www.wikidata.de-de.nina.az
Die evangelische Frauenkirche in der Altstadt von Meissen ist eine spatgotische Hallenkirche Sie gehort zur Gemeinde St Afra Meissen im Kirchenbezirk Meissen Grossenhain der Evangelisch Lutherischen Landeskirche Sachsens Der Meissener Marktplatz mit der Frauenkirche Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Porzellanglockenspiel 6 Umgebung 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp Frauenkirche um 1900Erstmals wurde die Kirche 1205 in einer Urkunde Bischof Dietrichs II von Meissen als Kapelle der Heiligen Maria am Markt erwahnt Etwa 100 Jahre spater trat der Name Kapelle unserer lieben Frauen St Marien oder Frauenkirche hervor Die Kirche war dem Augustiner Chorherrenstift St Afra unterstellt Die Afrakirche war die erste Pfarrkirche der Stadt und des Umlandes Das Gotteshaus am Markt entwickelte sich zur Burgerkirche und erhielt 1457 das Taufrecht Nach zerstorerischen Stadtbranden entstand in der Zeit um 1450 bis 1520 ein neuer reprasentativer Bau als spatgotische Hallenkirche 1547 wurde die Turmspitze durch Blitzschlag zerstort Danach erhielt der Turm seinen achteckigen Aufsatz und 1549 den vergoldeten Turmknopf mit Wetterfahne Im Kircheninneren erfolgten unter Leitung von Christian Friedrich Arnold in den Jahren 1883 bis 1884 umfangreiche Erneuerungen Regotisierung Aus dieser Zeit stammen auch die drei farbigen Fenster im Chorraum geschaffen von Wilhelm Walther Gestalter des Furstenzuges in Dresden Die im Ersten Weltkrieg verlorenen Glocken wurden 1924 durch das Bochumer Gussstahlgelaut ersetzt In den Jahren 1878 1983 wurden der Aussenputz und die Farbfassung des Inneren erneuert wobei ein Kompromiss zwischen der Polychromie des 15 Jahrhunderts und der Fassung des 19 Jahrhunderts gesucht wurde Im Jahr 1994 erfolgte eine Stabilisierung des gotischen Dachstuhls mit Hilfe einer Verspannung aus Karbonfasermaterial Architektur BearbeitenDie Kirche ist ein verputzter Steinbau der Chor besteht aus Sandsteinquadern Die dreischiffige Hallenkirche besteht aus dem kurzen dreijochigen Schiff und einem Chor mit Funfachtelschluss Strebepfeiler stutzen das auf ansteigendem Gelande erbaute Gebaude die des Chores sind teilweise mit Durchbruchen versehen Das Bauwerk ist mit einem einheitlichen Satteldach mit jeweils drei Zwerchdachern uber den Seitenschiffen gedeckt Ein massiger Westturm mit reichen Masswerkblenden entstammt in den unteren Geschossen der Fruhgotik das abschliessende quadratische Geschoss ist spatgotisch tragt einen achteckigen Aufsatz von 1547 mit einem breiten Umgang und wird mit einer Haube mit Laterne abgeschlossen Das Innere wird durch die schlanken Achteckpfeiler und die Parallelrippengewolbe nach dem Vorbild des Veitsdoms in Prag gepragt Der Chor ist mit reichem Sterngewolbe abgeschlossen In der Sudwand des Chores ist eine Sakramentsnische mit Sandsteingewande eingelassen Sudlich des Chores ist die Sakristei angebaut daruber offnet sich die Sangerempore mit einem halben Sterngewolbe zum Chor Die um 1540 sudlich des Turms angebaute zweijochige Kapelle ist mit einem Glasgemalde eines Meissner Porzellanmalers aus der Zeit um 1845 versehen Ausstattung Bearbeiten nbsp Innenraum mit Altar nbsp SchnitzaltarAus der Zeit um 1500 stammt der prachtvolle Schnitzaltar dessen verlorengegangene Seitenflugel im Jahr 1929 erganzt und mit Spruchbandern versehen wurden Die Predella zeigt die Grablegung im Mittelschrein ist die Marienkronung dargestellt zu beiden Seiten sind Szenen aus dem Leben der Maria und Christi dargestellt An der Ostwand des Sudschiffes befindet sich der gemalte spatgotische Flugelaltar aus der Zeit um 1480 der aus der Nikolaikirche stammt Er stellt die Beweinung Christi dar In der sudlichen Seitenkapelle befindet sich das ehemalige Gemalde des Hauptaltars das sich in den Jahren 1848 1929 dort befand mit der Darstellung des Guten Hirten Zahlreiche Epitaphien aus dem 15 und 16 Jahrhundert erganzen die Ausstattung Darunter befinden sich ein Tafelbild der Kreuzigung fur Hans Schauwaldt 1496 sowie ein Tafelbild der Cranach Schule fur Burgermeister Waldklinger 1548 und Frau 1564 das in drei Zonen die Stifterfamilie und Adam und Eva neben der Kreuzigungsszene sowie das Jungste Gericht zeigt Eine Sandsteinplatte fur den Domvikar Johann Kolbinger 1532 stellt Christus mit einem knienden Geistlichen unter einer Bogenarchitektur dar und wird Christoph Walther I zugeschrieben Eine Schrifttafel mit einem Architekturrahmen aus Olstuckmasse wurde fur Anna Kommerstedt geb von Beschwitz 1536 gesetzt und stellt auf dem Sockel Johannes den Taufer und das Lamm Gottes mit der Siegesfahne flankiert von den Wappen derer von Kommerstedt und von Beschwitz dar Vor dem Portal steht ein steinerner Opferstock der nach der Mitte des 15 Jahrhunderts datiert wird Orgel Bearbeiten nbsp Jehmlich Orgel 1929 1937 nbsp Kirchenschiff mit Orgel um 1900Die Orgel mit 56 Registern auf drei Manualen und Pedal und Freipfeifenprospekt ist ein Werk der Firma Jehmlich Orgelbau Dresden aus den Jahren 1929 1930 Aus dem Vorgangerinstrument wurden elf Register ubernommen Im Jahr 1937 folgte durch Jehmlich eine Erweiterung und Umdisponierung 1 Weitere Umbauten erfolgten in der Nachkriegszeit Insgesamt verfugt die Orgel uber 3798 Pfeifen Die Orgel erwies sich in den vergangenen Jahrzehnten infolge Verschmutzung und Anobienbefalls zunehmend als storanfallig sodass die Orgel ab den 1970er Jahren nur noch eingeschrankt spielbar war und ein Neubau in Betracht gezogen wurde Aus der Vorgangerorgel sind vier Register von Christoph Donati 1665 1666 und Johann Christian Kayser 1810 erhalten sowie je ein Register von Andreas Pfutzner 1838 und Julius Jahn 1883 von Johann Gottlieb Tamitius 1719 1720 nur noch Einzelpfeifen Das Instrument wurde 2015 unter Denkmalschutz gestellt und 2017 2021 durch die Erbauerfirma restauriert und der Zustand von 1937 rekonstruiert Die Wiedereinweihung erfolgte im Mai 2021 2 3 eine Erweiterung um ein Register erfolgte im Jahr 2023 Die Orgel besitzt Kegelladen pneumatische Traktur und einen freistehenden Spieltisch Die Disposition lautet wie folgt I Manual C a3Bordun 16 Principal 8 Singend Gedackt 8 Rohrflote 8 Viola d amour 8 Rohrquinte 5 1 3 Octave 4 Bachflote 4 Nachthorn 4 Quinte 2 2 3 Octave 2 Schwiegel 1 Cornett III IVMixtur IVCymbel IIITrompete 8 II Manual C a3Quintadena 16 Italienisch Prinzipal 8 Spitzflote 8 Quintadena 8 Prestant 4 Gemshorn 4 Gedackt 4 Piccolo 2 Superquinte 1 1 3 Septime 1 1 7 Sifflote 1 None 8 9 Mixtur IVSingend Regal 8 Porzellanflote 2023 8 III Manual schwellbar C a3Lieblich Gedackt 16 Geigenprincipal 8 Gedackt 8 Salicional 8 Portunalflote 8 Aeoline 8 Vox coelestis ab c0 8 Principal 4 Blockflote 4 Rohrflote 4 Nasat 2 2 3 Waldflote 2 Terz 1 3 5 Scharff VKrummhorn 8 Pedal C f1Principal 16 Violonbass 16 Subbass 16 Gedacktbass Tr 16 Quintbass 10 2 3 Octavbass 8 Bassflote 8 Violoncello 8 Octavbass 4 Flachflote 2 Posaune 16 Sordun Tr 8 Clarine 4 Koppeln Normalkoppen II I III I III II I P II P III P Superoktavkoppeln II I III II III III Suboktavkoppeln II I III II Pedaltenorkoppel III P Generalkoppel Spielhilfen 3 freie Kombinationen 3 feste Kombinationen mf f ff Pedalumschaltung Druckregister ab Crescendo ab Rohrwerke ab WalzeIn einem zweiten Bauabschnitt wurde 2023 ein neues Register aus Meissner Porzellan hinzugefugt und elektrisch an die Lade des II Manuals angeschlossen Es besteht aus 12 Holzpfeifen 9 Zinnpfeifen und 37 Porzellanpfeifen Die Registerwippe fur diese einzigartige Stimme wurde eigens von der Meissener Porzellanmanufaktur gestiftet und dort angefertigt 4 Das Porzellanregister ist dem II Manual Ruckpositiv zugeordnet und somit in die Emporenbrustung integriert Der Meissener Ocarinafabrik Freyer amp Sohn war es Ende des 19 Jahrhunderts erstmals gelungen Orgelpfeifen aus Porzellan herzustellen 5 Porzellanglockenspiel Bearbeiten nbsp Turm der Frauenkirche mit Glockenspiel nbsp TuchmachertorIm Turm wurde im Jahr 1929 anlasslich der 1000 Jahr Feier von Meissen das erste stimmbare und somit auch spielbare Porzellanglockenspiel der Welt installiert Am 1 Juni 1929 erklang gegen Mittag erstmals das Glockenspiel Eine erfolgreiche Glockenprobe gab es schon im Marz 1929 Bereits im Jahre 1926 erhielt Emil Paul Borner vom damaligen Generaldirektor der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meissen Max Adolf Pfeiffer den Auftrag ein Porzellanglockenspiel zu entwickeln um es anlasslich der Jahrtausendfeier der Stadt Meissen in den Turm der Frauenkirche am Markt einzubauen Die Anschlag Mechanik stellten die Firma Bernhard Zacharia aus Leipzig und der Turmuhrenfabrikant Eugen Horz aus Ulm her 6 Die einzelnen Porzellanglocken wurden damals vom Porzellanmaler Hermann Dietze gestimmt welcher auch ein ausgebildeter Musiker war Nach einer umfangreichen Restaurierung von 2002 bis 2004 spielt es wieder sechsmal taglich Chorale Das Porzellanglockenspiel besteht aus 37 Glocken und ertont heute taglich zu folgenden Zeiten 6 30 Uhr Wachet auf ruft uns die Stimme 8 30 Uhr Grosser Gott wir loben dich 11 30 Uhr Die Himmel ruhmen des Ewigen Ehre 14 30 Uhr Wir treten zum Beten 17 30 Uhr Ein feste Burg ist unser Gott 20 30 Uhr Lobe den Herren den machtigen KonigFruher gab es andere feste Spielzeiten und das Glockenspiel ertonte bereits um 6 00 Uhr Bis 1971 ertonte auch um 12 00 Uhr Lobe den Herren den machtigen Konig Ausser den Choralen wird jede Viertelstunde mit einem Porzellanglocken Westminsterschlag als Vorspiel zum jeweiligen Glockenschlag eingelautet 7 Das Glockenspiel kann uber einen Spieltisch mit Klaviatur oder uber eine Stiftwalze gespielt werden Umgebung BearbeitenUnmittelbar benachbart steht das aufwandige Tuchmachertor aus Sandstein das um 1600 von der Tuchmacherinnung gestiftet wurde Es besteht aus einem Rundbogen zwischen zwei toskanischen Pilastern mit einem Triglyphengesims Seitlich sind kraftige Anschwunge aufgestellt die fruher auf der Mauer des Kirchhofs auflagen Als Bekronung befindet sich eine Inschrifttafel mit Spitzverdachung und einem Obelisken daruber im Schlussstein ist das Innungswappen zu finden nbsp Tuchmachertor in MeissenEs ist jedoch nicht das Original welches 1614 im Auftrag der Tuchmacherzunkt errichtet wurde und ursprungliche auch an einem anderen Platz stand Es sollte auch einen Eingang fur den Meissner Stadtfriedhof direkt hinter der Frauenkirche darstellen Die Nachbildung ist ein Werk des Dresdner Bildhauer Christian Hempel von 1954 56 Der Friedhof wurde verlegt womit seine Funktion verloren ging Es ist ein wichtiges Denkmal der Renaissance in der Stadt Meissen 8 Das Original wurde 1956 ins Stadtmuseum gebracht und eine Kopie neben der Kirche aufgestellt Literatur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Sachsen I Regierungsbezirk Dresden Deutscher Kunstverlag Munchen 1996 ISBN 3 422 03043 3 S 590 591 Einzelnachweise Bearbeiten Informationen zur Orgel auf orgbase nl Abgerufen am 9 Dezember 2018 Gelungene Restaurierung Frauenkirche Meissen Abgerufen am 26 Oktober 2023 Informationen zum Stand des Orgel Projekts Memento des Originals vom 12 April 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www frauenkirche meissen de Farrar Nur noch zwei Porzellanpfeifen suchen Paten Landkreis Meissen WochenKurier 26 Oktober 2023 abgerufen am 26 Oktober 2023 Orgelpfeifen aus Porzellan In Zeitschrift fur Instrumentenbau Bd 17 Leipzig 1896 97 S 485 Jurgen Scharer Auf den Punkt gebracht Porzellane fur Meissen Max Adolf Pfeiffer zu Ehren Staatliche Porzellan Manufaktur Meissen 2000 S 95 Gunter Naumann Stadtlexikon Meissen Sax Verlag Beucha 2009 ISBN 978 3 86729 013 5 https www dresden elbland de de poi denkmal tuchmachertor meissen 35904643 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Frauenkirche Meissen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Forderverein Frauenkirche Meissen e V Evangelisch Lutherische Kirchgemeinde St Afra MeissenNormdaten Geografikum GND 4836481 2 lobid OGND AKS VIAF 7145424477086830894 51 162680555556 13 470038888889 Koordinaten 51 9 45 7 N 13 28 12 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Frauenkirche Meissen amp oldid 238548352