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Als Biodiversitats Hotspots oder Brennpunkte der Biodiversitat englisch biodiversity hot spots werden Regionen der Erde bezeichnet in denen eine grosse Zahl an endemischen Pflanzen und Tierarten vorkommt und deren Natur in besonderem Masse bedroht ist Die meisten dieser Regionen liegen um den Aquator verteilt Die Lander in denen sich Hotspots finden bedecken weniger als 10 der Erdoberflache sind aber Heimat von 70 der weltweiten Fulle des Lebens der Lebewesen 1 Die gemeinsame Flache der insgesamt 34 ernannten Hotspot Regionen entspricht bloss 2 3 der Gesamtlandflache der Erde Ursprunglich bedeckten die 35 Hotspots einmal 15 7 der Landoberflache der Erde 86 des Habitats der Hotspots wurden jedoch durch den Menschen zerstort 2 3 der weltweiten Landflache beherbergt 50 aller Pflanzenarten 55 aller Susswasserfischarten und 77 22 022 aller Landwirbeltiere Ausgehend von der beobachteten Zahl der Landwirbeltiere in den Hotspots wird die Gesamtzahl aller vorkommenden Arten in den Hotspots jedoch weit hoher geschatzt In Bezug auf den Endemismus in den Hotspots wurde festgestellt dass 42 aller Landwirbeltiere und 50 der weltweiten Flora nur in den 34 ermittelten Biodiversitats Hotspots vorkommen 2 Gefahrdete Vogelarten 2007 Weltweite Verteilung der gefahrdeten Vogel Die grosste Dichte herrscht am Aquator und in Gebirgszugen sowie an Kusten Ein ahnliches Konzept das jedoch nicht auf die Gefahrdungslage bezogen ist ist das der Megadiversitylander Es bezieht sich aber nur auf Staaten Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung des Forschungsfeldes 2 Kriterien 3 Biodiversitats Hotspots nach Regionen 4 Strategie zum Schutz der Biodiversitats Hotspots 5 Biodiversitats Hotspots von nationaler Bedeutung in Deutschland 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEntwicklung des Forschungsfeldes BearbeitenNaturschutzbiologen stellten fest dass es global betrachtet Regionen mit einer grossen Dichte an endemischen Arten gibt die in der Regel in der Nahe des Aquators liegen Das Konzept der Biodiversity Hotspots wurde von den Biologen Russell Mittermeier und Norman Myers Ende der 1980er Jahre entwickelt Ausloser war die als Dilemma empfundene Fragestellung welche Gebiete fur den Artenschutz die grosste Bedeutung besitzen Ziel war es Naturschutzbemuhungen weltweit sinnvoll zu bundeln nbsp Tylecodon der Butterbaum eine typische Pflanze der Sukkulenten Karoo Mittermeier hatte Primatenschutzprogramme weltweit unter dem Gesichtspunkt der Prioritatensetzung analysiert Er fand heraus dass weltweit vier Lander zwei Drittel aller Primatenarten beheimaten Er weitete seine Untersuchung auf andere Saugetierarten Vogel Reptilien Amphibien Pflanzen und ausgewahlte Insektengruppen aus Den Begriff Biodiversitat Hotspot selbst pragte 1988 der britische Biologe Myers Als biologische Basis fur die Identifizierung einer Region als Hotspot wurde die Vielfalt der dort vorkommenden Pflanzenarten zugrunde gelegt Hintergrund hierfur war dass die Bestimmung und Erfassung bei Pflanzen weniger aufwandig ist wie auch dass von den bestehenden Pflanzenvorkommen die Diversitat anderer Arten abhangt 1 Myers fuhrte anhand der beiden Dimensionen Pflanzen Endemismus und Lebensraumverlust biogeographische Kategorisierungen von Regionen durch 1990 erganzte Myers die bereits ausgewiesenen Hotspot Gebiete um weitere acht Hotspots Hierunter befanden sich auch vier Gebiete mit mediterranem Klima 1996 uberarbeitete die Non Profit Organisation Conservation International deren Arbeitsschwerpunkt der Schutz der Biodiversitats Hotspots ist die Liste der am meisten schutzbedurftigen Hotspots Kriterien Bearbeiten nbsp Limpopo Fluss Coastal Forests of Eastern AfricaConservation International legte zunachst zwei strikte Kriterien fest nach denen eine Region als Hotspot identifiziert wird Sie muss mindestens 1500 endemische Arten von Gefasspflanzen aufweisen und damit uber 0 5 Prozent der Summe aller auf der Erde 70 Prozent ihres ursprunglichen Habitats mussen die Pflanzenarten dort bereits verloren haben 1999 identifizierte CI 25 Biodiversitats Hotspots nach diesen Kriterien in dem Buch Hotspots Earth s Biologically Richest and Most Endangered Terrestrial Ecoregions 2005 veroffentlichte die Organisation ein Update mit dem Titel Hotspots Revisited Earth s Biologically Richest and Most Endangered Terrestrial Ecoregions 3 Die fur die Identifikation von Biodiversitats Hotspots verwendeten Kriterien werden in der Fachoffentlichkeit kontrovers diskutiert Zum einen wird die Frage aufgeworfen ob die Bedrohung der Biodiversitat in die Definition eines Hotspots eingehen sollte 4 Zum anderen fuhrt die Berucksichtigung anderer Organismengruppen 5 oder die Betrachtung von Tieren neben Pflanzen 6 zu unterschiedlichen Ergebnissen Biodiversitats Hotspots nach Regionen Bearbeiten nbsp Biodiversitat Hotspots erweiterte biogeographische Verteilung der Regionen und Meeresgebiete mit der grossten Artendichte auf unserem Planeten teilweise stimmen die geographischen Markierungen nicht exakt mit den farblichen Gebieten uberein Gebiete 1 25 nach Myers u a 2000 7 Gebiete 26 34 nach dem Jahr 2000 erganztNord und Zentralamerika 0 2 Mesoamerika Mesoamerica 0 3 Karibische Inseln Caribbean Islands 0 8 Kalifornien California Floristic Province 26 Subtropische Bergwalder Mexikos und im Sudwesten der USA Madrean Pine Oak Woodlands Sudamerika 0 1 Tropische Anden Tropical Andes 0 4 Mata Atlantica Atlantic Forest 0 5 Tumbes Choco Magdalena Tumbes Choco Magdalena 0 6 Cerrado Cerrado 0 7 Valdivianischer Regenwald Chilean Winter Rainfall Valdivian Forests Afrika 0 9 Madagaskar und die Inseln des Indischen Ozeans Madagascar and the Indian Ocean Islands 10 Kustenwalder Ostafrikas Coastal Forests of Eastern Africa 11 Guineische Walder Westafrikas Guinean Forests of West Africa 12 Kapflora Cape Floristic Region 13 Karoo Succulent Karoo 27 Maputaland Pondoland Albany Maputaland Pondoland Albany 28 Region in den Afrikanischen Bergen und im Suden der Arabischen Halbinsel Eastern Afromontane 29 Horn von Afrika Horn of Africa Europa und Zentralasien 14 Mittelmeerraum Mediterranean Basin 15 Kaukasus Caucasus 30 Iran Anatolien Irano Anatolian 31 Zentralasiatische Gebirgskette Mountains of Central Asia Asien Pazifik 16 Sunda Sundaland 17 Wallacea Wallacea 18 Philippinen Philippines 19 Hinterindien Indo Burma 20 Gebirgskette von Sudwest China Mountains of South Central China 21 Westghats und Sri Lanka Western Ghats and Sri Lanka 22 Sudwestaustralien Southwest Australia 23 Neukaledonien New Caledonia 24 Neuseeland New Zealand 25 Polynesien und Mikronesien Polynesia and Micronesia 32 Himalaya Himalaya 33 Japan Japan 34 Ostmelanesische Inseln East Melanesian Islands 35 Ostaustralische Walder Forests of East Australia 8 Strategie zum Schutz der Biodiversitats Hotspots Bearbeiten nbsp Philippinischer Koboldmaki nbsp Nationalpark ChiloeNachdem die Regionen mit besonders hohem Artenreichtum und einer besonders prekaren Schutzsituation identifiziert worden waren wurden verschiedene Programme aufgelegt Das Konzept der Hotspots ist mittlerweile Bestandteil vieler weltweit tatiger Institutionen wie der MacArthur and Moore Foundations der Weltbank und der Global Environment Facility Daneben arbeiten viele NGOs am Schutz der Hotspots Insgesamt wurden bisher 750 Millionen Dollar 2003 in die Umsetzung der Strategie investiert Dies ist die grosste Summe die jemals in ein Naturschutz Projekt investiert wurde Die These der Hotspots basiert auf dem Fakt dass Naturschutzer nicht alle bedrohten Arten mit den bestehenden finanziellen Mitteln aus Spendengeldern schutzen konnen Deshalb mussten die Aktivisten Prioritaten bei der Planung ihrer Massnahmen setzen Wo kann mit dem vorhandenen Geld der grosste Schutzwert erzielt werden 9 Die Biodiversitats Hotspots sind in den meisten Fallen in sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungs und Schwellenlandern verortet Deshalb ist in den meisten Fallen logistische und finanzielle Unterstutzung von westlichen Staaten und Organisationen Teil der Strategie Zwolf Megadiversitylander trafen sich 2002 im mexikanischen Cancun und schlossen die Declaracion de Cancun 10 der sich bis 2003 zwei weitere Staaten anschlossen 11 Biodiversitats Hotspots von nationaler Bedeutung in Deutschland Bearbeiten Hauptartikel Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt Das Bundesamt fur Naturschutz griff die Hotspot Idee auf und definierte fur die nationale Biodiversitatsstrategie nationale Hotspots Deutschlandweit wurden anhand von Daten zu den FFH Lebensraumtypen und zum Vorkommen verschiedener Artengruppen 30 Hotspots der Biodiversitat identifiziert Sie weisen eine besonders hohe Dichte und Vielfalt charakteristischer Arten Populationen und Lebensraume auf Die Hotspot Regionen sind uber ganz Deutschland verteilt und umfassen etwa 11 der Landesflache Die naturraumtypische Vielfalt von Landschaften Lebensraumen und Lebensgemeinschaften sowie die gebietstypische naturlich und historisch entstandene Artenvielfalt dieser Gebiete soll erhalten bleiben Aufgrund dessen soll fur jeden Hotspot ein Konzept erarbeitet und beispielhafte Massnahmen umgesetzt werden Eine langfristige Sicherung der Hotspots soll durch regionale Partnerschaften aus Stadten und Gemeinden Naturschutzakteuren sowie Wirtschafts und Sozialpartnern erreicht werden 12 Siehe auch BearbeitenBiodiversitat der Philippinen Key Biodiversity AreasLiteratur BearbeitenWerner Ackermann und Jens Sachteleben Identifizierung der Hotspots der biologischen Vielfalt in Deutschland BfN Skripten 315 Bonn 2012 ISBN 978 3 89624 050 7 Russell A Mittermeier Patricio Robles Gil Michael Hoffman John Pilgrim Thomas Brooks Cristina Goettsch Mittermeier John Lamoreux Gustavo A B da Fonseca u a Hotspots Revisited Earth s Biologically Richest and Most Endangered Terrestrial Ecoregions Conservation International 2005 ISBN 978 968 6397 77 2 Carl Beierkuhnlein Biogeographie UTB L 8341 Ulmer Verlag Stuttgart 2006 ISBN 3 8252 8341 0 Josef H Reichholf Autor Klaus Wiegand Hrsg Ende der Artenvielfalt Gefahrdung und Vernichtung der Biodiversitat Fischer Tb Frankfurt 2008 ISBN 978 3 596 17665 6 Weblinks BearbeitenBfN Hotspots der Biologischen Vielfalt in Deutschland Conservation International The Biodiversity Hotspots on the global level Europaische Umweltagentur Biodiversity hot spots in the pan European regionEinzelnachweise Bearbeiten a b Thomas M Smith Robert L Smith Okologie Pearson Studium Verlag Seiten 830 834 ISBN 978 3 8273 7313 7 Hotspots Revisited Key Findings In Conservation International Abgerufen am 8 April 2014 Encyclopedia of Earth biodiversity hotspots collection C D L Orme R G Davies M Burgess F Eigenbrod Global hotspots of species richness are not congruent with endemism or threat In Nature Nr 436 2005 S 1016 1019 vgl etwa Kirsten Kaschner Vorhersagemodell uber globale Verbreitungsgebiete und Biodiversitats Hotspots von Meeressaugern In Treffpunkt Biologische Vielfalt Nr 6 2005 S 229 230 Bruno Streit Was ist Biodiversitat Erforschung Schutz und Wert biologischer Vielfalt C H Beck Munchen 2007 S 79 83 N Myers u a Biodiversity hotspots for conservation priorities In Nature Nr 403 2000 S 853 858 Christian Marchese Biodiversity hotspots A shortcut for a more complicated concept Hrsg Universite du Quebec a Rimouski Departement de biologie chimie et geographie Rimouski Quebec doi 10 1016 j gecco 2014 12 008 englisch Abstract abgerufen am 28 Marz 2020 voller Download auf der Webseite moglich Norman Myers Biodiversity Hotspots Revisited PDF 173 kB Memento des Originals vom 31 Januar 2012 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot files globalmarshallplan org Text der Declaracion de Cancun auf Wikisource spanisch United Nations Industrial Development Organization How can biotechnology benefit Latin America and the Caribbean PDF 29 kB 25 Juni 2003 Bundesamt fur Naturschutz Hotspots der biologischen Vielfalt in Deutschland 15 April 2015 abgerufen am 3 Juni 2019 mit weiterfuhrenden Links Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Biodiversitats Hotspot amp oldid 234660680