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Die Konferenzen von Chantilly waren mehrere Konferenzen der Entente wahrend des Ersten Weltkriegs Sie fanden 1915 und 1916 im franzosischen Chantilly im dortigen Schloss statt wo sich von Ende 1914 bis Anfang 1917 das Grand Quartier General der franzosischen Streitkrafte befand Die Konferenzen waren bedeutsam bei der Vorbereitung der alliierten Sommeroffensiven 1916 sowie der Fruhjahrsoffensive an der Westfront 1917 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Erste Chantilly Konferenz Juli 1915 1 2 Zweite Chantilly Konferenz Dezember 1915 1 3 Dritte Chantilly Konferenz Marz 1916 1 4 Vierte Chantilly Konferenz November 1916 2 Weblinks 3 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenZu Beginn des Ersten Weltkriegs gab es auf Seiten der Triple Entente noch keinen etablierten Mechanismus fur Konsultationen auf hochster politisch militarischer Ebene Besuche und Treffen einzelner Minister und Militars fanden eher sporadisch und als Reaktion auf akute Krisen statt Hierzu zahlen der Besuch des britischen Kriegsministers Lord Kitchener in Paris im September 1914 der Besuch des franzosischen Kriegsministers Alexandre Millerand in London im Januar 1915 die Frankreichreise des britischen Premierministers Herbert Henry Asquith im Mai Juni 1915 und das Treffen des britischen Munitionsministers David Lloyd George mit seinem franzosischen Amtskollegen in Boulogne im Juni 1915 Im Lichte der komplizierten Kriegssituation schien es im Sommer 1915 erforderlich die gemeinsamen Massnahmen unter Einbeziehung aller wichtigen Alliierten effektiver zu koordinieren In der Folge wurde fur den 6 Juli eine erste offizielle gegenseitige britisch franzosische Regierungskonsultation in Calais vereinbart 1 Erste Chantilly Konferenz Juli 1915 Bearbeiten In der Folge dieses Treffens fand am folgenden Tag dem 7 Juli 1915 die erste Chantilly Konferenz statt An ihr nahmen militarische Vertreter der Entente Machte Grossbritannien Frankreich Russland Italien Belgien und Serbien teil Geleitet wurde die Konferenz vom franzosischen Kriegsminister Millerand die wichtigsten Teilnehmer waren der franzosische Oberbefehlshaber Joseph Joffre und John French fur die B E F und sein Stabschef William Robertson Belgien war durch Generalmajor Felix Wielemans vertreten Russland Italien und Serbien durch die Obersten Ignatjew di Breganze und Stefanovic 2 Auf dieser Konferenz wurden noch keine schwerwiegenden Entscheidungen getroffen oder konzertierte Aktionen verabredet Italien sollte den Druck auf Osterreich Ungarn an der Isonzofront aufrechterhalten wahrend Grossbritannien und Frankreich ihre Herbstoffensive an der Westfront vorbereiteten Auch Serbien sollte aktiv bleiben Russland war durch die Erfolge der Mittelmachte seit der Schlacht bei Gorlice Tarnow im Fruhjahr 1915 in der Defensive und sollte zunachst seine Krafte wieder konsolidieren Die Rucksicht auf nationale Befindlichkeiten und die sehr unterschiedlichen Gegebenheiten an den einzelnen Fronten verhinderten vorerst eine effektivere Planung der Koalitionskriegsfuhrung Zweite Chantilly Konferenz Dezember 1915 Bearbeiten Die zweite Chantilly Konferenz fand vom 6 bis 8 Dezember 1915 statt und folgte wiederum einem britisch franzosischen Regierungstreffen in Calais vom 5 Dezember Auf dieser Konferenz wurde erstmals die Anstrengung unternommen die gemeinsame Kriegsfuhrung auf langere Sicht zu planen Die Kriegslage hatte sich inzwischen ausserst negativ fur die Alliierten entwickelt Die russische Armee stand nach dem Grossen Ruckzug vor einer kompletten Reorganisation Serbien war durch den Serbienfeldzug der Mittelmachte vorerst aus dem Spiel Das britisch franzosische Gallipoli Unternehmen hatte mit einem spektakularen Fehlschlag geendet und auch die Herbstoffensiven an der Westfront in der Champagne und im Artois hatten nicht die erhofften Erfolge gebracht Fur das bevorstehende Jahr 1916 schien es also dringend erforderlich von einer durch nationale Interessen bestimmten Strategie zu einer echten koordinierten Strategie uberzugehen Auf dieser dreitagigen Konferenz waren die wichtigsten Teilnehmer General Joffre Feldmarschall French fur die B E F und Generalleutnant Archibald Murray als Chef des Imperialen Generalstabs beide noch im selben Monat von ihren Posten abgelost General Jakow Schilinski fur die russische Armee General Carlo Porro fur Italien General Wielemans fur Belgien und Oberst Stefanovic fur Serbien General Joffre empfing die Delegierten der anderen Lander mit einem vorbereiteten Memorandum 3 das ungeteilte Zustimmung fand Er sah vor zum baldmoglichsten Zeitpunkt d h wenn die beteiligten Armeen ihre diesbezuglichen Vorbereitungen abgeschlossen hatten an allen Hauptfronten der West Ost und Italienischen Front koordinierte Grossoffensiven zu beginnen Joffre hoffte dass insbesondere an der Ostfront wo die Befestigungen der Frontlinie weniger stark ausgebaut und die Krafte der Gegner weniger konzentriert als an der Westfront waren die Entwicklung zu einem strategischen Durchbruch moglich ware Hierzu ware es fur die westlichen Partner der Allianz notig die russische Armee nach ihren grossen Verlusten an Material im Herbst 1915 mit allen von ihr benotigten Militargutern auszurusten Bis zur Ausfuhrung dieses Plans sollten energische Anstrengungen unternommen werden die Krafte der Gegner durch Abnutzung zu schwachen Fur die geplanten Offensiven sollten grosse Vorrate an Material und Munition angelegt werden Joffre sah es ferner als gegeben an dass nach der Liquidierung des Dardanellen Unternehmens und der schweren Niederlage Serbiens eine fortgesetzte Militarprasenz der Alliierten im Balkanraum an der Salonikifront von strategischem Vorteil ware Hieruber bestand jedoch keine Einigkeit mit dem Hauptpartner Grossbritannien Griechenland und Rumanien sollten mit allen moglichen Mitteln zu einem Kriegseintritt auf Seiten der Entente angespornt werden Die serbische Armee sollte sich wenn moglich mit Unterstutzung des in Albanien stehenden italienischen Expeditionskorps an der Adriakuste behaupten Die aus Gallipoli abgezogenen britischen Krafte sollten am Suez Kanal eine unuberwindbare Verteidigung aufbauen und sich in Agypten auf eine spatere aktive Wiederverwendung vorbereiten Das Resultat der ambitionierten Plane Joffres waren die gewaltigen Grossoffensiven des Sommers 1916 im Suden der russischen Front Brussilow Offensive und an der Somme die den Alliierten wieder die Initiative brachten Ursprunglich war geplant gewesen die koordinierten Offensiven bereits im Fruhjahr 1916 beginnen zu lassen was jedoch durch die Eroffnung der Schlacht um Verdun durch die Deutschen Ende Februar verhindert wurde General Schilinski hatte in Chantilly in Erinnerung an die Offensiven der Mittelmachte im Osten in der zweiten Jahreshalfte 1915 fur solch einen Fall vorgeschlagen den oder die bedrangten Verbundeten durch Angriffe an anderen Fronten zu entlasten Diese Vereinbarung loste nun die Schlacht am Naratsch See und die Funfte Isonzoschlacht aus Dritte Chantilly Konferenz Marz 1916 Bearbeiten Eine dritte interalliierte Militarkonferenz in Chantilly fand am 12 Marz 1916 statt und befasste sich mit Anderungen der Plane der zweiten Konferenz vom Dezember 1915 im Lichte des deutschen Grossangriffs bei Verdun Die wichtigsten Teilnehmer waren Joseph Joffre und Douglas Haig der Feldmarschall French im Dezember 1915 nachgefolgt war Vierte Chantilly Konferenz November 1916 Bearbeiten nbsp Teilnehmer der Konferenz vom November 1916Die vierte Chantilly Konferenz fand am 15 November 1916 parallel zu einer Regierungskonferenz in Paris statt und hatte Planungen fur das Kriegsjahr 1917 zum Inhalt Sie war die letzte alliierte Konferenz auf der Frankreich durch General Joffre vertreten wurde Joffre wollte fur das kommende Fruhjahr eine franzosische Offensive zwischen Somme und Oise die von den Briten zwischen Bapaume und Vimy unterstutzt werden sollte Spater wurden die Franzosen an der Aisne angreifen 4 Die Angriffe sollten so zeitig im Jahr wie moglich beginnen um ein Zuvorkommen durch die Deutschen mit einem eigenen Angriff wie Anfang 1916 zu verhindern Die Briten stimmten diesen Planen schliesslich zu obwohl sie lieber in Flandern angegriffen hatten um die dortigen deutschen U Boot Basen zu neutralisieren Letztlich wurde aber nicht Joffre sondern der aufstrebende General Robert Nivelle der Joffre im Dezember abloste die nach ihm benannte Offensive an der Aisne und in der Champagne Schlacht an der Aisne fuhren unterstutzt von einer britischen Offensive bei Arras Der deutsche Ruckzug in die Siegfriedstellung im Bereich der Somme im Marz 1917 Unternehmen Alberich machte die von Joffre bevorzugte Erneuerung der Angriffe an der Somme hinfallig Die Konferenz stand auch im Zeichen des zeitweiligen Sieges der Westerners innerhalb der britischen militarisch politischen Fuhrung gefuhrt von Haig und Robertson gegen die politische Fuhrung des Premierministers Asquith der wenige Wochen spater zurucktrat 5 Die Beschlusse waren praktisch ein Spiegelbild der Konferenz vom Dezember 1915 mit etwas verschobener Betonung auf einer militarischen Entscheidung an der Westfront Eine fur Ende des Jahres geplante politisch militarische Konferenz in Petrograd die unter anderem uber die russische Beteiligung an den Fruhjahrsoffensiven 1917 beraten sollte fand erst im Januar und Februar 1917 statt als die Krise des russischen Staats bereits weit fortgeschritten und eine baldige Revolution absehbar war Zu einer russischen Offensive im Fruhjahr 1917 kam es aufgrund der Februarrevolution letztlich nicht die im Januar stattfindenden Schlachten an der Aa hatten eher lokal begrenzten Charakter Die Koordination der alliierten Kriegsplane gelang unter anderem aufgrund der Ereignisse in Russland und der mehrmonatigen Paralysierung der franzosischen Armee nach den wahrend der Nivelle Offensive begonnenen Meutereien im Jahr 1917 schlechter als noch im Vorjahr 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Konferenzen von Chantilly Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten P M H Bell France and Britain 1900 1940 Entente and Estrangement Routledge 2014 S 65 f Andrew Rawson The 1915 Campaign Casemate 2016 S Text des Memorandums engl auf firstworldwar com David French The Strategy of the Lloyd George Coalition 1916 1918 Clarendon Press 1995 S 50 George H Cassar Asquith as War Leader A amp C Black 1994 S 204 ff vgl auch David R Woodward Lloyd George and the Generals Routledge 2004 S 108 ff David French The Strategy of the Lloyd George Coalition 1916 1918 Clarendon Press 1995 S 51 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konferenzen von Chantilly amp oldid 217589627