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Tolbachit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Halogenide mit der chemischen Zusammensetzung CuCl2 3 und damit chemisch gesehen ein Kupfer II chlorid TolbachitGrune Tolbachit Einschlusse in Halit aus dem Bergwerk Rudna bei Lubin Niederschlesien PolenAllgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1982 067 1 IMA Symbol Tbc 2 Chemische Formel CuCl2 3 Mineralklasse und ggf Abteilung HalogenideSystem Nummer nach Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana III A 07 030 3 AB 05 09 02 08 02Kristallographische DatenKristallsystem monoklinKristallklasse Symbol monoklin prismatisch 2 mRaumgruppe C2 m Nr 12 Vorlage Raumgruppe 12 3 Gitterparameter a 6 90 A b 3 30 A c 6 82 Ab 122 3 3 Formeleinheiten Z 2 3 Physikalische EigenschaftenMohsharte nicht definiert 4 Dichte g cm3 berechnet 3 42 4 Spaltbarkeit vollkommen nach 001 5 Farbe braun bis goldbraun 4 selten auch grunlich Bild Strichfarbe nicht definiertTransparenz durchscheinend 4 Glanz Perlglanz 4 Weitere EigenschaftenChemisches Verhalten leicht wasserloslichTolbachit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt durchscheinende Kristalle bis etwa 2 mm Grosse in filzigen oder moosartigen Mineral Aggregaten sowie krustigen Uberzugen von brauner bis goldbrauner Farbe und perlmuttahnlichem Glanz auf den Oberflachen Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Eigenschaften 6 Bildung und Fundorte 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenEntdeckt wurde Tolbachit in den Fumarolenprodukten am Vulkan Tolbatschik genauer an dessen ersten Schlackenkegel auf der Halbinsel Kamtschatka im russischen Foderationskreis Ferner Osten Die Mineralproben mit dem neu entdeckten Mineral wurden wahrend des grossen Ausbruchs von 1975 bis 1976 am nordlichen Durchbruch gesammelt Nach Prufung und Anerkennung des Minerals durch die International Mineralogical Association interne Eingangs Nr der IMA 1982 067 6 erfolgte die Publikation der Erstbeschreibung 1983 durch Lidija Pawlowna Wergassowa und Stanislaw K Filatow russisch L P Vergasova und S K Filatov die es nach dessen Typlokalitat benannten Das Typmaterial des Minerals wird im Museum des Sankt Petersburger Bergbau Instituts unter der Sammlungs Nr 1290 1 7 aufbewahrt 8 Klassifikation BearbeitenDa der Tolbachit erst 1982 als eigenstandiges Mineral anerkannt wurde ist er in der seit 1977 veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet Einzig im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr III A 07 30 In der Lapis Systematik entspricht dies der Klasse der Halogenide und dort der Abteilung Einfache Halogenide wo Tolbachit zusammen mit Chloromagnesit Lawrencit und Scacchit eine eigenstandige aber unbenannte Gruppe bildet 9 Die von der International Mineralogical Association IMA zuletzt 2009 aktualisierte 10 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Tolbachit ebenfalls in die Klasse der Halogenide dort allerdings die feiner unterteilte Abteilung Einfache Halogenide ohne H2O ein Diese ist zudem weiter unterteilt nach dem Stoffmengenverhaltnis von Metall M zum entsprechenden Halogen X so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung M X 1 2 zu finden ist wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 3 AB 05 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Tolbachit in die Klasse und gleichnamige Abteilung der Halogenide ein Hier ist er zusammen mit Eriochalcit in der unbenannten Gruppe 09 02 08 innerhalb der Unterabteilung Wasserfreie und wasserhaltige Halogenide mit der Formel AX2 zu finden Chemismus BearbeitenDie idealisierte theoretische Zusammensetzung von Tolbachit CuCl2 besteht aus 47 26 Kupfer Cu und 52 74 Chlor Cl Die Analyse eines Wasserextraktes aus dem Typmaterial vom Tolbatschik ergab zusatzlich geringe Anteile von Zink 0 30 ZnO Blei 0 11 PbO Natrium 0 74 Na2O Kalium 1 50 K2O Schwefel 4 24 SO4 und Kristallwasser H2O 4 Kristallstruktur BearbeitenTolbachit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2 m Raumgruppen Nr 12 Vorlage Raumgruppe 12 mit den Gitterparametern a 6 90 A b 3 30 A c 6 82 A und b 122 3 sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle 3 Die Kristallstruktur von Tolbachit besteht aus CuCl4 Baugruppen die planare Quadrate bilden und uber gemeinsame Kanten zu Ketten parallel der b Achse 010 verknupft sind Diese Ketten bilden uber gemeinsam genutzte Ecken der quadratischen Ebenen Schichten parallel 001 Kristallstruktur von Tolbachit nbsp mit Blickrichtung parallel zur a Achse nbsp mit Blickrichtung parallel zur b Achse nbsp mit Blickrichtung parallel zur c Achse nbsp raumliche Darstellung in der kristallographischen Standardausrichtung nbsp als Polyeder Model mit senkrecht ausgerichteter c AchseFarbtabelle Cu 0 ClEigenschaften BearbeitenTolbachit lasst sich bereits in kaltem Wasser leicht losen Zudem ist Tolbachit hygroskopisch und damit in der Lage seiner Umgebungsluft Wasser zu entziehen Er wandelt sich daher an der Luft schnell zu Eriochalcit CuCl2 2H2O mit orthorhombischer Symmetrie um 5 11 Bildung und Fundorte BearbeitenAn seiner Typlokalitat bildete sich Tolbachit direkt aus den vulkanischen Gasen und fand sich als Uberkrustungen an den basaltischen Randern der Fumarolen Als Begleitminerale traten unter anderem Chalkocyanit Dolerophanit Euchlorin Melanothallit und Tenorit auf Tolbachit gehort zu den sehr seltenen Mineralbildungen die in nur wenigen Proben aus bisher nur funf dokumentierten Fundorten bekannt wurden Stand 2019 12 Neben seiner Typlokalitat dem ersten Schlackenkegel trat das Mineral am Tolbatschik noch an der Fumarole Jadowitaja am zweiten Schlackenkegel sowie am grossen Spaltenbruch auf Tolbachit ist eines der wichtigsten Kupfermineralien der Fumarolen am nordlichen Durchbruch 7 Des Weiteren fand sich Tolbachit noch in der Cueva Los Minerales am Vulkan Irazu in Costa Rica Provinz Cartago sowie in der Southwest Mine bei Bisbee im Cochise County des US Bundesstaates Arizona 13 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenL P Vergasova S K Filatov Novij Mineral Tolbachit CuCl2 In Doklady Akademii Nauk SSSR Band 270 Nr 2 1983 S 415 417 russisch rruff info PDF 1 9 MB abgerufen am 12 November 2019 englische Transkription L P Vergasova S K Filatov New mineral tolbachite CuCl2 in Doklady Akademii Nauk SSSR P C Burns F C Hawthorne Tolbachite CuCl2 the first example of Cu2 octahedrally coordinated by Cl In American Mineralogist Band 78 1993 S 187 189 englisch rruff info PDF 363 kB abgerufen am 12 November 2019 Pete J Dunn L J Cabri G Y Chao M Fleischer C A Francis J D Grice John Leslie Jambor Adolf Pabst New mineral names In 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