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Die evangelisch lutherische Kirche St Nikolaus anhoren im Gottinger Stadtteil Nikolausberg war ursprunglich Stiftskirche eines Augustinerinnenklosters Die altesten Bauteile stammen aus dem 12 Jahrhundert Die Kirche gehort zu den wichtigsten Zeugnissen mittelalterlicher Architektur im Gottinger Umland und ist romanischen Ursprungs 1 Sie ist Teil des Vermogens des Allgemeinen Hannoverschen Klosterfonds und wird heute durch die Klosterkammer Hannover betreut Ansicht der Klosterkirche von Sudosten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Anfange 1 2 Bedeutung als Wallfahrtsort 2 Architektur 3 Ausstattung 3 1 Ausmalung 4 Klostergebaude 5 Pastoren und Pastorinnen 6 Gemeindehaus 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAnfange Bearbeiten Der genaue Zeitpunkt der Klostergrundung und des Kirchenbaus ist historisch nicht belegt Allerdings lasst sich aus stilistischen Hinweisen besonders aus Parallelen zum Kaiserdom in Konigslutter sowie aus einer urkundlichen Quelle ein Baubeginn um 1150 erschliessen In der Urkunde vom 20 September 1162 bestatigt Papst Alexander III den Nikolausberger Nonnen ihren Klosterbesitz Dazu gehorten ausser dem eigentlichen Klostergelande auch vier Hufen im Nachbardorf Roringen Im Jahr 1180 wird es noch dort bezeugt aber schon 1184 war der Konvent ins westlich und im wasserreichen Tal gelegene Weende umgesiedelt 2 Als Ursache dafur wird die schlechte Erreichbarkeit und die fehlende Wasserversorgung angesehen Bedeutung als Wallfahrtsort Bearbeiten Nach dem Weggang der Augustinerinnen entfaltete die dem hl Nikolaus von Myra gewidmete Kirche wegen der dort verwahrten Nikolaus Reliquien besondere Bedeutung als Wallfahrtsort Aus den Jahren 1261 1387 und 1518 sind Ablasse fur Pilger uberliefert die zu der Kirche reisten Die Einnahmen die vor allem am Nikolausfest reichlich flossen stellten eine wichtige Bestandsgrundlage fur das Stift in Weende dar 3 Eine bekannte Pilgerin war Herzogin Margarete die Witwe Ottos I die 1397 die Kirche besuchte Fur das Jahr 1430 ist eine Pilgerreise Landgraf Ludwigs von Hessen zur St Nikolaus Kirche bezeugt 1447 kam es im Kontext des Sachsischen Bruderkrieges zu einer Plunderung durch das Heer Herzog Wilhelms von Sachsen Die Einfuhrung der Reformation beendete die Bedeutung der Kirche als Wallfahrtsort Doch blieb die Kirche bis in das 19 Jahrhundert ein beliebtes Ausflugsziel wie Graffiti Ritzungen und Inschriften an den Kirchenwanden im Chor bezeugen Architektur Bearbeiten nbsp Innenraum nach Osten 2015 nbsp Lowenskulptur an dem Eingang zum ChorDas ursprungliche Kirchengebaude wurde Mitte des 12 Jahrhunderts als romanische Basilika aus Kalkbruchsteinmauerwerk erbaut Die Ecken Einfassungen Strebepfeiler Profile und Gesimse bestehen aus Buntsandstein Aus romanischer Zeit stammen noch heute das Querschiff mit Vierung und der Choransatz sowie moglicherweise auch der Turmunterbau Besonders bemerkenswert ist die spatromanische Bausubstanz darunter die Vierungspfeiler die Vierungsbogen Konsolen Saulen Kapitellen und Kampfern mit ornamentaler und figurlicher Bauplastik Hervorzuheben sind die beiden Lowenskulpturen die an der Schwelle zum Chor in Langsrichtung oberhalb des Fussbodens liegen nach Westen blicken und moglicherweise eine symbolische Wachterfunktion ubernahmen 4 Wahrend der Lowe am nordostlichen Vierungspfeiler mit einem Menschen im Maul und einer Schlange an der Tatze gut erhalten ist wurde der sudliche Lowe grosstenteils durch den spateren Einbau einer Kanzel zerstort Die Lowenskulpturen sind vom Lowenportal am Kaiserdom Konigslutter beeinflusst Bemerkenswert sind auch die beiden auf Konsolen ruhenden nahezu vollplastischen antikisierenden Saulen die den Unterzug des westlichen Vierungsbogens tragen Die sudliche Saule hat einen gedrehten Schaft ein figurales Wurfelkapitell und einen Kampfer mit Schachbrettfries Der Schaft der nordlichen ist von breiten Kanneluren durchfurcht der Kampfer uber ihrem Blattkapitell ist mit figurlich groteskem Motiven geschmuckt Die Kirche wurde ab dem 14 Jahrhundert in mehreren Phasen in gotischen Formen umgebaut wobei der romanische Chorabschluss einem gotischen Chorpolygon mit Funfachtelschluss weichen musste Das gotische Langhaus entstand im spaten 15 Jahrhundert wie ein uberliefertes Testament zugunsten des Baus bezeugt 5 Anstelle der romanischen Basilika entstand eine dreischiffige dreijochige Staffelhalle mit Kreuzrippengewolbe Der Schlussstein des westlichen Mittelschiffjochs tragt die Jahreszahl MCCCCCI 1501 und datiert den Abschluss der Arbeiten Ausstattung Bearbeiten nbsp Blick durch das Langhaus in Richtung Westen 1999 nbsp Chorraum mit Hochaltar 2007 Der Taufstein der heute im sudlichen Querhaus aufgestellt ist wird in das 12 Jahrhundert datiert 6 In der Nische am ostlichen Ende des sudlichen Querhauses steht die Kopie einer romanischen Sitzmadonna Das Original aus der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts befindet sich heute im Niedersachsischen Landesmuseum in Hannover und folgt mit streng frontalem Aufbau auf einem Thron mit gedrechselten Lehnen dem Typus der sedes sapientiae Zur Madonnenfigur die fruher sicherlich leuchtend farbig gefasst war gehorte ursprunglich ein sitzendes Christkind Stilistisch wird eine Herkunft der Skulptur aus Schweden vermutet 7 8 Eine weitere Sitzmadonna 9 uber dem sudlichen Langhausaltar und eine Statue des Hl Nikolaus im nordlichen Querhaus gehoren der gotischen Zeit um 1310 an 9 Unter der Westempore befindet sich eine zweitverwendete Saule die alter als die romanische Nikolauskirche ist Es handelt sich um eine romanische Saule mit Wurfelkapitell und Schachbrettfries die einmal die neoromanische Kanzel des 19 Jahrhunderts trug An den ostlichen Vierungspfeilern am Eintritt in den Chorhals stehen unprofilierte Halbsaulen den Unterzug tragend ruhend auf dem Rucken von Lowenskulpturen die an der Schwelle zum Chor in Langsrichtung liegen Das Altarretabel das heute auf dem linken Seitenaltar aufgestellt ist entstand um 1400 Das Triptychon mit 24 gemalten Szenen aus dem Leben Jesu ist stilistisch dem Meister des Gottinger Jacobi Altares zugeordnet Da die Szenen auf der Mitteltafel zum Grossteil vollig zerstort sind wurden sie 1990 durch moderne Malereien von Carl Clobes ersetzt 10 Der geschnitzte Hochaltar entstand um 1490 In seinem Schrein befindet sich eine Kalvarienbergdarstellung die Flugel zeigen mehrere Heilige 11 12 Der Steinaltar im Querschiff der ursprunglich angebliche Reliquien des Heiligen Nikolaus bewahrte ist heute leer Ausmalung Bearbeiten nbsp Sitzmadonna Kopie 2017 nbsp Ausmalung der Kirche aus dem 15 JahrhundertDie Bemalung des ostlichen Vierungsbogens mit Medaillons die abwechselnd Bluten und Figuren zeigen wurde noch in romanischer Zeit angelegt Spatere Malereien aus der Zeit des Umbaus im 15 Jahrhundert zeigen neben Ornamenten und Ranken vier musizierende Engel um das Lamm Gottes im sudlichen Querhaus das Haupt Christi sowie in den Scheiteln der Gewolbefelder die Heiligen Andreas Petrus Paulus und Jakobus Klostergebaude BearbeitenDie Klostergebaude existieren nicht mehr Schon Conrad Wilhelm Hase erwahnte in seiner 1856 erschienenen Beschreibung dass damals nur hier und da im Garten des Kusters noch hervorragende Bruchstucke der Grundmauern klosterlicher Gebaude 13 zu sehen waren Bald darauf verschwanden diese Reste denn Wilhelm Mithoff kannte sie 1873 nur noch vom Horensagen 14 Vor dem Hauptportal der Klosterkirche stehen zwei Grabplatten wohl von fruheren Pastoren der Kirche Wappen und Inschriften sind verwittert so dass sie nicht mehr zugeordnet werden konnen An das Nonnenkloster erinnern noch Strassennamen in Nikolausberg wie Augustinerstrasse und Am Heiligenhauschen sowie im Gottinger Stadtgebiet Nikolausberger Weg Am Kreuze und Nonnenstieg 15 Pastoren und Pastorinnen Bearbeiten1971 1992 Karl Friedrich Ubbelohde 25 Juni 1936 in Stade 4 Februar 2017 in Nordenau 16 seit 2014 als Gastdienstler Heinz Behrends 17 18 2023 Anna Kiefner seit 2020 19 und Karin Klement Vertretung seit 2022 20 Gemeindehaus BearbeitenNordwestlich entstand nahe an der Kirche in den Jahren 1971 1972 ein Gemeindehaus mit einem Gemeindesaal und Gruppenraumen fur Jugendliche anstelle der ursprunglich hier stehenden Volksschule Bauherr des kontrastierend zur Klosterkirche in Flachdachbauweise und mit weissem Sichtmauerwerk entworfenen Gebaudes war die Stadt Gottingen die Planung und Bauleitung lagen bei den Architekten Gerhard Brutt und Heinrich Matthies Gottingen 21 Literatur Bearbeiten chronologisch C W Hase Kirche zu Nicolausberg bei Gottingen In Zeitschrift des Architecten und Ingenieur Vereins fur das Konigreich Hannover Bd 2 1856 Heft 2 Sp 65 72 und Blatt 16 mit 8 Figuren Digitalisate auf digitale sammlungen de Text Tafeln jeweils abgerufen am 9 April 2023 H Wilh H Mithoff Kunstdenkmale und Alterthumer im Hannoverschen Zweiter Band Furstenthumer Gottingen und Grubenhagen Helwing sche Hofbuchhandlung Hannover 1873 Digitalisat auf books google de abgerufen am 10 Juli 2022 S 146 148 Hans Wille Die Kloster und Wallfahrtskirche zu Nikolausberg Kleine Kunstfuhrer fur Niedersachsen Heft 4 Gottingen 1954 Hans Georg Gmelin Mittelalterliche Kunst in Gottingen und Werke Gottinger Kunstler In Gottingen Geschichte einer Universitatsstadt Bd 1 Von den Anfangen bis zum Ende des Dreissigjahrigen Krieges Hrsg Dietrich Denecke Helga Maria Kuhn Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1987 ISBN 3 525 36196 3 S 571 616 hier S 572 f Helga Jorgens Die Kloster und Wallfahrtskirche zu Nikolausberg 2 Auflage Gottingen 1993 Christian Scholl St Nikolaus Kirche in Gottingen Nikolausberg DKV Kunstfuhrer Nr 676 Deutscher Kunstverlag Berlin Munchen 2012 ISBN 978 3 422 02353 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Nikolaus Gottingen Nikolausberg Sammlung von Bildern Webseite der Kirchengemeinde51 561574 9 977813 Koordinaten 51 33 41 7 N 9 58 40 1 OEinzelnachweise Bearbeiten Scholl St Nikolaus Kirche in Gottingen Nikolausberg 2012 S 2 Scholl St Nikolaus Kirche in Gottingen Nikolausberg 2012 S 2 4 Scholl St Nikolaus Kirche in Gottingen Nikolausberg 2012 S 4 Scholl St Nikolaus Kirche in Gottingen Nikolausberg 2012 S 8 9 Vgl Scholl St Nikolaus Kirche in Gottingen Nikolausberg 2012 S 14 Jorgens Die Kloster und Wallfahrtskirche zu Nikolausberg 1993 S 47 49 Herbert von Einem Die Madonna aus Nikolausberg bei Gottingen In Jahrbuch der Preussischen Kunstsammlungen Bd 52 1931 S 112 119 hier S 119 Digitalisat auf jstor org abgerufen am 7 Mai 2023 beschrankter Zugang Hans Georg Gmelin Mittelalterliche Kunst in Gottingen und Werke Gottinger Kunstler In Gottingen Geschichte einer Universitatsstadt Bd 1 Von den Anfangen bis zum Ende des Dreissigjahrigen Krieges Hrsg Dietrich Denecke Helga Maria Kuhn Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1987 ISBN 3 525 36196 3 S 571 616 hier S 572 ff mit Abbildung a b Hans Georg Gmelin Mittelalterliche Kunst in Gottingen und Werke Gottinger Kunstler In Gottingen Geschichte einer Universitatsstadt Bd 1 Von den Anfangen bis zum Ende des Dreissigjahrigen Krieges Hrsg Dietrich Denecke Helga Maria Kuhn Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1987 ISBN 3 525 36196 3 S 571 616 hier S 573 f 575 mit Abbildungen Scholl St Nikolaus Kirche in Gottingen Nikolausberg 2012 S 26 30 Scholl St Nikolaus Kirche in Gottingen Nikolausberg 2012 S 22 26 Jorgens Die Kloster und Wallfahrtskirche zu Nikolausberg 1993 S 36 41 C W Hase Kirche zu Nicolausberg bei Gottingen In Zeitschrift des Architecten und Ingenieur Vereins fur das Konigreich Hannover Bd 2 1856 Heft 2 Digitalisat auf opacplus bsb muenchen de abgerufen am 10 Juli 2022 Sp 65 72 und Blatt 16 hier Sp 69 H Wilh H Mithoff Kunstdenkmale und Alterthumer im Hannoverschen Zweiter Band Furstenthumer Gottingen und Grubenhagen Helwing sche Hofbuchhandlung Hannover 1873 Digitalisat auf books google de abgerufen am 10 Juli 2022 S 146 148 hier S 146 Gerd Tamke Rainer Driever Gottinger Strassennamen 3 neu uberarbeitete wesentlich erweiterte Auflage Gottingen 2012 Veroffentlichung des Stadtarchivs Gottingen 2 Digitalisat PDF im Internet auf stadtarchiv goettingen de abgerufen am 7 Mai 2023 PDF Seiten 35 36 48 158 https www harztrauer de traueranzeige drkarl friedrich ubbelohde Olaf Weiss Verabschiedung von Superintendent Heinz Behrends Die Berufung endet nicht In hna de Hessisch Niedersachsische Allgemeine 15 September 2014 abgerufen am 7 Mai 2023 Aus dem Garten auf die Kanzel In evangelische zeitung de 11 Juni 2021 abgerufen am 7 Mai 2023 Bernd Schlegel Anna Kiefner ist neue Pastorin in Nikolausberg In hna de 20 Juni 2020 abgerufen am 7 Mai 2023 Christian Bode Liebe Mitmenschen in Nikolausberg und St Petri Weende In nikolausberg wir e de 2022 abgerufen am 7 Mai 2023 Gemeindehaus Gottingen Nikolausberg In Remus Architektur heute Ausgabe Gottingen Hrsg Hans Scheerer Meditor public relation Barenreiter Druck Kassel o J ca 1971 S 29 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Nikolaus Gottingen Nikolausberg amp oldid 240463029