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Kamchatkit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfate einschliesslich Selenate Tellurate Chromate Molybdate und Wolframate mit der chemischen Zusammensetzung KCu3O SO4 2Cl 1 oder in der kristallchemischen Strukturformelschreibweise KCu3 O Cl SO4 2 4 Kamchatkit ist damit ein Kalium Kupfer Sulfat mit zusatzlichen Sauerstoff und Chlorionen KamchatkitAllgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1987 018 1 IMA Symbol Kmc 2 Andere Namen russisch Kamchatkit 3 Chemische Formel KCu3O SO4 2Cl 1 KCu3 O Cl SO4 2 4 Cu3 O SO4 2 KCl 5 Mineralklasse und ggf Abteilung Sulfate Selenate Tellurate Chromate Molybdate und Wolframate System Nummer nach Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VI B 05 030 7 BC 35 30 02 08 01Kristallographische DatenKristallsystem orthorhombischKristallklasse Symbol orthorhombisch pyramidal mm2 6 Raumgruppe Pna21 Nr 33 Vorlage Raumgruppe 33Gitterparameter a 9 74 A b 12 86 A c 7 00 A 5 Formeleinheiten Z 4 5 Physikalische EigenschaftenMohsharte 3 5 7 Dichte g cm3 gemessen 3 48 1 berechnet 3 58 7 Spaltbarkeit vollkommen nach 011 und 100 7 Bruch Tenazitat fragilFarbe grunlichbraun bis gelbbraun 7 4 Strichfarbe gelb 7 Transparenz durchsichtig 7 Glanz Glasglanz 7 Radioaktivitat kaum nachweisbar 6 KristalloptikBrechungsindizes na 1 695 8 nb 1 718 8 ng 1 759 8 Doppelbrechung d 0 064 8 Optischer Charakter zweiachsig positivAchsenwinkel 2V 75 gemessen 76 berechnet 8 Weitere EigenschaftenChemisches Verhalten wasserloslich hygroskopischKamchatkit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und entwickelt langprismatische Kristalle bis etwa drei Millimeter Lange mit einem glasahnlichen Glanz auf den Oberflachen Die Kristalle sind durchsichtig und von grunlichbrauner bis gelbbrauner Farbe Auf der Strichtafel hinterlasst Kamchatkit dagegen einen gelben Strich Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Eigenschaften 5 1 Morphologie 5 2 Chemische und physikalische Eigenschaften 6 Bildung und Fundorte 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenEntdeckt wurde das Mineral in Mineralproben vom Vulkan Tolbatschik genauer vom zweiten Schlackenkegel an der Fumarole Jadowitaja auf der Halbinsel Kamtschatka im russischen Foderationskreis Ferner Osten Nach der Anerkennung des Minerals 1987 durch die International Mineralogical Association IMA erfolgte die Publikation der Erstbeschreibung 1988 durch Lidija Pawlowna Wergassowa Stanislaw K Filatow Je K Serafimowa und T W Waraksina russisch L P Vergasova S K Filatov E K Serafimova T V Varaksina die es nach der Halbinsel als Region der Typlokalitat benannten 3 In der russischen Originalbeschreibung wird das Mineral als Kamchatkit bezeichnet Bei korrekter Transkription aus dem Russischen ins Deutsche musste der Name damit Kamtschatkit lauten Allerdings stutzen sich bisher bekannte deutschsprachige Quellen auf die englische Ubersetzung Kamchatkite die auch in der russischen Originalbeschreibung publiziert und von der IMA anerkannt wurde Im Deutschen wird nur das im Englischen ubliche e weggelassen 9 4 Das Typmaterial des Minerals wird im Bergbau Institut in Sankt Petersburg unter der Sammlungs Nr 1947 1 aufbewahrt 10 Klassifikation BearbeitenDa der Kamchatkit erst 1987 als eigenstandiges Mineral anerkannt wurde ist er in der seit 1977 veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet Einzig im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr VI B 05 30 In der Lapis Systematik entspricht dies der Klasse der Sulfate Chromate Molybdate und Wolframate und dort der Abteilung Wasserfreie Sulfate mit fremden Anionen wo Kamchatkit zusammen mit Alumoklyuchevskit Chlorothionit Fedotovit Klyuchevskit Piypit und Puninit eine eigenstandige aber unbenannte Gruppe bildet 4 Die von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte 11 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Kamchatkit ebenfalls in die Abteilung der Sulfate Selenate usw mit zusatzlichen Anionen ohne H2O ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Grosse der beteiligten Kationen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Mit mittelgrossen und grossen Kationen zu finden ist wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 7 BC 35 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Kamchatkit in die Klasse der Sulfate Chromate Molybdate einschliesslich Selenate und Tellurate Selenite Tellurite Sulfite und dort in die Abteilung der Wasserfreien Sulfate mit Hydroxyl oder Halogen ein Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 30 02 08 innerhalb der Unterabteilung Wasserfreie Sulfate mit Hydroxyl oder Halogen mit AB 2XO4Zq zu finden Chemismus BearbeitenDie Analyse der Typmaterialproben aus Kamtschatka bestand aus einer Kombination aus Flammenphotometrie Atomabsorptionsspektrometrie und Volumen Gewichts Analysen Diese ergab eine durchschnittliche Zusammensetzung von 48 62 CuO 0 17 PbO 0 62 ZnO 0 20 Na2O 10 48 K2O 6 20 Cl 33 96 SO3 1 75 H2O und 0 00 H2O alle Angaben in Gewichts Nach Abzug von H2O und Berechnung von O2 fur die Ladungsbilanz korrespondiert die Zusammensetzung mit der empirischen Formel K1 06Na0 03 S 1 09 Cu2 92Zn0 04 S 2 96 SO4 2 03O1 04Cl0 84 was zu KCu3 SO4 2OCl idealisiert wurde 7 Kristallstruktur BearbeitenKamchatkit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pna21 Raumgruppen Nr 33 Vorlage Raumgruppe 33 mit den Gitterparametern a 9 74 A b 12 86 A und c 7 00 A sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle 5 Kristallstruktur von Kamchatkit nbsp mit Blickrichtung parallel zur a Achse nbsp mit Blickrichtung parallel zur b Achse nbsp mit Blickrichtung parallel zur c Achse nbsp raumliche Darstellung in der kristallographischen StandardausrichtungFarbtabelle K 0 Cu 0 O 0 S 0 ClEigenschaften BearbeitenMorphologie Bearbeiten Kamchatkit entwickelt langprismatische stabformige Kristalle mit rechteckigem oder rhombischem Querschnitt die entlang der c Achse 001 gestreckt sind Vorherrschende Kristallformen sind 110 100 010 und 001 Chemische und physikalische Eigenschaften Bearbeiten Das Mineral lost sich in Wasser und schwachen Sauren schon bei einer Verdunnung von 1 20 und ist zudem hygroskopisch das heisst in der Lage Feuchtigkeit aus der umgebenden Luft aufzunehmen Kamchatkit zersetzt sich dadurch an der Luft innerhalb von wenigen Wochen 12 Mit einer Mohsharte von 3 5 gehort Kamchatkit zu den mittelharten Mineralen und liegt in der Harte zwischen den Referenzmineralen Calcit 3 und Fluorit 4 Ausreichende Kristallgrossen vorausgesetzt liesse sich Kamchatkit damit leichter als Fluorit mit einem Taschenmesser ritzen Bildung und Fundorte BearbeitenKamchatkit bildet sich als vulkanisches Sublimationsprodukt bei Temperaturen zwischen 120 C und 140 C Als Begleitminerale traten unter anderem Hamatit Klyuchevskit Ponomarevit und Tolbachit auf Ausser an seiner Typlokalitat der Fumarole Jadowitaja am Tolbatschik auf der russischen Halbinsel Kamtschatka konnte das Mineral bisher nur noch in der ehemaligen Nickelgrube bei Bolivia im Churchill County des US Bundesstaates Nevada gefunden werden Stand 2019 13 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenL P Vergasova S K Filatov E K Serafimova T V Varaksina Kamchatkit KCu3OCl SO4 2 novij Mineral iz vulkanicheskih vozgonov In Zapiski Vsesoyuznogo Mineralogicheskogo Obshestva Band 117 Nr 4 1988 S 459 461 russisch rruff info PDF 219 kB abgerufen am 23 Januar 2022 englische Transkription L P Vergasova S K Filatov Y K Serafimova T V Varaksina Kamchatkite KCu3OCl SO4 2 a new mineral from volcanic sublimates In Zapiski Vsesoyuznogo Mineralogicheskogo Obshchestva Kurzbeschreibung in englisch John Leslie Jambor Jacek Puziewicz New mineral names In American Mineralogist Band 75 1990 S 1209 1216 englisch rruff info PDF 1 5 MB abgerufen am 5 November 2019 T V Varaksina V S Fundamensky S K Filatov L P Vergasova The crystal structure of kamchatkite a new naturally occuring oxychloride sulphate of potassium and copper In Mineralogical Magazine Band 54 1990 S 613 616 englisch rruff info PDF 194 kB abgerufen am 5 November 2019 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kamchatkite Sammlung von Bildern Kamchatkit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 23 Januar 2022 Kamchatkite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 5 November 2019 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Kamchatkite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 5 November 2019 englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b c Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated September 2023 PDF 3 8 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero September 2023 abgerufen am 12 Oktober 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 351 kB abgerufen am 12 Oktober 2023 a b L P Vergasova S K Filatov E K Serafimova T V Varaksina Kamchatkit KCu3OCl SO4 2 novij Mineral iz vulkanicheskih vozgonov In Zapiski Vsesoyuznogo Mineralogicheskogo Obshchestva Band 117 Nr 4 1988 S 459 461 russisch rruff info PDF 219 kB abgerufen am 23 Januar 2022 englische Transkription L P Vergasova S K Filatov Y K Serafimova T V Varaksina Kamchatkite KCu3OCl SO4 2 a new mineral from volcanic sublimates Kurzbeschreibung in englisch a b c d e Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 a b c Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 375 englisch a b David Barthelmy Kamchatkite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 5 November 2019 englisch a b c d e f g h Kamchatkite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 68 kB abgerufen am 5 November 2019 a b c d e Kamchatkite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 5 November 2019 englisch Rupert Hochleitner Ferner Osten von Dalnegorsk bis Kamtschatka In Die schonsten Mineralien Russlands Christian Weise Hrsg extraLapis Band 29 Weise 2005 ISSN 0945 8492 DNB 97937930X S 93 Catalogue of Type Mineral Specimens K PDF 96 kB In docs wixstatic com Commission on Museums IMA 12 Dezember 2018 abgerufen am 5 November 2019 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1703 kB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 5 November 2019 englisch John Leslie Jambor Jacek Puziewicz New mineral names In American Mineralogist Band 75 1990 S 1209 1216 englisch rruff info PDF 1 5 MB abgerufen am 5 November 2019 Fundortliste fur Kamchatkit beim Mineralienatlas und bei Mindat abgerufen am 5 November 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kamchatkit amp oldid 238999938