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Kastri Kultur Zeitalter Bronzezeit FruhkykladischAbsolut 2400 v Chr 2100 v Chr Relativ FK II FK III Arthur Evans AusdehnungKykladen Die Kastri Kultur von einigen Forschern auch Lefkandi I Kultur genannt ist eine vorgriechische bronzezeitliche Gesellschaft auf dem Gebiet der Kykladen Euboas Attikas und Bootiens Sie wird auf den Zeitraum zwischen 24 und 21 Jahrhundert v Chr datiert und liegt damit im Ubergang zwischen den Phasen II und III der fruhhelladischen Zeit innerhalb der Kykladenkultur Sie ist benannt nach der befestigten Siedlung Kastri im Nordosten der Insel Syros Aufgrund der raumlichen Nahe zu Funden aus der zeitlich vorangegangenen Keros Syros Kultur werden beide manchmal unter dem Namen Keros Kultur zusammengefasst oder die Kastri Kultur generell der Keros Syros Kultur zugeordnet Franzosische und deutsche Darstellungen unterscheiden oft nicht wahrend die neuere Literatur der englischsprachigen Welt in der Regel eine Trennung vornimmt Inhaltsverzeichnis 1 Siedlungen 1 1 Kastri auf Syros 1 2 Panormos auf Naxos 1 3 Am Berg Kynthos auf Delos 2 Archaologische Funde 3 Kulturelle Verbindungen 4 Abbruch der Siedlungskontinuitat 5 Literatur 6 WeblinksSiedlungen BearbeitenIn der Kastri Kultur sind die Siedlungen verdichtet und sie weisen erstmals deutlich erkennbare Befestigungsanlagen auf Darin wird ein Hinweis auf zunehmende Konflikte zwischen Bevolkerungsgruppen gesehen Kastri auf Syros Bearbeiten Die bedeutendste der Siedlungen aus der mittleren Epoche der fruhkykladischen Zeit ist die namensgebende Festung Kastri auf Syros Sie liegt etwa 40 m unter dem Gipfel eines steilen und zerklufteten Berges an der Route zwischen dem attischen Festland und dem einzigen guten Hafen der Insel heute die Hauptstadt Ermoupoli Sie wurde 1898 vom Christos Tsountas dem Vater der Kykladenforschung entdeckt und ausgegraben In den 1960er Jahren wurden weitere Grabungen nach modernen Methoden durch die deutsche Archaologin Eva Maria Fischer Bossert vom Deutschen Archaologischen Institut in Athen vorgenommen Die Siedlung liegt auf der einzigen zuganglichen Seite des Gipfels und ihre Mauern sperren ihn gegen das Meer ab Die Mauer ist in einer Lange von etwas uber 70 m erhalten eine Verlangerung im Osten um knapp zehn weitere Meter bis zur nachsten Felswand gilt als sicher Erhalten ist eine Hohe der Befestigungsmauern zwischen 1 und 1 30 m uber die ursprungliche Hohe kann nur spekuliert werden 2 2 50 m gelten als wahrscheinlich Die Starke der Mauer schwankt zwischen 1 30 und 1 80 m aus ihr springen funf Bastionen vor deren Seitenwande etwas dunner die Frontseiten aber bis zu 2 50 m dick sind Diese dem Angreifer zugewandten Fronten der Bastionen sind auch als einzige Bauwerke mit Erdmortel zur Verstarkung ausgefuhrt alle anderen Mauern der Siedlung bestehen aus trocken aufgeschichtetem Kalkstein Der Hauptmauer war in einem Abstand von nur 80 cm bis 2 30 m noch ein schwaches Mauerchen vorgelagert sodass ein Eindringling einen gefahrlichen Zwinger uberwinden musste Drei Eingange fuhrten durch die Mauern Sie waren mit doppelten Toren versehen die aussere fuhrte in einen kleinen abschliessbaren Raum erst dessen Tur gab den Weg in die Siedlung frei Die Siedlung hinter der Mauer hat vermutlich in ihrer Blutezeit den ganzen Gipfel bedeckt Die Bauten im hochsten Teil sind jedoch nicht einmal im Fundament erhalten Etwas mehr als 40 Raume in dichter Bebauung hinter der Mauer lassen sich noch rekonstruieren Jeweils ein bis zwei Raume bildeten ein Haus Drei isolierte Bauten gelten als Vorratsspeicher Ein Komplex mit drei Raumen die sich um einen durch eine Stichmauer abgeschirmten Hof lagern wurden vereinzelt als Heiligtum angesehen Belege gibt es dafur nicht Eines der Gebaude wurde durch Funde von Schlacke Fragmente von Tiegeln und metallene Werkstucke als Metallgiesserei identifiziert In mehreren konnten noch Uberreste von Herden gefunden werden Die Wehrmauer wurde im Laufe der Zeit einmal verstarkt die Siedlungsbauten zeigen aber keine Spuren von Umbauten Daraus ist zu schliessen dass die Siedlung Kastri nur kurze Zeit bestand Ein bis zwei Generationen werden als Dauer angenommen Dazu passt die kleine Zahl an Grabern der Epoche Es gibt Hinweise auf ein grosses Feuer in die Siedlung Ob es der Grund war sie aufzugeben oder ob das Leben am Berg entfernt von Wasserquellen und die selbst im milderen und fruchtbareren Klima der Zeit harschen Lebensbedingungen die Bewohner veranlassten wegzuziehen kann nicht mehr beantwortet werden Panormos auf Naxos Bearbeiten Der Kastri Kultur werden einige weitere kleine Siedlungen zugeordnet Auf Syros selbst im Suden von Naxos und bei Pyrgos auf Paros wurden bisher keine systematischen Ausgrabungen vorgenommen Freigelegt wurde die kleine Burganlage Korfari ton Amygdalion beim Kap Panormos im Sudosten der Insel Naxos Sie ist nur 18 auf 24 Meter gross und besteht aus zwanzig kleinen Raumen die sich innerhalb einer 1 m dicken Mauern mit bastionsartigen Ausbuchtungen zusammendrangen Es gibt nur einen Zugang uber eine 80 cm breite Treppe Am Berg Kynthos auf Delos Bearbeiten Am Berg Kynthos auf der Insel Delos bestimmt das unebene Gelande des Gipfelplateaus die Siedlungsform die Bauten hier bestehen nur aus einem Raum und haben teilweise runde Wande Diese allerdings sind teilweise so dick dass sie als Befestigung angesehen werden mussen Archaologische Funde BearbeitenIn der Kastri Kultur treten erstmals keramische Gefasse auf die nicht mehr nur dunkel oder hell gebrannt sind sondern deren Ton einen kraftigen Rotton aufweist Typisch fur die Epoche sind Henkelkruge Tassen mit zwei grazilen Henkeln und depas amphikypellon schlanke zylindrische Gefasse mit langen schmalen Henkeln Daneben treten weiterhin flache Schalen und Pfannen auf neu sind nach innen gekrummte Rander und plastisch aufgesetzte Verzierungen in geometrischen Formen Die grosste Innovation ist die Topferscheibe Auch wenn sie noch selten eingesetzt wird ermoglicht sie doch den praziseren und wesentlich einfacheren Umgang mit keramischen Formen Die wenigen Funde aus Marmor unterscheiden sich nicht von denen der vorangegangenen Keros Syros Kultur Wesentlich haufiger als fruher sind jedoch Funde aus Metall Ein bronzenes Sageblatt aus Kastri ist das alteste der Region Daneben wurden Ahlen und Meissel gefunden Die Legierung der Bronze ist identisch mit Funden in Troja II die Erze kamen vermutlich uberwiegend aus Kleinasien Auch Schmuckstucke wurden aus Metall gefertigt Aus Kastri stammt ein Diadem aus Silber das aus Platten besteht in die abstrakte runde Muster vierfussige Tiere und eine vermutlich menschliche Figur getrieben wurden Kulturelle Verbindungen BearbeitenEine Siedlung mit so aufwandigen Verteidigungsanlagen wie Kastri muss Vorganger gehabt haben die aber bislang nicht gefunden wurden Die Mauern richteten sich gegen Feinde die sicher nicht von der Insel Syros selbst stammten sondern uber das Meer erwartet wurden Fur langere Belagerungen war die Siedlung nicht ausgelegt es fehlte insbesondere an Wasservorraten so dass die Bedrohung nur in kurzen heftigen Angriffen bestanden haben kann In der Literatur wird uber Piraten als Gefahr der Kykladensiedlungen spekuliert Stilistisch entsprechen viele Funde der Kastri Kultur den auf Euboa Lefkandi Agina Kolonna in Ost Attika Rafina und Bootien Eutresis Orchomenos Theben gemachten so dass hier erstmals ein nennenswerter Austausch zwischen den Agaischen Inseln und dem griechischen Festland angenommen werden kann Einige Autoren fassen die Kastri Kultur daher mit der des Festlands unter dem Namen Lefkandi I Kultur zusammen Aus der Kastri Epoche sind Handelsbeziehungen bis Kreta sowie nach Kleinasien bekannt Das Verhaltnis der kykladischen Guter in den Zielgebieten zu den Gutern des Festlandes auf den Kykladen gibt einen deutlichen Hinweis darauf dass es die Inselbewohner waren die den Handel fest in ihrer Hand hatten Sie exportierten wesentlich mehr Guter und erwarben ihrerseits nur wenige hochwertige Produkte Abbruch der Siedlungskontinuitat BearbeitenAm Ende der Kastri Kultur kurz nach 2200 v Chr bricht die Siedlungstatigkeit ab Fur 100 150 Jahre gibt es keine bekannte Siedlung auf den Kykladen Auch an Orten wie Agia Irini auf Kea die von Anfang der fruhkykladischen Zeit und auch spater wieder besiedelt waren gibt es eine grosse Lucke in der Kontinuitat Die Grunde sind unbekannt Erst im 20 Jahrhundert v Chr sind wieder Siedlungen in den Kykladen nachweisbar dann beginnt der Aufstieg von Phylakopi auf Milos Literatur BearbeitenWerner Ekschmitt Die Kykladen Bronzezeit geometrische und archaische Zeit Phillipp von Zabern Mainz 1993 ISBN 3 8053 1533 3 Weblinks BearbeitenDartmouth College Fruhkykladische Periode englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kastri Kultur amp oldid 231962085