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Die K 3 Leninski Komsomol Leninskij Komsomol dt Leninscher Kommunistischer Allunions Jugendverband war das erste Atom U Boot der Sowjetunion Vom Typ war es ein Projekt 627 Kit russisch kit bedeutet Wal und der Prototyp der im Westen als November Klasse bekannten U Boot Generation 1 Das U Boot trug aufgrund seiner historischen Stellung im Unterschied zu den taktischen Nummern aller anderen sowjetischen Fabrikate als einziges einen Namen und wurde nach dem Komsomol der leninistischen Jugendorganisation der Kommunistischen Partei benannt K 3 Leninski Komsomol K 3 Projekt 627 K 3 Projekt 627SchiffsdatenFlagge Sowjetunion SowjetunionSchiffstyp Atom U BootKlasse Projekt 627Bauwerft Werft 402 SewerodwinskKiellegung 1954Stapellauf 12 August 1957Indienststellung 4 Juni 1958Ausserdienststellung 1991Verbleib SneschnogorskSchiffsmasse und BesatzungLange 107 4 m Lua Breite 7 9 mTiefgang max 5 65 mVerdrangung aufgetaucht 3 065 t getaucht 4 750 Besatzung 104 MannMaschinenanlageMaschine 2 WM A KernreaktorenMaschinen leistung 2 70 MWPropeller 2Einsatzdaten U BootTauchtiefe max 300 mHochst geschwindigkeitgetaucht 30 kn 56 km h Hochst geschwindigkeitaufgetaucht 15 5 kn 29 km h Bewaffnung8 Torpedorohre 533 mm mit 20 Torpedos SET 65 oder 53 65K Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Entwicklung 3 Bau und Inbetriebnahme 4 Stationierung 5 Vorzuge und Schwachen 6 Nordpolfahrt und militarpolitische Dimension 7 Mission im Mittelmeer 8 Schwerer Unfall 1967 und Folgen 9 Heutige Position 10 Literatur 11 Filme 12 Siehe auch 13 Weblinks 14 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenMit der Zundung der ersten eigenen wenn auch kopierten Atombombe 1949 hatte die Sowjetunion auf den technischen Vorsprung der USA in der Nuklearrustung reagiert Der Physiker Igor Kurtschatow hatte bereits 1950 die Idee eines Transportreaktors Die offentliche Kiellegung des ersten amerikanischen nukleargetriebenen U Bootes erfolgte im Juni 1952 Stalin unterzeichnete am 12 September desselben Jahres ein Regierungsdekret mit dem Titel Uber das Design und den Bau von Objekt 627 Federfuhrend fur die Planung war das Konstruktionsburo von Wladimir Peregudow Als wissenschaftlicher Leiter wurde Anatoli Alexandrow genannt Entwicklung BearbeitenIn der Anfangsphase der Entwicklung wurden vier Reaktoroptionen in Betracht gezogen Ein Uran Graphit Reaktor ahnlich dem Reaktor des weltweit ersten wirtschaftlich genutzten Kernkraftwerks Obninsk eine Option mit einem Moderator aus Berylliumoxid eine mit flussigem Metallkuhlmittel und ein Wasser Wasser Reaktor in dem Wasser als Neutronenmoderator und Kuhlmittel des ersten Kreislaufs fungiert letztere kam dann auch zum Einsatz Bei K 3 wurde der Rumpf von Grund auf neu entwickelt wobei der Schwerpunkt auf der Optimierung der Unterwasserfahrt lag Die allgemeine Anordnung des Bootes wurde von den Erfahrungen des Projekts 611 beeinflusst 2 Bau und Inbetriebnahme BearbeitenDas U Boot wurde in der Sewmasch Werft im Sperrgebiet von Sewerodwinsk damals noch als Molotowsk bezeichnet nahe Archangelsk am Weissen Meer gebaut Am 9 August 1957 wurde das U Boot in Betrieb genommen Am 19 Mai 1958 starteten hochrangige Verantwortungstrager am Trockendock gemeinsam den Reaktor darunter Verteidigungsminister Dmitri Ustinow Admiral Sergei Gorschkow der spater als Vater der sowjetischen Atom U Boote galt und Boris Butoma Minister fur die Schiffsbauindustrie Am 1 Juli 1958 war das U Boot bei der Nordflotte im Einsatz Die K 3 wurde als Teil der Nordflotte unter dem Kommandanten Leonid Ossipenko in den Dienst gestellt Der Executive Officer Lew Schilzow stellte dabei die erste Mannschaft zusammen Stationierung Bearbeiten nbsp Sapadnaja LizaDas U Boot wurde danach im klimatisch unwirtlichen hohen Norden im Fjord Sapadnaja Liza nahe der Halbinsel Kola stationiert als Stutzpunkt diente Malaja Lopatka etwa 45 Kilometer von der norwegischen Grenze entfernt Versorgt wurde der Stutzpunkt durch die damals zu diesem Zweck gegrundete Stadt Saosjorsk Insgesamt unternahm das U Boot 14 langere Einsatzfahrten 3 Vorzuge und Schwachen Bearbeiten nbsp Seitenansicht des 107 m langen Unterwasserfahrzeugs mit stromlinienformigem BugDie K 3 besass zwei Druckwasserreaktoren zwei Dampfturbinen und zwei Schrauben Als Warmetrager bzw Kuhlmittel der Reaktoren diente Wasser da kompakte Abmessungen und Betriebssicherheit zentrale Anforderungen waren Die Warmeenergie der Reaktoren versorgte uber Warmetauscher und Dampferzeuger zwei Dampfturbinen mit einer Gesamtausgangsleistung von 35 000 PS die uber das Getriebesystem zwei Propellerwellen mit Schrauben sowie einen elektrischen Generator zur Stromerzeugung antrieben Als Bewaffnung besass es noch keine Raketen sondern acht Torpedorohre mit einem Munitionsvorrat von 20 Torpedos Der Bootskorper war schlank und fur hohe Geschwindigkeiten ausgelegt Bereits bei den ersten Testfahrten wurde eine von sowjetischen U Booten bislang nicht erreichte Tauchtiefe von 310 Metern erzielt Die schon bei der Werkserprobung gefahrenen Geschwindigkeiten waren hoher als erwartet und verliehen dem U Boot zusammen mit den langen Tauchzeiten und des praktisch unbegrenzten Fahrbereichs taktische Eigenschaften die von konventionellen U Booten nicht erreicht werden konnten Ein Problem war jedoch die hohe freigesetzte Radioaktivitat Nach einigen hundert Betriebsstunden bildeten sich mikroskopisch kleine Risse im Primarkreislauf des Kuhlwassers und belasteten den Sekundarkreislauf und letztendlich die gesamte Mannschaft mit Strahlung Die resultierende Strahlenkrankheit der Besatzung wurde weitgehend ignoriert und unterschatzt Das U Boot verfugte im Vergleich zu spateren U Boot Generationen uber praktisch keine Gerauschdammung und war dadurch insbesondere bei hoher Geschwindigkeit sehr leicht zu orten Generell galt die K 3 als technisch unausgereift und vor dem Hintergrund des Rustungswettlaufes mit den USA als ein zu fruh in Dienst gestelltes Waffensystem Das U Boot war im Betrieb pannenanfallig und gefahrlich Die geringe Lebensdauer des Dampferzeugers zwang das Boot langere Zeit zu Reparaturen Notfallplane im Falle des Reaktorversagens oder anderen schwerwiegenden Zwischenfallen hatten untergeordnete Bedeutung Bei der Kubakrise 1962 waren nur die verlasslichen dieselelektrischen Boote im Einsatz Das unmittelbare nachste Fabrikat aus der Klasse die K 8 sank als erstes nukleares U Boot 1970 in der Biskaya 800 km vor der Kuste Frankreichs Nordpolfahrt und militarpolitische Dimension Bearbeiten nbsp Rodion Malinowski hatte massgeblichen Anteil am Ausbau einer nuklearen U Boot Flotte fur die UdSSRAm 17 Juni 1962 erreichte die K 3 den Nordpol unter Wasser eine technische Meisterleistung die fast vier Jahre zuvor dem ersten US amerikanischen nuklearen U Boot USS Nautilus gelungen war Das U Boot vermochte auch direkt am Pol aufzutauchen was zuvor der USS Skate gelungen war Militarisch demonstrierte die Sowjetunion mit dieser Tauchfahrt das Potenzial die Vereinigten Staaten unter dem Eisschild der Arktis hindurch weitgehend unsichtbar angreifen zu konnen Die Besatzung wurde personlich von Parteichef Nikita Chruschtschow in Begleitung von Verteidigungsminister Rodion Malinowski empfangen der das Schiffsbauwerk in Sewerodwinsk inspizierte Zur Auszeichnung dieser Pionierleistung erhielt das U Boot am 9 Oktober 1962 den Namen Leninskij Komsomol Leninski Komsomol Die gefeierte Mannschaft nahm danach an zahlreichen Kongressen und Konferenzen teil Den fuhrenden Personen darunter Lew Schilzow wurden hochste Auszeichnungen verliehen Unter den Schopfern von K 3 erhielten 19 den Leninpreis Die sowjetische Marine war stark auf ihre wenigen weit im Norden liegenden im Winter weitgehend eisfreien Hafen angewiesen Dadurch erhielten die K 3 und die auf dieser Technik aufbauenden U Boote eine strategisch Bedeutung in der nationalen Sicherheitspolitik Zugleich war die Leninski Komsomol ein Ausgangspunkt des sich entwickelnden Gleichgewichts des Schreckens bzw des Wettrustens das sich insbesondere in den 1970er und 1980er Jahren massgeblich uber Atom U Boote vollzog Dabei galt Admiral Gorschkow als treibende Kraft und Vater der sowjetischen Atom U Boot Flotte Im Juni 1962 beschadigte ein Feuer den Kernreaktor des Bootes woraufhin es abgeschleppt werden musste Die schwierige Reparatur dauerte mehrere Jahre Mission im Mittelmeer BearbeitenIm Sommer 1967 bekam die K 3 nach einer langen Zeit vielfaltiger Reparaturen einen neuen Kommandanten und die Mission im Mittelmeer zu kreuzen Politischer Hintergrund war der Ausbruch des Sechs Tage Krieges im Nahen Osten im Juni 1967 Das Kuhlsystem versagte dabei weitgehend und setzte die Mannschaft extremer Hitzebelastung aus Dabei wurde auch die Aufgabe gestellt ein amerikanisches U Boot mit Interkontinentalraketen zu verfolgen was aber nicht gelang Schwerer Unfall 1967 und Folgen Bearbeiten nbsp Sergei Gorschkow verwarf einen ersten Bericht zum Unfallhergang und liess der Mannschaft die Schuld zuweisenAm 8 September 1967 kam es zu einem schweren Unfall im Meer vor Norwegen bei dem 39 Manner durch ein Feuer den Tod fanden Das Schiff war 2850 Kilometer vom Heimathafen entfernt bereits 56 Tage unterwegs und kam von einer Tauchfahrt unter dem arktischen Eis zuruck Der Brand entstand durch entflammte Hydraulikflussigkeit in den Abteilungen 1 und 2 Durch das Kohlendioxid der automatisch ausgelosten Feuerloscher sowie durch das Schliessen der Schotten kamen zahlreiche Manner um Das U Boot selbst konnte schliesslich gerettet werden Seitens des Admirals Gorschkow wurde der Mannschaft die Schuld zugewiesen und eine angeblich gefundene Zigarette als Beweis aufgefuhrt Der Unfallhergang blieb jedoch weiter umstritten erst Jahrzehnte spater wurde die Besatzung freigesprochen und als Unfallursache der Austausch einer hochwertigen gegen eine minderwertige Dichtung festgestellt Der Einsatz des U Bootes war danach eingeschrankt 1988 wurde K 3 zum Ubungs U Boot erklart und 1991 ausser Dienst gestellt Wahrend ihrer rund 30 Jahre dauernden Dienstzeit legte die K 3 bei 14 Langzeitpatrouillen mehr als 206 708 km zuruck 4 1991 wurde in Malaja Lopatka dem ehemaligen Heimathafen des U Boots ein Denkmal fur die Opfer errichtet Heutige Position BearbeitenDer Reaktorraum von K 3 wurde 2007 demontiert und in der Sajda Bucht im Gebiet Murmansk gelagert Die russische Atomholding Rosatom schuf einen Nachbau des Reaktorraums Das U Boot sollte restauriert werden Am 19 Marz 2019 wurden die Umbauarbeiten am Boot abgeschlossen Alle Aussenborderoffnungen wurden verschweisst Das Boot liegt im Wasserbereich der Nerpa Werft in Sneschnogorsk 25 km von Murmansk entfernt Seit dem 20 August 2019 wartet es auf eine Finanzierungsentscheidung fur den Umbau in ein Museumsschiff 5 6 Als mogliche endgultige Position wurde vor allem Sankt Petersburg genannt in Nachbarschaft zur Aurora Literatur BearbeitenLeonid G Ossipenko Lew M Schilzow Nikolai Mormul Atomnaja podwodnaja epopeja Die nukleare Unterwasser Ara Moskau 1994 ISBN 5856900073 Alexei Wasiljewitsch Aprelkow L A Popow Is morskich glubin k istorii podwodnich lodok Tscheljabinski komsomolez i Leninski komsomol Tscheljabinski obl sowjet weteranow woiny truda wooruschennych sil i prawoochranitelnych organow Tscheljabinsk 1996 ISBN 5713500934 Thomas Nilsen Igor Kudrik Aleksandr Nikitin Bellona Report 1 The Russian Northern Fleet The Bellona Foundation 28 August 1996 section 4 3 Norman Polmar Jurrien Noot Submarines Of The Russian and Soviet Navies 1718 1990 Naval Institute Press 1991 ISBN 9780870215704 Filme BearbeitenDer 2002 entstandene Hollywoodfilm K 19 Showdown in der Tiefe zeigt weitgehend authentisch die Verhaltnisse auf einem sowjetischen Atom U Boot das technisch auf der K 3 aufbaute und etwa zur gleichen Zeit operierte Analogien finden sich im Spannungsfeld des Verlustes von Menschenleben zugunsten der Rettung militarischer Technik Der Film thematisiert auch die organisatorischen und technischen Mangel abseits der offiziellen politischen Propaganda Der russische dreiteilige Dokumentarfilm Die russische Tiefe 2001 von Alexander Maximenko und dem Produzenten Alexander Wiktorow enthalt zahlreiche Aufnahmen und geschichtliche Details zu K 3 und anderen fruhen Atom U Booten der Sowjetunion Siehe auch Bearbeiten nbsp Briefmarke UdSSR 1970Liste von U Boot Unglucken seit 1945Weblinks Bearbeiten nbsp Commons K 3 Leninski Komsomol Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ehemalige Seite von submarine id ru mit zahlreichen Fotos zu K 3 Memento vom 14 Mai 2011 im Internet Archive Ehemalige Seite von submarine id ru zu K 3 Memento vom 14 Mai 2011 im Internet Archive Triumph und Tragodie der Leninski Komsomol auf flot com russisch Einzelnachweise Bearbeiten Alexander Antonow Walerie Marinin Nikolai Walujew Sowjetisch russische Atom U Boote Brandenburgisches Verlagshaus Berlin 1998 ISBN 3 89488 121 6 S 9 20 Entwicklungsgeschichte der U Boote Sammlung von Artikeln die vom Konstrukteur erstellt wurden Wlasow Witalij Petrowitsch Jekaterinburg 2003 russisch Ubersicht auf rusnavy com Peter Lobner Marine Nuclear Power 1939 2018 2018 S 107 Dokumentation K 3 Das erste Atom U Boot Fernsehsender Star tvzvezda ru 2019 russisch Die Umwandlung des Atom U Bootes Leninski Komsomol in ein Museum verzogert sich In Informationsagentur severopost ru 20 August 2019 russisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title K 3 Leninski Komsomol amp oldid 234195897