www.wikidata.de-de.nina.az
Die Kabiren altgriechisch Kabeiroi Kabeiroi lateinisch Cabiri waren eine im antiken Griechenland verehrte nicht genau bestimmte Gottergruppe die besonders auf den nordagaischen Inseln Samothrake Imbros und Lemnos verehrt wurden wo sie Grosse Gotter Megaloi 8eoi Megaloi Theoi genannt wurden Weitere Kulte sind unter anderem fur Makedonien Bootien Pergamon und Milet belegt Am bekanntesten in der Antike und archaologisch auch am besten erforscht war der Mysterienkult von Samothrake Das Kabeirion auf Samothrake Die Kulte an diesen Orten unterscheiden sich zum Teil recht stark Dabei konnen die Kabiren die meist zu zweit oder zu dritt auftreten mit Fruchtbarkeit Seefahrt oder dem Schmiedehandwerk verbunden werden Zudem wurden sie ofters anderen mannlichen Gotterkollektiven angeglichen wie den Dioskuren Kureten Korybanten oder Telchinen Daneben sind auch noch Kabirische Nymphen bezeugt Inhaltsverzeichnis 1 Namen und Herkunft 2 Kulte 2 1 Lemnos 2 2 Imbros 2 3 Samothrake 2 4 Makedonien 2 5 Bootien 3 Literatur 4 EinzelbelegeNamen und Herkunft BearbeitenUber die Herkunft es Kabirenkultes gibt es verschiedene Theorien am verbreitetsten ist die semitische These die heute nur noch wenig Anerkennung findet Stattdessen wird ein einheimisches vorgriechisches Substrat angenommen Auch Herkunft aus Anatolien wird erwogen Die semitische These fand fruher aufgrund von etymologischen Uberlegungen weite Anerkennung Da die Kabiren auch Grosse Gotter genannt werden wurde der Name vom semitischen Adjektiv kabir gross abgleitet Dazu schien auch zu passen dass die Bezeichnung des Kabirenpriester koihs koies oder kohs koes scheinbar zu hebraisch כ ה ן kōhen deutsch Priester gehort 1 Da auf Samothrake der Kabirenkult zudem mit Kadmos in Verbindung stand der in der griechischen Mythologie als Bruder von Phoinix betrachtet wurde wurde dieser Name zur semitischen Wurzel qdm Osten gestellt Als Vermittler oder Geber wurden die Phonizier vorgeschlagen die auch in der Agais zeitweise Kolonien hatten Andererseits wurde der Name Kadmilos der auch als Kasmilos uberliefert ist einer der Kabiren und Sohn des Hephast mit dem hethitischen Gotterschmied Ḫasammil gleichgesetzt Die Kabiren wurden dann sprachlich mit den hethitischen und luwischen ḫabiri verglichen die eine nicht genau bestimmbar Volksgruppe bezeichnet vielleicht Beduinen wobei die ḫabiri Gottheiten in mehreren hethitischen Vertragen unter den Schwurgottern aufgelistet werden 2 Die Funktion dieser Gottheiten aber ist unklar Wahrend eine anatolische Herkunft schon allein aus geographischen Grunden denkbar ist so deutet nichts ausser einer gemutmassten Etymologie auf eine semitische Herkunft hin Robert Beekes 3 nimmt dagegen eine vorgriechische Herkunft an Den Namen der Kabiren leitet er aus vorgriechisch kabary ab das lautgesetzlich mit i Umlaut uber Kabery zu Kabeir wurde mit diphthongischem ei weshalb die semitische Herkunft nicht in Frage komme Den Namen von Kadmilos Kasmilos Kamillos betrachtet er als nichtindogermanisch anatolisch und setzt eine Vorform Ḫatsmy an Daraus habe sich auch der hattische Name des Gotterschmiedes Ḫasmaiu ergeben der von den Hethitern als Ḫasammili ubernommen wurde Diese Etymologie wird dadurch unterstutzt dass sich in den altassyrischen Urkunden aus Kultepe die anatolischen Mannernamen Ḫazamil und Ḫazimil finden 4 welche die Affrikate ts zeigen Fur die Priesterbezeichnung koies koes erwagt Beekes ebenfalls vorgriechische Herkunft 5 Das Wort konnte aber auch indogermanisch sein und gehort dann zu lydisch kawes grazisiert kayhs Priester Priesterin und altindisch kavi Seher Dichter Weiser alle aus indogermanisch kouh1ei welches zur Wurzel skeuh1 wahrnehmen bemerken davon deutsch schauen gehort 6 Kulte BearbeitenLemnos Bearbeiten nbsp Das lemnische KabeirionDer lemnische Kult der Kabiren wurde vom griechischen Tragodiendichter Aischylos 525 456 v Chr in seinem Werk Kabeiroi verarbeitet das nur bruchstuckhaft erhalten ist Danach waren die Kabiren freundliche Wesen die eine reiche Weinlese versprechen auch haben sie die Argonauten mit Wein bewirtet bis diese trunken waren Nach anderen antiken Autoren wurden auf Lemnos drei Kabiren und drei Kabirische Nymphen treῖs Kabeirides nymfai treis Kabeirides nymphai verehrt die die Kinder oder Enkel von Hephaistos und Kabeiro einer Tochter des Meergreises Proteus waren Kamillos war entweder ihr Vater oder ihr Bruder Dieser wurde mit Hermes gleichgesetzt Es wurde auch gesagt dass die Etrusker welche ja archaologisch bezeugt zeitweise auf Lemnos gewohnt haben den Mercurius Camillus genannt haben Auf Lemnos wurde das Fest fur die Kabiren nachts gefeiert in einem dem Hephast Tempel benachbarten Hain Dabei wurden samtliche Feuer auf der Insel fur neun Nachte geloscht Ein Schiff brachte aus Delos neues Feuer und wartete vor der Kuste die Frist ab Danach wurden mit diesem delischen Feuer die lemnischen Herde wieder angefacht Das lemnische Kabeirion wurde bei Chloe gefunden und ist mittlerweile archaologisch gut erforscht Die altesten Fund konnen uns 7 Jahrhundert v Chr datiert werden womit es das alteste nachweisbare Kabeirioin ist 7 Imbros Bearbeiten Nach Ausweis antiker Autoren war die Insel Imbros den Kabiren und dem Hermes besonders heilig Mehrere imbrische Inschriften nennen die Grossen Gotter einmal zusammen mit Konig Kasmilos Kasmeῖlos ἄna3 Kasmeilos anax und den Titanen Genauere Angaben uber ihren Kult auf Imbros sind jedoch nicht bekannt Inschriften nennen Priester der Grossen Gotter und Listen mit Mysten zeigen dass es sich um einen Mysterienkult handelte an dem nur Eingeweihte teilnehmen durften Einige imbrische Munzen zeigen auf der Vorderseite das Portrat des romischen Kaisers Augustus und auf der Ruckseite zwei Filzmutzen piloi mit einem Stern daruber gewohnlicherweise ein Symbol der beiden Dioskuren wobei hier die Kabiren gemeint sind Zwischen den Mutzen ist ein Kerykeion abgebildet Daraus kann erschlossen werden dass auf Imbros zwei Kabiren verehrt wurden die mit Hermes verbunden waren 8 Eine bruchstuckhafte Inschrift mit Opfergaben an eine Gottin deren Name nicht genannt wird scheint ebenfalls mit dem Kult der Grossen Gottern und Hermes in Verbindung gestanden haben 9 Sparliche Ruinen des imbrischen Kabeirions wurden in einem abgelegenen Bergbachtal bei Roxado gefunden westlich des Flughafens aber kaum erforscht 10 Eine dort gefundene romerzeitliche Inschrift erwahnt die Restaurierung der Stoa der Grossen Gotter Samothrake Bearbeiten nbsp Plan des samothrakischen KabeirionDer samothrakische Kult der Grossen Gotter erlangte in der Antike hohes Ansehen Wie auf Lemnos und Imbros wurden sie hier nur Grosse Gotter genannt Ihre Namen lauteten nach Mnaseas von Patara Axieros Axiokersa Axiokersos und Kasmilos Sie wurden in einer Scholie mit Demeter Persephone Hades und Hermes gleichgesetzt Ihr Fest wurde im Hochsommer etwa Ende Juli Anfang August gefeiert Einweihungen in den Mysterienkult fanden uber das ganze Jahr statt Die Mysten trugen einen eisernen Ring und ein purpurnes Band welches Schutz auf dem Meere bot An den Feiern wurden Reigentanze aufgefuhrt Das Kabeirion welches auch heiliges Asyl bot lag westlich der antiken Stadt bei Palaiopolis und ist gut erforscht Aus diesem Heiligtum stammt die beruhmte Nike von Samothrake Die Anlage wurde uber Jahrhunderte benutzt und fortwahrend ausgebaut und erweitert Es lag Nahe der Hauptstadt in den Bergen Zwei Bache durchflossen den heiligen Bezirk Zu den altesten Ortlichkeiten gehorte ein Fels der als Altar diente Die samothrakischen Grossen Gotter hatten auch auf Delos ein Kabeirion das spater in Samothrakeion umbenannt wurde Ihm stand ein Priester der Grossen Gotter der Samothraker der Dioskuren und der Kabiren vor Auf Munzen der Insel Syros wurden die Dioskuren abgebildet mit der Beischrift der syrischen Kabirengotter Diese Gleichsetzung hat ihre Ursache darin dass beide Gottergruppen Schutzer der Schifffahrt waren Die weite Verbreitung des samothrakischen Kultes bezeugt ein im romischen Legionslager Vindonissa bei Windisch Schweiz gefundenes Amulett das ausser dem Namen der Hygieia noch CASM und dreimal AXI zeigt also die drei von Mnaseas genannten Kultnamen der Kabiren 11 Makedonien Bearbeiten Der Kabirenkult ist fur Thessaloniki belegt und scheint jungeren Datums zu sein Antike Munzen zeigen einen Jungling mit Hammer was auf eine Verbindung mit Hephast hinweisen durfte Eine Inschrift vom 4 Jahrhundert v Chr nennt dagegen die Kyrbanten Der Sage nach waren diese drei Bruder wobei zwei den dritten erschlugen und dessen Kopf unter dem Olymp vergruben Seine Geschlechtsteile brachten sie dann in einer Kiste nach Italien zu den Etruskern In Olynthos fand sich eine Inschrift die dem Kabeiros und dem Knaben des Kabeiros geweiht war Dieses Vater Sohn Paar ist auch aus Bootien bekannt Bootien Bearbeiten nbsp Kabiros und Pais auf einem bootischen SkyphosDer Kabirenkult ist fur Bootien gut belegt und hier finden sich in antiken Inschriften auch Mannernamen wie Kabirios Kabirinos oder Kabirichos Ihr Kult war hier eng mit der Korngottin Demeter verbunden Nach Pausanias erhielten der Kabire Prometheus und sein Sohn Aitnaios von der Demeter die ersten Weihen Fur Bootien sind zwei Kabeiria belegt Das eine befand sich nach Pausanias in der Stadt Anthedon mit einem Hain und nahebei war der Tempel der Demeter Das andere Kabeirion befand sich 32 Stadien ausserhalb von Theben und auf dem Weg dahin lag ein Tempel der Demeter Kabeiraia und ihrer Tochter Kore Dieses bedeutende Kabeirion wurde archaologisch untersucht Dabei kamen viele Weihegaben zum Vorschein darunter metallene Stierbilder Im Zentrum dieses Heiligtums stand eine Felsgruppe Aus Bootien stammen bemalte Gefasse die sogenannten Kabirenvasen die sich auf den Kult der Kabiren beziehen Auf einem Skyphos wurde Kabiros Kabiros Kabiros als bartiger Mann mit einem Kantharos in der Hand abgebildet vor ihm steht sein Sohn Pais Pais Pais deutsch Kind Knabe Sohn mit einem kleinen Weinkrug in der Hand Davor steht ein anderer Knabe namens Pratolaos was als Urmensch gedeutet werden kann und daneben ein sich kussendes Paar Mitos und Krateia Da Mitos Faden in der Orphik ein Geheimwort fur den mannlichen Samen ist wird eine entsprechende Sage vermutet Ein Kantharos zeigt den Namen Koehs Koees also der Titel der Kabirenpriester auf Samothrake Literatur BearbeitenLeo Bloch Megaloi Theoi In Wilhelm Heinrich Roscher Hrsg Ausfuhrliches Lexikon der griechischen und romischen Mythologie Band 2 2 Leipzig 1897 Sp 2522 2541 Digitalisat Robert Stephen Paul Beekes The Origin of the Kabeiroi In Mnemosyne 57 2004 S 465 477 Emiliano Cruccas Gli dei senza nome Sincretismi ritualita e iconografia dei Cabiri e dei Grandi Dei tra Grecia e Asia minore In Tubinger Archaologische Forschungen 11 Rahden 2014 ISBN 978 3896469939 Hartmut Ehrhardt Samothrake Heiligtumer in ihrer Landschaft und Geschichte als Zeugen antiken Geisteslebens Urachhaus Stuttgart 1985 ISBN 3 87838 408 4 Bengt Hemberg Die Kabiren Almqvist amp Wiksell Uppsala 1950 Paul Wolters u a Das Kabirenheiligtum bei Theben 6 Bande Gruyter Berlin 1940 1980 Einzelbelege Bearbeiten Heinrich Lewy Die semitischen Fremdworter im Griechischen Berlin 1895 S 258 Ilya S Yakubovich Sociolinguistics of the Luvian Language University of Chicago Chicago 2008 S 446 Robert S P Beekes The Origin of the Kabeiroi In Mnemosyne 57 2004 S 465 477 Alwin Kloekhorst Kanisite Hittite The Earliest Attested Record of Indo European In Handbook of Oriental Studies Section 1 The Near and Middle East Bd 132 S 67 Robert Beekes Etymological Dictionary of Greek In Leiden Indo European Etymological Dictionary Series 10 1 ISBN 978 90 04 17418 4 S 732 s v koῖon J P Mallory D Q Adams The Oxford Introduction to Proto Indo European and the Proto Indo European World Oxford University Press 2006 ISBN 978 0 19 928791 8 S 413 Barbel Ruhl Imbros Archaologie einer nordostagaischen Insel Marburger Beitrage zur Archaologie Bd 5 Marburg 2019 ISBN 978 3 8185 0536 3 S 108 Barbel Ruhl Imbros Archaologie einer nordostagaischen Insel Marburger Beitrage zur Archaologie Bd 5 Marburg 2019 ISBN 978 3 8185 0536 3 S 27 und 107 109 Barbel Ruhl Imbros Archaologie einer nordostagaischen Insel Marburger Beitrage zur Archaologie Bd 5 Marburg 2019 ISBN 978 3 8185 0536 3 S 107 109 195 197 Barbel Ruhl Imbros Archaologie einer nordostagaischen Insel Marburger Beitrage zur Archaologie Bd 5 Marburg 2019 ISBN 978 3 8185 0536 3 S 109 120 Laurenz Lersch Antiquarische Wanderung von der Schweiz bis zum Meere In Jahrbucher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande Bd 9 1846 S 53 56 mit Zeichnung Normdaten Person GND 118714406 lobid OGND AKS LCCN sh85018572 VIAF 72188816 Wikipedia Personensuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kabiren amp oldid 238135208