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Hermann Julius Hofle falschlich auch Hans Hofle 1 19 Juni 1911 in Salzburg 21 August 1962 in Wien 2 war im NS Staat als SS Sturmbannfuhrer und Leiter der Hauptabteilung Aktion Reinhardt zustandig fur die Koordinierung dieser Aktion mit der Zivilverwaltung des Generalgouvernements Er gehorte zu den eher unbekannten jedoch massgeblichen Technokraten fur die sogenannte Endlosung den millionenfachen Judenmord Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und fruhe politische Betatigung 1 2 Einsatz beim SS und Polizeifuhrer im Distrikt Lublin bei der Aktion Reinhardt 1 3 Teilnahme an der Aktion Erntefest 1 4 Nach Kriegsende 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft und fruhe politische Betatigung Bearbeiten Hermann Hofle besuchte die Volks und Burgerschule und absolvierte eine dreijahrige Lehre als Automechaniker Danach arbeitete er ein Jahr als Mechanikergehilfe und als Maschinist im Salzburger Wasserwerk Anschliessend fuhr er Taxi und grundete zwei Jahre spater ein eigenes Taxiunternehmen Von seinem 12 bis 16 Lebensjahr hatte er dem Arbeiterverein angehort Am 1 August 1933 trat er mit 22 Jahren in die osterreichische NSDAP und gleichzeitig in die SS SS Nummer 307 469 ein 3 Hier wurde er ein Jahr spater Sturmgeldverwalter und Stellvertreter des Sturmfuhrers Am 29 Oktober 1933 heiratete er Berta Duhr 25 Oktober 1912 in Salzburg mit der er bis Kriegsende vier Kinder hatte Ein Zwillingspaar starb 1943 im Kleinkindalter an Diphtherie Wegen unerlaubter politischer Betatigung wurde er vom 25 Mai 1935 bis 1 Januar 1936 im Salzburger Polizeigefangnis inhaftiert Im Januar 1937 ubernahm er die Fuhrung des SS Sturmbannes 1 76 und tat sich bei den Pogromen am 9 November 1938 so hervor dass ihn Adolf Eichmann der unmittelbar zuvor die Leitung der Zentralstelle fur judische Auswanderung in Wien ubernommen hatte dem damaligen Gauleiter von Wien Odilo Globocnik als fahigen Mitarbeiter empfahl Am 22 Juni 1938 beantragte er die regulare Aufnahme in die NSDAP und wurde ruckwirkend zum 1 Mai aufgenommen Mitgliedsnummer 6 341 873 4 Im Februar und Marz 1939 besuchte Hofle die SS Fuhrerschule Dachau In seiner Beurteilung von 31 Marz 1939 vermerkte der zustandige SS Oberfuhrer und Schulleiter Hofle musse selbstbewusster auftreten und in Anzug und Sauberkeit mehr auf sich achten Fur seine 27 Lebensjahre wurde sein Auftreten als zu unsicher bezeichnet seine Personlichkeit insgesamt als zu weich Auch sein korperlicher Einsatz musse aktiver und harter werden und die geistige Regsamkeit sei noch nicht ausreichend entwickelt Allerdings wurden ihm auch Eigenschaften wie Strebsamkeit Bescheidenheit Ehrlichkeit und Fleiss bescheinigt 5 Seine Abschlussarbeit auf der Fuhrerschule wurde mit kaum genugend zensiert Danach wurde er im Sudetenland zu Aufbauarbeiten fur die 99 SS Standarte in Znaim eingesetzt Einsatz beim SS und Polizeifuhrer im Distrikt Lublin bei der Aktion Reinhardt Bearbeiten Beim deutschen Uberfall auf Polen nahm Hofle im 8 SS Infanterieregiment teil Anschliessend war er vom 10 Dezember 1939 bis zum 1 September 1940 Fuhrer des Volksdeutschen Selbstschutzes in Neu Sandez Nowy Sacz Am 1 September 1940 wurde Hofle nach Lublin versetzt um dort fur den ihm schon bekannten Odilo Globocnik als SS und Polizeifuhrer SSPF im Distrikt Lublin zu arbeiten Globocnik war mit dem Bau von Befestigungen an der deutsch sowjetischen Demarkationslinie beauftragt Hofle leitete ab dem 1 November 1940 ein Lager der hierbei eingesetzten Zwangsarbeiter Jetzt fiel auch die Beurteilung durch seine Vorgesetzten wesentlich besser aus da nunmehr Tugenden wie leichte Auffassungsgabe fur praktische Dinge Selbstandigkeit und Massigung im Genuss von Alkohol und Nikotin einen hoheren Stellenwert erhielten als bislang Zu Hofles spateren Tatigkeiten gehorten die Liegenschaftsverwaltung die Leitung verschiedener Zwangsarbeiterlager die Einrichtung von SS und Polizeistutzpunkten im Distrikt Lublin und Mithilfe beim Ausbau des SS Ausbildungslagers fur fremdvolkisches Personal in Trawniki In Lublin wohnte und arbeitete Hofle in der Julius Schreck Kaserne dem ehemaligen Stefan Batory Kolleg in der Pierackistrasse 17 die als Hauptquartier der Aktion Reinhardt diente Mit der Beauftragung Globocniks zum Leiter der Aktion Reinhardt durch den Reichsfuhrer SS Heinrich Himmler am 13 Oktober 1941 wurde Hofle dessen Judenreferent Als solcher war er schon von Beginn an in die Planungen zur fabrikmassigen Totung der Juden im Generalgouvernement eingeweiht Ihm oblag die Koordination dieser monstrosen Mordaktion mit der Zivilverwaltung des Generalgouvernements unter deren Chef Hans Frank die Raumung der Ghettos im Generalgouvernement die Koordination und die Abfolge der den einzelnen Vernichtungslagern zuzufuhrenden Transporte und die Verwertung des Eigentums der Opfer Hierzu wurde in einem Gebaude in der Lubliner Chopinstrasse 27 ein Lager fur die Kleider und die bewegliche Habe eingerichtet In einer Zentralkartei wurden akribisch die Werte fur Edelsteine und Devisen vom SS Sturmbannfuhrer Georg Wippern erfasst wahrend die Kleidungsstucke Schuhe und ahnliches von Hofle registriert wurden Hofle verpflichtete die an der Aktion Reinhardt beteiligten Einsatzkrafte zur Verschwiegenheit und liess sie ein Formblatt unterschreiben in dem es unter anderem hiess Durch SS Hauptsturmfuhrer Hofle als Leiter der Hauptabteilung Einsatz Reinhardt bei SS und Polizeifuhrer im Distrikt Lublin bin ich eingehend unterrichtet und belehrt worden dass ich unter keinen Umstanden an Personen die ausserhalb des Kreises der Mitarbeiter im Einsatz Reinhardt stehen die Vorkommnisse bei der Judenumsiedlung mundlich oder schriftlich berichten darf dass die Vorgange bei der Judenumsiedlung Gegenstand einer Geheimen Reichssache sind Mir ist bekannt dass die Pflicht zur Geheimhaltung auch nach meinem Ausscheiden aus dem Dienst weiterbesteht 6 Die Aktion Reinhardt begann Mitte Marz 1942 mit der Raumung der Ghettos in Lemberg und Lublin nachdem am 16 Marz 1942 eine gemeinsame Besprechung zwischen SS und Polizei sowie Zivilverwaltung in Lublin stattgefunden hatte an der auch Hofle teilgenommen hatte 7 Schon am nachsten Tag wurden 3000 Juden im Vernichtungslager Belzec vergast Ab Mai 1942 wurde das Vernichtungslager Sobibor in Betrieb genommen und ab Juli 1942 Treblinka Am 22 Juli 1942 begann mit der Grossen Aktion die Raumung des Warschauer Ghettos des grossten Ghettos im Generalgouvernement 8 Hier sowie bei den Raumungen und dem Abtransport in die Vernichtungslager aus den Ghettos Mielec Lublin und Rzeszow wirkte Hofle als Organisator massgeblich mit und liess arbeitsfahige Juden in Lublin fur die in diesem Bereich befindlichen Zwangsarbeiterlager selektieren Auch organisierte er die Ankunft von Transporten aus dem KZ Theresienstadt und aus der Slowakei Bei einem Besuch in Belzec und Treblinka begleitete er Adolf Eichmann Im Stellenbesetzungsplan des Stabes des SS und Polizeifuhrers im Distrikt Lublin in Personalunion mit Arbeitsstab der Allgemeinen SS im Distrikt Lublin ist Hofle unter seiner SS Nr 307 469 als Referent fur Judenangelegenheiten Sonderaktion Reinhardt aufgefuhrt 9 In der Personalaufstellung des SS und Polizeifuhrers im Distrikt Lublin SS Gruppenfuhrer Odilo Globocnik von 1940 bis Juli 1943 wird Hofle als Stabsfuhrer im engeren Stab bezeichnet 10 Die Personalaufstellung von Globocniks Nachfolger in Lublin SS Gruppenfuhrer Jakob Sporrenberg vom August 1943 bis 22 Juli 1944 ubernimmt diese Beschreibung der Funktion von Hofle 11 Die Einsatzfreude Hofles wurde schliesslich am 20 April 1943 mit der Verleihung des Kriegsverdienstkreuzes I Klasse mit Schwertern belohnt Teilnahme an der Aktion Erntefest Bearbeiten Auch nachdem Globocnik im September 1943 nach Triest als Hoherer SS und Polizeifuhrer HSSPF in die Operationszone Adriatisches Kustenland versetzt worden war und die Aktion Reinhardt im November 1943 geendet hatte blieb Hofle noch weiterhin in Lublin und wirkte hier wiederum bei der Aktion Erntefest mit der an zwei Tagen durchgefuhrten Massenerschiessung von Juden aus den Zwangsarbeiterlagern im Distrikt Lublin Am 15 Februar 1944 wurde Hofle in das KZ Sachsenhausen versetzt und dort von diesem Tage an bis 7 Marz 1944 zur Dienstleistung dem SS Totenkopf Wachbataillon Sachsenhausen zugeteilt Ab 8 bis 17 Marz 1944 war er als Erster Schutzhaftlagerfuhrer tatig Hier war man jedoch mit seinen Leistungen nicht zufrieden Nach einer Zwischenbeurteilung des Lagerkommandanten vom 17 Marz 1944 zeigte er sich den Anforderungen die an den Fuhrer der Wachtruppe gestellt werden nicht gewachsen Trotzdem wurde ihm mit Wirkung vom gleichen Tage das Eiserne Kreuz II Klasse verliehen Mit Wirkung vom 13 Juni 1944 wurde er zum Fachfuhrer der Waffen SS beim SS Hauptamt Fachgruppe Erfassung ernannt Damit verbunden war seine Versetzung zum SS Hauptamt Nach Kriegsende Bearbeiten Nach Kriegsende wurde Hofle am 31 Mai 1945 auf der Moslacher Alm am Weissensee in Karnten wo er sich zusammen mit Globocnik sowie den SS Sturmbannfuhrern Ernst Lerch und Georg Michalsen versteckt hatte von den Englandern gefangen genommen Nach zwei Jahren in britischen Internierungslagern wurde Hofle im August 1947 aus dem Lager Wolfsberg in Karnten entlassen und der osterreichischen Justiz ubergeben Am 30 Oktober 1947 wurde er auf Gelobnis entlassen und arbeitete wieder in seinem Beruf als Automechaniker in seiner Geburtsstadt Salzburg Als am 9 Juli 1948 Polen seine Auslieferung beantragte floh er nach Italien Dort lebte er unter falschem Namen bis 1951 Danach kehrte er nach Osterreich zuruck um sodann in die Bundesrepublik Deutschland uberzusiedeln Hier wurde er kurzzeitig als Informant des Abwehrdienstes der US Armee CIC eingesetzt Im Januar 1961 erfolgte seine erneute Festnahme in Salzburg Kurz vor Beginn seines Prozesses erhangte sich Hofle am 21 August 1962 in einem Wiener Gefangnis nbsp Entschlusselter Funkspruch Hofles vom 11 Januar 1943 Im Jahr 2000 gab der britische Geheimdienst bislang unter Verschluss gehaltene Unterlagen frei Darunter befand sich auch ein Funkspruch Hofles das so genannte Hofle Telegramm vom 11 Januar 1943 an Eichmann im Reichssicherheitshauptamt RSHA der von den Briten entschlusselt worden war jedoch lediglich eine Liste von Zahlen die zusammen eine Summe von 1 274 166 ergaben umfasste Erst nach Freigabe dieses Funkspruches ist deren Bedeutung erkannt worden Die ubermittelte Summe stellt die Zahl der bis zum 31 Dezember 1942 in den Vernichtungslagern des Generalgouvernements getoteten Juden dar Neben dieser Jahresbilanz waren alle 14 Tage Meldungen uber den Stand der im Rahmen der Aktion Reinhardt ermordeten Juden an das Referat IV B 4 von Adolf Eichmann im RSHA zu senden Literatur BearbeitenWalter Thaler Hermann Hofle Der Adolf Eichmann von Salzburg In ders Erinnerungswurdig Pragende Personlichkeiten der Salzburger Geschichte Verlag Anton Pustet Salzburg 2022 ISBN 978 3 7025 1033 6 S 231 234 Hermann Julius Hofle Koordinator des Massenmords In Johannes Hofinger Nationalsozialismus in Salzburg Opfer Tater Gegner Nationalsozialismus in den osterreichischen Bundeslandern 5 Schriftenreihe des Archivs der Stadt Salzburg 44 2 Auflage Studien Verlag Innsbruck u a 2018 ISBN 978 3 7065 5211 0 S 245 247 Marcel Reich Ranicki Mein Leben Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 2000 ISBN 3 423 12830 5 S 235 242 Peter Witte Stephen Tyas A New Document on the Deportation and Murder of Jews during Einsatz Reinhardt 1942 In Holocaust Genocide Studies 15 2001 S 468 486 Josef Wulf Das Dritte Reich und seine Vollstrecker K G Saur Verlag Munchen 1978 ISBN 3 598 04603 0 S 275 287 Weblinks BearbeitenBiographie von Hermann Hofle bei www deathcamps org Stephan Lehnstaedt Hermann Hofle in NDB online Einzelnachweise Bearbeiten Als Hans Hofle bei Martin Broszat Gerald Reitlinger Dominique Venner Soldner ohne Sold Die deutschen Freikorps 1918 1923 Neff Wien 1974 Die entsprechenden Akten oder Fragebogen der SS zeigen jedoch eindeutig dass die korrekten Vornamen Hermann Julius lauten Das Scheitern des kleinen Eichmann Prozesses in Osterreich Selbstmord des Salzburger SS Sturmbannfuhrers Hermann Hofle im Wiener Straflandesgericht In nachkriegsjustiz at Abgerufen am 3 Juni 2020 Bundesarchiv R 9361 III 531488 Bundesarchiv R 9361 VIII KARTEI 11440869 Josef Wulf Das Dritte Reich und seine Vollstrecker Unverand Nachdruck Ullstein TB 1984 ISBN 3 548 33039 8 S 278 Josef Wulf Das Dritte Reich und seine Vollstrecker Unverand Nachdruck Ullstein TB 1984 ISBN 3 548 33039 8 S 281 Vollstandig abgedruckt als Dokument VEJ 9 95 in Klaus Peter Friedrich Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Quellensammlung Band 9 Polen Generalgouvernement August 1941 1945 Berlin 2014 ISBN 978 3 486 71530 9 S 336 337 Dokument VEJ 9 48 in Klaus Peter Friedrich Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Quellensammlung Band 9 Polen Generalgouvernement August 1941 1945 Munchen 2013 ISBN 978 3 486 71530 9 S 218 219 Anweisung an den Judenrat in Warschau VEJ 9 98 In Klaus Peter Friedrich Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Quellensammlung Band 9 Polen Generalgouvernement August 1941 1945 Munchen 2013 ISBN 978 3 486 71530 9 S 340 342 Stellenbesetzungsplan bei www deathcamps org Personalaufstellung bei www deathcamps org Personalaufstellung bei www deathcamps orgNormdaten Person GND 120714272 lobid OGND AKS LCCN no2007109740 VIAF 73641954 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hofle HermannALTERNATIVNAMEN Hofle Hermann Julius vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher SS Sturmbannfuhrer und Leiter der Hauptabteilung Aktion ReinhardtGEBURTSDATUM 19 Juni 1911GEBURTSORT SalzburgSTERBEDATUM 21 August 1962STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hermann Hofle SS Mitglied 1911 amp oldid 238109034