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Kelenkura ist eine Gattung aus der ausgestorbene Gruppe der Glyptodontidae Sie lebte im Oberen Miozan vor zehn bis neun Millionen Jahren im heutigen Sudamerika Fossilnachweise liegen aus zwei Gesteinseinheiten in Argentinien vor Das Material umfasst mehrere Schadel einige Elemente des Bewegungsapparates sowie Teile des Rucken und Schwanzpanzers Anhand dieser Funde lasst sich ein mittelgrosser Vertreter der Glyptodonten rekonstruieren Besonders markant ist die Schwanzkeule die den hinteren Teil des Schwanzes bedeckte Es handelt sich um den bisher altesten Nachweis einer vollstandigen Schwanzkeule Die Gattung wurde im Jahr 2022 wissenschaftlich eingefuhrt Es ist eine Art anerkannt KelenkuraZeitliches AuftretenOberes Miozan10 1 bis 9 Mio JahreFundorteSudamerika Argentinien SystematikSaugetiere Mammalia Hohere Saugetiere Eutheria Nebengelenktiere Xenarthra Gepanzerte Nebengelenktiere Cingulata GlyptodontidaeKelenkuraWissenschaftlicher NameKelenkuraBarasoain Zurita Croft Montalvo Contreras Mino Boilini amp Tomassini 2022 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Skelettmerkmale 1 2 Rucken und Schwanzpanzer 2 Fossilfunde 3 Systematik 4 Literatur 5 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenSkelettmerkmale Bearbeiten Kelenkura war ein mittelgrosser Vertreter der Glyptodontidae Uberliefert ist die Form uber mehrere Schadel einige Elemente des Bewegungsapparates und Teile des Korper und Schwanzpanzers Anhand der Grosse des Oberschenkelknochens wird ein Gewicht von rund 160 kg rekonstruiert Der Schadel besass eine Lange von 21 1 cm und wurde an den Jochbogen maximal 14 0 cm breit Er war langgestreckt deutlicher als dies bei den meisten Glyptodonten bisher beobachtet wurde Die Streckung betraf vor allem den Bereich des Rostrums Insgesamt war der Schadel 30 langer als seine maximale Breite Die Nasenbeine verliefen eher parallel so dass das Rostrum in Aufsicht rechteckig wirkte In Vorderansicht besass die Nasenoffnung eine Herzform vergleichbar zu Eosclerocalyptus Sie zeigte zudem in Seitenansicht nach vorn In Aufsicht zog der Schadel hinter den Augenhohlen deutlich ein Auf dem Schadeldach verlief ein Scheitelkamm der am Hinterhauptsbein ansetzte und nach vorn bis zur Mitte des Stirnbeins reichte wo er sich aufteilte Der Scheitelkamm war aber deutlich schwacher entwickelt als bei Eosclerocalyptus oder Plohophorus In Seitenansicht sass das Hinterhaupt vergleichsweise hoch im Bezug auf die Gaumenregion Ahnliches ist teilweise auch von Eosclerocalyptus bekannt Ebenso stieg bei Kelenkura der Jochbogen nach hinten an war aber eher grazil geformt Der fur die Glyptodonten markante abwarts gerichtete Fortsatz am Jochbogen war langer als bei Eosclerocalyptus und entsprach in etwa dem bei Plohophorus und Pseudoplohophorus Am vorderen Jochbogenansatz offnete sich das Foramen infraorbitale 1 2 Das Gebiss bestand bei Kelenkura aus den fur die Glyptodonten typischen acht molarenartigen Zahnen je Kieferbogen Sie besassen mit Ausnahme des ersten und des letzten einen charakteristisch dreilappigen Umriss und nahmen von vorn nach hinten an Grosse zu Die Lange der Zahnreihe betrug 12 1 cm 1 2 Vom postcranialen Skelett sind neben einigen Zehengliedern lediglich ein unteres Gelenkfragment des Oberarmknochens und ein weitgehend vollstandiger Oberschenkelknochen dokumentiert Mehr oder weniger sichere Aussagen lasst letzterer zu Seine Lange betrug 29 5 cm Der Gelenkkopf war proportional grosser als bei Parapropalaehoplophorus und bei Eosclerocalyptus Der Kleine Rollhugel sass unterhalb des Kopfes und dehnte sich bis zur Schaftmitte aus Der Grosse Rollhugel wiederum uberragte den Kopf ahnlich wie bei Parapropalaehoplophorus aber abweichend zu Eosclerocalyptus Unterhalb der Schaftmitte kragte der dritte Rollhugel seitlich aus Er war grazil und in Seitenansicht dreieckig geformt Eine vergleichbare Form wies er bei Parapropalaehoplophorus und bei Propalaehoplophorus auf bei Eosclerocalyptus und bei Neosclerocalyptus zeigte er sich robust und rechteckig Am unteren Gelenkende waren beide Gelenkrollen ahnlich gross und in gleicher Ebene positioniert 1 2 Rucken und Schwanzpanzer Bearbeiten Der Ruckenpanzer war wie bei fast allen Glyptodonten ein starres Konstrukt das sich aus einzelnen Knochenplattchen oder Osteodermen zusammensetzte Er wurde 91 cm lang und wolbte sich deutlich auf nicht so auffallend wie bei Glyptodon aber markanter als bei Eosclerocalyptus Insgesamt bestand er aus 35 quer orientierten Reihen aus Osteodermen Das ist mehr als die 24 bei Propalaehoplophorus allerdings wiederum weniger als die 45 bis 50 bei Eosclerocalyptus und Neosclerocalyptus Generell waren die Knochenplattchen von funfeckiger Gestalt und nahmen an Grosse vom vorderen zum mittleren und hinteren Panzerabschnitt zu Ihre aussere Oberflache trug eine rosettenartige Ornamentur mit einer zentralen grosseren Musterung und radial darum angeordneten kleineren Figuren Die zentrale Musterung hatte eine rundliche Form weniger eine eckige wie bei Glyptodon und dessen unmittelbaren Verwandten Im vorderen Panzerabschnitt war die zentrale Figur kleiner und wurde von acht bis neun peripheren Mustern in einer Reihe umgeben Zum zentralen Panzerbereich erhohte sich die Anzahl der randlichen Ornamente auf neun bis elf wahrend die zentrale Musterung kleiner wurde Im Unterschied dazu begleiteten die zentrale Figur im hinteren Panzerabschnitt haufig nur zwei bis funf periphere Muster die lediglich am vorderen Rand lagen 1 2 Die vordere Schwanzpanzerung bestand aus einzelnen Ringen wiederum zusammengesetzt aus Osteodermen Diese bildeten an jedem Ring zwei Reihen aus In der vorderen Reihe hatten die Knochenplattchen eine rechteckige Gestalt Das vordere ein Drittel fungierte als Gelenkflache zum voranliegenden Ring Im mittleren Abschnitt waren kleine Offnungen ausgebildet das hintere Drittel zeigte eine Ornamentierung vergleichbar der Plattchen des hinteren Ruckenpanzers Die Osteoderme der hinteren Reihe waren funfeckig und stimmten ansonsten mit dem hinteren Drittel der Stucke der vorderen Reihe uberein Dahinter schloss sich die Schwanzkeule an die 30 5 bis 41 2 cm lang wurde und maximal 7 3 bis 9 6 cm im Durchmesser erreichte Sie hatte eine insgesamt konische Gestalt mit glatten Seitenflachen und spitzem Ende abweichend von Doedicurus und Eleutherocercus mit ihrer keulenartigen Verdickung Die einzelnen Osteoderme ahnelten in ihrer Musterungen weitgehend denen des Ruckenpanzers Allerdings traten randliche Muster insgesamt seltener auf Der vordere Abschnitt der Schwanzkeule zeigte noch eine ringartige Anordnung der Knochenplattchen Im hinteren waren sie mehr oder weniger vollstandig miteinander verwachsen 1 2 Fossilfunde BearbeitenDas fur Kelenkura bedeutendste Fundmaterial kam aus der Arroyo Chasico Formation zum Vorschein Die Gesteinseinheit ist im Tal des Arroyo Chasico im Suden der argentinischen Provinz Buenos Aires aufgeschlossen Es handelt sich hierbei um eine der klassischen Fossillagerstatten Sudamerikas Sie stand Pate fur die Bezeichnung der Stufe des Chasicoum in der lokalen Biostratigraphie Diese wiederum entspricht weitgehend dem Oberen Miozan Die Arroyo Chasico Formation umfasst eine mehrere Dutzend Meter machtige Sedimentabfolge Ublicherweise wird sie in zwei Abschnitte gegliedert mit dem Vivero Schichtglied im Liegenden und dem Las Barrancas Schichtglied im Hangenden Ersteres besteht aus 2 bis 3 m machtigen Schlufflagen letzteres aus bis zu 40 m machtigen starker sandigen Komponenten Allerdings zeigen Analysen aus dem Jahr 2007 eine mogliche Differenzierung in drei Sedimentationszyklen auf was der haufig referenzierten Gliederung in zwei Abschnitte gegenubersteht Jeder der drei Zyklen bildete sich unter fluviatilen Bedingungen eines massig starken Fliessgewassers mit sukzessive abnehmender Fliesskraft Einzelne radiometrische Datierungen geben dem unteren Abschnitt der Arroyo Chasico Formation ein Alter von rund 9 2 Millionen Jahren Das Ergebnis ist kongruent zu palaomagnetischen Messungen nach denen die ersten beiden Sedimentationszyklen in einen Zeitraum von vor 9 4 bis 9 1 Millionen Jahren vor heute entstanden Die Ablagerung des jungsten Zyklus fand dann wahrscheinlich vor rund 8 7 Millionen Jahren ihren Abschluss 3 4 Das Typusmaterial von Kelenkura in Form eines Schadels mehrerer Gliedmassenreste wie Oberarm und Oberschenkelknochen sowie Phalangen aber auch eines vollstandigen Ruckenpanzers und einer Schwanzkeule entstammt der Fundstelle Epu Leufu rund 20 km sudwestlich der Berraondo Bahnstation die wiederum 42 km westlich von Bahia Blanca liegt 2 Daruber hinaus enthalt die Arroyo Chasico Formation zahlreiche weitere Reste von Glyptodonten die sich auf verschiedene Fundstellen am Unterlauf des namengebenden Flusses verteilen Sie konnen aufgrund ihrer fragmentierten Erhaltung aber nicht immer eindeutig zugeordnet werden Andere Gepanzerte Nebengelenktiere sind mit Chlamydophractus Chasicotatus und Vetelia vertreten die zu den Gurteltiere gestellt werden konnen 5 4 6 Neben diesem Material sind noch ein Schadel und eine Schwanzkeule aus der Loma de Las Tapias Formation in der argentinischen Provinz San Juan beschrieben worden Hier traten sie aus dem Limolita la Colmena Schichtglied zu Tage das uberwiegend aus schluffigen und sandigen Sedimenten besteht unterbrochen durch Muddelagen Das Alter entspricht dem der Arroyo Chasico Formation 2 Systematik BearbeitenInnere Systematik der Glyptodonten nach Barasoain et al 2022 2 Glyptodontidae nordliche Klade Boreostemma Glyptotherium Glyptodon sudliche Klade Propalaehoplophorus Eucinepeltus Cochlops Palaehoplophorus Kelenkura Eosclerocalyptus Plohophorus Pseudoplohophorus Doedicurus Eleutherocercus Neosclerocalyptus Hoplophorus Propanochthus PanochthusVorlage Klade Wartung 3Vorlage Klade Wartung StyleKelenkura ist eine Gattung aus der ausgestorbenen Familie der Glyptodontidae Die Glyptodontidae wiederum gehoren zur Ordnung der Gepanzerten Nebengelenktiere Cingulata die einen Teil der Uberordnung der Nebengelenktiere Xenarthra bilden Innerhalb der Gepanzerten Nebengelenktiere besteht eine engere Verwandtschaft der Glyptodonten zu den Pampatheriidae und zu den Gurteltieren Dasypoda Letztere Beziehung liess sich auch mit Hilfe von molekulargenetischen Untersuchungen belegen 7 8 Die innere Gliederung der Glyptodonten ist komplex und noch nicht vollstandig geklart Ursprunglich wurden mehrere Unterfamilien unterschieden die aber in einigen Fallen keine in sich geschlossene Gruppe bilden 9 Einige modernere phylogenetische Analysen differenzieren zwischen einer nordlichen und sudlichen Klade Beide unterscheiden sich unter anderem in der Panzergestaltung In der nordlichen Klade fehlt eine komplexe Schwanzpanzerung in der sudlichen formte sich eine teils massive Schwanzkeule heraus Durch ihre deutliche Schwanzkeule steht die Gattung Kelenkura innerhalb letzterer und nimmt hier eine relativ basale Position ein Grund dafur ist die im Vergleich zu stammesgeschichtlich jungeren Formen wie Panochthus und Doedicurus noch recht einfache Gestaltung der Schwanzkeule Gegenuber alteren Vertretern wie Cochlops mit ihren nur teils ausgepragten Schwanzkeulen ist die von Kelenkura schon deutlich weiter entwickelt Es handelt sich bei Kelenkura um den bisher stammesgeschichtlich altesten Nachweis einer vollstandig ausgepragten Schwanzkeule 2 Die wissenschaftliche Erstbeschreibung von Kelenkura erbrachte ein Wissenschaftlerteam um Daniel Barasoain im Jahr 2022 Die Einfuhrung des neuen Taxons beruft sich dabei auf das Fundmaterial aus der Arroyo Chasico Formation und der Loma de Las Tapias Formation beide in Argentinien gelegen und dem Oberen Miozan zuordbar Erstere Gesteinseinheit stellt die Typuslokalitat dar Der Holotyp Exemplarnummer PV UNS 260 umfasst einen Schadel verschiedene Gliedmassenreste und Teile der Rucken und Schwanzpanzerung Das Material war bereits im Jahr 2007 genauer vorgestellt damals aber der Gattung Eosclerocalyptus zugewiesen worden 1 Der Gattungsname Kelenkura setzt sich aus den Mapudungun Wortern kelen fur Schwanz und kura fur Felsen oder Stein zusammen Er verweist damit auf die vollstandige Auspragung einer Schwanzkeule bei dem Vertreter der Glyptodonten Gemeinsam mit der Gattung wurde die Art K castroi eingefuhrt Das Artepitheton ehrt M Castro der einen der am besten erhaltenen Schadel geborgen hatte gefunden in der Loma de Las Tapias Formation 2 Literatur BearbeitenDaniel Barasoain Alfredo E Zurita Darin A Croft Claudia I Montalvo Victor H Contreras Angel R Mino Boilini und Rodrigo L Tomassini A New Glyptodont Xenarthra Cingulata from the Late Miocene of Argentina New Clues About the Oldest Extra Patagonian Radiation in Southern South America Journal of Mammalian Evolution 2022 doi 10 1007 s10914 021 09599 wEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Alfredo Eduardo Zurita und Silvia A Aramayo New remains of Eosclerocalyptus tapinocephalus Cabrera Mammalia Xenarthra Glyptodontidae Description and implications for ist taxonomic status Rivista Italiana di Paleontologia e Stratigrafia 113 1 2007 S 57 66 a b c d e f g h i j Daniel Barasoain Alfredo E Zurita Darin A Croft Claudia I Montalvo Victor H Contreras Angel R Mino Boilini und Rodrigo L Tomassini A New Glyptodont Xenarthra Cingulata from the Late Miocene of Argentina New Clues About the Oldest Extra Patagonian Radiation in Southern South America Journal of Mammalian Evolution 2022 doi 10 1007 s10914 021 09599 w Marcelo A Zarate Peter H Schultz Adriana Blasi Clifford Heil John King und Willis Hames Geology and geochronology of type Chasicoan late Miocene mammal bearing deposits of Buenos Aires Argentina Journal of South American Earth Sciences 23 2007 S 81 90 doi 10 1016 j jsames 2006 09 018 a b Daniel Barasoain Rodrigo L Tomassini Alfredo E Zurita Claudia I Montalvo und Mariella Superina A new fairy armadillo Cingulata Chlamyphorinae from the upeer Miocene of Argentina First fossil record of the most enigmatic Xenarthra Journal of Vertebrate Paleontology 39 5 2019 S e1716778 doi 10 1080 02724634 2019 1716778 Gustavo Juan Scillato Yane Cecilia Krmpotic und Graciela Irene Esteban The species of the genus Chasicotatus Scillato Yane Eutatini Dasypodidae Revista Mexicana de Ciencias Geologicas 27 1 2010 S 43 55 Daniel Barasoain Laureano R Gonzalez Ruiz Rodrigo L Tomassini Alfredo Zurita Victor H Contreras und Claudia I Montalvo First phylogenetic analysis of the Miocene armadillo Vetelia reveals novel affinities with Tolypeutinae Acta Palaeontologica Polonica 66 2021 doi 10 4202 app 00829 2020 Frederic Delsuc Gillian C Gibb Melanie Kuch Guillaume Billet Lionel Hautier John Southon Jean Marie Rouillard Juan Carlos Fernicola Sergio F Vizcaino Ross D E MacPhee und Hendrik N Poinar The phylogenetic affinities of the extinct glyptodonts Current Biology 26 2016 S R155 R156 doi 10 1016 j cub 2016 01 039 Kieren J Mitchell Agustin Scanferla Esteban Soibelzon Ricardo Bonini Javier Ochoa und Alan Cooper Ancient DNA from the extinct South American giant glyptodont Doedicurus sp Xenarthra Glyptodontidae reveals that glyptodonts evolved from Eocene armadillos Molecular Ecology 25 14 2016 S 3499 3508 doi 10 1111 mec 13695 Juan Carlos Fernicola Nuevos aportes para la sistematica de los Glyptodontia Ameghino 1889 Mammalia Xenarthra Cingulata Ameghiniana 45 2008 S 553 574 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kelenkura amp oldid 222902419