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Der Kussende Gurami Helostoma temminkii ist ein grosser in Sudostasien weit verbreiteter Susswasserfisch und war der erste Labyrinthfisch der als Nutztier zur Fleischgewinnung in Teichanlagen bewirtschaftet wurde Kussender GuramiKussender Gurami Helostoma temminkii SystematikBarschverwandte Percomorphaceae Ordnung Kletterfischartige Anabantiformes Unterordnung Labyrinthfische Anabantoidei Familie HelostomatidaeGattung HelostomaArt Kussender GuramiWissenschaftlicher Name der FamilieHelostomatidaeGill 1872Wissenschaftlicher Name der GattungHelostomaCuvier 1829Wissenschaftlicher Name der ArtHelostoma temminkiiCuvier 1829 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Merkmale der xanthistischen Form 3 Okologie 4 Fortpflanzung 5 Systematik 6 Bedeutung fur den Menschen 7 Literatur 8 Quellen 9 Einzelnachweise 10 WeblinksMerkmale Bearbeiten nbsp Kussender Gurami nbsp Die Zeichnung aus dem 19ten Jh zeigt einen wildfarbenen Kussenden GuramiKussende Guramis erreichen eine Gesamtlange von bis zu 30 Zentimetern Der Korper ist deutlich seitlich abgeflacht Die zunachst gestreckten Jungtiere werden zu hochruckigen Erwachsenen Etwa ab der Mitte der Kiemendeckel spitzt sich der Kopf bis zu dem breiten fleischigen Maul zu Auf den wulstigen Lippen befinden sich kleine bewegliche Zahne wahrend alle anderen Bereiche von Maul und Schlund zahnlos sind Hierin unterscheiden sich Kussende Guramis von allen anderen Labyrinthfischen Auf einer silbrig grau oder auch leicht olivgrun schimmernden Grundfarbe erstrecken sich ab dem hinteren Kiemenrand uber den ganzen Korper gleichmassig verteilte schmale Langsstreifen die sich von ihren ebenso schmalen Zwischenraumen dunkler absetzen Der Ansatz der Schwanzflosse ist von einem schmalen Ring in der Farbe der Langsstreifen umgeben Alle paarigen Flossen und die Schwanzflosse sind farblos und durchsichtig Rucken und Afterflosse sind im Bereich der Hartstrahlen gezahnt hier verlauft die Korperfarbe teilweise in die Flossenhaute und bildet einen Saum Das sehr gross wirkende Auge ist gelborange manchmal auch rot gefarbt Die zur Atmung weitestgehend funktionslosen Kiemen sind zu einem komplexen und filigranen Reusensystem umgebildet mit dem Kussende Guramis Phyto und Zooplankton aus dem Wasser filtrieren Plankton macht den grossten Teil ihrer naturlichen Ernahrung aus Mit ihren bezahnten vorstreckbaren Lippen lutschen sie Kleinstlebewesen aus sessilen Algen und raspeln an Pflanzenblattern Bereits grossere Insektenlarven konnen sie nicht verwerten Die Lippen spielen auch im Kommentverhalten eine wichtige Rolle Es druckt sich in einem gering aggressiven gegenseitigen Schieben mit den vorgestulpten Lippen aus das wie Kussen aussieht Dieses Kussen jedoch nicht nur auf das Maul sondern auch auf die Flanken und den Bauch des Sexualpartners ist auch Bestandteil der Balz Aussere Geschlechtsmerkmale bestehen nicht Laichreife Weibchen kann man an ihrer Leibesfulle erkennen Flossenformel Dorsale XVI XVIII 13 16 Anale XIII XV 17 19 Merkmale der xanthistischen Form BearbeitenWohl im Zuge der Nutzung als Wirtschaftsfisch kam eine ungezeichnete und helle Zuchtform zustande die aufgrund der Guanin Reflexion der Schuppen zwar uberwiegend weiss oder rosa erscheint aber xanthistisch ist Beim Xanthismus einem rezessiv vererbten Farbmangel fehlt das dunkle Pigment Melanin Fur die Korperfarbung sind auf den Lipophoren abgelagerte Lipochrome verantwortlich Pigmentfarben die in Xanthophoren gelb und Erythrophoren rot unterschieden werden Durch den vollstandigen Mangel an Melanin entfallt die Fahigkeit zum Farbwechsel Farbsignale spielen bei der intraspezifischen Kommunikation wildfarbener Kussender Guramis aber eine wichtige Rolle Umso erstaunlicher ist dass die Zuchtform keine von der naturlichen Art abweichenden Verhaltensstrukturen zeigt und sich beide Erscheinungsformen problemlos miteinander vermehren Noch merkwurdiger ist dass die Zuchtform in naturlichen Gewassern dauerhaft ubersteht und sich dort auch erfolgreich vermehrt Normalerweise haben helle Mutationen in der Natur keine grossen Uberlebenschancen weil sie Pradatoren sofort auffallen Abweichend gefarbte Morphen behaupten sich in naturlichen Populationen normalerweise nur dann wenn der Farbung keine Relevanz zu eigen ist Das ist eigentlich nur bei Arten der Fall die in standiger Dunkelheit Hohlen Tiefsee leben Hier bestehen deutliche Konvergenzen zu Farbmangelmutationen mittelamerikanischer und ostafrikanischer Cichliden die leider ebenfalls noch nicht untersucht sind Okologie BearbeitenDa Kussende Guramis schon lange Zeit in Dorftumpeln und Teichwirtschaften vermehrt aufgezogen und gemastet werden ist ihr genauer Ursprung kaum noch zu ermitteln Die Verbreitung erstreckt sich heute uber Thailand einschliesslich vieler Inseln die Malaiische Halbinsel sowie die grossen und kleinen Sundainseln Als Neozoon ausgeburgert aus Zuchtbetrieben entkommen oder als Laich durch Wasservogel ausgebreitet leben Kussende Guramis heute auch auf den Philippinen in Papua Neuguinea Australien in Kolumbien in der Karibik und werden auch in Florida immer wieder nachgewiesen In der Natur besiedeln Kussende Guramis die flachen Uferzonen ruhiger Nebenarme von Flussen stehende Gewasser und nach der Regenzeit Uberschwemmungsgebiete Ihre Habitate sind an hohe Wassertemperaturen starken Sonnenlichteinfall und daraus resultierenden Nahrstoffreichtum den sie als Planktonfresser benotigen gebunden Kussende Guramis bilden keine Paare sondern grossere soziale Einheiten die als Schulen bezeichnet werden konnen Fortpflanzung BearbeitenDie Fortpflanzung erfolgt unter naturlichen Bedingungen nach der Regenzeit Mannchen und Weibchen bilden nur zu diesem Zweck und nur fur die kurze Zeit des Balzens und Laichens eine Bindung Das Laichgeschaft bei dem sich die Partner drehend umschlingen kann auch innerhalb einer grosseren Gruppe erfolgen Pro Laichphase werden mehrere tausend sehr kleine gelbliche Eier abgegeben die leichter als Wasser sind zur Oberflache treiben und mit ihrer klebrigen Hulle an Pflanzenstangeln und Blattern haften Innerhalb eines Tages schlupfen die winzigen Larven Sie ernahren sich noch mehrere Tage von ihrem Dottervorrat bevor sie erstmals feinste Nahrungspartikel Plankton Infusorien schwebenden Detritus aufnehmen Kussende Guramis betreiben keine Brutpflege auch nicht indirekt durch Revierverteidigung Systematik BearbeitenDer Gattungsname Helostoma wurde erstmals 1823 von Heinrich Kuhl und Conrad Jakob van Hasselt im Zusammenhang mit der Beschreibung von Helostoma striolatum erwahnt Die beiden jungen Forscher hatten ihren Stutzpunkt in Buitenzorg heute Bogor auf der Sundainsel Java und rapportierten ihre Entdeckungen in Briefen an die Konigliche Akademie der Wissenschaften in Holland Obwohl sie eindeutig wiedererkennbare Arten definierten entsprachen ihre Texte nicht den Anforderungen an wissenschaftliche Artbeschreibungen denn es fehlten uberwiegend die dafur erforderlichen Diagnosen Aus diesem Grund heisst der Kussende Gurami heute nicht Helostoma striolatum sondern entsprechend der Artbeschreibung durch Georges Cuvier Helostoma temminkii Cuvier 1829 1 Diese Beschreibung erfolgte zwar nach den damals gultigen Regularien aber nur in einer Fussnote weshalb sie zwei Jahre spater in einer grosseren gemeinsamen Veroffentlichung von Cuvier und Valenciennes detaillierter wiederholt wurde 2 Nach dem Prioritatsprinzip ist die Beschreibung von 1829 gultig Helostoma temminckii Cuvier amp Valenciennes 1831 aber eine nicht valide Synonymbeschreibung Von Pieter Bleeker stammen zwei weitere Synonyme aus dem Jahr 1845 Helostoma oligacanthum und Helostoma tambakkan 3 Auch Helostoma rudolfi 1931 von dem osterreichischen Biologen Machan beschrieben gehort in die Synonymie Bemerkenswerterweise wurden alle diese Beschreibungen von auf Java gesammelten Fischen vorgenommen Der Holotypus ist verschollen Die monotypische Gattung Helostoma Cuvier amp Valenciennes 1829 bildet innerhalb der Unterordnung Anabantoidei Labyrinthfische eine eigene Familie Helostomatidae Der Gattungsname setzt sich aus den altgriechischen Wortern helos Buckel oder Warze ἧlos nicht aber ἓlos Sumpf und stoma Mund oder Maul zusammen er bezieht sich auf die auffalligen und ausgepragten Lippen Buckelmaul Der Artname ist eine Dedikation zu Ehren des hollandischen Mediziners und Naturforschers Coenraad Jacob Temminck Die der Erstbeschreibung entsprechende Schreibweise temminkii ohne c ist die gultige Bedeutung fur den Menschen BearbeitenIn Sudostasien ist der Kussende Gurami ein beliebter und wichtiger Speisefisch der gekocht paniert frittiert und gebacken wird Auf Markten werden die Fische uberwiegend lebend angeboten In der Natur erfolgt der Fang mit Reusen und Netzen Die meisten Kussenden Guramis werden jedoch in Dorfteichen Reisfeldern oder kommerziellen Teichwirtschaften gezogen Dort werden sie mit Pflanzenabfallen und Stallmist beziehungsweise mit den sich davon ernahrenden Kleinstlebewesen gemastet Laut FAO wurden 2007 weltweit annahernd 16 000 Tonnen gefischte und rund 4 000 Tonnen erzeugte Kussende Guramis vermarktet Daruber hinaus werden jahrlich zehntausende Jungfische in Thailand und Malaysia als Aquarienfische gezuchtet Uberwiegend ist die xanthoristische Zuchtform im Handel selten Albinos und gescheckte Morphen Mit fluoreszierenden Lebensmittelfarben gespritzte Exemplare und ein Ballongurami mit verkruppelter Wirbelsaule sind ausschliesslich fur die Aquaristik produziert in der Bundesrepublik Deutschland ist der Handel mit ihnen durch das Tierschutzgesetz untersagt Literatur BearbeitenGosline W A 1987 Jaw structures and movements in higher teleostan fishes Ichthyological Research 34 1 Michael Kokoscha Labyrinthfische Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 1998 ISBN 3 8001 7431 6 Liem K F 1967 Functional morphology of the head of the anbantoid teleost fish Helostoma temminckii Journal of Morphology 121 2 135 157 Jorg Vierke Labyrinthfische Franckh sche Verlagshandlung W Keller amp Co Stuttgart 1986 ISBN 3 440 05594 9 Quellen BearbeitenAlfred E R 1961 The Javanese fishes described by Kuhl and van Hasselt Bulletin of the Singapore National Museum No 30 80 88 Pls 3 8 Kottelat M amp E Widjanarti 2005 The fishes of Danau Sentarum National Park and the Kapuas Lakes area Kalimantan Barat Indonesia The Raffles Bulletin of Zoology Suppl no 13 139 173 Machan B 1931 Neue Fische aus Java Anzeiger der Akademie der Wissenschaften in Wien v 68 no 21 221 222 Roberts T R 1993 The freshwater fishes of Java as observed by Kuhl and van Hasselt in 1820 23 Zoologische Verhandelingen Leiden No 285 1 94 Roberts T R 1989 The freshwater fishes of western Borneo Kalimantan Barat Indonesia Memoirs of the California Academy of Sciences No 14 i xii 1 210 Tan H H amp P K L Ng 2005 The labyrinth fishes Teleostei Anabantoidei Channoidei of Sumatra Indonesia The Raffles Bulletin of Zoology Suppl no 13 115 138 Einzelnachweise Bearbeiten Cuvier G 1829 Le Regne Animal distribue d apres son organisation pour servir de base a l histoire naturelle des animaux et d introduction a l anatomie comparee 2 v 2 i xv 1 406 Cuvier G amp A Valenciennes 1831 Histoire naturelle des poissons Tome septieme Livre septieme Des Squamipennes Livre huitieme Des poissons a pharyngiens labyrinthiformes Historie naturelle des poissons Tome Sixieme v 7 i xxix 1 531 Pls 170 208 Bleeker P 1845 Bijdragen tot de geneeskundige Topographie van Batavia Generisch overzicht der Fauna Natuuren Geneeskundig Archif voor Neerlandsch Indie v 2 505 528 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kussender Gurami Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kussender Gurami auf Fishbase org englisch Wirtschaftliche Daten bei der FAO Kussender Gurami im CAS Catalog of Fishes Helostoma temminkii in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2013 2 Eingestellt von Vidthayanon C 2012 Abgerufen am 10 Dezember 2013 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kussender Gurami amp oldid 238802494