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Lefkandi auch Levkanti griechisch Leykanti n sg ist ein Dorf auf der griechischen Insel Euboa Es ist der Kustenort der rund 5 km entfernten Kleinstadt Vasiliko die zur Gemeinde Chalkida gehort und befindet sich an der Mundung des Flusses Lilas etwa 14 km sudostlich von Chalkida der heute grossten Stadt auf der Insel Landschaftlich liegt Lefkandi sowohl am sudlichen Rand der fruchtbaren Lelantischen Ebene als auch an der Westkuste der Insel am Golf von Euboa Heutzutage lebt der Ort vor allem vom Fremdenverkehr Lefkandi auf der Lelantischen EbeneAufgrund archaologischer Funde auf dem Xeropolis altgriechisch 3eropolis trockene Stadt genannten Hugel in der Nahe des Ortes besitzt Lefkandi fur die Altertumswissenschaften eine grosse Bedeutung fur die Erforschung der griechischen Fruhzeit So wurden drei Nekropolen identifiziert deren Graber Keramik aus spatmykenischer bis protogeometrischer Zeit enthalten und somit eine kontinuierliche Besiedlung des dazugehorigen Ortes vermuten lassen Fur Lefkandi ist kein antiker Name uberliefert Moglicherweise ist es mit dem von Demosthenes erwahnten mythischen Argoura altgriechisch Argoyra identisch 1 Unabhangig vom antiken Namen ist es jedoch sehr wahrscheinlich die Mutterstadt Eretrias das von Strabon erwahnte alte Eretria altgriechisch palaiὰ Ἐretria 2 Inhaltsverzeichnis 1 Archaologie 2 Lefkandi und Homer 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseArchaologie BearbeitenDie Ausgrabungen bei Lefkandi durch den Altertumsdienst Athen zusammen mit der British School at Athens begannen 1964 Es wurden sechs Nekropolen entdeckt und Schnitte im Bereich des Xeropolis angelegt Die Funde erregten schon fruh Aufsehen weil sie wichtige neue Erkenntnisse uber die Dunklen Jahrhunderte erbrachten und mit den Homerischen Epen in Zusammenhang gebracht wurden Die Archaologen wiesen eine kontinuierliche Besiedlung seit dem 3 Jahrtausend v Chr nach Im 16 Jahrhundert v Chr war Lefkandi eine prosperierende mykenische Siedlung Nach der Zerstorung der Mykenischen Stadte um 1200 v Chr setzte sich die Besiedlung kontinuierlich fort und erfuhr sogar einen Aufschwung Eine besondere Stellung im Bereich der Ausgrabungsstatte nehmen die Uberreste eines etwa 50 15 m grossen Gebaudes mit den darin enthaltenen Grabern ein das sog Heroon das 1980 entdeckt wurde Das Ende des 10 Jahrhunderts v Chr errichtete Haus besass in der Mitte eine Pfostenreihe die als Stutze fur eine Dachkonstruktion diente Wahrend im Grundriss die ostliche Schmalseite rechtwinklig ist schliesst das Haus im Westen mit einer Apsis ab Um das Gebaude verlaufende Pfostenlocher lassen auf das Vorhandensein eines Vordaches schliessen Insgesamt erinnert der Grundriss des Gebaudes stark an Vorformen griechischer Tempelarchitektur wie sie zum Beispiel in Thermos gefunden wurden Die zwei Graber befinden sich in der Mitte des Hauses Das nordliche Grab enthielt die Knochen von vier Pferden Im sudlichen Grab wurde hingegen das Skelett einer Frau und eine Bronzeurne mit den verbrannten Resten eines Mannes gefunden Die Grabbeigaben waren fur die Zeit sehr reich So wurde unter anderen der Frau Goldschmuck sowie ein eisernes Messer und dem Mann ein eisernes Schwert mit ins Grab gegeben Die nicht vorhandenen Wohnspuren deuten darauf hin dass das Haus wohl nur zum Zwecke der Bestattung beider Personen genutzt wurde Das gesamte wohl noch unfertige Haus wurde nach der Bestattung eingerissen und zu einem Tumulus verfullt Das wurde auf eines der typischen Heroa deuten wie sie bei Homer beschrieben sind Allerdings ist nicht klar ob das Haus vor den Bestattungen nicht auch als Wohnstatte oder zu anderen Zwecken womoglich einem Anaktoron genutzt wurde Daran anschliessend entstand ein Graberfeld der oberen sozialen Schicht der nahe gelegenen Siedlung im 9 Jahrhundert Insgesamt legen die Funde von Lefkandi nahe dass es trotz des Zusammenbruchs der mykenischen Palastkultur des wirtschaftlichen Niedergangs und Wanderungserscheinungen nach 1200 v Chr auch Orte mit Siedlungskontinuitat gab Einen Bruch gab es auf dem Xeropolis lediglich um 1100 Die figurlich verzierte Keramik die Bestattung der Toten die mit grossen Pithoi bedeckt waren deutet auf die Zuwanderung neuer Bewohner hin Gegen Ende des 11 Jahrhunderts erfolgt ein erneuter enormer Aufschwung der den Ort mit der Stadt Athen gleichziehen liess Ausserdem zeigt die Entdeckung eines Hauses dieser fur die Zeit untypischen Grosse dass bereits fur das 10 Jahrhundert v Chr mit einer erstarkenden Oberschicht zu rechnen ist die auch in der Lage war erhebliche Mittel fur ihre Bedurfnisse zu akkumulieren Die Funde beweisen eine reiche Handelsbeziehungen zu Attika dem Nahen Osten Zypern und Agypten die auf Kontakte zu den Phoniziern hinweisen Um 825 v Chr horen die Grabbestattungen auf Lefkandi wurde um 800 v Chr durch einen Brand schwer zerstort und in seiner Bevolkerung stark dezimiert 3 Praktisch zeitgleich begann der rasante Aufstieg der einstigen Hafenstadt Eretria Um 700 v Chr wurde Lefkandi ein weiteres Mal zerstort und endgultig verlassen 4 Vermutlich handelte es sich dabei um die feindliche Zerstorung der Stadt durch Chalkis im Lelantischen Krieg Lefkandi und Homer BearbeitenPeter Blome hat den sehr reizvollen Vergleich der archaologischen Befunde des Heroon von Lefkandi mit der von Homer beschriebenen Kremation des Patroklos in mehreren Artikeln vollzogen 5 Hierin folgte ihm auch Carla M Antonaccio 6 Viele der bei Homer beschriebenen Totenriten lassen sich archaologisch nicht fassen allenfalls ikonografisch was aber fur diese fruhe Zeit bisher nicht gelang Peter Blome sieht die Ekphora durch die vier inhumierten Pferde bestatigt zwei von ihnen hielten noch die eiserne Trense im Maul Sie sollen den Leichenwagen gezogen haben In der von Homer beschriebenen Patroklos Bestattung werden die vier Pferde mit verbrannt Bei Homer ist nur die Kremation als Bestattungsart belegt in Lefkandi begegnet auch die Inhumation Auch die Beigaben wurden nicht wie bei Homer beschrieben verbrannt Daraus wurde geschlossen dass man den Sinn der Totenriten schon nicht mehr verstand Auch an eine Witwentotung wurde bei der Frauenbestattung gedacht was aber auf einem zu geringen Ausgrabungsbefund steht und daher zweifelhaft ist Auf das Loschen des Feuers mit Wein Ilias 23 250 24 791 konnte der in der Nahe des Grabes gefundene Krater hinweisen was aber ebenfalls sehr vage ist Die bronzene Amphore der Brandbestattung des 30 bis 45 Jahre alten Mannes findet ihre deutliche Parallele in Patroklos goldener Phiale Ilias 23 243 253 Hektors goldener Larnax Ilias 24 795 und Achills goldenen Amphore Odyssee 24 74 Die Amphora aus Lefkandi soll eine zyprische Arbeit gewesen sein die schon 100 bis 200 Jahre alt also von hohem Wert war Bei der Kremation in Lefkandi wurde der Leichnam in ein Tuch gewickelt was wiederum seine Parallele in Homers Beschreibung der Kremation des Hektors hat Ilias 24 796 Auch entspricht der Tumulus Grabhugel der homerischen Sitte 7 Literatur BearbeitenMervyn R Popham L Hugh Sackett Petros G Themelis Lefkandi I The Iron Age Thames and Hudson London 1979 1993 ISBN 0 500960 14 3 Mervyn R Popham Peter G Calligas L Hugh Sackett Lefkandi II The Protogeometric Building at Toumba Part 1 The pottery Thames and Hudson London 1990 ISBN 0 904887 09 X Part 2 The Excavation Architecture and Finds Thames and Hudson London 1993 ISBN 0 904887 11 1 Alexander Mazarakis Ainian From Rulers Dwellings to Temples Architecture Religion and Society in Early Iron Age Greece 1100 700 B C Paul Astroms Forlag Jonsered 1997 Badisches Landesmuseum Karlsruhe Hrsg Zeit der Helden Die dunklen Jahrhunderte Griechenlands 1200 700 v Chr Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Badischen Landesmuseum Schloss Karlsruhe 25 Oktober 2008 15 Februar 2009 Primus Darmstadt 2008 ISBN 978 3 89678 389 9 Weblinks BearbeitenAusfuhrliche Darstellung zu den Funden bei Lefkandi Memento vom 12 Juni 2008 im Internet Archive Excavations at Lefkandi englisch Einzelnachweise Bearbeiten Denis Knoepfler Argoura Un toponyme eubeen dans la Midienne de Demosthene In Bulletin de correspondance hellenique 105 1981 S 289 329 online Dagegen jedoch Claude Berard Argoura fut elle la capitale des futurs Eretiens In Museum Helveticum 42 1985 S 268 275 doi 10 5169 seals 32633 Strabon X 1 10 Popham Sackett 1980 S 363 365 Popham Sackett 1980 S 367 368 Peter Blome Lefkandi und Homer In Wurzburger Jahrbucher fur die Altertumswissenschaften N F 10 1984 S 9 21 Ders Die dunklen Jahrhunderte aufgehellt In Joachim Latacz Hrsg 200 Jahre Homerforschung Ruckblick und Ausblick Stuttgart Leipzig 1991 ISBN 3 519 07412 5 S 45 60 Carla M Antonaccio Lefkandi and Homer In Homer s world Fiction tradition reality Bergen 1995 ISBN 82 991411 9 2 S 5 27 Uni Frankfurt Memento vom 12 Juni 2008 im Internet Archive 38 4125 23 675277777778 Koordinaten 38 24 45 N 23 40 31 O Normdaten Geografikum GND 4271648 2 lobid OGND AKS VIAF 246643503 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lefkandi amp oldid 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