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Die reformierte Oberstufe war seit 1972 ein inzwischen veralteter Begriff fur das Unterrichts system der letzten beiden Schuljahre Qualifikationsstufe in der gymnasialen Oberstufe also der 11 12 bzw 12 13 Jahrgangsstufe an deutschen Gymnasien Fachgymnasien oder Oberstufen von Gesamtschulen In der reformierten Oberstufe wurden die Klassenverbande mit einem fur alle gleichen Stundenplan aufgelost stattdessen wahlen die Schuler eine individuelle Kombination aus Kursen in verschiedenen Fachern Kurssystem In der Jahrgangsstufe zuvor wurden bereits Teile umgesetzt um in das System einzufuhren mit der Einfuhrungsphase insgesamt dreijahrige Dauer Die reformierte Oberstufe wurde seit der Einfuhrung 1972 standig weiter reformiert und in den Landern weiter differenziert Inhaltsverzeichnis 1 Zielsetzung 2 Ubergang zur Hochschule 3 Aufbau der Oberstufe 3 1 Dreijahrige Dauer 3 2 Aufgabenfelder 3 3 Grund und Leistungskurse 3 4 Belegung und Leistungsbewertung 4 Ausgleich zwischen Spezialisierung und Wahlmoglichkeit 5 Siehe auch 6 Literatur 6 1 Historisch 7 Weblinks 8 EinzelbelegeZielsetzung BearbeitenSeit Einfuhrung der verbindlichen Abiturprufung im fruhen 19 Jh gab es keine kontinuierliche gymnasiale Oberstufe was die Facher und Prufungsmodalitaten betrifft vielmehr standig Reformanstrengungen und Anpassungen an geanderte gesellschaftliche Bedingungen In den 1960er Jahren wurde einerseits eine Expansion der Abschlusszahlen gefordert Georg Picht um die Begabungsreserven der Gesellschaft auszuschopfen und dem Arbeitsmarkt mehr hochqualifizierte Schulabsolventen zufuhren zu konnen andererseits sollte das Prufungsniveau nicht sinken um in der internationalen Konkurrenz der Industrienationen Sputnikschock den Anschluss nicht zu verlieren Die Losung sollte in einer Individualisierung der Schullaufbahn nach personlichen Begabungsschwerpunkten bestehen 1 Fur einen Studienerfolg musste demnach nicht zwingend Mathematik oder Latein belegt werden anspruchsvolle Leistungen und Prufungen waren in allen Fachern mit hochschulmassigen Bezugsdisziplinen durchfuhrbar Daraus folgte der Grundsatz der Gleichwertigkeit aller Schulfacher im Abitur eine Absage an die traditionellen Hauptfacher Stattdessen sollte eine Offnung der Oberstufe in freie Strukturen mit Moglichkeiten der Anwahl erfolgen 2 Die Ausgestaltung der gymnasialen Oberstufe als Kurssystem sowie des Abiturs als ausbildungsbegleitende kumulative die Kursleistungen bereits einbeziehende Prufung gehen in der Bundesrepublik Deutschland zuruck auf eine Vereinbarung der Kultusministerkonferenz vom 7 Juli 1972 3 die die Saarbrucker Rahmenvereinbarung von 1960 abloste Das bedeutete dass die notwendigen Leistungen zum Bestehen nicht erst in der Prufung selbst sondern bereits durch Leistungen in der ganzen Qualifikationsstufe erbracht werden ungefahr im Verhaltnis 2 3 vor der Prufung zu 1 3 in der Prufung Gleichzeitig wurde das Punktsystem eingefuhrt das statt Noten zwischen 15 und 0 Punkten vorsieht und diese zu einer Gesamtpunktzahl des Abiturs addiert 4 Dahinter stand der Wunsch nach einer juristisch weniger anfechtbaren Durchschnittsnote im Abitur die wegen des Numerus clausus fur begehrte Studienfacher notwendig schien Seit 1972 ist die Oberstufe mehrmals modifiziert worden Reform der Reform wobei die Tendenz dahin ging die zunachst sehr grossen Wahlmoglichkeiten wieder einzuschranken insbesondere ist es inzwischen nicht moglich Deutsch oder Mathematik vor dem letzten Schuljahr abzuwahlen Ubergang zur Hochschule BearbeitenDas Kurssystem der reformierten Oberstufe sollte in mancher Hinsicht zum Hochschulstudium uberleiten Die reformierte Oberstufe und die Abitur prufung die zum Hochschulstudium befahigen sollten die Schuler schon zuvor mit der freieren selbstandigen Lernstruktur der Universitat vertraut machen Das war zugleich eine Absage an den traditionellen Klassenverband der fur manche eine zu feste eingefahrene Rollenverteilung bedeutete Weitere Ahnlichkeiten zwischen Oberstufe und Universitat sind bis heute Kurswahlsystem In vielen Fachern hat man wechselnde Mitschuler Als Hauptfacher muss man zwei Leistungskurse drei in einigen Landern belegen die eine hohere Wochenstundenzahl haben Daneben werden Grundkurse angeboten die einen unterschiedlichen Stellenwert haben blosse Belegung pflichtmassige Einbringung in die Punktewertung oder Wahl als Abiturfach schriftlich mundlich gewichtet werden konnen siehe Grund und Leistungskurse Wahlmoglichkeiten bestehen insbesondere unter den Naturwissenschaften und Fremdsprachen sowie den Gesellschaftswissenschaften unter denen Geschichte durch Pflichtbelegung herausgehoben wird Facharbeit Referat Eine wissenschaftlichen Anspruchen angenaherte Facharbeit Belegung Literaturarbeit in einem der Leistungs oder Grundkurse die selbstandiges Arbeiten erfordert und einer Hausarbeit an der Universitat ahnelt Sie wird nicht in allen Bundeslandern verlangt Dagegen ist das selbstandige Recherchieren und Halten von Referaten uberall ublich Aufbau der Oberstufe BearbeitenDie Vorschriften zur Abiturprufung meist APV abgekurzt umfassen ein feinverasteltes und hochgradig verknupftes Netz von Bestimmungen welche die Belegung von Kursen und die Anrechnung von Leistungen regeln Dreijahrige Dauer Bearbeiten Die gymnasiale Oberstufe umfasst laut Vereinbarung der deutschen Kultusministerkonferenz eine einjahrige Einfuhrungs und eine zweijahrige Qualifizierungsphase In Bundeslandern die das Abitur schon nach zwolfjahriger Schulzeit vorsehen siehe Dauer der Schulzeit fallt die Einfuhrungsphase bereits in die Jahrgangsstufe 10 die eine doppelte Zuordnung hat indem sie zur Erlangung des Abschlusses nach der Klasse 10 Mittlerer Schulabschluss notwendig und zugleich bereits Teil der gymnasialen Oberstufe ist Die Einfuhrungsphase kann im Klassenverband oder im Kurssystem stattfinden Aufgabenfelder Bearbeiten Hauptartikel Aufgabenfeld Einige Beleg und Einbringregeln nehmen Bezug auf die Unterteilung der Facher in Aufgabenfelder Es gibt das sprachlich literarisch kunstlerische Aufgabenfeld I das gesellschaftswissenschaftliche Aufgabenfeld II das mathematisch naturwissenschaftlich technische Aufgabenfeld III Sport ist keinem Aufgabenfeld zugeordnet Fur Religion gelten landesspezifische Regelungen Daneben gibt es an vielen Schulen ausserhalb dieses Rahmens weitere Wahlfacher wie z B Orchester oder Chor die zwar eingebracht werden konnen in denen jedoch keine Abiturprufung abgelegt werden kann Bei der Wahl der vier oder funf Abiturfacher die zwei oder drei Leistungskurse sowie ein Grundkursfach schriftlich und ein oder zwei Grundkursfacher mundlich Kolloquium mussen alle drei Felder abgedeckt werden Grund und Leistungskurse Bearbeiten Grundkurse und Leistungs oder Erweiterungskurse gliedern das Lernangebot dem Niveau nach Nominell haben einige Lander Niedersachsen Schleswig Holstein und Hamburg sie in gA Kurse grundlegendes Anforderungsniveau und eA Kurse erhohtes Anforderungsniveau umbenannt andere wiederum in Haupt und Grundfacher Je nach Bundesland wahlen die Schuler zwei oder drei Leistungskurs Facher die je vier funf oder sechsstundig unterrichtet werden mehrere Grundkurs Facher die zwischen zwei und vier Stunden haben konnen Eines der Leistungskursfacher muss Deutsch Mathematik eine fortgefuhrte Fremdsprache oder eine Naturwissenschaft sein Das zweite Fach kann dann aus dem Angebot der Schule frei gewahlt werden Einzelne Lander beschranken uberdies die moglichen Leistungskurskombinationen Die Grundkurse sind mindestens zwei oder dreistundig in Deutsch Fremdsprachen und Mathematik mindestens dreistundig Belegung und Leistungsbewertung Bearbeiten Leistungen aus der Qualifikationsstufe und aus der Abiturprufung gehen in das Abiturzeugnis ein doch nicht alle Es gibt Kurse die belegt werden mussen ohne die Durchschnittsnote zu beeinflussen in die Abiturwertung eingebracht werden mussen 8 Leistungs und 22 Grundkursnoten als Abiturprufungsfach gewahlt werden konnen als schriftliches Abiturprufungsfach gewahlt werden konnen mussen Die Benotungen mit bis zu 15 Punkten statt herkommlicher Noten finden halbjahrlich zum Abschluss eines Kurses statt Siehe zur Benotung Gymnasiale OberstufeAusgleich zwischen Spezialisierung und Wahlmoglichkeit BearbeitenInsgesamt ist in den meisten Bundeslandern der Trend zu erkennen die Spezialisierungs und Ab Wahlmoglichkeiten der Schuler wieder einzuschranken und den Fokus starker auf eine breitere Allgemeinbildung durch hohere Gewichtung der sogenannten Kernfacher Deutsch Mathematik Fremdsprache zu setzen Durch die Bundelung von Kurswahlmoglichkeiten zu Profilen werden teilweise die abgeschafften Klassenverbande in Teilen wieder eingefuhrt 5 Auf der anderen Seite haben Tests etwa fur Mathematik ergeben dass ohne anspruchsvolle Leistungskurse die Voraussetzungen fur anschliessende Ausbildungen an Hochschulen nicht bestehen daher wurden Modelle mit mehr als drei Hauptfachern 2016 zuruckgefuhrt In Mecklenburg Vorpommern wurden sie deshalb 2016 wieder eingefuhrt 6 Siehe auch BearbeitenAbitur in Rheinland Pfalz Mainzer Studienstufe MSS Literatur BearbeitenHistorisch Bearbeiten Hans Georg Herrlitz Geschichte der gymnasialen Oberstufe Theorie und Legitimation seit der Humboldt Suvernschen Reform In Dieter Lenzen Hrsg Enzyklopadie Erziehungswissenschaft Bd 9 Sekundarstufe II Jugendbildung zwischen Schule und Beruf Teil I Klett Cotta 1982 S 89 107 ISBN 3 12 932290 6 zur Vorgeschichte Dietmar Heubrock Die reformierte gymnasiale Oberstufe im Schulerurteil Hintergrunde Analysen u Folgerungen e empirischen Erkundungsstudie Konigshausen und Neumann Wurzburg 1997 ISBN 3 88479 004 8 Josef Hitpass Reformierte Oberstufe besser als ihr Ruf Beitrage zur Padagogik Bd 4 Richarz Sankt Augustin 1985 ISBN 3 88345 653 5 empirische Studie zur Studierfahigkeit Kollegstufe am Gymnasium Bayer Staatsministerium fur Unterricht u Kultus Munchen 1972 Schulreform in Bayern Bd 2 Weblinks BearbeitenCaroline Hartmann Sekundarbereich II Aufbau und Struktur Deutscher Bildungsserver abgerufen am 26 Dezember 2022 Einzelbelege Bearbeiten Hans Joachim Meyer Studierfahigkeit und Hochschulzugang In H J Meyer Detlef Muller Boling Hrsg Hochschulzugang in Deutschland Status quo und Perspektiven Gutersloh 1996 S 15 28 mueller boeling de PDF Peter Meyer Dohm Status quo und gesellschaftliche Bedeutung des Hochschulzugangs In Hans Joachim Meyer Detlef Muller Boling Hrsg Hochschulzugang in Deutschland Status quo und Perspektiven 1996 ISBN 3 89204 218 7 S 78 mueller boeling de PDF Vereinbarung zur Gestaltung der gymnasialen Oberstufe und der Abiturprufung 2021 abgerufen am 26 Dezember 2022 Oskar Anweiler et al Bildungspolitik in Deutschland 1945 1990 Ein historisch vergleichender Quellenband Springer Verlag 2013 ISBN 978 3 322 99706 7 google de abgerufen am 26 Dezember 2022 Anja Kuhne Gymnasiasten ohne Wahl Der Tagesspiegel vom 27 Mai 2010 Abgerufen am 25 November 2014 Mathias Brodkorb Katja Koch Der Abiturbetrug vom Scheitern des deutschen Bildungsfoderalismus eine Streitschrift Springe 2020 ISBN 978 3 86674 616 9 Abitur in den Landern der Bundesrepublik Deutschland Baden Wurttemberg Bayern Berlin Brandenburg Bremen Hamburg Hessen Mecklenburg Vorpommern Niedersachsen Nordrhein Westfalen Rheinland Pfalz Saarland Sachsen Sachsen Anhalt Schleswig Holstein Thuringen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reformierte Oberstufe amp oldid 238293159