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Interferenzpigmente sind Effektpigmente deren Wirkung vorwiegend oder ganz auf Interferenz von Licht an dunnen hochbrechenden Schichten beruht Sie zeichnen sich dadurch aus dass sie einen winkelabhangigen Farbeindruck erzeugen der als Farbtonflop bezeichnet wird Die Wirkung der ahnlichen Perlglanzpigmente entsteht ebenfalls durch Mehrfachreflexion beruht aber nicht massgeblich auf Interferenz 1 2 Interferenzlack an einer Fassade Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Wirkungsweise 3 Herstellung 4 Eigenschaften 5 Verwendung 6 Literatur 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenInterferenzpigmente wurden deutlich spater als Perlglanzpigmente und Metalleffektpigmente entwickelt Die ersten relevanten Patente uber die Beschichtung von Glimmer wurden in den Jahren 1942 Atwood 1963 und 1964 veroffentlicht Insbesondere das Patent von Atwood wurde zunachst zur Herstellung von Perlglanzpigmenten verwendet 1969 schlossen die Chemieunternehmen DuPont Mearl heute Teil der BASF und Merck Kreuzlizenzen zur Entwicklung von Perlglanz und Interferenzpigmenten Seit den 1990er Jahren wurde eine Vielzahl von Pigmentklassen entwickelt die das Phanomen der Interferenz ausnutzen Im Einzelnen sind dies Flussigkristallpigmente und Pigmente mit Fabry Perot Struktur beide 1995 Bei letzteren werden Interferenzschichten auf unterschiedlichen Substraten wie synthetischer Glimmer 1996 Aluminiumoxid Flakes 1999 Siliciumdioxid Flakes 2000 oder Glas Flakes 2002 aufgebracht Wirkungsweise Bearbeiten nbsp Interferenz bei steilem Einstrahlwinkel nbsp Interferenz bei flachem Einstrahlwinkel nbsp Einfluss der Schichtdicke auf die InterferenzfarbeInterferenzpigmente sind im Gegensatz zu Perlglanzpigmenten beschichtet und sind nicht zwangslaufig transparent Das einfallende Licht wird zum Teil an der Grenzflache zwischen Pigments und Tragermaterial reflektiert Der andere Teil wird ins Innere der Beschichtung gebrochen An der Grenzflache zwischen Beschichtung und Substratoberflache wird das restliche Licht reflektiert und an der Oberflache der Beschichtung erneut gebrochen Da Lichtstrahlen die die Oberflache des Lackes an derselben Stelle verlassen unterschiedliche Weglangen zurucklegen mussen werden bestimmte Wellenlangen durch Uberlagerung ausgeloscht oder verstarkt so dass Farbe entsteht Da der Unterschied der Weglangen abhangig vom Einstrahlungswinkel ist entsteht ein winkelabhangiger Farbeindruck Farbflop Der Unterschied der Weglangen wird durch die Schichtdicke beeinflusst Damit ist die Wellenlange mit maximaler Reflexion eine Funktion der Schichtdicke Die entstehenden Farben konnen somit uber die Schichtdicke gesteuert werden Die Farbe des transmittierten Lichts entspricht der Komplementarfarbe des reflektierten Lichts Auf dunklem Untergrund wird die Komplementarfarbe absorbiert so dass nur die Interferenzfarbe zu sehen ist Auf hellem Untergrund wird die Komplementarfarbe reflektiert so dass sie sich mit der Interferenzfarbe zu weissem Licht addiert Herstellung BearbeitenZur Herstellung von Interferenzpigmenten werden je nach Art und Eigenschaften des Basismaterials und dessen Beschichtung en verschiedene Verfahren eingesetzt Im ersten Schritt muss dabei das plattchenformige Tragermaterial hergestellt werden das dann zur Erzeugung des Interferenzeffektes mit einer oder mehreren Schichten beschichtet wird Je nach Material kann ein Mahlschritt folgen abschliessend wird das Material nach der Teilchengrosse klassiert Zur Herstellung von plattchenformigem Eisenoxid wird zunachst FeSO4 zu FeOOH oxidiert In einem Autoklav wird Wasser abgespalten Dadurch fallt plattchenformiges Fe2O3 an Plattchenformiges Titandioxid wird hergestellt indem ein TiOCl2 Film durch Bandbeschichtung mit gleichzeitiger Hydrolyse zu TiO2 umgewandelt wird Es entstehen grossflachige Filme die danach zu plattchenformigen Partikeln zerkleinert werden In einem weiteren Schritt kann der entstandene Film vor der Zerkleinerung mit Metalloxiden beschichtet werden Siliciumdioxid und Borosilikat Flakes werden aus einer Schmelze aus reinen Rohstoffen erhalten Es folgt die Mahlung und Klassierung sowie ein Beschichtungsschritt analog zur Herstellung von Glimmer und Al2O3 Pigmenten durch Suspension Filtration oder Kalzinierung Metalloxid Glimmerpigmente bestehen aus Glimmerplattchen die mit Titandioxid beschichtet werden Im nachsten Schritt folgt eine Zerkleinerung und Klassierung Alternative kann eine Hydrolyse von Titansalzlosungen in wassriger Glimmersuspension Homogene Hydrolyse oder Titration erfolgen Dieses Verfahren wurde bereits 1942 publiziert wird jedoch erst 1960 kommerziell genutzt Ebenfalls moglich aber nicht von industrieller Bedeutung ist die Herstellung uber chemische Gasphasenabscheidung Chemical Vapor Deposition CVD in der Gasphase oder im Wirbelbett Haufig wird eine Vorbelegung mit Zinkoxid durchgefuhrt Dieses fordert die Bildung der Rutil Modifikation die eine hohere Stabilitat des Effektpigmentes gewahrleistet Nur uber das CVD Verfahren konnen Pigmente mit einer Fe2O3 Basis und Metalloxidschichten erzeugt werden Ublich sind 5 Schicht Systeme aus Fe2O3 SiO2 und Fe2O3 Ebenfalls im CVD Verfahren konnen Metalleffektpigmente mit einer Metalloxidschicht uberzogen werden Dies geschieht unter einer Stickstoffatmosphare in einem Wirbelschichtreaktor bei 450 C Haufig wird dabei eine Zwischenschicht aus SiO2 erzeugt Wird Glimmer mit Fe2O3 beschichtet ist die Herstellung uber das Titrations oder das CVD Verfahren moglich In weiteren Produktionsschritten ist die Kombination mit weiteren Schichten moglich Ebenso konnen auf diese Weise Multischichtpigmente hergestellt oder die Wetterechtheit durch die Beschichtung mit Silanen erhoht werden Die kunstliche Erzeugung von Aluminiumoxid Flakes anstelle naturlichen Glimmer zu verwenden ist ein anspruchsvolleres Verfahren erzielt jedoch nahezu perfekte Oberflachen In diesem Verfahren wird durch kontrolliertes Kristallwachstum eine a Korund Struktur erzeugt Im Idealfall werden einkristalline dunne Flakes erhalten Pigmente mit sogenannter Fabry Perot Struktur werden durch einen Roll Coater in der Vakuumkammer erzeugt Zunachst wird dabei ein Ablosefilm auf einem bewegten Polymerband Transfer Foil hergestellt In der Folge wird die erste Metallschicht danach die erste dielektrische Schicht aufgebracht Weitere metallische und dielektrische Schichten folgen gegebenenfalls im Wechsel Abschliessend wird die Schicht abgelost und das Material gemahlen und klassifiziert Eigenschaften Bearbeiten nbsp Interferenzpigment blau goldIm Gegensatz zu klassischen Pigmenten deren Farbwirkung auf Absorption beruht folgen Mischungen aus mehreren Interferenzpigmenten den Gesetzen der additiven Farbmischung Klassische Pigmente folgen dagegen den Gesetzen der subtraktiven Farbmischung 1 Wie bei allen Pigmenten findet die Prufung von Effektpigmenten im eingebundenen Zustand also in einem Tragermedium statt Da die Farbe der Pigmente von Betrachtungswinkel und Beobachtungswinkel abhangig ist muss die Beurteilung unter mehreren Winkeln erfolgen Bei der visuellen Beurteilung findet dies durch einfaches Abkippen des zu beurteilenden Pruflings statt Farbmetrisch erfolgt die Beurteilung meist durch Mehrwinkelmessgerate Ebenfalls moglich aber seltener angewendet ist die Beurteilung unter fixem Beobachtungswinkel und variabler Beleuchtung Anwendung finden diese Methoden beispielsweise bei der Produktionssteuerung und der Qualitatskontrolle der Pigmente Zur Identifikation von Effektpigmenten ist weiterhin die Mikroskopie die dominierende Prufmethode Marktubliche Farbrezeptiersoftware kann nur eine Remissionskurve nachstellen nicht aber mehrere Da alle Effektpigmente zur korrekten farbmetrischen Darstellung mehrere Remissionskurven erfordern ist eine Methode zur automatisierten Rezepturberechnung noch nicht bekannt Verwendung Bearbeiten nbsp Farbflop blau goldInterferenzpigmente finden aufgrund ihres haufig spektakularen Erscheinungsbildes Verwendung im Bereich des Fahrzeugtunings und der Kosmetik Da sie einerseits sehr teuer sind andererseits jedoch mit ihnen formulierte Farbtone nur sehr schwer nachzustellen sind werden sie bei der Formulierung von speziellen Druckfarben fur Sicherheitsmerkmale von Banknoten eingesetzt Ein Beispiel hierfur ist die 50 unten rechts auf der Ruckseite des 50 Euro Scheins Moglich ist der Einsatz in Druckfarben Kunststoffen und Lacken durch die hohen Rohstoffkosten ist der Einsatz in diesen Bereichen jedoch limitiert Literatur BearbeitenH Kittel J Spille Lehrbuch der Lacke und Beschichtungen 2 Auflage Band V Pigmente Fullstoffe und Farbmetrik Hirzel Stuttgart 2003 ISBN 978 3 7776 1015 3 A Goldschmidt H Streitberger BASF Handbuch Lackiertechnik Vincentz Network Hannover 2002 ISBN 3 87870 324 4 G Pfaff Spezielle Effektpigmente 2 Auflage Vincentz Network Hannover 2007 ISBN 3 86630 895 7 Einzelnachweise Bearbeiten a b H Rompp Rompp Lexikon Lacke und Druckfarben Thieme Stuttgart 1998 ISBN 978 3 13 776001 6 S 304 DIN 55944 Farbmittel Einteilung nach koloristischen und chemischen Gesichtspunkten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Interferenzpigment amp oldid 204815283