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Die Kirche Hindelbank ist die reformierte Dorfkirche von Hindelbank und dem Nachbardorf Bariswil Kanton Bern Sie wurde 1513 bis 1515 anstelle einer alteren Kirche in spatgotischem Stil gebaut Nach dem Brand 1911 wurde sie in ihrer heutigen Gestalt weitgehend originalgetreu wieder aufgebaut Die alte Kirche galt wegen ihrer Grabdenkmaler und den Glasgemalden als wertvoll Kirche Hindelbank Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Dorfbrand 2 Architektur 3 Ausstattung 3 1 Zerstorte Glasmalereien 4 Grabmaler 4 1 Hieronymus von Erlach 4 2 Maria Magdalena Langhans 4 3 Albrecht Friedrich von Erlach 5 Glocken 6 Orgeln 7 Literatur 8 Siehe auch 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenHindelbank gehorte im 14 Jahrhundert mit dem Dekanat Burgdorf zum Bistum Konstanz 1391 ist erstmals eine Kirche in Hindelbank bezeugt als Schultheiss Werner Munzer am 18 Februar 1391 testamentarisch Vergabungen tatigte und dabei die Kirche erwahnte Darzu ouch als bald ich erstirb das denn mine dru mansmeder ze Underbergen die kilchmeyer ze Hindelwanch zu derselben kilchen handen fur lidig eigen innemen und ewiklich davon versorgen ze begande min jarzit und miner vordern uff minen jarzitlichen tag 1 die nachsten Inhaber des Kirchensatzes auch Kollatur genannt waren Cunzmann und Hanslin von Ergow seiner Schwester Enkel Conrad von Ergow 2 Ritter und Schultheiss von Burgdorf musste aus Geldnot ab 1466 seinen Besitz verkaufen Der Kirchensatz von Hindelbank ging 1505 fur 300 Pfund an Rudolf von Scharnachtal der Twing zu Hindelbank ging uber verschiedene Hande an die Familie von Erlach 1720 erwarb Hieronymus von Erlach alle Teile der Herrschaft Das Patronatsrecht blieb bis 1552 bei der Familie von Scharnachthal danach erwarb es Albrecht von Erlach Unter Hans Beat von Scharnachtal als Kollator und Johann von Erlach als weltlicher Herr wurde um 1515 mit dem Bau einer neuen Kirche begonnen diese wurde mit wertvollen Glasgemalden ausgestattet Die Reformation 1528 brachte einige Unruhen mit sich liess aber die Glasgemalde unbehelligt Mit der Verstaatlichung der Kirchenguter nach 1798 wurden die Rechte der Herren von Erlach am Kirchensatz aufgehoben Die Kirche blieb in dieser Gestalt bis zum Brand im Jahr 1911 erhalten Dorfbrand Bearbeiten Am 21 Juli 1911 brach Feuer aus wahrscheinlich wegen Funkenflugs aus dem Kamin der ortlichen Spritfabrik Die trockenen Holzschindeldacher der Bauernhauser gerieten rasch in Brand und mit dem Wind verbreitete sich das Feuer schnell 11 Hauser brannten ab mehrere Wohnhauser und Okonomiegebaude wurden beschadigt und die Kirche wurde mit ihren Kunstwerken ein Raub der Flammen Der Turm brannte und dann auch das Kirchendach die herbeigeeilten Feuerwehren waren machtlos nur das 1817 erbaute Pfarrhaus konnte gerettet werden Die Glocken waren mit dem schindelgedeckten Turmhelm herabgesturzt der Dachstuhl der Kirche lag verkohlt in den Mauerresten die bemalten Glasscheiben waren in Scherben geborsten und vergluht Erhalten blieben einzig in der Seitenkapelle das Grabdenkmal des Hieronymus von Erlach und die unter Bohlenbrettern geschutzten Grabmaler des Albrecht Friedrich von Erlach und der Pfarrersfrau Maria Magdalena Langhans Architektur BearbeitenDie wiederaufgebaute Kirche von Hindelbank steht leicht erhoht in der Mitte des alten Dorfteils abgetrennt durch die Mauer des ehemaligen Friedhofs an der Kantonsstrasse Sie ist mit Sandsteinquadern aus dem nahen Steinbruch von Krauchthal erbaut Das Schiff mit dem Chor ist geostet und mit einem Satteldach uberdeckt der Turm mit dem Haupteingang an der Westfassade angebaut Der oktogonale Chor besitzt vier zweigeteilte Masswerkfenster mit gotisierendem Jugendstilmasswerk In der Sudwand befinden sich zwei Rundbogenfenster und der mit Jugendstilelementen eingefasste Seiteneingang Einige Grabmaler von Pfarrherren jungerer Zeit sind an der Wand aufgestellt Nordseitig sind vom ursprunglichen Bau die Familienkapelle der Erlach und die Denkmalkapelle angebaut Zusatzlich angebaut ist anstelle des Nordfensters der heute nicht mehr gebrauchte Unterweisungssaal der beim Wiederaufbau 1912 1913 gewunscht war Im Innern misst die Kirche 20 Meter Gesamtlange der Chor 8 4 Meter und das Schiff 11 1 Meter Vorne ist das Schiff 8 Meter breit und hinten 8 75 Meter Die Breite des Chors ist 7 2 Meter und seine Hohe 6 6 Meter Er ist mit einer flachen das Schiff mit einer rund gewolbten Kassettendecke aus Ulmenholz uberdeckt Das Schiff ist in der Achse versetzt so dass die Nordwand bundig ist und die Sudwand um 80 Zentimetern vorspringt Das hohe Fenster in der Sudwand das runde uber dem Seitenportal sowie die vier hohen Fenster im Chor hatten vor der Brandkatastrophe gotische Masswerkverzierungen die beim Wiederaufbau aus Kostengrunden nicht rekonstruiert wurden Den innert 17 Monaten erfolgte Wiederaufbau bewerkstelligte der Kirchenbau Architekt Karl Indermuhle aus Bern nbsp Taufstein und KanzelAusstattung BearbeitenDie in der neuen Kirche eingebaute Kanzel ist an der Brustung mit Masswerkschnitzerei ahnlich dem neuen Masswerk im Jugendstil der Chorfenster versehen die Bestuhlung sowohl im Schiff als auch das Chorgestuhl sind Schreinerarbeiten in schlichter Form Die Schale des Taufsteins aus Juramarmor ruht mit acht Saulen auf einem achteckigen Sockel aus dem gleichen Gestein Auf der Empore steht eine neuere Orgel Die neuen Glasmalereien entwarf der Berner Maler Ernst Link die Glasmaler Kirsch und Fleckner aus Freiburg fertigten sie an Die gestifteten Bilder der Chorfenster stellen Szenen aus dem Leben Jesu dar Jesus und die Samariterin Gang nach Emmaus der Samann und Jesus als Kinderfreund In den beiden Sudfenstern sind Brustbilder der Reformatoren Huldrich Zwingli Niklaus Manuel Johannes Calvin und Berchtold Haller Darunter fanden die Wappen der beteiligten Handwerker Platz Dazu in der Seitenkapelle zwei Wappen H und A von Erlach entworfen von Link und gefertigt von Glasmalerei E Boss Bern nbsp Seitenfenster nbsp Jesus mit Samariterin am Brunnen nbsp Jesus und Emmausjunger nbsp Gleichnis vom Samann nbsp Jesus der Kinderfreund nbsp Ehemaliges mittleres ChorfensterZerstorte Glasmalereien Bearbeiten nbsp Wappenscheibe von Bennenwil 1527 Dank der ein Jahr vor dem Brand im Auftrag des Schweizerischen Landesmuseums gemachten Aufnahmen sind Schwarz weiss Bilder von den Scheiben erhalten Diese hat der Fotograf H Gugolz aus Zurich aufgenommen und 1913 Hans Lehmann beschrieben und als Bildband im Verlag K J Wyss veroffentlicht Danach waren kurz nach dem Bau der Kirche die grossen Scheiben der Chorfenster und des Schiffs gestiftet worden Es waren dies im Chor links Stifterscheibe von Hans von Erlach mit St Johannes Evangelist Christus als Weltenrichter mit Maria und Johannes dem TauferMittelfenster St Vinzenz Patron von Bern Berner Standeswappen mit Reichsadler Barnrych rechts davon St Ursus mit Schild und Rustung Patron von Solothurn Solothurner Standeswappen mit ReichsadlerChor rechtes Seitenfenster St Christophorus Hl Katharina mit RadIm Schiff das Nordfenster Wappen der Stadt Thun von zwei Lowen gehalten in Rundscheibe Heilige Katharina mit Schwert Heilige Barbara mit Turm Kelch und PalmeSchiff Sudfenster Im Masswerk Rundscheibe der Kartause Thorberg Madonna mit Ritter vermutlich Kaspar von Mulinen Ritter Hans Beat von ScharnachtalDie freie Flache darunter wurde bei allen Fenstern mit 64 Rundscheiben verschiedener Geschlechter uber spatere Jahre gefullt Die von Erlach bezweckten damit die Ahnentafel der Familie darzustellen Die Urheberschaft der Scheiben wird von Hans Lehmann dem Berner Glasmaler Hans Funck zugeschrieben 3 von Berthold Haendcke aber dem Glasmaler Hans Sterr von Bern 4 5 Von den zerstorten Scheibe konnten lediglich die Rundscheiben von Bennenwil und Grasburg restauriert werden die Scheiben von Solothurn sind mit teilweise erganzten Fragmenten erhalten und befinden sich im Historischen Museum von Bern 6 In der Lutherkirche Bad Harzburg hangt eine Scheibe die moglicherweise aus Fragmenten der Stifterscheibe des Hans von Erlach hergestellt wurde Grabmaler BearbeitenDie bedeutendsten Teile der Kirche die vom Brand verschont blieben sind die Grabmaler der Schlossherren und das Grabmal der Pfarrersfrau nbsp Grabdenkmal fur Hieronymus von ErlachHieronymus von Erlach Bearbeiten In einer Seitenkapelle mit Kreuzrippengewolbe an der Nordwand des Kirchenschiffs liess Albrecht Friedrich von Erlach der Sohn des bedeutenden Feldherrn in internationalen Diensten und Schultheiss von Bern Hieronymus von Erlach nach dessen Tod 1748 vom Bildhauer Johann August Nahl ein Grabmal errichten Uber dem Sarkophag aus rotlichem Grindelwaldner Marmor erhebt sich eine schwarzgraue Pyramide aus Marmor von Zweilutschinen auf der mit goldenen Lettern die Verdienste und Titel des Verstorbenen dem Andenken der Nachwelt empfohlen werden An die Verganglichkeit irdischen Ruhmes erinnern funf allegorische Gestalten in grauem Sandstein Aus der griechisch romischen Mythologie entnommen sind ausser dem weinenden Engel die Ruhmesgottin Fama mit dem Lorbeerkranz und Trompete Chronos der Todesgott mit der Sense Fortuna die Glucksgottin vom Betrachter abgewendet und Minerva die Gottin der Weisheit und der Kriegsfuhrung welche die Insignien des Schultheissen und den Marschall Stab mit dem Bahrtuch bedeckt Maria Magdalena Langhans Bearbeiten Hauptartikel Grabmal der Maria Magdalena Langhans Wahrend der Arbeit am Grabmal des Hieronymus von Erlach wohnte Nahl im nahgelegenen Pfarrhaus Als die junge Pfarrersfrau Maria Magdalena Langhans Waber in der Osternacht 1751 im Kindbett mit ihrem Neugeborenen verstarb schuf der Bildhauer ein Grabmal das in der folgenden Zeit weitreichende Beachtung fand Es ist heute vor dem Grabmal des Hieronymus von Erlach hinter einem Schmiedeeisengitter im Boden eingelassen Albrecht Friedrich von Erlach Bearbeiten Die ursprunglich unter den Bodenbrettern verborgene durch Johann Friedrich Funk geschaffene Grabplatte ist an der Wand der Seitenkapelle als Epitaph angebracht Glocken BearbeitenVon 1503 stammten die ersten drei Glocken die 1890 eingeschmolzen wurden um damit ein neues Gelaute zu giessen Es wurde von der Firma Ruetschi in Aarau geliefert und war in G Dur gestimmt Diese Glocken wurden beim Brand zerstort Noch im Jahr des Kirchenbrandes liess man wieder von der Giesserei Ruetschi vier mit dem Wappen der Gemeinde verzierte Glocken giessen Die Glocken mit den Inschriften den Massen und der Stimmung I Ehre sei Gott in der Hohe 150 cm des II Friede auf Erden 120 cm f III Und den Menschen ein Wohlgefallen 100 cm as IV Amen 88 cm b nbsp Prospekt der Kuhn Orgel von 1969Orgeln BearbeitenIn der Kirchenrechnung von 1770 ist der Ankauf einer Orgel von Hauptmann Meley in Bern zuhanden der Kirchen Hindelbank zu 448 Kronen bescheinigt Der Orgelmacher Samson Scherrer aus Genf verstarkte und installierte das Instrument das vermutlich nur ein Positiv war Es fand auf der verstarkten Empore Platz Nach 117 Jahren und mehreren Reparaturen beschloss die Kirchgemeinde den Kauf einer neuen Orgel von Friedrich Goll Luzern mit 10 Registern fur 5180 Franken die am 4 Mai 1888 eingeweiht wurde Nach dem Brand von 1911 baute Goll eine neue Orgel mit 20 Registern und einem Jugendstilprospekt mit teilweise Pfeifenattrappen zur optische Verbreiterung Dieses Instrument wurde 1969 durch die neue Kuhn Orgel ersetzt Sie besitzt 27 Register zwei Manuale und Pedal mit Spielhilfen 7 I Hauptwerk C g31 Pommer 16 2 Prinzipal 8 3 Rohrflote 8 4 Viola da Gamba 8 5 Oktave 4 6 Spitzflote 4 7 Quinte 2 2 3 8 Nachthorn 2 9 Terz 1 3 5 10 Mixtur IV V 2 11 Trompete 8 II Positiv C g3 schwellbar 12 Gedackt 8 13 Quintaton 8 14 Prinzipal 4 15 Rohrflote 4 16 Flageolet 2 17 Largiot 1 1 3 18 Scharf IV 1 19 Krummhorn 8 Pedalwerk C f120 Prinzipalbass 16 21 Subbass 16 22 Prinzpal 8 23 Spillflote 8 24 Oktave 4 25 Mixtur IV 2 2 3 26 Dulcian 16 27 Zinke 8 Koppeln II I I P II P Spielhilfen 3 freie Kombinationen Schwelltritt Tuttiknopf Mixturenabsteller und ZungenabstellerLiteratur BearbeitenMax Schweingruber Hindelbank Einwohnergemeinde Hindelbank 1989 Eduard Bahler Die Kirche Hindelbank und ihre Kunstdenkmaler Bern 1900 Hans Lehmann Die zerstorten Glasgemalde in der Kirche von Hindelbank und ihre Beziehungen zur Familie von Erlach Verlag K J Wyss Bern 1913 Susy Langhans Maync Berner Novellen Verlag A Francke Bern 1948 Siehe auch BearbeitenListe der Kulturguter in HindelbankWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Kirche Hindelbank Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Anne Marie Dubler Hindelbank In Historisches Lexikon der Schweiz Website der Reformierten Kirchgemeinde Hindelbank Schweizer Archiv fur Heraldik 1899 Heft I S 11 23 Einzelnachweise Bearbeiten H Lehmann Die verschollenen Glasgemalde S 2 Berner Geschlechter Konrad von Ergow Hans Funck Glasmaler Berthold Haendcke Hans Sterr Der Glasmaler von Bern doi 10 5169 seals 126157 Hans Lehmann Hans Sterr Widerspruch Seite 57 Uta Bergmann Reformierte Kirche Hindelbank In Informationen zum Gebaude Vitro Search 31 Marz 2016 abgerufen am 2 Mai 2022 Orgelportrat auf der Website von Orgelbau Kuhn abgerufen am 14 Marz 2016 47 04178 7 53999 Koordinaten 47 2 30 4 N 7 32 24 O CH1903 607703 210088 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kirche Hindelbank amp oldid 235564689