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Die Schweizer Kavallerie war eine Truppengattung der Schweizer Armee Schweizer Kavallerie Schwadron 1972 Traditionsverein Inhaltsverzeichnis 1 Historische Entwicklung 2 Defensionale von Wil 3 Helvetik und Mediation 4 Bundesverfassung 1848 und Militarorganisation 1850 5 Militarorganisation 1874 und Grundung der Schweizer Armee 6 Militarorganisation 1907 und Erster Weltkrieg 7 Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg 8 Nachkriegszeit und Armee 61 9 Kavallerie Vereine 10 Siehe auch 11 Literatur 12 Weblinks 13 EinzelnachweiseHistorische Entwicklung Bearbeiten nbsp Schlacht bei Grandson Die von den Schweizern angeworbene Kavallerie aus den osterreichischen Vorlanden greift die burgundische Kavallerie anDie eidgenossischen Bunde dienten seit Beginn des 13 Jahrhunderts in erster Linie der Landesverteidigung Bedrohte eidgenossische Orte konnten die Verbundeten zur Hilfe mahnen und diese mussten innerhalb kurzer Frist militarische Unterstutzung leisten Im 15 Jahrhundert beruhte ihre Starke auf den gefurchteten Schweizer Pikenier Spiesstrager Gevierthaufen der Infanterie Die zahlenmassig unbedeutende Kavallerie wurde von verbundeten weltlichen und geistlichen Feudalherren Stadtzunften und reichen Burgern gestellt oder von verbundeten Machten angeworben Die Kantone Bern und Zurich konnten je 500 Basel 200 und Freiburg 100 Reiter ausheben In der Schlacht bei Grandson und Murten kampften 1 800 grosstenteils osterreichische Reiter neben 20 000 Infanteristen auf der Seite der Eidgenossen In der Schlacht von Marignano waren es 1 500 lombardische und papstliche Reiter Die gebirgige Topographie der Eidgenossenschaft verwies das Pferd im Kriegswesen weitgehend auf eine Transportrolle Defensionale von Wil Bearbeiten1647 einigten sich die Schweizer Kantone in der Defensionale von Wil auf ein Verhaltnis von drei berittenen auf hundert Fusssoldaten Bern besass damals 35 000 Soldaten eingeteilt in 21 Infanterieregimenter und 16 Schwadronen mit je 120 Reitern Im Zurcher Militarrodel waren 900 Berittene aufgefuhrt Wahrend ihre eigenen Kavalleriebestande bewusst tief gehalten wurden verkauften die eidgenossischen Orte im 17 und 18 Jahrhundert jahrlich Tausende von Pferden fur die Kavallerie an Frankreich Piemont und Lombardei In den fremden Kriegsdiensten der Eidgenossen spielte die Kavallerie eine untergeordnete Rolle 1632 wurde im bernischen Untertanengebiet der Waadt ein Kavalleriekorps fur den Dienst in Schweden ausgehoben Einzelne Schweizer zeichneten sich als Kavalleriegenerale in der schwedischen preussischen und franzosischen Armee aus nbsp Portrat eines Dragoneroffiziers der Stadt und Republik Bern um 1770 Im 18 Jahrhundert wurden die bis dahin zu Pferd kampfenden Kurassiere zur berittenen Infanterie Als Dragoner kampften sie zu Fuss mit dem Karabiner und nutzten ihre Pferde nur noch zur Verschiebung Die damals rund 1 500 Mann umfassende Kavallerie der eidgenossischen Orte fuhrte den Kleinkrieg war bei Truppenbewegungen in der Vorhut diente der Aufklarung dem Begleitschutz von Artillerie und Train sowie als Kampfunterstutzung der Infanterie gegen die gegnerische Kavallerie Helvetik und Mediation BearbeitenDie Niederlage gegen die Armee Napoleons fuhrte das Ende der alten dezentralen eidgenossischen Wehrorganisation herbei und machte die Frage uber den Aufbau einer straff organisierten Gesamtstreitmacht der Eidgenossenschaft zu einem wichtigen politischen Thema Wahrend der Helvetischen Republik und der Mediation stagnierte die Entwicklung der Kavallerie und der anderen Truppengattungen Die massive Requirierung von Pferden durch Napoleon fuhrte wahrend der Restauration zu einem Niedergang der berittenen Truppen Zur Zeit der Organisation des Kontingentsheeres von 1817 bestand die helvetische Reiterei aus 11 Kompagnien Jagern zu Pferd gebildet aus Kontingenten der Kantone Zurich Bern Luzern Freiburg Solothurn Basel Schaffhausen St Gallen Aargau Thurgau Waadt und Genf Die Uniformierung und Ausrustung war den Kantonen uberlassen Im Sonderbundskrieg von 1847 besassen die Bundestruppen 1 700 Reiter auf 10 000 Soldaten Bundesverfassung 1848 und Militarorganisation 1850 BearbeitenMit der Bundesverfassung von 1848 ubernahm der Bund die Ausbildung der Dragoner und der Guiden Begleitschutz Kurier und Heerespolizeidienst wahrend die wichtigsten militarischen Kompetenzen weiterhin bei den Kantonen verblieben Die Militarorganisation von 1850 hatte 22 Kompagnien Dragoner und sieben Kompagnien Guiden im Auszug und 13 Kompagnien Dragoner und acht Halb Kompagnien Guiden in der Reserve Die Uniform war die im Reglement von 1852 festgelegte Ordonnanz mit Raupenhelm und grunen Fracken und Hosen Das Bundesheer von 1870 umfasste 201 000 Mann mit 4 619 Kavalleristen Die Mobilmachung im Deutsch Franzosischen Krieg von 1870 71 brachte schwere Mangel in der Erganzung des militarischen Pferdebestandes durch junge Pferde Remonte der Ausbildung und der Ausrustung der Reitertruppen zum Vorschein Ihre Bewaffnung bestand grosstenteils noch aus Pistole und Sabel bis in den 1870er Jahren das Vetterligewehr eingefuhrt wurde Wahrend bis 1848 jeder Reitersoldat Pferd und Ausrustung selber bezahlte konnten die Angehorigen dieser Truppen nun ihr Pferd den Eidgenoss zu einem ermassigten Preis von der Eidgenossischen Pferde Regieanstalt in Thun erhalten was insbesondere fur Ackerbauern attraktiv war In landlichen Gebieten wurde der Eidgenoss fur viele Schweizer ein Symbol des Milizsystems und der Verbundenheit von Heimat und Armee Militarorganisation 1874 und Grundung der Schweizer Armee BearbeitenDie Revision der Bundesverfassung von 1874 ubertrug dem Bund die Verfugung uber das Bundesheer beschrankte die militarischen Kompetenzen der Kantone und fuhrte damit zur Errichtung der Schweizer Armee Jede Division verfugte uber ein Kavallerieregiment und eine Guidenkompanie Mit der Militarorganisation von 1874 wurde eine Einheit bei den Dragonern neu zu einer Schwadron Es gab 24 Dragoner Schwadronen zu 124 Mann zusammengefasst in acht Kavallerie Regimentern zu drei Schwadronen und zwolf Guiden Kompagnien zu 43 Mann insgesamt 3 500 Mann 1895 umfasste die Kavallerie vier Dragonerbrigaden mit 15 Instruktoren und 6 594 Mann 3 458 Auszug 3 136 Landwehr 1898 erhielt jede Brigade eine berittene Mitrailleurkompanie mit erstmals in Europa acht Maxim Maschinengewehren Die kurze Ausbildung wurde mit freiwilligen ausserdienstlichen Aktivitaten wie Reitturnieren erganzt Die vom Oberinstruktor der Kavallerie Oberst Ulrich Wille vorgeschlagene Umwandlung der Kavallerie in eine mobile Infanterie scheiterte am Widerstand der Kavallerieoffiziere die bis 1914 am Konzept der Kavallerie als Stosstrupp und Mittel zur Attacke festhielten Ab 1893 wurde der Ordonnanz Karabiner 1893 von der SIG Neuhausen eingefuhrt da das Langgewehr fur die Kavallerie nicht geeignet war Militarorganisation 1907 und Erster Weltkrieg BearbeitenDie Militarorganisation von 1907 war ein Kompromiss der dem Umstand Rechnung trug dass die vollstandige Zentralisierung des Militarwesens bei der Volksabstimmung von 1895 scheiterte Die Kantone stellten weiterhin die Dragonerschwadronen und beschafften deren personliche Ausrustung Die Militarorganisation 1907 brachte die Unterstellung der Guiden auf die sechs Divisionen je eine Abteilung zu zwei Kompagnien Der Erste Weltkrieg mit seiner erhohten Feuerkraft den Giftgaseinsatzen und dem Umstand dass die Dragoner wahrend der Grenzbesetzung zu Fuss dienten stellte die weitere Existenz der Kavallerie in Frage 1916 waren die 24 Dragoner Schwadronen in vier Kavallerie Brigaden zu zwei Regimentern mit je drei Schwadronen eingeteilt Daneben gab es zwolf Guiden Schwadronen und acht Mitrailleur Schwadronen Damit wurde der Hochststand mit 6 600 Mann erreicht 1918 musste die Kavallerie beim Generalstreik die innenpolitisch heikle Aufgabe des Ordnungsdienstes ubernehmen nbsp vollausgerusteter Dragoner mit nicht eingefuhrtem Versuchshelm von L Eplattenier von 1915 nbsp Kavallerie Mitrailleur Kompanie Luzern nbsp Dragoner in Formation Wiggiswil nbsp Guiden beim Turnen auf dem Pferd Dornachbrugg nbsp Kavallerie Patrouille wahrend des Landesstreiks Kornhausplatz in Bern nbsp Kavalleriedenkmal auf der Lueg Erinnerung an die 1918 an der Spanischen Grippe gestorbenen Berner KavalleristenZwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg BearbeitenMit der Truppenordnung 1925 begann der Abbau 1924 und 1938 wurden einzelne Schwadronen aufgegeben Die Guiden verschwanden und wurden zu Dragonern Es blieben 30 Dragoner Schwadronen und zwolf Mitrailleur Schwadronen Zu jeder Kavalleriebrigade kam neu eine Radfahrerabteilung Die Kavalleriebrigaden umfassten nun zwei berittene Regimenter sowie ein Radfahrerbataillon Total waren es 6 000 Mann 1936 wurden die leichten Truppen mit rund 5 000 Mann geschaffen Die Kavalleriebrigaden wurden in Leichte Brigaden umgewandelt die sich aus zwei Dragonerabteilungen 30 Schwadronen und zwei Radfahrerbataillonen zusammensetzten Die Mitrailleur Schwadronen wurden aufgelost und die Mitrailleure in die bestehenden Schwadronen integriert 1940 werden die Leichten Divisionen mit den Kavalleriebrigaden zu drei Regimentern zu je sechs Schwadronen eingefuhrt Im Zweiten Weltkrieg beeintrachtigte die Mobilisierung der Dragoner die Anbauschlacht weil die Pferde in der Landwirtschaft fehlten zudem herrschte Mangel an Heu und Hafer Die Leichten Brigaden als einzige mobile Einheiten der Armee wurden im Konzept des Schweizer Reduit im Grenzraum Jura und im Mittelland zum Verzogerungskampf und gegen den Einsatz von Fallschirmspringern eingesetzt Nach dem Ruckzug grosser Teile der Armee ins Reduitgebiet bildete die Prasenz der mobilen Kavallerie neben den Ortswehren einen wichtigen Faktor zur Aufrechterhaltung des Wehrwillens in der Bevolkerung im Sinne der Geistigen Landesverteidigung Im Schweizer Film Gilberte de Courgenay von 1941 uber die Grenzbesetzung im Ersten Weltkrieg bildet der Vorbeimarsch der von Pferden gezogenen Artilleriebatterie einen emotionalen Hohepunkt nbsp Kavallerie Rekrutenschule 1932 in Bern nbsp Kavalleriemusik in Islikon 1937Nachkriegszeit und Armee 61 Bearbeiten nbsp Dragoner der Schweizer Kavallerie in Uniform mit seinem Eidgenoss an einer Springkonkurrenz in der Schweiz in den 1960er Jahren1947 unterzeichneten 158 000 Burger die wie General Guisan fur die Beibehaltung der Kavallerie waren eine Petition Ab diesem Zeitpunkt gab es in den Leichten Brigaden nur noch motorisierte Dragoner spater Panzergrenadiere und eine Abteilung Dragoner zu Pferd pro Felddivision Die Truppenordnung 1951 brachte eine Reduktion auf 24 Dragoner Schwadronen mit 4 400 Mann und die Unterstellung in die acht Feld Divisionen Mit der Truppenordnung von 1961 Armee 61 wurden die Heereseinheiten den Einsatzraumen angepasst Die Heeresstruktur sah nur mehr ein Dragonerregiment je Feldarmeekorps vor Die Zahl der Schwadronen hatte sich damit von 30 1938 auf 18 Schwadronen mit rund 3 462 Mann reduziert 1972 entschied sich das Parlament trotz einer mit 432 430 Unterschriften versehenen Petition fur die Abschaffung der Kavallerie Die Schweiz war zu diesem Zeitpunkt das letzte Land in Europa das noch berittene Kampfeinheiten unterhielt 1 Kavallerie Vereine Bearbeiten nbsp Kavallerieschwadron 1972Die Erinnerung an die Kavallerie wird von den seit dem 19 Jahrhundert gegrundeten Kavallerie Vereinen wachgehalten 1856 wurde der Verband Ostschweizerischer Kavallerie und Reitvereine gegrundet die mit rund 20 000 aktiven Pferdesportfreunden grosste Sektion in der Schweiz Damals galt sein Hauptziel der Etablierung von Reitertruppen in der Schweizer Armee und der Forderung der Ausbildung auch ausserhalb der Dienstzeit 1995 grundeten ehemalige Kavalleristen vorwiegend aus der Dragoner Schwadron 15 die Schweizer Kavallerie Schwadron 1972 Siehe auch BearbeitenTrain militarisch PatrouillenreiterLiteratur BearbeitenChristian Hug Schweizer Kavallerie Schweizer Kavallerie Schwadron 1972 Hrsg PDF 217 kB Hofen bei Thun 2012 Robert Staub Unsterbliche Kavallerie Verlag Der Schweizer Kavallerist Pfaffikon 1946 Denis Borel Ein Jahrhundert Schweizer Kavallerie 1874 1973 Neuchatel 1974 Max E Ammann Der Eidgenoss Die Geschichte der Schweizer Kavallerie Reich Luzern 1975 ISBN 3 7243 0112 X Herve de Weck La cavalerie jurassienne un miroir de la cavalerie suisse 1875 1973 Edition du centre d histoire Coppet Lausanne 1978 Markus Imhoof Film Ormenis 199 69 Premiere 1970 Und so geriet der Film ein Meisterwerk uber die Kavallerie in der Schweizer Armee der sechziger Jahre gegen die Kavallerie in der Schweizer Armee der Zukunft Frank A Meyer Zurcher Woche Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kavallerie Schweiz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Herve de Weck Kavallerie In Historisches Lexikon der Schweiz Offiziersgesellschaft Rorschach Die Schweizer Kavallerie in den Anfangszeiten Kavallerie Schwadron 1972 Verband Ostschweizerischer Kavallerie und Reitvereine Nationales Pferdezentrum Bern ehemals Eidgenossische Militarpferdeanstalt EMPFA Memento vom 27 April 2005 im Internet Archive Die Dragoner Schwadron 21 im Aktivdienst 1939 45Einzelnachweise Bearbeiten Marc Tribelhorn Schweizer Kavallerie Die letzte Reiterschlacht Europas In Neue Zurcher Zeitung vom 27 Februar 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kavallerie Schweiz amp oldid 232174812