhen 1930er Jahre Er entspricht somit der Architektur der schlichten Sachlichkeit Der Hauptbau ist in kubischer Form ausgefuhrt Ein deutliches Streben nach Monumentalitat ist besonders an der Vorhalle erkennbar Der Bau ist rau geputzt klar gegliedert und wurde flach gedeckt Zu beiden Seiten befinden sich niedrige Seitentrakte Die hohe Feierhalle dominiert mit ihren an jeder Seite funf betonten hohen Fenstern Der Portikus wurde aus rotem Porphyr schmucklos ausgefuhrt Ein grosses Medaillon mit aufsteigender Phonixgestalt uber dem Eingang weist deutlich auf die Feuerbestattung hin Uber dem Portikus findet sich die uberlebensgrosse Skulptur die auch als eine Pieta bezeichnet werden kann Ursprunglich lagen in den Seitentrakten der beiden Seiten Kolumbarien die durch jeweils drei Zugange betreten wurden Heute befinden sich hier Aufenthalts und Buroraume Auf der Ruckseite liegt ein grosses rundes Fenster das zur indirekten Beleuchtung der Orgelempore dient Im farbigen Mosaik der Parentationshalle befindet sich unten ein niedriges Tor damit der Sarg vom Aufbahrungsraum auf den Katafalkplatz geschoben werden kann Im Untergeschoss sind die Verbrennungsapparate untergebracht die in direkter Verbindung mit der Versenkungsanlage stehen Eine bereits im Jahre 1906 gebaute Leichenhalle schliesst sich nordostlich im hinteren Bereich der Feierhalle an Sie wurde spater mit der Parentationshalle verbunden Die durch den Anbau zur Leichenhalle von aussen nun nicht mehr einsehbare zweifluglige Tur zur einstigen Anlieferung zeigt im Schmuckgitter zwei Urnenschalen aus denen Rauch emporsteigt Der Schornstein steht im hinteren Bereich links separat neben der Feierhalle Die beiden Urnenmauern vor dem Bau fugen sich harmonisch in das vorhandene Baukonzept ein Diese Urnenanlage schliessen zwei grosse braune Deckelvasen von Borner mit stilisiertem Trauertuch ab Kunstlerische Ausstattung BearbeitenDer Manufakturist Emil Paul Borner engagierte sich bei der kunstlerischen Ausgestaltung der Feierhalle stark Bei der Ausgestaltung des Krematoriums zeigte der Kunstler seine Vielseitigkeit im Umgang mit den verschiedensten Materialien Eine heute nicht mehr erhaltene Ausmalung der Feierhalle schuf nach Entwurfen Borners der Dresdner Kirchenmaler Max Helas Borner war oft vor Ort und arbeitete selbst an den Malereien mit Oberhalb der Katafalknische gab es ursprunglich eine Malerei von Borner Zwei Engel wiesen mit ausgestreckten Armen von oben auf den Aufbahrungsplatz hin Auch diese Malerei ist nicht erhalten geblieben Ein erhalten gebliebenes italienisches Steinmosaik hat Max Helas im Jahre 1936 in der Parentationshalle nach Entwurfen von Borner gestaltet Borner engagierte sich noch mehr fur den Schmuck der Feierhalle und entwarf die farbigen Darstellungen der insgesamt zehn schmalen vertikal betonten Glasfenster die durch zahlreiche Querstreben akzentuiert sind Ein grosses Schmuckgitter aus Holz ist zur Empore des dahinterliegenden Chorraums angebracht Das Querstreben Muster findet sich auch in den Verkleidungen der Heizkorper sowie den beiden Turknopfen am Eingang zur Feierhalle und in den Glaslampen vor der Halle wieder Die grossen dunkelroten Tonvasen die Borner in den Teichert Werken herstellen liess zieren den Eingangsbereich Vollstandig mit braunroten Keramikfliesen ist der Aufbahrungsraum ausgekleidet Einzelne Fliesen sind mit Spruchen uber Tod Auferstehung und Andacht versehen Die gewahlte Schriftart nebst Symbolen erinnert an die vielen Inschriften auf Munzen und Medaillen die Borner schuf Im Aussenbereich ist eine Skulptur von Borner am Portikus der Halle angebracht wiederum ein Werk das in den Teichert Werken hergestellt wurde Die Figurengruppe stellt dabei die Trennung der unsterblichen Seele von der sterblichen Korperhulle dar Ursprunglich gab es von der Figurengruppe noch eine kleinere Ausfuhrung von Borner in Biskuitporzellan die sich an einer Wand im Hinterbliebenenraum des Krematoriums befand Dieses Werk ist in den Jahren 1944 bis 1954 verschwunden Der Aufruf uber den Verbleib der Pieta im Jahre 2016 in verschiedenen Zeitschriften blieb bisher Stand 2017 ohne Ergebnis Eine weitere Arbeit Borners befindet sich oberhalb der zweiteiligen kassettierten Eingangstur Hier ist ein grosses Medaillon mit Phonix angebracht Die dort ebenfalls angebrachten Glaslampen stammen aus dem Jahre 1931 Technik BearbeitenDas Krematorium Meissen hat zwei Einascherungsofen die in den Jahren 1950 1968 und 1993 modifiziert wurden Die beiden Etagenofen zeichnen sich durch eine sehr kurze Einascherungszeit aus somit ist ein Einfahrrhythmus von 35 bis 45 Minuten moglich Dabei arbeiten die Ofen mit sehr wenig Gas der Verbrauch liegt unter 5 Kubikmeter pro Einascherung Die Rauchgase werden im Kuhlsystem mit den drei Warmeubertragungsarten Strahlung Konvektion und Warmeleitung abgekuhlt Das Grundprinzip ist dabei Luft Luft Kuhler und Luft Wasser Kuhler Die Rauchgase werden anschliessend in einem Metallpatronenfilter physikalisch gereinigt und die chemischen Schadstoffe in einem regenerierbaren Mehrschichtfestbett abgeschieden und durch katalytische Vorgange umgesetzt Das Kohlenmonoxid wird mit einem weiteren katalytischen Niedertemperaturverfahren beseitigt und gleichzeitig die Zusammensetzung der Rauchgase kontinuierlich uberwacht Die maximale Einascherungskapazitat betragt momentan 84 Verstorbene pro Tag Standardmassig wird die gesamte Anlage uber Rechner gesteuert sie kann aber jederzeit auch manuell betrieben werden Samtliche Stellplatze in der Leichenhalle sind gekuhlt Tiefkuhlzellen gibt es nicht 8 nbsp Skulptur am Krematorium Meissen nbsp Deckelvase im Aussenbereich vom Krematorium Meissen nbsp Tafel der Gedenkstatte am Krematorium Meissen nbsp Parentationshalle Krematorium Meissen nbsp Leichenhalle im Krematorium Meissen nbsp Einascherung im Krematorium MeissenGedenkstatte BearbeitenUnweit der Parentationshalle befindet sich auf dem Gelande des Krematoriums seit 2014 eine Gedenktafel an der Friedhofsmauer auf der die 16 ermordeten kriegsgefangenen Zwangsarbeiter aus Frankreich Italien Polen und Russland namentlich aufgefuhrt sind Davor befindet sich eine mit Blumen und Pflanzen geschmuckte Flache In der Zeit vom 29 Marz bis zum 11 April 1945 starben an dieser Stelle Menschen ohne ein gerichtliches Urteil erhalten zu haben den Hinrichtungstod Die Exekutionen durch einen Schuss in den Hinterkopf wurden vom damaligen Stadtrat angeordnet 9 Ethik und Religionsunterricht Fuhrungen BearbeitenZum Thema Leben und Tod werden im Krematorium regelmassig kostenlose Fuhrungen fur jedermann durchgefuhrt dessen Ablauf auch einer besonderen Ausbildungsform und der jeweiligen Aufgabenstellung angepasst werden kann Im Jahre 2017 gab es ca 70 Vortrage und Betriebsfuhrungen mit ca 1300 Besuchern Insgesamt haben bereits ca 19 000 Besucher an solch einer Fuhrung teilgenommen Die Fuhrungen richten sich dabei speziell an Schuler und Klassen sowie Berufsschuler und Studenten welche dazu aus dem gesamten Freistaat Sachsen aus Brandenburg und anderen Bundeslandern anreisen Auch Mitarbeiter sozialer und medizinischer Einrichtungen und jeder interessierte Burger kann sich den Fuhrungen anschliessen Beim Rundgang werden alle Betriebsraume erklart Die Schuler erhalten eine Einfuhrung in die Problematik der Trauer und der Trauerbewaltigung Weiterhin wird eine Feier in der Parentationshalle nachgestaltet und auf die einzelnen Bestattungsarten das Friedhofswesen sowie die Bestattungsgeschichte naher eingegangen Die unterschiedlichen Bestattungskulturen in Deutschland und der Welt sind ebenfalls ein wichtiger Schwerpunkt jeder Fuhrung Es folgt ein freiwilliger Rundgang durch die Feuerbestattungsanlagen wo der reale Betriebsablauf bis zum Verschluss der Urnenkapsel gezeigt wird und auch ein Blick in den Kremierungsofen moglich ist Dabei wird auch der technische Ablauf einer Kremierung und das wichtige Thema Umweltschutz erklart Ebenfalls freiwillig gestaltet sich der Besuch der Leichenhalle Hier wird die Thematik der Aufbewahrung Zeiten Temperaturen das Verhalten beim Eintritt eines Sterbefalls die Bedeutung der 1 und 2 Leichenschau und die Sterblichkeitsstatistiken besprochen und einzeln vorgestellt Anschliessend folgt eine Diskussionsrunde in der uber Lebensrisiken wie Nikotin Alkohol Drogen Selbstmord Strassenverkehr und Magersucht gesprochen wird sowie weitere Fragen gestellt werden konnen Zusatzlich werden fur Auszubildende und Studierende in medizinischen oder pflegerischen Berufen entsprechende Einweisungen zur Erstversorgung Vorbereitung Waschen Anziehen kosmetische Arbeiten am Verstorbenen in den entsprechenden Arbeitsraumen durchgefuhrt Der Umgang mit Sterbenden und Hinterbliebenen aber auch Trauerpsychologie sowie die Bewaltigung der einzelnen Trauerphasen sind dabei ein wichtiges Thema Fur nichtmedizinische Ausbildungsformen werden Themenkreise wie Umweltschutz Kuhlung Prozessfuhrung Verbrennungsfuhrung chemische und physikalische Abreinigungsverfahren und Methoden sowie Betriebswirtschaft und Rechnungswesen in offentlichen Unternehmen naher vorgestellt was ebenfalls kostenlos ist Kulturkrematorium Vortrage und Ausstellungen BearbeitenSeit 2018 gibt es in der Parentationshalle des Krematoriums auch biografische und kulturelle Vortrage sowie wissenschaftlich ausgerichtete Ausstellungen deren Inhalte sich vorwiegend mit bekannten Personlichkeiten der Stadt Meissen dem Gebaude selbst oder regional bezogenen Themen beschaftigen Diese Veranstaltungen finden meist an einem Sonntag und bei freiem Eintritt statt 10 Die Ausstellungen sind dabei wahrend den Geschaftszeiten fur Besucher zuganglich Aktuell ist in der Parentationshalle die Ausstellung vom stadtischen Bestattungswesen Meissen MEISSEN BEKOMMT EIN KREMATORIUM mit Exponaten aus der Bauzeit der Einascherungshalle vor neunzig Jahren zu sehen 11 12 nbsp Eine Medaille vom Feuerbestattungsverein Meissen von 1921 nbsp Porzellanglockenspiel von 1932 auf der Orgelempore nbsp Kremierung im Krematorium Meissen nbsp Ethikunterricht im Krematorium Meissen nbsp Blick in einen Kremierungsofen im Krematorium Meissen nbsp Thema Ascheaufbereitung im Ethikunterricht Krematorium Meissen nbsp Eine 20 Mark Munze vom Feuerbestattungsverein MeissenPorzellanglockenspiel BearbeitenIm Jahre 1932 wurde von Emil Paul Borner ein Porzellanglockengelaut mit vorerst vier Glocken aus Meissner Porzellan eingebaut Bereits 1938 hat man dann die Glocken auf sechs erweitert und damit das ehemalige Gelaut in ein Glockenspiel umgewandelt Bei der Erweiterung wurden einige Glocken und deren einstige Position im Spiel ausgetauscht Die altesten Glocken sind dabei noch immer an den verzierten Schalllochern im oberen Teil erkennbar Das Glockenspiel sowie die alte Antriebsmechanik nebst Anschlagtechnik ist auch noch heute Stand 2020 im Betrieb Die Glocken sind F G E Gis C und C gestimmt Die original erhaltene Spielmechanik stammt von der Uhrenfabrik Bernhard Zacharia aus Leipzig Das Glockenspiel befindet sich im Chorraum oberhalb der Aussegnungshalle und ist somit nicht direkt sichtbar Es wird zu Beginn jeder Trauerfeier fur ca dreissig Sekunden oder wahrend der feierlichen Uberfuhrung in die Aussegnungshalle fur ca eine Minute gespielt Es erklingt eine charakteristische Melodie welche nicht nur die feierliche Zeremonie begleitet sondern auch zeitgleich eine Signalfunktion beinhaltet Nach aktuellen Recherchen befinden sich im Spiel vom Krematorium Meissen die beiden bisher grossten gestimmten Porzellanglocken der Welt aus Meissner Porzellan die keine Schau und Ausstellungsstucke sind sondern regelmassig gespielt werden 13 Munzen und Medaillen BearbeitenDie Spendenmunzen die der Feuerbestattungsverein Meissen bei der Porzellanmanufaktur Meissen in Auftrag gegeben hatte gibt es mit und ohne Wertangabe Es gibt dabei offiziell Stucke aus braunem Feinsteinzeug und weissem Biskuitporzellan Dabei kommen auch farbig variierende Proben mit Dekor vor Die Entwurfe stammen von Emil Paul Borner Zunachst sollte noch die Wertangabe von 20 M fur Mark unten auf der Vorderseite erscheinen und damit den geplanten Verkaufspreis benennen Spater wurde darauf verzichtet und das Motiv auf der Vorderseite noch geandert die Ruckseite mit dem aufsteigenden Phonix blieb dagegen unverandert Hergestellt wurden die Stucke in einer Gipsform und mit Metallstempeln Es gibt zahlreiche Material und Farbvarianten Alle Stucke tragen kein Pragejahr wurden aber im Jahre 1921 hergestellt Beschreibung Vorderseite In dem von gebogenen Doppellinien gebildeten rhombusformigen Sechseck das auch als Sarg gedeutet wird sind die oberen und unteren Ecken nach innen verziert Im Sechseck befindet sich eine Urne mit lodernder Flamme links und rechts je ein Kreuz mit je zwei diagonalen Strahlen und die aufrechtstehenden Kurschwerter Umschrift FEUERBESTATTUNGSVEREIN MEISSEN und darunter 20 M auch ohne Wertangabe vorkommend Beschreibung Ruckseite Ein aus der Flamme aufsteigender Phonix mit dem Kopf nach links Um das Motiv herum abwechselnd acht funfstrahlige Sterne die zum Teil radial ausgerichtet sind und acht kleine Urnen mit Flamme Im Jahre 1925 fand am 28 und 29 Marz 1925 ein Verbandstag der Sachsischen Feuerbestattungsvereine in Meissen statt Aus diesem Anlass wurde eine Medaille aus Steinzeug herausgegeben Sie entstand ebenfalls nach einem Entwurf von Emil Paul Borner Diese Medaillen wurden mittels Stahlstempel gepragt Beschreibung Vorderseite In dem von gebogenen Doppellinien gebildeten rhombusformigen Sechseck das auch als Sarg gedeutet wird befindet sich eine Urne mit lodernder Flamme links und rechts je ein achtstrahliger kleiner Stern Umschrift VERBANDSTAG SACHS FEUERBESTATTUNGSVEREINE IN MEISSEN AM 28 u 29 III 1925 Beschreibung Ruckseite Die beiden Westturme des Meissner Doms Links und rechts je ein achtstrahliger Stern und die Kurschwerter der sogenannten Pfeifferzeit mit dem Punkt zwischen den Klingenspitzen Umschrift oben 1925 Umschrift unten MEISSEN 14 Einascherungen BearbeitenUnter den zahlreichen Personen die im Krematorium Meissen eingeaschert wurden sind u a Rolf Ludwig 1925 1999 15 Urne bestattet auf dem Neuen Friedhof in Benz Usedom Erich Mielke 1907 2000 15 Urne bestattet auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde Berlin Lotte Ulbricht 1903 2002 15 Urne bestattet auf dem Friedhof Weissensee Berlin Jiri Vrstala 1920 1999 15 Sonstiges BearbeitenEin kleiner Teil der Asche aus der ersten Einascherung auf dem Gebiet des heutigen Deutschland wird noch heute im Krematorium Meissen aufbewahrt 16 Sie fand am 9 Oktober 1874 im Siemens Glaswerk auf der Freiberger Strasse in Dresden statt und war gleichzeitig die weltweit erste Einascherung in geschlossenem Feuer 17 Die Tote war die Englanderin Katherine Dilke geb Snell 1842 1874 erste Ehefrau des britischen Unterstaatssekretars Sir Charles Dilke 1843 1911 Sie hatte diese Form der Bestattung in ihrem Testament festgelegt 18 Neben dem Krematorium Meissen bewahrt auch das Stadtarchiv Dresden 19 etwas von Lady Dilkes Asche auf Die im Jahre 1931 beschaffte Bestuhlung fur Feierhalle und Aufbahrungsraum ist mit ihren insgesamt 126 Eichenstuhlen mit Lederpolsterung noch im Original erhalten geblieben und wurde 1993 saniert Zeitschrift Die als Nachrichtenblatt des ehemaligen Feuerbestattungsvereins Meissen und Umgebung und seit dem Jahre 1928 herausgegebene Zeitschrift Die Urne erschien bis zum Zweiten Weltkrieg monatlich Sie diente der Forderung der Feuerbestattung in Sachsen Dabei bezeichneten sich Verein und Redaktion als politisch und kirchlich neutral Nach ihrer Einstellung erschien erst wieder im Jahre 2006 eine Nummer dieser Zeitschrift unter dem nun geanderten Namen Die Meissner Urne Sie erscheint nun jahrlich Herausgeber ist das Stadtische Bestattungswesen Meissen GmbH Krematorium Inhalt der Zeitschrift sind Themenberichte uber Bestattungsmethoden und Brauche aus der gesamten Welt Schwarzer Humor und Ratselseite Informationen zum Krematorium aktuelle Preisstrukturen und Infos zu Formalitaten der Einascherung im Krematorium Ein im Jahre 1931 angeschaffter Einfahrwagen aus Eichenholz verrichtet noch heute zuverlassig seinen Dienst Das Stadtische Bestattungswesen Meissen Krematorium Meissen engagiert sich zusammen mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgraberfursorge sowie anderen Organisationen fur die Kriegsgraber der Stadt Meissen und sorgt regelmassig fur deren wurdigen Zustand Literatur Bearbeiten25 Jahre Feuerbestattungsverein Festschrift Meissen 1936 Karl Scheuch Spenden Medaillen aus Porzellan und Ton Verlag B Strothotte Gutersloh 1966 Karl Scheuch Medaillen aus Porzellan Verlag B Strothotte Gutersloh 1970 Helmut Dammig Meissner Porzellanglockenspiele Meissen Information Meissen 1987 Gunter Naumann Sieglinde Naumann Jugendstil in Meissen Meissen Information Meissen 1990 Caren Marusch Krohn Meissener Porzellan 1918 1933 Die Pfeifferzeit Edition Leipzig Leipzig 1993 Annelene Raasch Glockenspiele aus Meissener Porzellan Verlag Hauschild Bremen 1994 Gerhard Steinecke Unser Meissen 1929 2004 Meissner Tageblatt Verlag Meissen 2004 Gunter Naumann Stadtlexikon Meissen Sax Verlag Beucha 2009 sowie Feuerbestattungsverein Meissen und Umgebung e V Hrsg Die Urne Zeitschrift verschiedene Ausgaben Stadtisches Bestattungswesen Meissen GmbH Krematorium Hrsg Die Meissner Urne Zeitschrift verschiedene Ausgaben Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Krematorium Meissen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Offizielle Website des Krematoriums MeissenEinzelnachweise Bearbeiten Gunter Naumann Stadtlexikon Meissen S 187 Nach Auskunft vom Stadtischen Bestattungswesen Meissen GmbH Krematorium Nach Auskunft vom Stadtischen Bestattungswesen Meissen GmbH Krematorium vom 16 September 2021 Peter Anderson Mehr Platz fur Tote im Krematorium Meissen in Sachsische Zeitung vom 28 Oktober 2020 S 14 tvM Meissen Fernsehen Leichen im Bierkeller Grundsteinlegung fur unterirdische Leichenhalle am Meissner Krematorium vom 2 November 2020 Nach Auskunft vom Stadtischen Bestattungswesen Meissen GmbH Krematorium vom 16 September 2021 Nach Auskunft vom Stadtischen Bestattungswesen Meissen GmbH Krematorium vom 22 September 2021 Samtliche Auskunfte erteilte das Stadtische Bestattungswesen Meissen GmbH Krematorium Stand Juli 2017 Gerhard Steinecke Unser Meissen 1929 2004 S 108 Auskunft erteilte das Stadtische Bestattungswesen Meissen GmbH Krematorium Auskunft erteilte das Stadtische Bestattungswesen Meissen GmbH Krematorium am 20 Oktober 2020 tvM Meissen Fernsehen Meissen bekommt ein Krematorium Ausstellung mit Exponaten aus der Bauzeit der Einascherungshalle vom 28 Oktober 2020 Auskunft vom Krematorium Meissen laut umfassenden Forschungen sowie Recherchen durch den Journalisten Reiner Graff numiscontrol Die Munzen und Medaillen vom Verein fur Feuerbestattung zu Meissen In moneytrend Heft 1 2018 S 154 156 a b c d Gerhard Steinecke Feierhalle im Stil der Neuen Sachlichkeit in Maissner Tagblatt 22 November 2019 online Zugriff am 27 November 2022 Unternehmensgeschichtliche Daten des Krematoriums Meissen Friedrich Kuchenmeister Die erste Leichenverbrennung die der Leiche von Lady D im Siemens schen Regenerativ Ofen geschehen am 9 October 1874 abends 7 Uhr zu Dresden In Deutsche Klinik Nr 44 und 48 G Reimer Berlin 1874 Johannisfriedhof Dresden Tolkewitz dresdner stadtteile de Juliane Weigt Deshalb liegt in Dresdner Tresor Asche von Lady D Morgenpost Dresden 17 Juni 2018 abgerufen am 17 Juni 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Krematorium Meissen amp oldid 228347888