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Der Judische Friedhof in Heiligenstadt in Oberfranken im Landkreis Bamberg ist eine Judische Begrabnisstatte die um 1700 errichtet und bis Ende des 19 Jahrhunderts belegt wurde Judischer Friedhof in Heiligenstadt 2011 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLage BearbeitenDer 2280 m grosse von einer niedrigen Feldsteinmauer umgebene Friedhof liegt etwa 900 m nordostlich von Heiligenstadt in der Frankischen Schweiz auf einem Berg im Waldstuck Im Kuhlich Geschichte Bearbeiten nbsp Judischer Friedhof in Heiligenstadt 2011Bereits vor dem Dreissigjahrigen Krieg waren in Heiligenstadt Juden ansassig Der judische Friedhof wurde erstmals 1608 urkundlich erwahnt als dort eine Judin ihr verstorbenes Kind beerdigen lassen wollte 1 1617 wurden funf judische Bewohner im Ort genannt die gegenuber den Herren von Streitberg abgabepflichtig waren 2 In der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts konnten sich in Heiligenstadt abermals Juden ansiedeln Begrabnisse auf dem Friedhof der judischen Gemeinde waren mit Abgaben an die Herrschaft belegt seit 1690 an die hier ansassigen Freiherren von Stauffenberg 1776 77 wurden folgende Leich Gebuhren entrichtet 1 fl verlegt Meyer Jud wegen seines Schwieger 30 kr Lob Jud wegen seines Kindes 1 fl die Schweizerin wegen ihres Sohnes Moschem 1807 wurde in den Rechnungsbuchern des Stauffenbergschen Rentamts in Burggrub vermerkt Einnahm Geld an ordin Rekognition der Judenbegrabnis 2 fl 24 kr Einnahm Geld an Judenbegrabnis 1 fl von einer erloschenen Person 30 kr von einem Kind 1 1821 hatte man die jahrliche Pacht auf 1 fl 40 kr festgelegt Fur Bestattungen waren zusatzlich nunmehr 1 fl 15 kr Erwachsener und 37 kr Kind zu zahlen 1840 erhohte man die Pacht auf neun Gulden pro Jahr 3 1852 hatte der judische Bevolkerungsanteil in Heiligenstadt mit 20 4 87 von insgesamt 426 Einwohnern den Hohepunkt erreicht Anschliessend sank die Zahl der judischen Einwohner durch Abwanderung infolge des Bayerischen Judenedikts von 1813 stark 1890 wurden im Ort nur noch 12 Bewohner judischen Glaubens gezahlt Die jungsten Graber in der nordostlichen Ecke des judischen Friedhofs in Heiligenstadt stammen von 1887 1896 und 1897 In den 1950er Jahren veroffentlichte der Oberlehrer Hans Sporl eine Heimatchronik die einen ausfuhrlichen Bericht eines unbekannten Zeitzeugen uber die Beerdigungsriten der Heiligenstadter Juden enthalt nbsp Grabstein im neueren Teil 2011 Seltsames geschah bei judischen Beerdigungen Der oder die Tote wurde auf einem Leiterwagen von einem Pferd gezogen zum Friedhof auf dem Kuhlich uber dem Wischberg gefahren Das Grab war vorher rasch ausgehoben worden Die Toten wurden im Sterbhemd das schon zu Lebzeiten genaht wurde in den einfachen ungehobelten Sarg gelegt der ohne Nagel und Schrauben vom Ortsschreiner einer Kiste gleich aus vier Brettern angefertigt worden war Ein Sackchen mit Munzen wurde dem Toten mitgegeben Die Frauen ausser den nachsten Blutverwandtinnen mussten in der Behausung bleiben Blumen durften nicht gespendet werden auch nicht das kleinste Strausschen Mit der ublichen Kopfbedeckung legten die Manner den Sarg in das Grab das Gesicht des Toten nach Osten gerichtet Es geschah alles mit der grossten Eile Jeder Anwesende warf drei Schaufeln Erde in das Grab Der Judenlehrer es war in meiner Jugendzeit der judische Lehrer von Aufsess las unterdessen aus dem Gebetbuch den Kaddisch das Totengebet Und dann geschah das Auffallende der judische Lehrer ritzte mit einem Taschenmesser zum Zeichen der Trauer den schwarzen Anzug des leidtragenden Mannes oder bei einer leidtragenden Frau den Schal an der die dann den Riss mit der Hand erweiterte Die Trauergaste zogen beim Weggang dreimal Gras aus und warfen es hinter sich Spater anderte sich der Ritus insofern als auch Christen den Leichenzug begleiten und die judischen Frauen bis zum Wischberg mitgehen durften Statt der Grasbuschel wurden dem Trauerzug Steinchen nachgeworfen Gelegentlich sieht man auf den Grabmalern Steine liegen zum Zeichen dass ein Verwandter das Grab besucht hatte 4 Am 15 Februar 1902 wurden die wenigen verbliebenen judischen Einwohner von Heiligenstadt der judischen Gemeinde in Aufsess zugeteilt deren Verstorbene man auf dem dortigen Friedhof bestattete 2 5 Bereits 1910 lebten in Heiligenstadt keine judischen Personen mehr Ab 1911 nutzte der ortliche Bienenzuchtverein den damals vollig verwilderten Friedhof in Heiligenstadt fur seine Zwecke 1921 warfen Jugendliche dort Grabsteine um wobei ein antisemitischer Hintergrund ausdrucklich verneint wurde 1936 kam es zu antisemitischen Ausschreitungen bei denen 13 Grabsteine umgesturzt und teilweise beschadigt wurden 6 1939 wurde der Friedhof fur 200 Reichsmark von Johann Casper zur forstwirtschaftlichen Nutzung gekauft wobei die Grabsteine stehen bleiben sollten Nachdem Casper den Friedhof aus politischen Grunden wieder zuruckgeben musste legte die Stauffenbergsche Forst und Renten Verwaltung am 22 Januar 1941 dem Landrat von Ebermannstadt einen privaten Kaufvertrag vor Demzufolge hatten die Stauffenbergs das Friedhofsgrundstuck von der Kultusgemeinde in Bamberg erworben die seit 1931 rechtmassiger Eigentumer war Den Wunsch der Heiligenstadter Polizei Grabsteine zu entfernen wurde von den Stauffenbergs strikt zuruckgewiesen Eine notarielle Beurkundung des Kaufvertrags erfolgte erst am 21 Januar 1943 Als sich der zeitweilige Besitzer Johann Casper 1945 beim Landratsamt Ebermannstadt uber die einstige Ruckgabe des Friedhofs beschwerte konnte zweifelsfrei belegt werden dass das Grundstuck seit dem 18 Jahrhundert von den Stauffenbergschen Gutsherren mit einem Vorkaufsrecht den Juden uberlassen worden war 3 Auf dem judischen Friedhof in Heiligenstadt sind 91 Grabsteine darunter 45 alte Steine erhalten 7 Literatur BearbeitenIsrael Schwierz Steinerne Zeugnisse judischen Lebens in Bayern Eine Dokumentation Hrsgg von der Bayerischen Landeszentrale fur politische Bildungsarbeit Munchen 1988 S 221 222 ISBN 3 87052 393 XWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Judischer Friedhof Heiligenstadt in Oberfranken Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Michael Truger Der judische Friedhof in Heiligenstadt In Der Landesverband der Israelit Kultusgemeinden in Bayern Nr 79 14 Jahrgang April 1999 S 19 Einzelnachweise Bearbeiten a b Dieter Zoberlein Gemeindechronik Markt Heiligenstadt i OFr Heiligenstadt 1995 a b Alemannia Judaica Heiligenstadt Judische Geschichte Synagoge Stand 1 Mai 2011 a b Arbeitskreis Heimatkunde im Frankische Schweiz Verein Hrsg Judisches Leben in der Frankischen Palm und Enke Erlangen Jena 1997 ISBN 3 7896 0573 5 Hans Sporl Die Geschichte des Marktfleckens Heiligenstadt aus Archivbestanden Urkunden und anderen Quellen Heiligenstadt 1952 Alemannia Judaica Aufsess Judische Geschichte Synagoge Stand 24 Juni 2010 Alemannia Judaica Heiligenstadt Judischer Friedhof Stand 17 November 2010 Haus der Bayerischen Geschichte Judische Friedhofe in Bayern Heiligenstadt Stand 6 April 2011 Judische Friedhofe in Oberfranken Stadt Bamberg Bamberg Landkreis Bamberg Aschbach Buttenheim Heiligenstadt i OFr Lisberg Reckendorf Reichmannsdorf Walsdorf ZeckendorfStadt Bayreuth Bayreuth Landkreis Bayreuth Aufsess Stadt Coburg Coburg Landkreis Coburg AutenhausenLandkreis Forchheim Ermreuth Hagenbach Pretzfeld Stadt Hof Hof Landkreis Hof OberkotzauLandkreis Kronach Kups Landkreis Lichtenfels Burgkunstadt Lichtenfels 49 869754 11 17537 Koordinaten 49 52 11 N 11 10 31 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judischer Friedhof Heiligenstadt in Oberfranken amp oldid 231842540