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Johannes Guthling 23 Oktober 1903 in Dobien Landkreis Wittenberg 23 April 1979 in Buxtehude war ein deutscher SS Fuhrer Oberstudiendirektor und Reformpadagoge Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend Studium Heirat 1 2 Zeit des Nationalsozialismus 1 3 Nach 1945 1 3 1 Internierung und Entnazifizierung 1 3 2 Tatigkeit als Schulreformer in den 1950er und 1960er Jahren 2 Veroffentlichungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJugend Studium Heirat Bearbeiten Johannes Guthling entstammte einem evangelischen Elternhaus Sein Vater war Pastor in der preussischen Provinz Sachsen und unterrichtete ihn bis zur 11 Jahrgangsstufe privat Nur Unterprima und Prima absolvierte Guthling an der Oberrealschule in den Franckeschen Stiftungen 1 in Halle Saale Nach dem Abitur 1922 studierte Guthling Mathematik und Physik an der Universitat Halle Wittenberg Noch wahrend seines Studiums absolvierte Guthling 1924 eine mehrwochige Wehrubung beim 11 sachsischen Infanterieregiment der Reichswehr 1927 promovierte er zum Dr phil mit dem Thema Vergleichende Untersuchungen uber das Augenmass fur Strecken und Flachen 1928 folgte das Staatsexamen fur das hohere Lehramt an Gymnasien Nach Referendariat und Padagogischer Prufung 1928 1930 trat Guthling seine erste Stelle 1930 am heutigen GutsMuths Gymnasium in Quedlinburg an 1931 heiratete er Margret Schultes deren Vater Arzt und Sozialdemokrat war Guthling selbst trat 1930 der SPD bei 2 Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Nach der Machtubernahme der Nationalsozialisten trat Guthling zum 1 Mai 1933 zur NSDAP Mitgliedsnummer 1 978 074 3 und im Juni der Allgemeinen SS bei SS Nummer 228 396 Dieser politische Schwenk brachte ein Zerwurfnis mit den Schwiegereltern und fuhrte 1934 zur Scheidung von seiner Frau Margret 4 Von 1934 bis 1936 arbeitete Guthling an der nationalpolitischen Erziehungsanstalt in Naumburg Saale wo er die in der 2 Hundertschaft Abtlg 9 zusammengefassten Klassen anfuhrte 5 Er heiratete im Oktober 1936 Katharina Esau trat aus der evangelischen Kirche aus und nannte sich fortan wie viele Nationalsozialisten gottglaubig 6 1936 wechselte Guthling an das Gymnasium in Hirschberg Hier leitete er auch die Aussenstelle des Sicherheitsdienstes SD und wurde am 20 April 1938 zum SS Untersturmfuhrer befordert Der Historiker Hans Jurgen Doscher hebt hervor dass die nachste Beforderung am 25 Oktober 1938 zum SS Hauptsturmfuhrer eine sog Sprungbeforderung darstellte weil sie den Rang des Obersturmfuhrers uberging Diese ungewohnlich rasche Beforderung hatte Guthling so Doscher dem Chef der Sicherheitspolizei und des SD Reinhard Heydrich personlich zu verdanken Guthlings Berichte von der SD Aussenstelle Hirschberg gingen direkt an Heydrich Sie wurden wegen der Grenznahe Hirschbergs zur Tschechoslowakei wahrend der Sudetenkrise 1937 und 1938 als wichtig angesehen Guthling wurde nun ab dem 1 Oktober 1938 hauptamtlicher SS Fuhrer im SD Hauptamt und stieg zum Abschnittsfuhrer des SD im Bezirk Reichenberg auf der die vormals tschechischen Gebiete Liberec und Turnov einschloss 7 Aufgrund interner Querelen mit dem SD Oberabschnitt in Dresden liess sich Guthling mit Beginn des deutschen Uberfalls auf Polen vom 1 September 1939 zur Wehrmacht versetzen Beim Uberfall auf Polen gehorte er dem Kradschutzen Bataillon 23 als Offizier an im Krieg gegen die Sowjetunion ab 1941 zunachst der 16 Panzer Division spater der 23 Panzer Division 8 Wahrend des Zweiten Weltkriegs erhielt Guthling zahlreiche militarische Auszeichnungen darunter das Deutsche Kreuz in Gold 9 Am 21 Juni 1943 verlieh ihm Heinrich Himmler den Silbernen Ehrenring der SS Zwischendurch arbeitete Guthling mehrmals als Oberstudienrat an Gymnasien Er verliess die deutsche Wehrmacht im Rang eines Majors der Reserve Als nun ehrenamtlicher Mitarbeiter des SD war er 1944 noch zum SS Sturmbannfuhrer befordert worden 10 Nach 1945 Bearbeiten Internierung und Entnazifizierung Bearbeiten Nach Kriegsende wurde Guthling der sich um nicht in die Hande der Roten Armee zu fallen dem amerikanischen Militar gestellt hatte zwei Jahre interniert Bei seinem anschliessenden Entnazifizierungsverfahren wurde er 1949 vom Entnazifizierungsausschuss in Nienburg Weser zunachst in die Gruppe der Mitlaufer Kategorie IV eingestuft Bei dem Verfahren schenkte der Ausschuss den Einlassungen Guthlings Glauben er sei nur Referent beim SD geworden um seine Existenz zu sichern 11 Ein Jahr spater erreichte Guthling beim Entnazifizierungsausschuss Hannover die Neueinstufung in Kategorie V Er galt nun als ganzlich unbelastet und als Oberstudienrat zur Wiederverwendung bei der Stadtischen Oberschule Buxtehude fest angestellt 12 Tatigkeit als Schulreformer in den 1950er und 1960er Jahren Bearbeiten Von 1954 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1969 war Guthling Oberstudiendirektor des 1952 in Halepaghen Schule Buxtehude umbenannten Gymnasiums Wahrend dieser Zeit nahm er wesentliche Teile der erst in den 1970er Jahren durch die Kultusministerkonferenz institutionalisierten Oberstufenreform sowie der allgemeinen Bildungsexpansion bereits vorweg In den 1950er und fruhen 1960er Jahren reformierte er zunachst die Schulermitverwaltung SMV durch Mitarbeit der Halepaghen Schule an einer Reform der damals geltenden SMV Ordnung im Bundesvorstand der SMV fuhrte ein praxisbezogenes Unterrichtsangebot in den hoheren Klassen mit Exkursionen Werksbesichtigungen und themenbezogenen Klassenfahrten ein und baute die Erwachsenenbildung mit dem Angebot einer Reifeprufung fur Schulfremde auf dem Zweiten Bildungsweg wieder auf 13 Im Jahr 1966 initiierte er ohne Ruckhalt durch einen Beschluss der Gesamtkonferenz jedoch in Ubereinstimmung mit der gesetzlichen Regelung zur verantwortlichen Mitwirkung der Schuler an Leben und Arbeit der Schule nach 22 Abs 3 des damaligen Schulverwaltungsgesetzes das von ihm mitkonzipierte Buxtehuder Modell das erst drei Jahre spater vom Niedersachsischen Kultusministerium offiziell als Schulversuch anerkannt wurde und bis in die Gegenwart die offentliche Wahrnehmung der Halepaghen Schule pragt 14 15 16 Das Modell umfasste einerseits die Erziehung zu Selbststandigkeit und spaterer Studierfahigkeit durch in den Jahrgangsstufen 12 und 13 von den Schulern selbst gewahlte Unterrichtsinhalte andererseits eine paritatische Mitbestimmung der Schuler in einem neu geschaffenen Entscheidungsgremium dem Gemeinsamen Ausschuss Die derart neu gestaltete gymnasiale Oberstufe wurde mit der Vereinbarung der Kultusministerkonferenz vom 7 Juli 1972 17 bundesweit eingefuhrt Guthlings reformpadagogische Auffassungen waren mehrfach Gegenstand kontroverser Berichterstattung in uberregionalen Medien Nicht zuletzt seine in einem offentlichen Vortrag geausserte Ansicht wer in der Schule nicht mogele sei nicht lebenstuchtig sorgte bundesweit fur Aufsehen 18 19 Der Beitrag stellte zugleich eine Kritik an der seinerzeit ublichen Benotung des Abiturs als punktuelles Ereignis dar Die Bewertungen der in den Klassenstufen 12 und 13 erbrachten Leistungsnachweise gingen ab 1972 in die Abschlussnote ein um den fur das weitere Fortkommen der Abiturienten massgeblichen Notendurchschnitt zu objektivieren 20 21 Veroffentlichungen BearbeitenMan wird zur Freiheit nicht reifen wenn man nicht zuvor in Freiheit gesetzt ist In Halepagenschule Buxtehude Mitteilungen aus Schule und Schulverein Dezember 1966 S 9 14 Das Buxtehuder Modell in der Tagespresse In Wir machen mit Jg 16 Heft 3 S 3 f Buxtehuder Modell Lehrer und Schuler bestimmen mit In Wir machen mit Jg 17 Heft 1 S 6 f Die Nenndorfer Empfehlungen und ihre bisherigen Verwirklichungen In Niederschrift uber den Lehrerfortbildungskursus 20 69 Zeitgemasse Gestaltung der gymnasialen Oberstufe vom 17 22 02 1969 im Lehrerfortbildungsheim Braunlage S 5 11 Versuch in Buxtehude In Die Deutsche Schule Jg 61 Heft 1 S 53 56 Literatur BearbeitenHans Jurgen Doscher Johannes Guthling 1903 1979 Pastorensohn gottglaubiger Nationalsozialist Reformpadagoge Osnabruck 2013 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Johannes Guthling im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Uwe Wolfradt Elfriede Billmann Mahecha Armin Stock Hrsg Deutschsprachige Psychologinnen und Psychologen 1933 1945 Springer 2015 ISBN 978 3 658 01480 3 S 153 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Hans Jurgen Doscher Johannes Guthling 1903 1979 Pastorensohn gottglaubiger Nationalsozialist Reformpadagoge Osnabruck 2013 S 3 5 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 12520131 Hans Jurgen Doscher Johannes Guthling 1903 1979 Pastorensohn gottglaubiger Nationalsozialist Reformpadagoge Osnabruck 2013 S 4f Adolf Schieffer Die NPEA in Naumburg und in Schulpforta Hochburg deutschen Geistes Hans Jurgen Doscher Johannes Guthling 1903 1979 Pastorensohn gottglaubiger Nationalsozialist Reformpadagoge Osnabruck 2013 S 5f Hans Jurgen Doscher Johannes Guthling 1903 1979 Pastorensohn gottglaubiger Nationalsozialist Reformpadagoge Osnabruck 2013 S 7 9 Hans Jurgen Doscher Johannes Guthling 1903 1979 Pastorensohn gottglaubiger Nationalsozialist Reformpadagoge Osnabruck 2013 S 9 TracesOfWar nl Hans Jurgen Doscher Johannes Guthling 1903 1979 Pastorensohn gottglaubiger Nationalsozialist Reformpadagoge Osnabruck 2013 S 10 Hans Jurgen Doscher Johannes Guthling 1903 1979 Pastorensohn gottglaubiger Nationalsozialist Reformpadagoge Osnabruck 2013 S 14ff Zitat S 16 Hans Jurgen Doscher Johannes Guthling 1903 1979 Pastorensohn gottglaubiger Nationalsozialist Reformpadagoge Osnabruck 2013 S 19 Ernst August Spengler Wiederaufbau und Konsolidierung Die Halepaghen Schule von 1945 bis 1965 in Halepaghen Schule Hrsg Halepaghenschule 600 Jahre Festschrift zum 600jahrigen Jubilaum Buxtehude 1991 Joachim Detjen Das Buxtehuder Modell 1966 in Halepaghen Schule Hrsg Halepaghenschule 600 Jahre Festschrift zum 600jahrigen Jubilaum Buxtehude 1991 S 53 76 Franz Josef Hutsch Es begann mit dem Buxtehuder Modell Hamburger Abendblatt 9 August 2002 Abruf kostenpflichtig Tom Kreib Das Buxtehuder Modell zog ihn an Hans Jurgen von Maercker geht von Bord Kreiszeitung 25 Juli 2014 Vereinbarung zur Gestaltung der gymnasialen Oberstufe in der Sekundarstufe II Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 7 Juli 1972 i d F vom 2 Juni 2006 Mogeln muss sein Main Post vom 2 Juli 1969 Ein Oberstudiendirektor aus Buxtehude nimmt schummelnde Schuler in Schutz Stern 23 1969 Der Direktor und das Mogeln Stern 26 1969 Halepaghen Schule Es begann an der Halepaghen Schule 1966 mit dem Buxtehuder Modell pdf Abgerufen am 29 November 2014 Normdaten Person GND 125361319 lobid OGND AKS VIAF 64966405 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Guthling JohannesKURZBESCHREIBUNG deutscher Oberstudiendirektor und ReformpadagogeGEBURTSDATUM 23 Oktober 1903GEBURTSORT Dobien Landkreis WittenbergSTERBEDATUM 23 April 1979STERBEORT Buxtehude Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johannes Guthling amp oldid 233697514