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Das Kernkraftwerk Niederaichbach KKN nicht zu verwechseln mit dem ebenso abgekurzten nicht realisierten Kernkraftwerk Niederamt in der Schweiz war ein Druckrohrenreaktor und lag auf dem Gebiet der Gemeinde Niederaichbach in der Nahe von Landshut Niederbayern Das Kraftwerk war von 1973 bis 1974 in Betrieb Es hatte den einzigen jemals in Leistungsbetrieb befindlichen Schwerwasserreaktor in Deutschland Der Forschungsreaktor Haigerloch Teil des Uranvereins im Zweiten Weltkrieg der ebenfalls mit schwerem Wasser moderiert werden sollte hatte 50 Prozent grosser sein mussen um die Kritikalitat zu erreichen Kernkraftwerk NiederaichbachLageKernkraftwerk Niederaichbach Bayern Koordinaten 48 36 17 N 12 18 14 O 48 604627777778 12 303986111111 Koordinaten 48 36 17 N 12 18 14 OLand DeutschlandDatenEigentumer Kernforschungszentrum Karlsruhe GmbHBetreiber Kernkraftwerk Niederaichbach GmbH 1 Projektbeginn 1966Kommerzieller Betrieb 1 Jan 1973Stilllegung 21 Juli 1974Stillgelegte Reaktoren Brutto 1 106 MW Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme 15 GWhStand 11 Aug 2007Die Datenquelle der jeweiligen Eintrage findet sich in der Dokumentation f1 Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 1 1 Neutronenphysik 1 2 Geschichte 2 Technische Daten und Betrieb 3 Demontage des Reaktors 4 Daten des Reaktorblocks 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenNeutronenphysik Bearbeiten Eine Kettenreaktion in einem Kernreaktor ist selbsterhaltend kritisch wenn durch Kernspaltung genau so viele Neutronen nachgeliefert werden wie durch die nachste Generation Spaltung verbraucht werden Hierbei sind mehrere Faktoren relevant darunter die Geschwindigkeit der Neutronen welche mit hoher Geschwindigkeit bei der Spaltung frei werden und erst abgebremst moderiert werden mussen bevor der Wirkungsquerschnitt hinreichend gross ist um eine ausreichende Zahl von Atomkernen zu spalten Als Moderator sind grundsatzlich alle Elemente mit kleinem Atomgewicht denkbar wobei Neutroneneinfang der Wirkung als Moderator entgegensteht Auch ist eine gewisse Dichte notig so dass gasformige Stoffe Helium Stickstoff Sauerstoff ausscheiden Letztlich bleiben in erster Linie Wasserstoff bevorzugt in Form von Wasser und Kohlenstoff sowie in zweiter Linie Beryllium als denkbare Moderatoren ubrig Organische Kuhlmittel Moderatoren wurden verschiedentlich erprobt haben jedoch aufgrund der Photolyse eine ungunstige Tendenz unter Gammastrahlung zu polymerisieren 2 3 und sind daher kaum noch Bestandteil aktiver Forschung Alle bisher betriebenen Kernreaktoren nutzten eines oder mehrere der oben genannten Elemente als Moderator oder waren unmoderierte so genannte schnelle Reaktoren Es gibt zwei stabile Wasserstoffisotope Protium sein Atomkern besteht aus einem Proton und Deuterium sein Kern besteht aus einem Proton und einem Neutron Deuterium absorbiert um Grossenordnungen weniger Neutronen als Protium normaler Wasserstoff es sind also bei Verwendung von Deuterium bzw schwerem Wasser als Moderator mehr Neutronen fur weitere Kernspaltungen verfugbar Daraus folgt dass Kritikalitat bereits mit naturlichem Uran aufrechterhalten werden kann wahrend der Gehalt von 0 72 Uran 235 fur den Betrieb eines Leichtwasserreaktors nicht ausreicht Aus diesem Grund war auch der Naturreaktor Oklo nur in der entfernten geologischen Vergangenheit als 235U einen hoheren Anteil irdischen Urans ausmachte in Betrieb Die Urananreicherung hingegen ist ein energieintensiver und teurer Prozess und daruber hinaus als Dual Use Technologie internationalen Beschrankungen unterworfen Aufgrund dessen nimmt man die hohen Kosten fur die Beschaffung von schwerem Wasser und den pro Kilo Brennstoff jedoch nicht pro Kilo Uranerz niedrigeren erzielbaren Burnup in Kauf um Urananreicherung vermeiden zu konnen Geschichte Bearbeiten Versuche einen Kernreaktor mittels schwerem Wasser zu betreiben haben in Deutschland wohl weltweit mit die langste Tradition Wahrend beim amerikanischen Manhattan Projekt bereits fruh die Eignung von Graphit als Neutronenmoderator erkannt wurde ubersah die Forschungsgruppe um Werner Heisenberg den Effekt der Verunreinigung von Graphit mit Bor so dass die Meinung vorherrschte Kritikalitat sei nur mittels schwerem Wasser zu erreichen Urananreicherung wie sie in den USA zur selben Zeit betrieben wurde wurde im deutschen Atomprogramm bis 1945 nie auch nur in Betracht gezogen Zwar gelang es bis Kriegsende insgesamt ausreichend schweres Wasser und Uran zu beschaffen dass diese hatte man sie an einem Ort zu einem Reaktor zusammengebaut prinzipiell Kritikalitat hatten erreichen konnen es war aber wegen des Kriegsverlaufs und interner Reibereien nicht mehr moglich mehr als einen Teil der verfugbaren Materialien im hohenzollerischen Haigerloch zusammenzubringen Auch das letzte Experiment des Uranvereins war somit ein Fehlschlag Kanada welches wahrend des Manhattan Projekts einige fuhrende britische und franzosische Experten auf dem Gebiet der Kernphysik beherbergte und aufgrund grosser Ressourcen im Bereich Wasserkraft auch Erfahrung und Kapazitat im Bereich der Gewinnung von schwerem Wasser hatte entwickelte noch in den 1940er Jahren den CANDU einen Schwerwasserreaktor welcher mit den begrenzten Fahigkeiten der damaligen kanadischen Schwerindustrie baubar war Druckrohren statt monolithischer Reaktordruckbehalter und ohne in den 1940er Jahren nur fur die USA verfugbare Urananreicherung auskam Nachdem Kanada in den 1950er und 1960er Jahren die Technologie erfolgreich demonstriert hatte folgten etliche internationale Exportauftrage so in Indien Rumanien Kernkraftwerk Cernavodă Sudkorea Pakistan und anderen Landern Da man die Schwerwasserreaktor Technologie also allem Anschein nach vor allem in Lander des globalen Sudens erfolgreich exportieren konnte beschloss KWU ebenfalls in dieses Marktsegment einzusteigen Der grundlegende Vorteil von Schwerwasserreaktoren gegenuber Leichtwasserreaktoren namlich die Moglichkeit des Betriebs mit unangereichertem Uran blieb auch nach dem Krieg interessant sodass Siemens KWU auch in diesem Bereich Forschung und Entwicklung betrieb und den Bau eines Prototyps voranbrachte Die zur damaligen Zeit ebenfalls relevante Technologie graphitmoderierter gasgekuhlter Reaktoren welche ebenfalls mit Natururan betrieben werden sollten war in Grossbritannien Magnox und Frankreich UNGG schon derartig weit fortgeschritten dass man sich nicht imstande sah den Technologieruckstand aufzuholen Insgesamt erwies sich die Schwerwasserreaktor Technologie als zukunftsfahiger da im Gegensatz zu den gasgekuhlten Baulinien von denen nur noch einige wenige mit angereichertem Uran betriebene AGRs in Grossbritannien in Betrieb sind Schwerwasserreaktoren nach wie vor in Argentinien Indien Rumanien Kanada und anderen Landern einen Grossteil der Reaktorflotte darstellen und der IPHWR von Indien aktiv weiterentwickelt und gebaut wird Technische Daten und Betrieb BearbeitenDie elektrische Bruttoleistung des Kernkraftwerks betrug 106 MW und die elektrische Nettoleistung 100 MW Der als Versuchskraftwerk geplante Druckrohrenreaktor sollte mit nicht angereichertem Uran Natururan betrieben werden Er war mit Kohlendioxid CO2 gekuhlt und mit schwerem Wasser D2O moderiert 4 Mit dem Bau des Kernkraftwerks wurde 1966 begonnen Der Reaktor wurde fertiggestellt obwohl schon 1967 absehbar war dass das Konzept des Schwerwasserreaktors gegenuber dem Leichtwasserreaktor neben den oben genannten Vorteilen relevante Nachteile hatte Die Baukosten lagen bei 230 Millionen DM 1974 eineinhalb Jahre nach der Inbetriebnahme musste der Reaktor wieder vom Netz genommen werden weil es technische Probleme mit den Dampferzeugern gab Die in dieser Zeit bereitgestellte Energie entsprach nur rund 18 Tagen Volllast Nach Abschaltung des Reaktors Niederaichbach wurde die Schwerwasserreaktor Technik in Deutschland nicht mehr fortgefuhrt 4 5 Am argentinischen Standort Atucha wurde der Bau zweier Schwerwasserreaktoren fortgefuhrt Atucha I ging 1974 in Betrieb Atucha II ging nach Baubeginn 1981 und einem um 1994 beginnenden jahrzehntelangen Baustopp erst 2014 in Betrieb 6 Demontage des Reaktors BearbeitenDer Reaktor wurde zunachst in den sicheren Einschluss uberfuhrt 7 die Brennelemente wurden zur Wiederaufarbeitung zur CEA Cadarache Frankreich abtransportiert 8 1987 bis 1995 erfolgten die Demontage und Beseitigung dies war der europaweit erste vollstandige Ruckbau eines Kernkraftwerks bis hin zur grunen Wiese Er kostete 280 Millionen Mark entspricht heute 224 Millionen Euro Die aktivierten Stahlteile der Anlage wurden zunachst zum Kernforschungszentrum Karlsruhe und im Februar 2011 in das Zwischenlager Nord bei Lubmin uberfuhrt 9 Abfalle wurden ab Januar 1995 im Endlager ERAM Morsleben eingelagert 10 Das Gelande ist aktuell Teil des Standortes des stillgelegten Kernkraftwerks Isar welches spater errichtet wurde An der Stelle des ehemaligen KKWs ist eine Gedenktafel montiert Daten des Reaktorblocks BearbeitenDas Kernkraftwerk Niederaichbach hatte einen Kraftwerksblock Reaktorblock 1 Reaktortyp Netto leistung Brutto leistung Baubeginn Netzsyn chronisation Kommer zieller Betrieb Abschal tungNiederaichbach KKN Druckrohrenreaktor 100 MW 106 MW 1 Juni 1966 1 Jan 1973 1 Jan 1973 21 Juli 1974Siehe auch BearbeitenListe der Kernreaktoren in Deutschland Liste der KernkraftwerkeWeblinks BearbeitenAtomkraftwerkePlag AKW Niederaichbach Bayern Deutscher Bundestag Erfahrungen aus dem Abriss des KKW Niederaichbach KKN fur die Entsorgung stillgelegter Kernkraftwerke Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage Drucksache 13 721 vom 9 Marz 1995Einzelnachweise Bearbeiten a b IAEO PRIS Niederaichbach KKN abgerufen am 4 Januar 2013 https www osti gov biblio 4308337 https digital library unt edu ark 67531 metadc1030075 a b Joachim Radkau amp Lothar Hahn Aufstieg und Fall der deutschen Atomwirtschaft oekom Munchen 2013 S 331 DER SPIEGEL 41 1979 Eventuell Radi vom 8 Oktober 1979 zum aktuellen Betriebszustand der beiden Reaktoren siehe www na sa com ar Strahlenschutzkommission Demontage und Beseitigung des Kernkraftwerkes Niederaichbach vom 18 April 1986 Deutscher Bundestag Stand der Wiederaufarbeitung deutscher Brennelemente im Ausland und des deutschen Plutonium Inventares In Drucksache 17 8527 Deutscher Bundestag 31 Januar 2012 abgerufen am 7 Juni 2019 BR de Wie schaltet man ein AKW ab Memento vom 29 Marz 2013 im Internet Archive vom 6 Juni 2011 Deutscher Bundestag Drucksache 13 721 vom 09 03 1995 Erfahrungen aus dem Abriss des KKW Niederaichbach KKN fur die Entsorgung stillgelegter Kernkraftwerke Nicht mehr online verfugbar 9 Marz 1995 archiviert vom Original am 3 Juni 2016 abgerufen am 7 Juni 2019 deutsch nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot dipbt bundestag de Kernkraftwerke in der Bundesrepublik DeutschlandAusser Betrieb Biblis Brokdorf Brunsbuttel Emsland Grafenrheinfeld Greifswald Grohnde Gundremmingen THTR 300 Hamm Uentrop Isar AVR Julich KNK Karlsruhe MZFR Karlsruhe Krummel Lingen Mulheim Karlich Neckarwestheim Obrigheim Philippsburg Rheinsberg Stade Unterweser Wurgassen nbsp Abgebaut Grosswelzheim Kahl NiederaichbachNicht in Betriebgenommen Kalkar Stendal Wyhl Normdaten Korperschaft GND 5277440 5 lobid OGND AKS VIAF 126372438 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kernkraftwerk Niederaichbach amp oldid 234541723