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Die Knallkrebse Alpheidae auch Pistolenkrebse sind eine sehr artenreiche Garnelenfamilie aus der Teilordnung der Caridea Sie sind uberwiegend in den Tropen und Subtropen verbreitet wobei besonders viele Arten in Korallenriffen leben dringen aber mit einigen Arten bis in gemassigte Breiten vor Wenige Arten leben auch in Brackwasser vier Arten sogar in Susswasser 1 KnallkrebseAlpheus distinguendusSystematikUnterstamm Krebstiere Crustacea Klasse Hohere Krebse Malacostraca Ordnung Zehnfusskrebse Decapoda Unterordnung PleocyemataTeilordnung CarideaFamilie KnallkrebseWissenschaftlicher NameAlpheidaeRafinesque 1815Alle Alpheidae sind bodenlebend benthisch und schlechte Schwimmer Sie kommen in einer grossen Formenfulle von Kustenlebensraumen Litoral wie z B Mangrovenwaldern bis in die Tiefsee vor Viele Arten leben als Einmieter Inquilinen oder symbiotisch in oder auf grossen Organismen wie z B Schwammen Seesternen Polypen von Nesseltieren andere leben in Gemeinschaft mit Fischen Grundeln und anderen Krebsen Inhaltsverzeichnis 1 Korperbau 2 Knallerzeugung 3 Fortpflanzung 4 Verhalten Sozialitat 5 Systematik 5 1 Gattungen 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksKorperbau BearbeitenDie Alpheidae ahneln in ihrer generellen Korpergestalt anderen garnelenartigen Decapoda Ihr Rumpf ist von einem Panzer Carapax umhullt der nach vorn in einen dornartigen Fortsatz das Rostrum verlangert ist kann in seltenen Fallen auch fehlen Besonderheit der Alpheidae sind zwei weitere seitliche Fortsatze des Carapax welche die gestielten Augen schutzen Diese Orbitaldeckel sind fur die Unterscheidung der Arten sehr bedeutsam Der Hinterleib ist wie bei den meisten Decapoda sehr muskulos und nach unten gekrummt Am Ende sitzt ein Schwanzfacher Durch plotzliches Einkrummen des Hinterleibs konnen sich die Tiere beim Annahern von Fressfeinden nach hinten wegkatapultieren die sogenannte Fluchtreaktion Am Kopf der Alpheidae sitzen zwei Scheren Chela die aus einem massiven Grundglied und einem kleineren darauf sitzenden Scherenfinger bestehen Die Scheren sind bei einigen Arten klein und symmetrisch Bei vielen Arten ist meist nur im mannlichen Geschlecht Sexualdimorphismus eine der Scheren stark vergrossert Diese Schere kann so gross sein dass ihre Masse beinahe diejenige des restlichen Korpers erreicht Die vergrosserte Schere dient zum Kampf mit Artgenossen und zur Abwehr von Fressfeinden zur Ernahrung wird hier uberwiegend die zweite kleinere Schere genutzt Einige Arten verwenden die vergrosserte Schere auch zum Graben um Wohnhohlen zu bauen wobei sowohl weicher Schlamm als auch harter Korallenkalk ausgehoben wird Ob die rechte oder die linke Schere vergrossert ist scheint nicht fixiert zu sein es kommen beide Formen nebeneinander vor Es kommen aber auch Arten mit zwei dann allerdings nicht so extrem vergrosserten Scheren vor Bei einigen Arten sind die Scheren in beiden Geschlechtern vergrossert Im Leben werden die Scheren je nach Art entweder nach vorn gestreckt oder nach unten eingeschlagen getragen bei einigen Gattungen ist die Schere gedreht der Scherenfinger auf der Bauchseite Nur bei den Gattungen Alpheus und Synalpheus die allerdings beide sehr artenreich sind ist die Schere so modifiziert dass damit die charakteristischen Knallgerausche erzeugt werden konnen Bei den Alpheidae kommen vor allem in der Gattung Alpheus Arten mit stark verkalktem Integument vor die dadurch ein hummerartiges Aussehen erhalten Viele Arten besitzen allerdings eine sehr zarte haufig vollig durchsichtige Korperhulle die innere Organe und die Eier durchscheinen lasst Viele Arten sind leuchtend farbig zum Teil mehrfarbig gefarbt und dadurch in der Aquaristik begehrt Knallerzeugung BearbeitenDer deutsche Name leitet sich davon ab dass viele Arten mit einer ihrer beiden Scheren ein sehr lautes Gerausch erzeugen konnen Grundlage des Mechanismus ist ein Zahn am Scherenfinger Dactylus der beim Zuklappen der Schere in eine passende Hohlung des Grundglieds Pollex eingefuhrt wird Die Bewegung wird bei Alpheus ausserdem durch einen Sperrmechanismus beeinflusst Auf beiden Scherengliedern sitzen runde Platten mit sehr glatter Oberflache Diese stossen bei geoffneter Schere aneinander Durch Adhasionskrafte wird dadurch die Schere im geoffneten Zustand fixiert und kann nur mit erheblichem Kraftaufwand geschlossen werden Durch die freigesetzte Energie beim Offnen des Sperrmechanismus resultiert eine extrem schnelle beinahe explosionsartige Bewegung die die Schallerzeugung massiv verstarkt Die Krebse stossen beim Schliessen der Knallschere blitzschnell einen Wasserstrahl aus der eine Kavitationsblase bildet welche mit einem sehr lauten Knall implodiert Nach Modellrechnungen bildet sich an der Grenzflache des Wasserstrahls zum umgebenden Wasser eine torusformige Kavitationsblase bei deren Kollaps ein Druckimpuls von 10 bar im direkten Umfeld 80 bar entsteht 2 Dabei kommt es zu einem Sonolumineszenz Phanomen von Detlef Lohse und Koautoren Shrimpolumineszenz genannt 3 dem Erzeugen eines Lichtblitzes durch Implosion der Kavitationsblasen wobei Temperaturen von uber 5000 Kelvin gemessen wurden 4 Diese Waffe setzen sie als Warnung im Kampf mit Artgenossen beim Beutefang oder zur innerartlichen Kommunikation ein Die Krebse wurden wahrend des Zweiten Weltkriegs bekannt als sie die Sonarortungen des Militars durch ihre Knallgerausche storten 5 Kleine Krabben Wurmer und kleine Fische konnen durch den Druck betaubt werden Es ist bis heute nicht gelungen bei den Krebsen ein Organ der Schallwahrnehmung zu finden Moglicherweise ist der Sinn des Mechanismus mehr in der Erzeugung des Wasserstrahls zu suchen und die Lauterzeugung selbst ist nur ein Nebeneffekt Die Wasserstrahlen werden gezielt auch auf Artgenossen gerichtet und dienen nachweislich auch zur innerartlichen Kommunikation Ein ahnliches Verhalten ist auch bei Fangschreckenkrebsen Stomatopoda bekannt Fortpflanzung BearbeitenDie meisten Alpheidae tragen ihre Eier an die Pleopoden geklebt bis zum Schlupf mit sich ein haufiges Verhaltensmuster bei den Decapoden Bei den meisten Gruppen schlupfen daraus wie in der Verwandtschaftsgruppe ublich schwimmende planktonische Larvenstadien die nach der Metamorphose zu Jungkrebsen mit adulter Morphologie zur benthischen Lebensweise ubergehen Einige Gruppen insbesondere innerhalb der Gattung Synalpheus besitzen stattdessen direkte Entwicklung Hier werden die Larvenstadien innerhalb der Eihulle durchlaufen es schlupfen danach sofort Jungkrebse mit einer den Adulti entsprechenden Morphologie Die Alpheidae sind getrenntgeschlechtlich parthenogenetische Fortpflanzung scheint nicht vorzukommen Die Weibchen besitzen keine Speicherorgane fur Spermien so dass jedes Eipaket direkt befruchtet werden muss Zumindest einige Arten moglicherweise sogar viele sind fakultative oder obligate protandrische Zwitter Das bedeutet dass ein Teil oder alle Individuen zunachst Mannchen sind sich aber bei spateren Hautungen zu Weibchen umwandeln Diese Verhaltnisse sind bei Decapoda nicht ungewohnlich und aus zahlreichen Verwandtschaftsgruppen belegt Ungewohnlicher ist es dass sich bei einigen Arten anscheinend die grossten Individuen in Mannchen zuruckverwandeln konnen Viele Arten der Alpheidae leben in dauerhafter monogamer Paarbeziehung aus einem Weibchen und einem Mannchen in einem gemeinsamen Schlupfwinkel zusammen Verhalten Sozialitat BearbeitenEinige Angehorige dieser Familie leben mit Grundeln Seeanemonen oder Seegurken in Symbiose Sie werden deshalb auch Symbiosegarnelen genannt Synalpheus carinatus und Synalpheus stimpsoni und einige ausschliesslich indopazifische Arten leben mit Haarsternen wobei es von letzten mehrere Farbvarianten gibt angepasst an die Farbung des Wirtes Im Jahr 1996 entdeckte der amerikanische Meeresbiologe J Emmett Duffy vom Virginia Institute of Marine Science dass der Knallkrebs Synalpheus regalis ein staatenbildendes eusoziales Tier ist 6 inzwischen wurde soziales Verhalten bei einer Reihe verwandter Arten die alle in der Karibik an Schwammen leben ebenfalls gefunden Bis zu 350 Einzeltiere leben im Innern von Schwammen Die Schwamme bilden auch die Nahrungsgrundlage der Art die deshalb als Parasit klassifiziert werden kann Ob der Wirtsorganismus dadurch nennenswerten Schaden davontragt ist bisher nicht geklart Viele Arten sind wirtsspezifisch bei einer einzigen Schwammart Jede Kolonie besteht aus einem einzigen reproduktiven Paar Konigin und Konig und dessen Nachwuchs und besiedelt einen Schwammorganismus Der Schwamm wird gegen eindringende Artgenossen oder Angehorige verwandter Arten verteidigt Die Nachkommen entwickeln sich vermutlich zu Mannchen dies ist schwierig zu entscheiden da bei Synalpheus Mannchen keine ausseren Anzeichen fur die Geschlechtsreife bestehen Sie paaren sich innerhalb der Kolonie nicht weiter Durch DNS Untersuchungen ist es klar dass die Inzuchtrate innerhalb der Kolonien sehr gering ist dies schliesst direkte Paarungen der Nachkommen aus Die Jungtiere entwickeln sich direkt und verbleiben im Schwammorganismus Wie die Verbreitung und Befruchtung erfolgt ist noch nicht geklart vermutlich sind allerdings die Mannchen das Ausbreitungsmedium Frei lebende Tiere sind im Lebensraum allerdings nur extrem selten anzutreffen Als protandrische Zwitter konnen sich Mannchen spater zu Weibchen umwandeln Einige der Tiere innerhalb der Kolonie wandeln sich zu einer Form mit besonders grossen Chelae um diese zeichnen sich durch besondere Aggressivitat gegenuber Eindringlingen aus Analog zu sozialen Insekten wie Ameisen und Termiten werden sie als Soldaten bezeichnet Eine Arbeiter Kaste im eigentlichen Sinn fehlt bei Synalpheus alle Tiere ernahren sich unabhangig voneinander vom Schwammgewebe es gibt keine gegenseitige Futterung 7 Die Kolonien von Synalpheus sind das erste und bisher einzige bekannte Beispiel von Staatenbildung bei einem im Meer lebenden Tier und bis heute die einzigen eusozialen Krebse Die Tiere sind anders als die sozialen Hautflugler aber ebenso wie die Termiten in beiden Geschlechtern diploid Die Entstehung der Sozialitat weicht hier also offensichtlich von dem vertrauten Mechanismus in Hymenopterenstaaten ab wo man sie meist durch die besonders enge Verwandtschaft der Weibchen untereinander erklart was deren inklusive Fitness beim Aufziehen von Schwestern steigert Ahnlich wie bei sozial lebenden Blattlausen und Fransenfluglern ist hierfur ein besonderes Modell fur die Evolution abgeleiteten Sozialverhaltens aufgestellt worden dass auf dem hohen Wert einer verteidigungsfahigen Ressource hier eines Schwammorganismus beruht der als Festung gegenuber Artgenossen und verwandten Arten monopolisiert werden kann 8 Begunstigend fur die Evolution von Sozialverhalten konnte es gewesen sein dass in direkter Konfrontation grosse Gruppen gegenuber kleineren Kolonien bevorzugt sind wodurch sich bei anderen Arten sogar gemeinsame Koloniegrundungen nicht verwandter Individuen Pleometrosis entwickelt hat Diese Mutualismus Hypothese betont den Wert von kooperativem Verhalten auch in Abwesenheit von Besonderheiten der Verwandtenselektion 9 Von Bedeutung war vermutlich auch die direkte Entwicklung der Krebse da hierbei verwandte Individuen nahe beieinander bleiben wahrend sie bei planktonischer Larvalentwicklung weit verstreut werden nbsp Partnergrundel mit Knallkrebs nbsp Seeanemone neben der die Scheren und Fuhler symbiotischer Knallkrebse zu sehen sind Vorne am Finger eine Partnergarnele Systematik BearbeitenSowohl morphologische als auch DNS Untersuchungen haben bestatigt dass die Alpheidae eine monophyletische Abstammungsgemeinschaft bilden Schwestergruppe innerhalb der Uberfamilie Alpheoidea ist vermutlich die Familie Ogyrigidae Einige morphologisch urtumliche Gattungen wie Yagerocaris Potamalpheops und Stenalpheops besitzen keine vergrosserten Scheren sie erinnern an Hippolytidae Putzergarnelen Die hoheren Alpheidae die Gattungen Alpheus und Synalpheus sind Schwestergattungen Dies deutet darauf hin dass der charakteristische Knallmechanismus evolutionar nur einmal entstanden ist Die Familie Alpheidae umfasst mehr als 600 beschriebene Arten in 36 Gattungen Diese Artenzahl ist allerdings nur ein ungefahrer unterer Schatzwert weil nach wie vor jedes Jahr neue Arten beschrieben werden Ausserdem sind in zahlreichen Gattungen morphologisch schwer oder gar nicht unterscheidbare kryptische Arten bekannt geworden die sich zum Teil anhand ihres Verhaltens oder subtiler Farbungsunterschiede differenzieren lassen Andere sind bisher nur anhand ihrer DNS Sequenzen differenzierbar Gattungen Bearbeiten Alpheopsis Alpheus Alpheus heterochaelis Augenfleck Knallkrebs Alpheus soror Athanas Automate Bannereus Betaeus Deioneus Leptalpheus Metabetaeus Potamalpheops Salmoneus Synalpheus Synalpheus chacei eusozial Synalpheus filidogitus eusozial Synalpheus pinkfloydi Synalpheus regalis eusozial Incertae sedis Pterocaris YagerocarisLiteratur BearbeitenArthur Anker Shane T Ahyong Pierre Y Noel A Richard Palmer Morphological phylogeny of alpheid shrimps parallel preadaptation and the origin of a key morphological innovation the snapping claw In Evolution Bd 60 Nr 12 2006 ISSN 0014 3820 S 2507 2528 doi 10 1111 j 0014 3820 2006 tb01886 x J Emmett Duffy The ecology and evolution of eusociality in sponge dwelling shrimp In Tomonori Kikuchi Noriko Azuma Seigo Higashi Hrsg Genes Behaviors and Evolution of Social Insects Proceedings of the Congress of the International Union for the Study of Social Insects 14 University of Hokkaido Press Sapporo 2003 ISBN 4 8329 0317 9 S 217 252 PDF 182 kB Knallkrebse Koralle Meerwasseraquaristik Fachmagazin Nr 17 Oktober November 2002 ISSN 1439 779X Natur und Tier Verlag Munster 2002 Martin W Johnson F Alton Everest Robert W Young The Role of Snapping Shrimp Crangon and Synalpheus in the Production of Underwater Noise in the Sea In The Biological Bulletin Bd 93 Nr 2 1947 ISSN 0006 3185 S 122 138 doi 10 2307 1538284 Einzelnachweise Bearbeiten S De Grave Y Cai A Anker 2008 Global diversity of shrimps Crustacea Decapoda Caridea in freshwater Hydrobiologia 595 287 293 doi 10 1007 s10750 007 9024 2 Phoevos Koukouvinis Christoph Bruecker Manolis Gavaises 2017 Unveiling the physical mechanism behind pistol shrimp cavitation Scientific Reports 7 Article number 13994 doi 10 1038 s41598 017 14312 0 open access Peter O K Krehl History of Shock Waves Explosions and Impact A Chronological and Biographical Reference Springer 2008 Seite 822 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche D Lohse B Schmitz M Versluis Snapping shrimp make flashing bubbles In Nature 2001 Oct 4 413 6855 477 478 Kristin Leutwyler Snapping Shrimp In Scientific American 22 September 2000 E J Duffy Eusociality in a coral reef shrimp In Nature 1996 Jun 6 Vol 381 512 514 E J Duffy C L Morrison K S Macdonald Colony defense and behavioral differentiation in the eusocial shrimp Synalpheus regalis doi 10 1007 s00265 002 0455 5 David C Queller amp Joan E Strassmann 1998 Kin Selection and Social Insects In 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