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Dieser Artikel behandelt die bronzezeitliche Ausgrabungsstatte auf Kea fur weitere Bedeutungen siehe Agia Irini Begriffsklarung Agia Irini griechisch Agia Eirhnh f sg ist ein archaologischer Fundort aus der Bronzezeit auf der griechischen Insel Kea die zur agaischen Inselgruppe der Kykladen gehort Die Siedlung lag auf einer heute nur noch 150 m auf 80 m grossen Halbinsel in der Agios Nikolaos Bucht von Korissia im Nordwesten der Insel Benannt ist die Siedlung nach einer Kapelle die in byzantinischer Zeit erbaut und einer Heiligen Irene geweiht wurde Inhaltsverzeichnis 1 Siedlungsgeschichte 1 1 Fruhkykladische Zeit ab 2500 v Chr 1 2 Mittelkykladische Zeit 2000 1600 v Chr 1 3 Spatkykladische Zeit ab 1600 v Chr 2 Geschichte der Ausgrabung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseSiedlungsgeschichte BearbeitenBereits in der Jungsteinzeit war die Insel Kea bewohnt Grabfunde ziehen sich durch den ganzen Norden der Insel Siedlungsspuren sind nur in Kephala nachweisbar Auch auf der Halbinsel Agia Irini wird eine jungsteinzeitliche Siedlung angenommen sie wurde aber in der Bronzezeit uberbaut und lasst sich bis auf einzelne zusammenhanglose Funde heute nicht naher belegen Die Halbinsel zeichnete sich gegenuber anderen Teilen Keas dadurch aus dass sie leicht zu verteidigen war und eine Trinkwasserquelle hatte Fruhkykladische Zeit ab 2500 v Chr Bearbeiten In die Epoche II der fruhkykladischen Zeit zur zeitlichen Einordnung siehe Kykladenkultur fallen die altesten heute nachweisbaren Fundamente auf der Halbinsel Sie sind der Keros Syros Kultur zuzuordnen Das Mauerwerk dieser Epoche auf der Halbinsel war bereits sehr sorgfaltig ausgefuhrt die Wande senkrecht und glatt Decken konnten etwa 4 50 m ohne Stutzpfeiler uberspannen Agia Irini war bis kurz nach 2200 v Chr bewohnt bevor hier wie in allen anderen Orten der Kykladen die Siedlungskontinuitat aus unbekannten Grunden abbrach und erst um das Jahr 2000 v Chr wieder begann Die letzten Funde dieser Periode werden bereits der Kastri Kultur zugerechnet 1 Mittelkykladische Zeit 2000 1600 v Chr Bearbeiten Agia Irini ist neben Phylakopi auf Milos und Phourion auf Paros eine von nur drei ausgegrabenen Siedlungen der mittelkykladischen Zeit Insgesamt sind 20 Siedlungsorte aus der Epoche auf den Kykladen bekannt In einer ersten Bauphase um 1800 oder 1900 v Chr errichteten die Bewohner die Stadt neu sie griffen nicht auf die alten Fundamente zuruck und richteten die Hauser anders aus Die Bauten hatten einfache Grundrisse fur mehrstockige Hauser gibt es keine Belege Nur einzelne Wande waren mit Kalkputz versehen Die Keramikfunde dieser Zeit zeigen weitraumige Kontakte auf es wurden Stile aus Kreta vom attischen Festland und von benachbarten Kykladen Inseln gefunden Allerdings herrschten Typen nach dem Vorbild der minyschen Keramik des nahegelegenen Festlandes vor Noch in dieser ersten Bauphase wurde die Siedlung mit einer Mauer befestigt Erhalten ist auch ein Wachturm mit hufeisenformigem Grundriss der ein Tor in die Stadt schutzte 1 Eine weitere Phase der Stadt beginnt um 1700 v Chr und fallt damit in die Ara als die Altpalastzeit auf Kreta zu Ende ging Aus dieser Phase sind nur wenige Grundmauern erhalten Die Stadtmauer wurde mit behauenen Kalksteinen neu errichtet Turme mit rechteckigem Grundriss ersetzten den Turm mit einer Wolbung auf der Aussenseite Keramische Stile der Minoischen Kultur auf Kreta werden haufiger und werden auch lokal nachgeahmt Es gibt einzelne Funde von kretischen Schriftzeichen in Linearschrift A 1 Spatkykladische Zeit ab 1600 v Chr Bearbeiten Die Blutezeit der Stadt auf der Halbinsel begann um 1600 und fiel damit in die Epoche des Umbruchs zur spatminoischen und spatkykladischen Zeit Eine erste Bauphase dieser Epoche ist durch neue Hauser mit grosszugigem Grundriss gekennzeichnet Die kleine Halbinsel war dicht bebaut die Hauser bestanden aus einer Vielzahl kleiner und kleinster Raume zum Teil mit Obergeschossen die im Laufe langerer Zeitraume angebaut wurden mancherorts wuchsen Gebaudekomplexe auch aus mehreren fruheren Hausern zusammen Gleichzeitig nahm der kretische Einfluss massiv zu Dies gilt fur architektonische Elemente wie Lichtschachte aber auch Keramik wie Ollampen nach minoischem Vorbild besondere keramische Gefasse und Dekors oder auch die Verbreitung des Gewichtswebstuhls in kretischer Form Das grosste und am besten erforschte Gebaude A alleine nimmt 8 der bekannten Siedlungsflache ein es bedeckt eine Flache von etwa 22 m auf 38 m in der Form eines unregelmassigen Funfecks Es war freistehend und von Strassen umgeben bedeckte also einen vollstandigen Block Heute lassen sich noch 39 Raume im Untergeschoss und im Parterre nachweisen Es mussen aber wesentlich mehr gewesen sein da das Gebaude mindestens teilweise ein oberes Stockwerk hatte Die Lebensqualitat in diesem Haus war beachtlich Es gab einen ausseren Hof mit Banken und einer Kochstelle unter freiem Himmel Innere Raume wurden uber Lichtschachte mit Sonnenlicht versorgt zwei Kuchen und mehrere Raume mit Lebensmittelvorraten dienten der Versorgung der Bewohner Der Hohepunkt der Zivilisation war ein Badezimmer das uber einen Rinnstein mit der Kanalisation unter der angrenzenden Strasse verbunden war Es wird geschatzt dass allein in diesem Gebaude zwei bis vier Dutzend Menschen lebten die ganze Halbinsel wurde von etwa 600 bis 700 Personen bewohnt Das als Tempel oder Heiligtum bezeichnete Bauwerk geht vermutlich auf den Anfang der mittelkykladischen Zeit rund um 1900 v Chr zuruck Damals bestand es aus einem Rechteck von etwa 5 m auf 5 m das auf dem Hohepunkt der Stadt zum Untergeschoss des Tempelbauwerks der spateren Zeit wurde Im 15 Jahrhundert bestand der Bau aus einer langgestreckten Raumfolge von durchschnittlich 6 m Breite und mehr als 24 m Lange Der Hauptraum lag nahe dem einzigen Eingang alle kleineren Raume dahinter konnten nur durch den Hauptraum betreten werden In den Mauern des Tempels wurden 55 Kultfiguren gefunden alle weiblich aus Ton gebrannt variierend von 60 cm bis Lebensgrosse Sie sind nach minoischer Mode mit einem bodenlangen Rock bekleidet die Mehrzahl tragt am Oberkorper ein Mieder aus dem uppige nackte Bruste hervortreten der Oberkorper der anderen ist unbekleidet Die meisten sind in Posen dargestellt die zu einem Tanz passen mit schwingendem Rock und erhobenen oder in die Hufte gestutzten Armen Ausser den Figuren wurden Trink und Spendergefasse gefunden ausserdem einige als Weihegaben interpretierte Gegenstande zum Beispiel ein kleiner symbolischer Schmelzkessel Der Tempel wurde nach der Aufgabe der Stadt von Bewohnern des Umlandes weiterhin benutzt und gepflegt Die spatesten Nachweise stammen aus dem 4 Jahrhundert v Chr also 1500 Jahre nach dem Beginn des Baus Neben der Landwirtschaft zur Selbstversorgung lebte die Stadt vermutlich vom Handel Rund 8000 flache Essschalen aus Keramik wurden in Stapeln gefunden was darauf hindeutet dass es sich um das Warenlager eines Handlers handelte Die Keramiken erlauben auch die Beziehungen zu benachbarten Kulturen einzuschatzen Gefasse im Stil der Minoischen Kultur der Insel Kreta und der sudlichen Kykladen machen knapp die Halfte der gefundenen Keramik aus Stile vom Peloponnes dem nahegelegenen Festland uberwiegen Der Hohepunkt der Stadt reichte in die spatkykladische Zeit hinein doch im 16 Jahrhundert v Chr kam es mehrfach zu Erdbeben die die Gebaude beschadigten Kurz vor 1500 v Chr zerstorte ein besonders schwerer Erdstoss die Stadt Die Stadtmauer wurde regelrecht zerrissen viele Gebaude sturzten ein und ihre Mauersteine begruben die Keller und alle Gegenstande darin Die Bewohner mussen rechtzeitig gewarnt worden sein da sie mit ihren Wertsachen fliehen konnten Waffen Schmuck oder Metallwerkzeuge wurde keine gefunden auch konnte nur ein einzelnes Skelett in der Ausgrabung nachgewiesen werden Die Stadt als Ganzes wurde nicht wieder besiedelt einige Raume darunter der Tempel wurden von wenigen Bewohnern hergerichtet und ab dem Wechsel vom 14 zum 13 Jahrhundert v Chr bewohnt Ihre Keramik deutet darauf hin dass die Insel Kea zu dieser Zeit vollkommen in die Mykenische Kultur des Festlandes integriert war Geschichte der Ausgrabung BearbeitenDie Siedlung wurde von Gabriel Welter im Zweiten Weltkrieg entdeckt und von 1960 bis 1971 durch amerikanische Archaologen der University of Cincinnati unter der Leitung von John Langdon Caskey ausgegraben Caskey unterteilte die Funde in acht Straten von I Jungsteinzeit bis VIII Mykenische Kultur Die Funde liegen im Museum der Stadt Ioulida dem Hauptort der Insel 2 und wurden seit 1977 in bisher neun Banden publiziert Die Veroffentlichung ist nicht abgeschlossen 1 Literatur BearbeitenUniversity of Cincinnati Keos results of excavations conducted by the University of Cincinnati under the auspices of the American School of Classical Studies at Athens Philipp von Zabern Mainz seit 1977 bislang zehn Bande Stand 2011 einer davon zu Kephala neun zu Agia Irini Vol 2 Pt 1 The statues Miriam E Caskey 1986 Vol 3 Ayia Irini House A Willson W Cummer 1984 Vol 4 Ayia Irini the potters marks Aliki Halepa Bikaki 1984 Vol 5 Ayia Irini period V Jack L Davis 1986 Vol 6 Ayia Irini specialized domestic and industrial pottery Hara S Georgiou 1986 Vol 7 Pt 1 The stratigraphy and the find deposits John C Overbeck 1989 Vol 8 Ayia Irini the balance weights an analysis of weight measurement in prehistoric Crete and the Cycladic Islands Karl M Petruso 1992 Vol 9 Pt 1 The pottery and small finds David E Wilson 1999 Vol 10 Pt 1 Ayia Irini the western sector Elizabeth Schofield 2011 Werner Ekschmitt Die Kykladen Bronzezeit geometrische und archaische Zeit Philipp von Zabern Mainz 1993 ISBN 3 8053 1533 3 Jack L Davis Minoan Crete and the Aegean Islands In Cynthia W Shelmerdine Hrsg The Cambridge companion to the Aegean Bronze Age Cambridge University Press 2008 ISBN 9780521814447 Rodney D Fitzsimons Evi Gorogianni Dining on the Fringe A Possible Minoan Style Banquet Hall at Ayia Irini Kea and the Minoanization of the Aegean Islands In Quentin Letesson Carl Knappett Hrsg Minoan Architecture and Urbanism New Perspectives on an Ancient Built Environment Oxford University Press Oxford New York 2017 ISBN 978 0 19 879362 5 S 334 360 englisch online abgerufen am 20 Dezember 2018 Weblinks BearbeitenDartmouth College The Prehistoric Archaeology of the Aegean Kapitel The Early Cycladic Period Memento vom 17 Mai 2011 imInternet Archive Middle Helladic Greece Memento vom 17 Mai 2011 imInternet Archive The Nature and Extent of Neopalatial Minoan Influence in the Aegean and Eastern Mediterranean Worlds Memento vom 17 Mai 2011 imInternet Archive englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Davis Seiten 193 196 Hans Kaletsch Hag Irini In Siegfried Lauffer Hrsg Griechenland Lexikon der historischen Stadten C H Beck 1989 ISBN 3 406 33302 8 Seite 243 f 37 668888888889 24 325833333333 Koordinaten 37 40 8 N 24 19 33 O Normdaten Geografikum GND 4086163 6 lobid OGND AKS VIAF 247650701 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Agia Irini amp oldid 235951379